Wörterbuch der donauschwäbischen Fachwortschätze

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Das Wörterbuch der donauschwäbischen Fachwortschätze erfasst und beschreibt Wortschatz der Handwerker und der Landwirtschaft der donauschwäbischen Dialekte. Das Wörterbuch konzentriert sich auf diesen Ausschnitt aus dem Gesamtwortschatz, da diese Bereiche für das Leben und die Erwerbstätigkeit der deutschsprachigen Bevölkerung in dieser Region repräsentativ sind. Die Beschränkung ist eine Voraussetzung für die absehbare Bearbeitung und Publikation der Bände. Sie ist auch deshalb notwendig, weil die donauschwäbischen Dialekte sich durch Flucht, Vertreibung und Auswanderung zunehmend auflösen, somit die Gewähsrleute bald nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Anordnung der Einträge ins Wörterbuch erfolgt alphabetisch, der Lemmaansatz ist neuhochdeutsch.

Projekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Forschungsbereich Donauschwäbische Mundartforschung stellte sich angesichts der zunehmenden Auflösung der donauschwäbischen Sprachgemeinschaften die Aufgabe, die Mundarten in den donauschwäbischen Siedlungsgebieten, die Fachsprachen der Handwerker und der Landwirtschaft, die deutschen Stadtsprachen und die sprachlichen Interferenzen in Südosteuropa sowie die sprachliche Integration der ausgesiedelten Donauschwaben zu untersuchen und darzustellen. Das Projekt knüpfte zuerst an die Vorarbeiten und frühen Ziele der ungarndeutschen und Banater Mundartforschung an und sah die Dokumentation und wissenschaftliche Darstellung der donauschwäbischen Dialekte, vorrangig durch die Erarbeitung eines Donauschwäbischen Wörterbuchs und eines Sprachatlas (gemeinsam mit den Forschungsstellen in Budapest und Temeswar) als Fernziel vor, das durch Fachwörterbücher (ausgewählter Handwerke, der Landwirtschaft und der Volkskunde) vorbereitet werden sollte. Allerdings ließen es die Bestandsaufnahme der bis dahin vorliegenden Quellensammlungen und Literatur, die inzwischen unterbrochenen Forschungsansätze in der ungarndeutschen und rumäniendeutschen (Banater) Dialektforschung und die eigene Mittel- und Personallage sinnvoll und zweckmäßig erscheinen, das ursprüngliche Forschungsziel einzuschränken und die Projektarbeit auf einen begrenzten Bereich zu konzentrieren. Dafür wurde ein Wörterbuch der donauschwäbischen Fachwortschätze ausgewählt. Der Projektleiter Dr. Hans Gehl und seine damaligen Mitarbeiter widmeten sich seit 1987 vorrangig der Materialsammlung und -aufbereitung für die vorgesehenen Bände: Fachwortschatz der donauschwäbischen Handwerker (Bekleidungs- und Baugewerbe) und der Landwirtschaft; zusätzlich Nahrungsmittelgewerbe und volkskundliche Thematik.

Quellen und Materialbasis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ton- und Schriftarchiv des Projektes Dialektologie und Volkskunde umfasst auditive und visuelle (unveröffentlichte) Materialien: 684 Aufnahmestunden auf Tonbändern und -kassetten mit Aufzeichnungen von Mundartsprechern, Bildmaterial (Zeichnungen, Fotos) von Gewährspersonen zur themenbezogenen Dokumentation. Das Korpus enthält über 1200 Interviews zu den Themen: Handwerker, Landwirtschaft und soziale Thematik, aber auch die Wenkersätze, die Zahlwörter 1–25 und eine Liste mit 140 Kennwörtern. Dazu kommen rund 500 Manuskripte: germanistische Examensarbeiten und Dissertationen aus Rumänien und Ungarn sowie thematische Einsendungen von Gewährsleuten, Zeichnungen und Fotos.

Publikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlicht wurden vier Bände:

  • Gehl, Hans: Wörterbuch der donauschwäbischen Bekleidungsgewerbe. Thorbecke, Sigmaringen 1997
  • Gehl, Hans: Wörterbuch der donauschwäbischen Baugewerbe. Thorbecke, Stuttgart 2000
  • Gehl, Hans: Wörterbuch der donauschwäbischen Landwirtschaft. Steiner, Stuttgart 2003
  • Gehl, Hans: Wörterbuch der donauschwäbischen Lebensformen. Steiner, Stuttgart 2005

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H. Gehl: Von der Arbeit am Donauschwäbischen Wörterbuch. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik (ZDL), Jg. 55 [1988], S. 179–184, ISSN 0044-1449.
  • H. Gehl: Donauschwäbische Dialekte. In: Die Donauschwaben. Deutsche Siedlung in Südosteuropa. Ausstellungskatalog. Hrsg. v. Innenministerium Baden-Württemberg, Sigmaringen, 2. A. 1989, S. 292–294.
  • H. Gehl: Handwerker und Blaudruck bei den Donauschwaben. In: Südostdeutsches Archiv 32/33 (1989/90), München 1990, S. 159–211.
  • H. Gehl: Donauschwäbische Handwerkersprache. In: Banatica. Beiträge zur deutschen Kultur 3 (Freiburg i. Br. 1991), S. 37–47.
  • H. Gehl: Wortschatz der Banater Bekleidungsgewerbe. In: Banatica, Beiträge zur deutschen Kultur 4 (1991), S. 5–23.
  • H. Gehl: Die oberdeutschen fescht-Mundarten des Banats (= Beiheft 67 der Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik) Stuttgart 1991, 343 S. (mit 16 Karten und 27 Tafeln).
  • H. Gehl: Aufbau der Projektes „Donauschwäbische Mundartforschung“ (= Materialien, Heft 1/1993). Hrsg. v. Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen 1993, S. 52–66
  • H. Gehl: Bericht zum Projekt: Donauschwäbische Mundartforschung am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen. In: Jahrbuch für ostdeutsche Volkskunde 36 (1993), S. 349–356.
  • H. Gehl/L. Bader: Werkstattbericht mit Probeartikeln aus dem Wörterbuch der donauschwäbischen Bekleidungsgewerbe (= Materialien Heft 2/1993). Hrsg. v. Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen, 230 S.
  • H. Gehl: Datenerhebung in der Mundartforschung. In: Deutsche Sprache und Literatur in Südosteuropa – Archivierung und Dokumentation. Hrsg. v. A. Schwob und H. Fassel, Verlag Südostdeutsches Kulturwerk München 1996, S. 71–81.
  • H. Gehl: Das donauschwäbische Wörterbuch. In: Roxana Nubert (Hrsg.): Temeswarer Beiträge zur Germanistik 1, Temeswar 1997, S. 172–180.
  • H. Gehl: Deutsche Stadtsprachen in Provinzstädten Südosteuropas (= ZDL Beiheft 95), Stuttgart 1997, 136 S. (mit 24 Karten von Christoph Hallerstede).
  • H. Gehl: Kommentierte donauschwäbische Texte (= ZDL Beiheft 103), Stuttgart 1999 (226 S., 8 Karten).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]