Wilhelm Sagemüller

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Tafel zu Wilhelm Sagemüller

Wilhelm Sagemüller (* 1880 in Kranenkamp (Ostfriesland); † 6. Juli 1962 in Meppen) war von 1933 bis 1945 als Leiter des für die Moorkultivierung zuständigen Wasserwirtschaftsamts mitverantwortlich für das System der Emslandlager, in denen zwischen 20.000 und 30.000 Menschen den Tod fanden. Nach der Zeit des Nationalsozialismus war er von 1948 bis 1956 ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Meppen (CDU).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sagemüller studierte Ingenieurwissenschaften in Braunschweig und diente in verschiedenen Bauverwaltungen in Kohlberg, Greifenhagen, Aurich und Norden. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. Von 1925 bis 1947 war er Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Meppen; seit 1941 auch Oberregierungs- und Baurat.

Verstrickung in die NS-Unrechtsherrschafts und das System der Emslandlager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sagemüller nutzte 1937 das Ende des Aufnahmestopps, um in die NSDAP einzutreten. Zuvor war er bereits Mitglied anderer NS-Gliederungen geworden. Als Leiter des Wasserwirtschaftsamts hatte er die oberste technische Aufsicht der Zwangsarbeit im Rahmen der Moorkultivierung in den Konzentrations-, Strafgefangen- und Kriegsgefangenenlagern im Emsland inne. Nach Feststellungen einer historischen Untersuchung durch die Universität Osnabrück war Sagemüller „eine Schlüsselfigur in Sachen Emslandlager […] und hatte keine Bedenken an seiner Teilhabe am Terror- und Unrechtssystem.“

Bei den Arbeiten im Moor schlugen die Anweiser im Auftrag von Sagemüller die Inhaftierten mit Knüppeln. Auf seine Anweisung hin wurden die Essensportionen reduziert, wenn die Lagerinsassen das elfstündige Arbeitspensum nicht schafften. In den 15 Emslandlagern starben zwischen 20.000 und 30.000 der insgesamt 180.000 Inhaftierten.[1]

Nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1948 bis 1956 war Sagemüller für die CDU ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Meppen, 1955 erlangte Sagemüller die Ehrenbürgerschaft.[2] 1952 wurde ihm das Verdienstkreuz mit Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Im Jahr 2014 ließ die Stadt Meppen die Verstrickung von Sagemüller in die NS-Unrechtsherrschafts und das System der Emslandlager durch die Universität Osnabrück aufarbeiten. In der Folge wurde ihm im September 2014 die Ehrenbürgerschaft durch einstimmigen Beschluss des Stadtrats aberkannt.[3] Ende März 2015 wurde die 1991 nach Sagemüller benannte Straße in Meppen auf den SPD-Politiker Hermann Proske umgewidmet;[4] die vorhergehende Entscheidung des Stadtrates erfolgte einstimmig.[5]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gedenkstätte Esterwegen
  • Dr. Christoph A. Rass: Gutachten zur Verstrickung von Wilhelm Sagemüller in das System der Emslandlager im „Dritten Reich“, Universität Osnabrück, 2014.
  • Christoph A. Rass/Kathrin Hilgediek: Der Mann im Hintergrund: Wilhelm Sagemüller – ein vergessener Täter?, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 22, Haselünne 2015, S. 278–316.
  • Sebastian Weitkamp: Technokraten im Dienst der „Volksgemeinschaft“ – Wilhelm Sagemüller, das Wasserwirtschaftsamt und die Emslandlager 1933–1945, in: Für Mensch und Umwelt: 100 Jahre Wasserwirtschaft in Meppen, hg. von Michael Haverkamp, Geeste/Osnabrück 2022, S. 58–69.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hermann-Josef Mammes: Meppener wird Ehrenbürgerschaft. In: noz.de. 19. September 2014, abgerufen am 24. Februar 2024.
  2. Ehrenbürgerschaft der Stadt Meppen (Memento vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive)
  3. Archivierte Kopie (Memento vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive)
  4. Hermann Gerdes: Schildertausch in Meppen: Stadt ehrt SPD-Mann, In: Grafschafter Nachrichten vom 31. März 2015, abgerufen am 1. April 2015.
  5. Stadtrat Meppen ehrt posthum Hermann Proske, News-Meldung der SPD Meppen vom 25. Februar 2015, abgerufen am 1. April 2015.