Woom

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Woom ist ein österreichisch-US-amerikanischer Kinder- und Jugendfahrradhersteller mit Sitz in Klosterneuburg, Niederösterreich.

Woom
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 2013 (österreichische GmbH)
2021 (Holding)
Sitz Klosterneuburg, Niederösterreich, Österreich
Mitarbeiterzahl ca. 250 (2023)[1]
Umsatz > 100 Mio. EUR (2022)[2][3]
Branche Fahrradhersteller
Website https://www.woom.com

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das vom Wiener Biomedizintechniker[4] und Industriedesigner Christian Bezdeka geführte Design-Studio Bezdeka begann 2010 mit der Entwicklung eines Fahrrads speziell für Kinder. Bezdeka hatte auf der Suche nach einem Rad für sein eigenes Kind laut Eigenaussage keine Qualitätsprodukte gefunden.[5]

Innerhalb von drei Jahren entstanden vier Generationen an Prototypen sowie ein Upcycling-System-Konzept zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.[5] Gemeinsam mit Marcus Ihlenfeld, der zu diesem Zeitpunkt als Marketing-Manager bei Opel arbeitete,[6] gründete Bezdeka 2013 nach Abschluss der Entwicklungsarbeit die Polyphem GmbH.[7] Der Verkauf der Kinderfahrräder in fünf Größen (inklusive Upcycling-System) startete unter der Marke Woom.[8] Im selben Jahr wurde das Unternehmen in Woom GmbH umbenannt.[9]

Im ersten Jahr des Bestehens verkauften Ihlenfeld und Bezdeka rund 500 Fahrräder. Die Endmontage erfolgte in einer Garage in Wien durch die beiden Gründer selbst.[10]

Ihlenfelds Bruder, Mathias Ihlenfeld, trat ab 2014 als Generalimporteur für den amerikanischen Markt auf und gründete Woombikes USA, LLC in Austin, Texas.[11][12] Wenige Monate später wurde der Platz am Wiener Standort zu klein und das Unternehmen übersiedelte 2015 nach Klosterneuburg in Niederösterreich.[13]

2019 wurde ein Drittel des Umsatzes der Woom GmbH über den Generalimporteur in den Vereinigten Staaten gemacht.[14] Im selben Jahr wurde das Produktportfolio durch die Bekleidungslinie Worn to be Wild ergänzt.[15][16]

Woom wurde in weniger als zehn Jahren zu einer der beliebtesten Kinderfahrrad-Marken der Welt.[17] Im Jahr 2021 verkaufte das Unternehmen weltweit rund 290.000 Fahrräder. Die Gesamtzahl der erzeugten Fahrräder betrug damit 500.000 Stück, was einer jährlichen Wachstumsrate von durchschnittlich 50 Prozent entspricht.[18]

Im selben Jahr wurden die Woom GmbH und Woombikes USA, LLC unter einer Holding vereint.[19] Die Holding trägt den Namen Onewoom GmbH und hat ihren Sitz in Klosterneuburg.[20] Vor dem Zusammenschluss hatte das Unternehmen mehrere Investoren an Bord geholt. Darunter die Familieninvestorengruppe Bregal Unternehmerkapital, Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner sowie den Unternehmer Stefan Kalteis. Bezdeka und Ihlenfeld behielten die Mehrheit der Unternehmensanteile.[21]

2022 zogen sich die beiden Gründer aus dem operativen Geschäft zurück. Sie verblieben im Beirat des Unternehmens. Neuer CEO wurde Mathias Ihlenfeld. Wenige Monate später wurde Paul Fattinger Co-CEO.[22][23]

Anfang 2023 beteiligte sich die international agierende Jebsen Group via Jebsen Capital mit rund 15 Prozent am Unternehmen.[24]

Am 22. Januar 2024 wird über die Übersiedlung von Woom wegen Platzbedarfs – zurück – nach Wien, in den nahen 19. Bezirk berichtet. In Klosterneuburg war der Betrieb nach 10 Jahren Wachstum auf 7 Gebäude verteilt. Ab Ende Februar 2024 kommen in Wien alle Abteilungen in einem Haus unter, nur Lagerflächen bleibt in Klosterneuburg. 155 Mitarbeiter arbeiten dann in Wien, sieben bleiben in Klosterneuburg. Nachdem während der COVID-19-Pandemie 2020–2022 der Radverkauf boomte, allerdings Probleme in den Lieferketten auftraten, stabilisierte sich der Verkauf 2023 auf leichtes Wachstum gegenüber der Vor-Corona-Zeit, weshalb Woom zuletzt Stellen abbaute.[25]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Produktportfolio von Woom besteht aus verschiedenen Radmodellen für Kinder und Jugendliche, Fahrradzubehör und Bekleidung.[26]

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Woom Original (Laufräder, Alltagsfahrräder)
  • Woom Off (Mountainbikes mit Starrgabel)
  • Woom Off Air (Mountainbikes mit Federgabel)
  • Woom Now (City-Bikes, Urban Cargo)
  • Woom Up (Elektrische Mountainbikes)

Bedeutung und Innovation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erster Fahrradhersteller seine Produkte konsequent speziell für Kinder entwickelt zu haben, zählt zu einer der wesentlichsten Innovationsleistungen des Herstellers.[27] Die Original-Modellreihe hatte mit dieser Designphilosophie, zahlreichen speziell für Kinder entwickelten Anbauteilen und dem Fokus auf geringes Gewicht weitreichenden Einfluss auf die Entwicklung der Produktkategorie Kinderfahrrad.[28]

Im Jahr 2022 wurde daher ein Exemplar in die Designsammlung des Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien aufgenommen.[29]

Ein weiteres Exemplar befindet sich in der Dauerausstellung des Technischen Museums Wien (TMW). Es steht laut TMW-Direktor Peter Aufreiter für die „Emanzipation des Kinderfahrrads als eigenständiges Produkt, das mehr ist als bloß ein ‚verkleinertes‘ Erwachsenenfahrrad.“[30]

  • Die Räder des Unternehmens zählen zu den leichtesten Kinderfahrrädern am Markt.[31][32]
  • Der erste kindgerechte Bremshebel der Welt wurde an Rädern der Original-Modellreihe montiert.[33]
  • Rahmen, Kurbeln und Lenker wurden eigens für Kinder entwickelt.[34] Der Lenkerdurchmesser ist beispielsweise klein genug, um vollständig von Kinderhänden umfasst werden zu können.[35]

Entwicklung, Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Design und die Entwicklung der Radmodelle findet in Klosterneuburg statt.[36] Produzieren lässt Woom von Partnerunternehmen in Kambodscha, Bangladesch und Vietnam.[37] Für den europäischen Markt wird seit 2021 ein Großteil der Räder in einem Werk des deutschen Unternehmens Sprick Cycle GmbH in Świebodzin, Polen, assembliert.[38]

Auszeichnungen, Preise (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Woom Now[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • German Innovation Award 2022
  • Red Dot Product Design Award 2022
  • iF Design Award 2022[39]
  • TAIPEI CYCLE d&i Award 2022
  • Silver A' Design Award 2022

Woom Original[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Red Dot Product Design Award 2017[40]
  • iF Design Award 2018[41]
  • German Design Award 2018[42]

Woom Off[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • iF Design Award 2020
  • Red Dot Product Design Award 2020[43]
  • Bicycling USA Bike Award 2020[44]

Woom Off Air[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • German Design Award 2021 Special Mention[45]

Woom Up[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • German Innovation Award 2021[46]

Fahrradhelme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • iF Design Award 2018[47]
  • Eurobike Award 2018[48]
  • Good Design Award 2018[49]

Bibliografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mück, Anne: Strategie und Praxis ergonomischer Formgebung am Beispiel eines Kinder-Fahrradsattels. Masterarbeit. FH Campus Wien. 2018.
  • Svoboda, Jakub: The importance of gender specific advertising design in the consumer decision making process. Masterarbeit. FH Wien. 2021.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Saskia Hödl: Und es hat Woom gemacht. In: Die Zeit. 16. Januar 2023, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  2. Woom knackt erstmals die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke. In: Brutkasten. 10. März 2023, abgerufen am 13. März 2023 (deutsch).
  3. „Woom Bikes“ exportiert weltweit: Auf zwei Rädern in 30 Länder. In: Niederösterreichische Nachrichten. 2. Februar 2023, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  4. Karoline Wagner, Sophie Wratzfeld: „Es braucht einen langen Atem“ – der Designer und Mitbegründer der woom Bikes Christian Bezdeka im Interview. In: MAK Blog. MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, 18. Mai 2022, abgerufen am 7. März 2023 (deutsch).
  5. a b Eva Tinsobin: Ein knallrotes Upcycle-Kinderrad aus Wien. In: Der Standard. 13. April 2013, abgerufen am 8. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  6. Pauline Schnor: Er verkauft Luxus-Kinderfahrräder – und setzt Millionen um. In: Business Insider. 4. Februar 2020, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  7. Firmenbuchauszug Republik Österreich, Firmenbuchnummer FN 394311 w
  8. Nora Laufer: Woom-Bike-Gründer: „Ein Kinderrad darf keine 600 Euro kosten“. In: Der Standard. 3. Oktober 2017, abgerufen am 8. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  9. Firmenbuchauszug Republik Österreich, Firmenbuchnummer FN 394311 w
  10. Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka, Woom: Aus der Garage auf die Weltbühne. In: Die Presse. 29. August 2021, abgerufen am 7. März 2023.
  11. Kinderrad-Hersteller woom stärkt Fokus auf USA. In: Brutkasten. 2. Juli 2021, abgerufen am 8. März 2023.
  12. woombikes USA, LLC | Better Business Bureau® Profile. Abgerufen am 8. März 2023 (englisch).
  13. Firmenbuchauszug Republik Österreich, Firmenbuchnummer FN 394311 w
  14. Kinder-Fahrräder: Das Trend-Rad von „woom“ stammt aus einer Garage. Abgerufen am 8. März 2023.
  15. Woom zieht mit „Worn To Be Wild“ kleine Radler an. In: Radmarkt. BVA BikeMedia GmbH, 22. Oktober 2019, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  16. Worn To Be Wild Adventure Jacke. In: Design & Innovation Award. Abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  17. Florian Rinke: Von 500 auf 500.000 Stück: Wie Woom zum weltgrößten Kinderfahrrad-Hersteller wurde. In: OMR. 1. Juni 2022, abgerufen am 8. März 2023.
  18. Alexandra Rotter: Radlnarrisch in die Zukunft. In: Die Wirtschaft. Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, 11. Mai 2022, abgerufen am 8. März 2023.
  19. Kinderrad-Hersteller woom stärkt Fokus auf USA. In: Brutkasten. 2. Juli 2021, abgerufen am 8. März 2023.
  20. Firmenbuchauszug Republik Österreich, Firmenbuchnummer FN 394311 w
  21. Kinderfahrradhersteller woom holt Investoren an Bord. In: Die Presse. 29. September 2020, abgerufen am 8. März 2023.
  22. woom radelt mit neuem Management ins Jahr 2022. In: Velototal. 2. Februar 2022, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  23. woom ist erster zertifizierter fahrradfreundlicher Betrieb in Wien und NÖ. In: Pedelecs und E-Bikes. 11. Februar 2023, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  24. Neuer Investor für Kinderradhersteller woom. In: ORF. 27. Dezember 2022, abgerufen am 8. März 2023.
  25. Woom siedelt von Klosterneuburg nach Wien orf.at, 22. Januar 2024, abgerufen 22. Januar 2024.
  26. Kinderfahrräder für jedes Alter. In: Woom. Woom GmbH, abgerufen am 8. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  27. Thomas Rottenberg: Kindgerechte Fahrräder: Der österreichische Bestseller Woom Bikes. In: Der Standard. 10. November 2020, abgerufen am 8. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  28. Claudia Aschour: Woom: Von radlnarrischen Papas entworfen. In: Drahtesel – das österreichische Fahrradmagazin. Radlobby ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr, 11. Juni 2016, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  29. Karoline Wagner, Sophie Wratzfeld: „Es braucht einen langen Atem“ – der Designer und Mitbegründer der woom bikes Christian Bezdeka im Interview. In: MAK Blog. MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, 18. Mai 2022, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  30. Von klein auf nachhaltig unterwegs. In: Technisches Museum Wien. 30. September 2021, abgerufen am 8. März 2023.
  31. Felix Reek: Es muss nicht immer ein Woom sein. In: Süddeutsche Zeitung. 22. Mai 2021, abgerufen am 9. März 2023.
  32. Das beste Kinderfahrrad ist ein leichtes Kinderfahrrad. In: Stip Kinderfietsen. Abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  33. Das beste Kinderfahrrad ist ein leichtes Kinderfahrrad. In: Stip Kinderfietsen. Abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  34. Alexandra Rotter: Radlnarrisch in die Zukunft. In: Die Wirtschaft. Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, 11. Mai 2022, abgerufen am 8. März 2023.
  35. Das beste Kinderfahrrad für Anfänger? Das woom 2 im großen Testbericht. In: The Cycleverse. 5. März 2023, abgerufen am 8. März 2023.
  36. Katharina Kotrba: Immer ausverkauft: Wie das Kinderfahrrad-Startup Woom mit dem „massiven Wachstum“ umgeht. In: Business Insider. 13. Mai 2022, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  37. Daniel Imwinkelried: Die Globalisierung ist nicht tot: warum der Fahrradhersteller Woom beim Reshoring eine Kehrtwende vollzieht. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. August 2022, abgerufen am 9. März 2023.
  38. Woom Bikes 2021: Kinderrad-Montage in polnischer Sprick-Fabrik. In: Radmarkt. 14. April 2021, abgerufen am 8. März 2023 (deutsch).
  39. Wirtschaft & Design: Designpreis für neues Woom now-Fahrrad. 2. Juni 2022, abgerufen am 8. März 2023.
  40. https://www.red-dot.org/de/project/woom-2-10218
  41. https://www.velomotion.de/magazin/2020/02/woom-if-design-award/
  42. https://www.german-design-award.com/die-gewinner/galerie/detail/16374-woom-kinderraeder.html
  43. https://www.velototal.de/2020/04/08/woom-mountainbike-erh%C3%A4lt-dritten-design-award/
  44. https://www.bicycling.com/bikes-gear/a31837052/bicycling-bike-awards-2020/
  45. https://www.german-design-award.com/die-gewinner/galerie/detail/33881-off-air-6.html
  46. https://www.german-design-award.com/die-gewinner/galerie/detail/32340-woom-up.html
  47. https://www.velomotion.de/magazin/2020/02/woom-if-design-award/
  48. https://www.eurobike.com/en/award-detail/385
  49. Woom Kids Helmet, 2018. In: The Good Design Awards. The Chicago Athenaeum Museum of Architecture and Design, abgerufen am 9. Mai 2023.