Wir lassen uns scheiden

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Film
Titel Wir lassen uns scheiden
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1968
Länge 91 Minuten
Produktions­unternehmen DEFA, KAG „Johannisthal“
Stab
Regie Ingrid Reschke
Drehbuch
Musik Wolfram Heicking
Kamera Helmut Grewald
Schnitt Helga Gentz
Besetzung

Wir lassen uns scheiden ist ein deutscher heiterer Alltagsfilm der DEFA von Ingrid Reschke aus dem Jahr 1968 nach einer Erzählung von Rudi Strahl.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monika und Johannes Koch leben mit ihrem zehnjährigen Sohn Manfred, auch Manni genannt, in der Berliner Friedrichsgracht, mitten im Zentrum der Stadt. Bei der Erziehung ihres Sohnes haben beide sehr unterschiedliche Ansichten und auch im täglichen Umgang miteinander kommt es immer häufiger zu Auseinandersetzungen. Als dieser Streit eines Abends wieder einmal ausartet, verlässt Johannes die Wohnung und zieht erst einmal zu seinem Vater, der alleinstehend ist und in der Berliner Innenstadt auf dem Bau arbeitet. Monika, die als Maschinensetzerin in einer Druckerei beschäftigt ist und ihr Mann, der als Pianist im Orchester eines Berliner Theaters musiziert, beschließen die Trennung und vereinbaren, dass jeder von beiden den Jungen jeweils für vier Wochen haben soll. Auf diese Art und Weise wollen sie auch herausbekommen, wer der bessere Erzieher ist.

Da Johannes nun bei seinem Vater wohnt, der kein Klavier hat und auch keins in der Wohnung haben will, möchte er bei einer älteren netten Klavierlehrerin in der Nähe üben gehen. Die ältere Dame entpuppt sich als junge hübsche Tochter Maria, die die Vertretung für ihre Mutter übernommen hat. Johannes ist so verwirrt, dass er sein Ansinnen verheimlicht und sich als Klavierschüler vorstellt. So entwickelt sich im Laufe der Zeit eine kleine Liebelei. Aber auch Monika lernt bald einen netten jungen Mann kennen. Während eines Ausflugs Mannis mit seiner Mutter nimmt dieser die beiden in seinem Cabrio-Wagen mit. Auch den Neubau des Berliner Fernsehturms dürfen sie besuchen, auf dem der Cabrio-Fahrer Herr Körner beschäftigt ist. Weitere Ausflüge folgen und auch Monika und Körner kommen sich näher.

Manni versucht natürlich aus dieser Situation den größten Nutzen zu ziehen und sticht Mutter und Vater gegeneinander aus. Vor allen Dingen ist er beim Taschengeld sehr erfinderisch. Als er davon genug gespart hat, baut er sich aus Ersatzteilen ein Fahrrad zusammen, was seinem Vater, als er ihn damit erwischt, überhaupt nicht gefällt. Auch sonst haut Manni immer öfter über die Stränge. So fälscht er eine Freistellungsbescheinigung, damit sein Freund Mücke nicht mehr in den Hort muss. Einmal wird er, gemeinsam mit Mücke, sogar von seinem Opa im Keller beim Rauchen erwischt. Auch seine Lehrerin beschwert sich über die nachlassenden Leistungen bei den Eltern.

Monika und Johannes müssen erkennen, dass ihr Experiment fehlgeschlagen ist und kommen zu der Erkenntnis, dass nur gemeinsames, vernünftiges Handeln zu einem glücklichen Familienleben führen kann. Zum Abschluss klingelt Körner bei Marie und fragt, ob sie ihm Klavierunterricht erteilen kann.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir lassen uns scheiden wurde von der Künstlerischen Arbeitsgruppe „Johannisthal“ als Schwarzweißfilm unter dem Arbeitstitel Ein Rüpel sondergleichen in Totalvision gedreht. Die Drehorte in Berlin waren unter anderen an den Baustellen Fernsehturm und Alexanderplatz, am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain, der Friedrichsgracht, der Straße Unter den Linden, der Jannowitzbrücke und dem Schloss Rheinsberg.

Probleme gab es bei der Rollenbesetzung: Für die ursprüngliche Besetzung des Ehepaares waren das damals reale Ehepaar Armin Mueller-Stahl und Monika Gabriel vorgesehen. Die Dreharbeiten mussten aber nach elf Tagen wegen einer langwierigen Knieverletzung Mueller Stahls abgebrochen werden. Dessen Rolle wurde durch Dieter Wien übernommen, wodurch Reiner Schöne zu der Rolle des Körner kam.

Der Film hatte eine Voraufführung am 28. März 1968 anlässlich der Wiedereröffnung des Theaters des Friedens in Burg (bei Magdeburg) und eine Doppelpremiere am 4. April 1968 um 20.00 Uhr im Berliner Kino International sowie um 20.30 im ebenfalls Berliner Kino Colosseum.[1]

Weil der Darsteller Reiner Schöne nach einem Konzert in West-Berlin nicht in die DDR zurückgekehrt war, wurde der Film kurz nach seiner Premiere aus dem Verleih entfernt.[2]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Günter Sobe schrieb in der Berliner Zeitung, dass der Streifen sich heiter gibt und er ist es gelegentlich auch. Doch er ist auch oberflächlich und an dieser Oberfläche allzu glatt.[3]

E. M. meinte im Neuen Deutschland, dass sich die Drehbuchautoren nicht auf die Ausschöpfung des Themas Kindererziehung konzentriert haben. Stattdessen weiteten sie die Sache zu einer der herkömmlichen Ehegeschichten aus. Dadurch wurde der Eindruck des Oberflächlichen noch verstärkt. Trotz dieser, vor allem im Drehbuch liegenden, Mängel des Films waren die schauspielerischen Leistungen ansprechend.[4]

Das Lexikon des internationalen Films nannte den Film ein anspruchsvoll und einfühlsam inszeniertes Lustspiel.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wir lassen uns scheiden In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 294 bis 295.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Berliner Zeitung vom 31. März 1968, S. 14
  2. Rudi Strahl in einem biographischen Gespräch mit Bert Koß am 19. Oktober 1999.
  3. Berliner Zeitung vom 17. April 1968, S. 6
  4. Neues Deutschland vom 28. April 1968, S. 6
  5. Wir lassen uns scheiden. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.