Weißkehlmeerkatze

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Weißkehlmeerkatze

Weißkehlmeerkatze (C. a. albotorquatus) in Kenia

Systematik
Überfamilie: Geschwänzte Altweltaffen (Cercopithecoidea)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)
Gattung: Meerkatzen (Cercopithecus)
Art: Weißkehlmeerkatze
Wissenschaftlicher Name
Cercopithecus albogularis
(Sykes, 1831)

Die Weißkehlmeerkatze (Cercopithecus albogularis) ist eine nicht allgemein anerkannte Primatenart aus der Gattung der Meerkatzen (Cercopithecus) innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae). Die verschiedenen Unterarten der Weißkehlmeerkatze werden in vielen Veröffentlichungen der Diademmeerkatze (Cercopithecus mitis) zugeordnet.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weißkehlmeerkatzen haben ein graues Fell, der Rücken ist mehr oder weniger olivgelb, der Schwanz, die Arme und die Außenseiten der Beine sind schwärzlich, die Innenseiten der Beine sind aber grau. Namensgebendes Merkmal ist der Kranz aus weißen Haaren im Kehl- und Halsbereich. Weiß ist auch das Kinn im ansonsten dunklen Gesicht. Das namensgebende Merkmal der Diademmeerkatze, ein dreieckiger Bereich weißlicher Haare über den Augen, ist bei der Weißkehlmeerkatze zu einem schmalen Strich reduziert.[1] Mit einer Kopfrumpflänge von 44 bis 68 Zentimeter (Männchen) bzw. 37 bis 62 Zentimeter (Weibchen), einer Schwanzlänge von 69 bis 94 Zentimeter (Männchen) bzw. 69 bis 85 Zentimeter (Weibchen) und einem Gewicht von 2,7 bis 10 Kilogramm (Männchen) bzw. 2,6 bis 6 Kilogramm (Weibchen), ist die Art, was ihre Größe betrifft, äußerst variabel, wobei die Männchen jeweils größer werden als die Weibchen.[2]

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cercopithecus a. kolbi
Cercopithecus a.labiatus

Weißkehlmeerkatzen sind in weiten Teilen des östlichen und südlichen Afrikas beheimatet. Ihr stark zerstückeltes Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südlichen Somalia über Kenia, Tansania und Mosambik bis Südafrika. Im Norden trennt das Rift Valleys das Verbreitungsgebiet der Weißkehlmeerkatze von dem der Diademmeerkatze und in Sambia der Luangwa, die Weißkehlmeerkatze kommt östlich davon vor, die Diademmeerkatze westlich. Lebensraum der Weißkehlmeerkatzen sind baumbestandene Gebiete, vorwiegend Wälder.[1]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über ihre Lebensweise ist nicht viel bekannt, vermutlich stimmt sie mit der der Diademmeerkatzen überein. Demzufolge sind sie tagaktive Baumbewohner und leben in Gruppen von 15 bis 40 Tieren. Diese setzen sich aus einem Männchen, mehreren Weibchen und deren Nachwuchs zusammen. Weißnasenmeerkatzen ernähren sich vorwiegend von Früchten, daneben nehmen sie auch Blätter, Blüten, Borke, Samen, Baumsäfte und Kleintiere zu sich.

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Paarung kann das ganze Jahr über erfolgen. Nach einer rund fünfmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. Dieses wird mit rund sechs Monaten entwöhnt und ist mit drei Jahren geschlechtsreif. Die Männchen müssen zu diesem Zeitpunkt ihre Geburtsgruppe verlassen, die Weibchen bleiben üblicherweise zeitlebens dort.

Unterarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Weißkehlmeerkatze gehören etwa 10 Unterarten:[1]

  • C. a. albogularis (Weißkehlmeerkatze); südliche Küste Kenias, nordöstliches Tansania, Sansibar
  • C. a. albotorquatus (Tana-Weißkehlmeerkatze); nördliche Küste Kenias, Galeriewälder entlang des Tana
  • C. a. erythrarchus (Stairs-Weißkehlmeerkatze); im Süden Malawis, im mittleren Mosambik und im östlichsten Simbabwe
  • C. a. francescae (Rotohr-Weißkehlmeerkatze); im Norden Malawis
  • C. a. kolbi (Kolbs Meerkatze / Mount-Kenya-Weißkehlmeerkatze); Hochland von Kenia
  • C. a. labiatus (Samango-Weißkehlmeerkatze / Pondoland-Weißkehlmeerkatze); östliches und südöstliches Südafrika
  • C. a. moloneyi (Sambia-Weißkehlmeerkatze / Moloneys Weißkehlmeerkatze); Sambia östlich des Luangwa, südwestliches Tansania, äußerster Norden Malawis
  • C. a. monoides (Tansania-Weißkehlmeerkatze); östliches Tansania
  • C. a. zammaranoi (Somalia-Weißkehlmeerkatze); südöstliches Somalia in den Galeriewäldern entlang des Juba und des Shabelle

Im Primatenband des Handbook of the Mammals of the World werden noch zwei weitere Unterarten aufgeführt:[1]

  • C. a. kibonotensis; südöstliches Kenia, Kilimandscharo, Mount Meru in Tansania
  • C. a. schwarzi, nordöstliches Südafrika und Eswatini.

Ersterer wird bei Kingdon (2013) mit C. a. albogularis synonymisiert, C. a. schwarzi ist ein Synonym von C. a. erythrarchus.[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitung der Unterarten der Weißkehlmeerkatze im östlichen und südlichen Afrika.
  • Cercopithecus albogularis albogularis
  • C. a. albotorquatus
  • C. a. erythrarchus
  • C. a. francescae
  • C. a. kolbi
  • C. a. labiatus
  • C. a. moloneyi
  • C. a. monoides
  • C. a. zammaranoi
  • Diademmeerkatze
  • Die wissenschaftliche Bezeichnung der Weißkehlmeerkatze wurde 1831 durch den britischen Naturforscher William Henry Sykes geprägt. Grundlage der Benennung war ein Exemplar, das er in Bombay erhalten hatte und das aus Madagaskar stammen sollte. Wegen der relativ langen Arme und Beine nahm er an, das der Affe ein Verbindungsglied zwischen afrikanischen und asiatischen Affen ist und nah mit den Indischen Languren (Semnopithecus) verwandt ist. So erhielt die Weißkehlmeerkatze die Bezeichnung Semnopithecus albogularis.[3] Später wurde die Weißkehlmeerkatze als afrikanische Affenart erkannt und sie wurde den Meerkatzen (Cercopithecus) zugeordnet. Als Terra typica wurde Sansibar festgelegt. Viele Autoren sehen in ihr aber nur eine Unterart der Diademmeerkatze (Cercopithecus mitis).[2]

    Der britisch-australische Primatologe Colin Groves trennte 2001 alle Unterarten der Diademmeerkatze, bei denen das namensgebende „Diadem“, ein dreieckiger Bereich weißlicher Haare über den Augen, nicht deutlich ausgeprägt ist, von der Diademmeerkatze ab und etabliert Cercopithecus albogularis albogularis als eigenständige Art mit zwölf Unterarten. Diese Unterarten kommen vor allem östlich des Großen Afrikanischen Grabenbruchs vor.[4] Dies wurde im Primatenband des Handbook of the Mammals of the World so übernommen,[1] fand in anderen Veröffentlichungen und systematischen Quellen aber keine Anerkennung[2][5][6][7][8] und entspricht auch nur teilweise den durch den Vergleich der mitochondrialen DNA ermittelten Verwandtschaftsverhältnissen.[9]

    Das vereinfachte Kladogramm nach Zinner und Mitarbeitern (2022) zeigt die verwandtschaftlichen Beziehungen der 18 Arten und Unterarten der nictitans-Gruppe innerhalb der Gattung Cercopithecus zueinander.[9]

     nictitans-Gruppe 

     Klade III 




    C. a. albogularis (Festland)


       

    C. a. albotorquatus


       

    C. m. boutourlinii


    Vorlage:Klade/Wartung/3

       

    C. m. manyaraensis



       

    C. a. monoides



       


    C. a. albogularis (Sansibar)


       

    C. a. moloneyi



       

    C. a. erythrarchus


       

    C. a. labiatus





     Klade II 



    C. m. stuhlmanni


       

    C. m. kandti


       

    C. m doggetti


    Vorlage:Klade/Wartung/3

       

    C. a. kolbi



       

    C. m. heymansi


       

    C. a. francescae





     Klade I 


    Große Weißnasenmeerkatze (C. nictitans)


       

    C. m. mitis (Nominatform der Diademmeerkatze)



       

    Katanga-Diademmeerkatze (C. m. opisthostictus)




    Vorlage:Klade/Wartung/Style

    Die nictitans-Gruppe der Gattung Cercopithecus kann, dem Kladogramm gemäß, in drei Kladen unterteilt werden. Klade I umfasst C. m. mitis, die Nominatform der Diademmeerkatze aus dem küstennahen Angola, C. m. opisthostictus aus dem nördlichen Sambia und der südöstlichen Demokratischen Republik Kongo und die Große Weißnasenmeerkatze (C. nictitans), zu Klade II gehören die Unterarten vom Nordosten des Kongo bis zum Hochland von Kenia und die Unterarten im Gebiet der Afrikanischen Großen Seen und Klade III umfasst die ostafrikanischen Unterarten von Äthiopien im Norden bis Südafrika im Süden.[9] Zur Klade III gehören vor allem Unterarten, die Groves der Weißkehlmeerkatze zugeordnete. Ausnahmen sind C. a. francescae und C. a. kolbi, die zur Klade II gehören. Zu Klade III gehören allerdings auch C. m. boutourlinii aus dem südwestlichen Äthiopien und C. m. manyaraensis, ein Endemit im Westen der Region Manyara in Tansania.[9] Letzterer wurde erst 2020 als Unterart der Diademmeerkatze beschrieben.[5]

    Klade I trennte sich zuerst vor etwa 2 bis 4 Millionen Jahren von Klade II und III und diese beiden Kladen trennten sich vor 3,3 bis 1,6 Millionen Jahren voneinander. In der Klade III divergierten sich die Unterarten vor 1,4 bis 0,2 Millionen Jahren.[9]

    Bedrohung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    In Teilen ihres Verbreitungsgebietes sind die Weißkehlmeerkatzen aufgrund der Bejagung und der Zerstörung ihres Lebensraumes selten geworden. Die Population der somalischen Unterart C. a. zammaranoi wird auf nur noch 200 bis 500 Exemplare geschätzt und sie gilt als vom Aussterben bedroht („critically endangered“).[10] Das Verbreitungsgebiet von C. a. kolbi liegt zu einem großen Teil innerhalb von Schutzgebieten (Aberdare-Nationalpark, Mount-Kenya-Nationalpark).[1] Insgesamt zählen die Weißkehlmeerkatzen aber nicht zu den bedrohten Arten.[6]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. a b c d e f Elizabeth L. Gadsby, Colin P. Groves, Aoife Healy, K. Praveen Karanth, Sanjay Molur, Tilo Nadler, Matthew C. Richardson, Erin P. Riley, Anthony B. Rylands, Lori K. Sheeran, Nelson Ting, Janette Wallis, Siân S. Waters & Danielle J. Whittaker: Family Cercopithecidae (Old World Monkeys). S. 695–696 in Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands & Don E. Wilson: Handbook of the Mammals of the World: – Volume 3. Primates. Lynx Editions, 2013, ISBN 978-84-96553-89-7.
    2. a b c d Michael J. Lawes, Marina Cords, Cathi Lehn: Cercopithecus mitis S. 354–362 in Jonathan Kingdon, David Happold, Michael Hoffmann, Thomas Butynski, Meredith Happold und Jan Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa Volume II: Primates, Bloomsbury, London, 2013, ISBN 978-1-4081-2252-5.
    3. William Henry Sykes (1831): Catalogue of the Mammalia of Dukhun (Deccan); with observations on their habits, etc., and characters of new species. Proceedings of the Committee of Science and Correspondence of the Zoological Society of London 1830–1831 I: 99–105.
    4. Colin Groves (2001): Primate Taxonomy. Washington D.C.: Smithsonian Institution Press. ISBN 1-56098-872-X
    5. a b Thomas M. Butynski & Yvonne A. de Jong: Taxonomy and Biogeography of the Gentle Monkey Cercopithecus mitis Wolf, 1822 (Primates: Cercopithecidae) in Kenya and Tanzania, and Designation of a New Subspecies Endemic to Tanzania. Primate Conservation 2020 (34), April 2020, PDF bei Researchgate
    6. a b Cercopithecus mitis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2019. Eingestellt von: Butynski, T.M. & de Jong, Y.A., 2017. Abgerufen am 13. August 2023.
    7. Cercopithecus mitis Wolf, 1822 in der ASM Mammal Diversity Database
    8. Amy Chernasky u. a.: All the Mammals of the World. Lynx Edicions, Juni 2023, ISBN 978-84-16728-66-4
    9. a b c d e Dietmar Zinner, Sascha Knauf, Idrissa S. Chuma, Thomas M. Butynski, Yvonne A. De Jong, Julius D. Keyyu, Rehema Kaitila u. Christian Roos: Mito-phylogenetic relationship of the new subspecies of gentle monkey Cercopithecus mitis manyaraensis, Butynski & De Jong, 2020. Primate Biology, Volume 9, issue 1, PB, 9, 11–18, 2022, doi: 10.5194/pb-9-11-2022
    10. Cercopithecus mitis ssp. zammaronoi in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: Mittermeier, R.A. & Rylands, A.B. (Primate Red List Authority), 2008. Abgerufen am 19. Februar 2017.