Werner von Grawert

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Werner von Grawert 1917

Carl Hans Dietrich Werner von Grawert (* 1867 in Spandau; † 17. Oktober 1918 bei Le Cateau-Cambrésis) war ein deutscher Kolonialoffizier. Er spielte eine wesentliche Rolle bei der Beherrschung Ruandas.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner war ein Sohn aus der zweiten Ehe des preußischen Generalleutnants Dietrich von Grawert mit Henriette Gräfin von Blumenthal (1839–1889). Seine Geschwister waren Gideon (1869–1941), Nataly (1870–1939), Marie (1873–1938) und Margarete (1879–1945). Seine Halbbrüder waren der preußische Generalmajor Kurt von Grawert (1849–1921) und der preußische Oberstleutnant Hans von Grawert (1851–1901). Er heiratete am 30. September 1909 in Hannover Elfriede von Bothmer.[1]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Grawert besuchte die Ritterakademie in Brandenburg an der Havel[2] und trat vor 1898 in die kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika ein. Im Oktober 1898 wurden er und ein Leutnant Cramer von Hauptmann Heinrich Bethe mit der Besetzung des östlichen Ufers des Ruzizi-Flusses und des Kivu-Sees beauftragt.[3]

Er wurde 1898 Chef des Militärbezirks in Usumbura. Er wurde in dieser Position von dem deutschen Gouverneur Gustav Adolf von Götzen damit beauftragt, die Autorität des burundischen Königs Mwezi IV. Gisabo zu erhalten. Dennoch ließ er sich mit den zwei Königsgegnern Kilima und dem Schwiegersohn des Königs, Maconco, ein und sah die Herrschaftsansprüche beider Parteien gleich an. Während eines Heimaturlaubs unternahm Hauptmann Friedrich Robert von Beringe mithilfe der zwei Königsgegner einen Aufstand gegen König Gisabo, den die Deutschen 1903 anerkannten. Diese Anerkennung wurde im Jahr 1905 wieder zurückgenommen und die Aufstände wurden im Jahr 1906 beendet.[3]

Während eines Heimaturlaubs im Jahre 1903 kam es in Berlin-Grunewald zu einem Streit zwischen ihm und dem Flensburger Rechtsanwalt Dr. Ludwig Aye wegen angeblicher Verletzung der „Mannesehre“.[4] Nach einem tödlichen Duell wurde von Grawert kurzerhand zu zwei Jahren Haft verurteilt.[5] Nach weniger als zwei Jahren Festungshaft in Magdeburg wurde er begnadigt und nach Ostafrika zurückversetzt.[6] Nach seiner Rückkehr von Deutschland im Jahre 1904 wurde er im Range eines Hauptmanns (Patent vom 24. Juli 1902)[7] erneut Chef des Militärbezirks in Usumbura.[8][3] 1906 wurde er Resident und Kommandant in Urundi und Ruanda. Er wurde als der „Chef der Könige“ bezeichnet.[3] 1907 führte er eine wissenschaftliche Expedition von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg am ruandischen Hofstaat an.[3] Sein Nachfolger als Resident von Ruanda wurde Richard Kandt.

1912 diente er weiterhin in Deutsch-Ostafrika.[7] Während seiner Zeit in Ostafrika bekam er zahlreiche Gegenstände der lokalen Bevölkerung um sie Museen in Deutschland zu spenden.[9] Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges diente er weiterhin in Deutsch-Ostafrika und wirkte 1918 als Major beim Stabe der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.[1] Er kehrte bis 1918 als Oberstleutnant nach Deutschland zurück und wurde nach Kampfhandlungen an der Westfront am 17. Oktober 1918 bei Le Cateau-Cambrésis tödlich verwundet.[10] Bis zu seinem Tode war er noch Träger des Ritterkreuzes vom Hohenzollernschen Hausorden mit Schwertern.[10]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser: zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande. Julius Perthes, 1918 (google.com [abgerufen am 1. Januar 2023]).
  2. 'Zu der am ... im Festsaale der Ritter-Akademie stattfindenden Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Königs ladet ... ein. 1878/79' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 1. Januar 2023.
  3. a b c d e Helmut Strizek: Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft ; mit einem Essay über die Entwicklung bis zur Gegenwart. Ch. Links Verlag, 2006, ISBN 978-3-86153-390-0 (google.de [abgerufen am 1. Januar 2023]).
  4. Steinhusen Thiele Christiansen - Unser schönes Praxisgebäude in der Stuhrsallee 27 in Flensburg hat eine interessante Geschichte und bewegte Vergangenheit! Bei dem Grundstück handelte es sich ursprünglich um Gartenland, eine Ackerparzelle, die "Marienlücke" genannt wurde. Eigentümerin war die Flensburger Familie Christiansen, nach welcher auch der in unmittelbarer Nähe befindliche „Christiansenpark“ benannt wurde. Im Jahre 1897 erwarb der ledige Rechtsanwalt und Notar Dr. Ludwig Aye das Grundstück. Dieser errichtete das jetzige Gebäude und ließ sich dort mit seiner Kanzlei nieder und wohnte im Obergeschoß. Dr. Ludwig Aye fiel 1903 in einem Duell im Grunewald in Berlin - dem letzten Duell eines Flensburger Bürgers mit tödlichem Ausgang. Hintergrund des Streits soll eine Verletzung der „Mannesehre“ gewesen sein, als ihm eine Liäson mit der Ehefrau des Standortkommandanten nachgesagt wurde. Da keine Erben vorhanden waren, übernahm nach seinem Tod ein Freund und Berufskollege die Praxis, aus der die spätere Flensburger Anwaltskanzlei Dr. Köttschau und Partner hervorging, welche aber in den 30er Jahren ein anderes Büro bezog. Anschließend erwarb das Gebäude ein Flensburger Arzt, welcher es als seine Praxis nutzte, bevor er 1944 im Kriegseinsatz an der Ostfront fiel. Seine Ehefrau veräußerte die Immobilie sodann im Jahre 1956 an das Land Schleswig-Holstein. Ab dem Jahre 1957 wurde das Gebäude als Katasteramt für die Stadt Flensburg genutzt. Nach der Zusammenlegung mit dem Katasteramt des Kreises Schleswig-Flensburg im Jahre 2004 erwarb die vormals in der Angelburger Straße ansässige Flensburger Anwaltskanzlei Christiansen Thoms Ascherfeld Otter das Gebäude und ließ sich dort nieder. Im Jahre 2007 sodann erfolgte der Zusammenschluss mit der zuvor im Nordergraben niedergelassenen Flensburger Anwaltskanzlei Thiele & Steinhusen, aus welchem schließlich die heutige Kanzlei Steinhusen Thiele Christiansen hervorging. | Facebook. Abgerufen am 1. Januar 2023.
  5. The United States Army and Navy Journal and Gazette of the Regular and Volunteer Forces. Army and Navy Journal Incorporated, 1903 (google.com [abgerufen am 1. Januar 2023]).
  6. Dieter E. Kilian: Kai-Uwe von Hassel und seine Familie: zwischen Ostsee und Ostafrika : militär-biographisches Mosaik. BoD – Books on Demand, 2013, ISBN 978-3-937885-63-6 (google.com [abgerufen am 1. Januar 2023]).
  7. a b Prussia (Germany) Kriegsministerium: Rangliste der königlich Preussischen Armee. 1912 (google.com [abgerufen am 1. Januar 2023]).
  8. Objekte aus Ostafrika | No Humboldt 21. Abgerufen am 1. Januar 2023.
  9. https://smb.museum-digital.de/objects?persinst_id=44978
  10. a b Deutsches Kolonialblatt: Amtsblatt des Reichskolonialamt. 1918 (google.com [abgerufen am 1. Januar 2023]).