Wilhelm-Heinrich Schmitz

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Wilhelm-Heinrich Schmitz (* 4. November 1903; † 30. April 1968) war ein deutscher Kriminalist, SS-Führer, Gestapo-Beamter, Mitarbeiter der Geheimen Feldpolizei, Referatsleiter im RSHA, Mitarbeiter der Organisation Gehlen (OG) sowie beim Bundesnachrichtendienst (BND).

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmitz begann nach dem Schulbesuch ein Studium, das er mit einem akademischen Grad eines Dr. abschloss. Danach war er als Kriminalsekretär kurzzeitig bei den Gestapo-Leitstellen in Darmstadt und Düsseldorf eingesetzt. In dieser Zeit wurde er Mitglied der SS mit der Nr. 167.994 und hatte den Rang eines SS-Sturmführers. Ab Oktober 1933 tat er Dienst bei der Gestapo-Außenstelle Schneidemühl unter dem damaligen Leiter SS-Hauptsturmführer Rudolf Loeffel (* 1908), den er Ende 1934 ablöste. Seinen Geschäftssitz hatte er in Schneidemühl, Danziger Platz 7 dem sogenannten „Reichsdankhaus“.[1] Spätestens im Oktober 1935 übernahm diesen Posten SS-Obersturmführer Karl Bertram (1909–1996). Vermutlich erhielt Schmitz bereits im Sommer 1936 einen Einsatzbefehl nach Spanien.

Ab Herbst 1936 war Schmitz unter dem Decknamen „Dr. Schmieder“ bei der Einsatzgruppe der Gestapo und des Sicherheitsdienstes zur nachrichtendienstlichen und polizeilichen Absicherung des militärischen Einsatzes der Legion Condor auf der iberischen Halbinsel tätig. Sein Vorgesetzter war hier Kriminalrat Dr. Herbert Fischer von der Abt. III 2/A des Gestapoamtes. Während dieses Auslandseinsatzes war er auch zeitweilig bei der vor Ort agierenden Geheimen Feldpolizei eingesetzt.[2] In Spanien erprobte diese Ordnungstruppen erstmalig ihre Struktur und die Umsetzung der Einsatzschwerpunkte in realer Kriegssituation und auf fremdem Territorium.[3] Spätestens Anfang 1939 kehrte Schmitz nach Deutschland zurück. Im darauffolgenden Jahr 1940 gab es zwei Schnittpunkte, an denen er, ohne eine genauere Zuordnung der dabei ausgeübten Tätigkeit, in Erscheinung trat. Das war zum einen der Einsatz im Generalgouvernement beim Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (KdS) in Warschau. Zu dieser Zeit hatte dieses Amt Walter Hammer inne. Zum Zweiten befand er sich im gleichen Jahr zu einem Lehrgang an der Führerschule des Sicherheitsdienstes in Berlin-Charlottenburg. Hier lernte er Theo Saevecke kennen,[4] der sich auf einen Einsatz bei der italienischen Polizei vorbereitete.

Spätestens Anfang 1941 wurde Schmitz im Reichssicherheitshauptamt, Amt IVE 6 – Bereich Abwehr Süd – als Referatsleiter eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Kriminalrat und hatte den Rang eines SS-Hauptsturmführers. Sein Vorgesetzter war hier der Amtschef IV, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Heinrich Müller. Als Leiter der Abteilung IV E war SS-Sturmbannführer Walter Schellenberg eingesetzt.[5] Schmitz Aufgabe bestand in diesem Arbeitsbereich in der „Gegnerbekämpfung“ mit dem regionalen Schwerpunkt der Tschechoslowakei. Im April 1941 wurde er zum SS-Sturmbannführer befördert. Und wechselte im Juli 1941 mit Schellenberg, in das von diesem übernommene Amt VI – Auslandsnachrichtendienst.[6] Diese Tätigkeit gab er im Mai 1942, kurz nach dem Attentat im Mai 1942 auf den Chef des Reichssicherheitshauptamt und stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich in Prag ab. Kurzfristig nach dem Bekanntwerden des Anschlages auf Heydrich reiste Schmitz nach Prag und war dort maßgeblich mit an der Aufklärung, Verfolgung der Attentäter beteiligt. In diesem Rahmen war mit verantwortlich an den sich daran anschließenden Terror- und Verhaftungswellen sowie den deutschen Vergeltungsmaßnahmen gegen die tschechische Bevölkerung. Das betraf vor allem die Zerstörung des Dorfes Lidice, die Ermordung seiner Einwohner[7] und die Erschießungen von ca. 3.000 Tschechen.

Mit seiner Rückkehr nach Berlin 1942 wurde Schmitz weiter im Reichssicherheitshauptamt, Amt VI verwendet und war als persönlicher Referent von Walter Schellenberg tätig. Zu den von Schmitz wahrgenommenen Aufgaben gehörten dabei vor allem Personalfragen und die Verbindung zu anderen Sektionen zur Gestaltung einer reibungslosen Zusammenarbeit. In diesem Bereich wurde Schmitz zur Beförderung zum SS-Obersturmbannführer vorgeschlagen. Über seine Tätigkeit in den folgenden Jahren liegen nur bruchstückartige und kaum belastbare Informationen vor.

Im April 1968 verstarb Wilhelm-Heinrich Schmitz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Geßner: Geheime Feldpolizei. Zur Funktion und Organisation des Geheimpolizeilichen Exekutivorgans der faschistischen Wehrmacht. Militärverlag, Berlin 1986.
  • Wilhelm Krichbaum, Antonio J. Munoz: The Secret Field Police. Wehrmacht Geheime Feldpolizei Forces in World War II, 1939–1945. Europa Box Inc., Bayside NY 2008, ISBN 978-1-891227-75-2.
  • Gerhard Sälter: NS-Kontinuitäten im BND: Rekrutierung, Diskurse, Vernetzungen (= Veröffentlichungen der UHK zur BND-Geschichte. Band 15). Christian Links Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-96289-131-2.
  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburger Edition, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-75-1.
  • Robert Winter: Die geheime Feldpolizei. Melchior Historischer Verlag, Wolfenbüttel 2013, ISBN 978-3-944289-13-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Staatspolizeileitstelle Schneidemühl, in „Hotel Silber“
  2. Klaus Geßner: Geheime Feldpolizei. Zur Funktion und Organisation des Geheimpolizeilichen Exekutivorgans der faschistischen Wehrmacht. Militärverlag, Berlin 1986, S. 181ff.
  3. Robert Winter: Die geheime Feldpolizei. Melchior Historischer Verlag, Wolfenbüttel 2013.
  4. Gerhart Sälter: NS-Kontinuitäten im BND: Rekrutierung, Diskurse, Vernetzungen (Veröffentlichungen der UHK zur BND-Geschichte. Band 15), Christian Links Verlag, Berlin 2022, S. 583.
  5. Organigramm des Reichssicherheitshauptamtes vom Januar 1941. In: Michael Wildt (Hrsg.): Das Reichssicherheitshauptamt. NS-Terror-Zentrale im Zweiten Weltkrieg. Hentrich & Hentrich, Berlin/Leipzig 2019, ISBN 978-3-95565-360-6.
  6. Anton Maegerle: Von der SS zum BND. In: Endstation Rechts. [https/www.endstation-rechts.de]
  7. Eduard Stehlík, Jitka Kejřová: Lidice : Geschichte eines tschechischen Dorfes. Ráji Verlag, Praha 2004, ISBN 80-86758-16-8, S. 90.