Vittorio Arrigoni

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vittorio „Vik“ Arrigoni (* 4. Februar 1975 in Besana in Brianza; † 15. April 2011 in Gaza) war ein italienischer Reporter, Friedensaktivist und aktives Mitglied der pro-palästinensischen Internationalen Solidaritätsbewegung ISM. Er wurde am 14. April von palästinensischen Salafisten entführt und darauf ermordet.

Aktivismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Journalist und Mitglied des International Solidarity Movement berichtete er seit dem Jahr 2008 aus dem Gaza-Streifen. 2009 veröffentlichte er eine Sammlung seiner Reportagen aus dem Gazastreifen in Form eines Buches mit dem Titel Restiamo umani, das unter anderem auch ins Deutsche übersetzt wurde.

Entführung und Ermordung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arrigoni wurde am 14. April 2011 von der palästinensischen islamistisch-salafitischen Gruppe Tawhid wal-Jihad („Tauhīd und Dschihad“) entführt; einen Tag später wurde seine Leiche in einem leerstehenden Haus gefunden. Die Gruppe hatte von der den Gazastreifen kontrollierenden gleichfalls islamistischen Hamas die Freilassung ihres Führers Hisham Saidani gefordert, der Anfang März inhaftiert worden war. Das Ergebnis ihres Ultimatums hatte die Gruppe nicht abgewartet.[1]

Arrigonis Verleger in Deutschland, Giuseppe Zambon, verdächtigte nach dem Fund der Leiche Israel, hinter dem Mord zu stehen.[2] Den gleichen Verdacht – Cui bono? – äußerte die Bundestagsabgeordnete Inge Höger (Die Linke): „Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Wer profitiert von diesen furchtbaren Verbrechen?“[3] Henryk M. Broder bezeichnete diese Äußerungen als antisemitische Verschwörungstheorien, da sie auf keinerlei Fakten basiert seien.[4]

Die Hamas-Regierung des Gaza-Streifens konnte als Täter palästinensische Salafisten ermitteln: Zwei davon wurden bei der Festnahme getötet, zwei andere zu lebenslanger Haft verurteilt. Zwei Mittäter erhielten langjährige Haftstrafen.[5]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Blastenbrei befand im Titel-Kulturmagazin den von Arrigoni als Hauptautor verfassten und bei Zambon erschienenen Band Palästina – Ethnische Säuberung und Widerstand „über weite Strecken konfus ... und gespickt mit kleineren und größeren Sachfehlern“. Er bemängelte dabei Unbalanciertheit, weitgehenden Verzicht auf politische und wirtschaftliche Analyse sowie das fast vollständige Fehlen überprüfbarer Quellenangaben selbst bei extrem brisanten Streitfragen.[6]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • GAZA – Mensch bleiben: Dezember 2008 – Juli 2009. Mit einem Vorwort von Ilan Pappe. 1. Auflage. Zambon, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-88975-157-7 (italienisch: Restiamo Umani.).
  • Palästina – Ethnische Säuberung und Widerstand, Herausgeber: Giuseppe Zambon, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-88975-156-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Italienischer Aktivist tot im Gazastreifen gefunden
  2. Zur Ermordung des 36jährigen Friedensaktivisten Vittorio Arrigoni schreibt sein deutscher Verleger Dr. Giuseppe Zambon, Presseerklärung des Zambonverlages veröffentlicht am 15. April 2011
  3. Mord an Vittorio Arrigoni: Unsicherheit über Mörder (Memento vom 21. April 2011 im Internet Archive). Mittlerweile gelöschte Presseerklärung auf der Seite inge-hoeger.de, 18. April 2011.
  4. Henryk M. Broder: Alkoholismus und Antisemitismus haben viel gemein, Die Welt vom 22. April 2011
  5. Gaza Vittorio Arrigoni murder: Four Palestinians jailed, BBC, 17. September 2012.
  6. Peter Blastenbrei: Leidensgeschichte, Titel-Kulturmagazin, 16. Dezember 2011.