Whitmoreit

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Whitmoreit
Whitmoreit (orange Rosetten) aus dem Tagebau Hagendorf nahe Waidhaus, Oberpfälzer Wald, Bayern (Bildbreite 2 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-009[1]

IMA-Symbol

Whm[2]

Chemische Formel Fe2+Fe3+2[OH|PO4]2·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.08
VII/D.08-020

8.DC.15
42.11.18.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[3]
Gitterparameter a = 10,00 Å; b = 9,73 Å; c = 5,47 Å
β = 93,8°[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {110}, {100}, {011}, {021}, {112}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,87(1); berechnet: 2,85
Spaltbarkeit gut nach {100}[5]
Farbe dunkelbraun bis grünlichbraun
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz bis schwacher Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,670 bis 1,676[6]
nβ = 1,712 bis 1,725[6]
nγ = 1,745 bis 1,850[6]
Doppelbrechung δ = 0,075 bis 0,174[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 60 bis 65°; berechnet: 62°[6]
Pleochroismus sichtbar:[6]
X = Y = hellgrünlichbraun bis gelb
Z = dunkelgrünlichbraun bis gelblichgrün

Whitmoreit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Fe3+2[OH|PO4]2·4H2O,[3] ist also ein wasserhaltiges Eisen-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Whitmoreit ist durchscheinend und entwickelt nur kleine Kristalle bis etwa zwei Millimeter Größe mit nadeligem bis prismatischem Habitus und dunkelbrauner bis grünlichbrauner Farbe. Meist sind diese in Form von fächerförmigen, radialstrahligen oder büscheligen bis kugeligen Mineral-Aggregaten angeordnet. Die Kristalloberflächen weisen einen glasähnlichen bis schwach diamantähnlichen Glanz auf. Seine Mohshärte von 3 entspricht der des Referenzminerals Calcit.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Whitmoreit in der Grube „Palermo No. 1“ bei Groton im Grafton County des US-Bundesstaates New Hampshire. Beschrieben wurde er 1974 durch Paul Brian Moore, Anthony Robert Kampf und Anthony J. Irving, die das Mineral zu Ehren des Grubenbesitzers Robert William Whitmore (* 1936) benannten.

Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington, D.C. aufbewahrt (Register-Nr. 128069).[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Whitmoreit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Arthurit, Bendadait, Cobaltarthurit, Earlshannonit, Kleemanit, Mapimit und Ojuelait die „Arthurit-Gruppe“ in der System-Nr. VII/D. bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Whitmoreit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Whitmoreit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.DC.15 und den weiteren Mitgliedern Arthurit, Bendadait, Cobaltarthurit, Earlshannonit, Kunatit und Ojuelait bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Whitmoreit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als Namensgeber in der „Whitmoreitgruppe“ mit der System-Nr. 42.11.18 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Whitmoreit kristallisiert isostrukturell (im gleichen Strukturtyp) mit Bendadait im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 10,00 Å; b = 9,73 Å; c = 5,47 Å und β = 93,8° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Whitmoreit bildet sich sekundär durch hydrothermale Verwitterung aus Triphylin in granitischen Pegmatiten. Als Begleitminerale können neben Triphylin unter anderem noch Beraunit, Laueit, Ludlamit, Mitridatit, Siderit, Strunzit und Ushkovit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Whitmoreit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität, der Grube „Palermo No. 1“, konnte das Mineral noch in weiteren Gruben bei Groton und bei Alexandria im Grafton County sowie bei Walpole und Alstead in New Hampshire gefunden werden. Daneben trat es in den USA in verschiedenen Gruben und Steinbrüchen bei East Hampton im Middlesex County (Connecticut), Newry und Paris im Oxford County (Maine) sowie bei Fourmile nahe Custer im Custer County, Glendale und Keystone im Pennington County (South Dakota) zutage.

In Deutschland kennt man Whitmoreit bisher nur vom Hennenkobel (Hühnerkobel) sowie aus Pleystein und Hagendorf bei Waidhaus in Bayern.

Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz liegt im Pontetal nahe Brissago TI im Kanton Tessin.

Weitere bisher bekannte Fundorte liegen unter anderem bei Glen Wills (Victoria) in Australien, Blaton in Belgien, Sapucaia do Norte (Minas Gerais) in Brasilien, Le Bosc (Okzitanien) in Frankreich, Vestreno (Lombardei) in Italien, im Eulengebirge (Sowie Mountains, Góry Sowie) in Polen, Bendada in Portugal, in Böhmen und Mähren in Tschechien und St Agnes (Cornwall) im Vereinigten Königreich.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Brian Moore, Anthony Robert Kampf, Anthony J. Irving: Whitmoreite, Fe2+Fe3+2(OH)2(H2O)4[PO4]2, a new species: its description and atomic arrangement. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 900–905 (PDF 636,7 kB)
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 640.
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 647 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Whitmoreite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 498.
  4. Webmineral – Whitmoreite
  5. a b c Whitmoreite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001.
  6. a b c d e f Mindat – Whitmoreite
  7. Mindat – Anzahl der Fundorte für Whitmoreit
  8. Fundortliste für Whitmoreit beim Mineralienatlas und bei Mindat