Wolfgang Pitsch

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Wolfgang Pitsch (* 28. August 1927[1] in Wuppertal; † 30. Mai 2019 in Dinslaken) war ein deutscher Physiker, Werkstoffwissenschaftler und Hochschullehrer.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pitsch studierte an der Universität Göttingen, an der er 1954 mit seiner Dissertation über experimentelle und theoretische Untersuchungen des α-Eisens in Abhängigkeit vom Kohlenstoff-Gehalt zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert wurde.[3]

Darauf wurde Pitsch wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung.[2] Dort wurde er 1957 Mitarbeiter der von Angelica Schrader geleiteten Arbeitsgruppe Elektronenmikroskopie.[4] Bekannt wurde Pitsch durch die Untersuchungen der Orientierungsbeziehungen bei den Phasentransformationen und Ausscheidungsvorgängen in Eisen-Kohlenstoff-Legierungen.[5][6] Ein Forschungsschwerpunkt war die Martensitumwandlung im Eisen-Kohlenstoff-System. Er fand dort eine weitere Orientierungsbeziehung,[7] die nun seinen Namen trägt.[8] 1962 erhielt Pitsch den Masing-Preis der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde.[9] 1967 habilitierte er sich an der RWTH Aachen mit seiner Habilitationsschrift über die kristallographische Analyse der Phasentransformationen in Metallen.[7] Er hielt dann ständig eine Vorlesung an der RWTH Aachen. 1969 wurde er Leiter der Arbeitsgruppe Metallphysik im Max-Planck-Institut für Eisenforschung.[2]

1971 wurde Pitsch zum Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Abteilungsleiter im Max-Planck-Institut für Eisenforschung berufen.[2] Sein breites Arbeitsfeld umfasste neben den Phasentransformationen und Ausscheidungsvorgängen, die für die Ausscheidungshärtung wichtig sind, auch die Bildung von Überstrukturen (Fernordnung) in Substitutionsmischkristallen[10] sowie die Effekte von äußeren Kräften (Magnetfelder, Mechanische Spannungen) auf Ausscheidungsvorgänge.[11][12][13] Mit anderen schuf Pitsch das Handbuch Werkstoffkunde Stahl, in dem er das Grundlagenkapitel über den Gefügeaufbau der Stähle gestaltete.[14]

1994 ernannte die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde Pitsch zu ihrem Ehrenmitglied.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Menschen - Geburtstage. In: Physik Journal. Band 16, Nr. 7, 2017, S. 64 (pro-physik.de).
  2. a b c d Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wolfgang Pitsch: Unternehmensnachrufe (abgerufen am 20. September 2019).
  3. Wolfgang Pitsch: 1. Theoretische Untersuchung der elastischen Nachwirkung von Kohlenstoff in α-Eisen. : 2. Dämpfungs- und Widerstandsmessungen an Karbonyleisen in Abhängigkeit vom Kohlenstoffgehalt und während der Auslagerung. Universität Göttingen, Math.-naturwiss. Fakultät, Dissertation v. 3. Aug. 1954.
  4. Elektronenmikroskopie (Juli 1999, Nr. 18) (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 20. September 2019)
  5. W. Pitsch: Der Orientierungszusammenhang zwischen Zementit und Ferrit im Perlit. In: Acta Metallurgica. Band 10, Nr. 1, 1962, S. 79.
  6. W. Pitsch: Der Orientierungszusammenhang zwischen Zementit und Austenit. In: Acta Metallurgica. Band 10, Nr. 7, 1962, S. 897.
  7. a b Wolfgang Pitsch: Zur kristallographischen Analyse der Phasentransformationen in Metallen (RWTH Aachen, Habil.-Schrift). In: Archiv für Eisenhüttenwesen. Band 38, Nr. 11, 1967, S. 853–864.
  8. P.M. Kelly: Crystallography of martensite transformations in steels. In: Phase Transformations in Steels: Diffusionless Transformations High Strength Steels Modelling and Advanced Analytical Techniques. Volume 2. Woodhead Publishing Limited, 2012, ISBN 978-1-84569-971-0, S. 3–33 (Crystallography of martensite transformations in steels [abgerufen am 20. September 2019]).
  9. Masing-Gedächtnispreis (abgerufen am 20. September 2019).
  10. Gerhard Inden, Wolfgang Pitsch: Atomic Ordering. In: Materials Science and Technology. Vol. 5: Phase Transformations in Materials. VCH, Weinheim 1991, S. 497–552.
  11. H. J. Neuhäuser, W. Pitsch: Orientierungsauslese von Fe8N-Teilchen in Eisen-Stickstoff-Mischkristallen durch ein äußeres Magnetfeld. In: Zeitschrift für Metallkund. Band 62, Nr. 11, 1971, S. 792–796.
  12. G. Sauthoff, W. Pitsch: Orienting of Fe16N2 Particles in Alpha Iron by an External Magnetic Field. In: Philosophical Magazine B. Band 56, Nr. 4, 1987, S. 471–483.
  13. G. Sauthoff: The Effect of an External Elastic Stress on the Precipitation Behaviour of a Fe-Mo-Au Alloy. In: Physica Status Solidi (a). Band 26, 1974, S. K5–K7.
  14. W. Pitsch, G. Sauthoff, H. P. Hougardy: Gefügeaufbau der Stähle. In: Werkstoffkunde Stahl. Band 1: Grundlagen. Springer-Verlag, Verlag Stahleisen, 1984, S. 29–231.
  15. DGM-Ehrenmitgliedschaft (abgerufen am 20. September 2019).