Yoderit

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Yoderit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1962 s.p.[1]

IMA-Symbol

Yod[2]

Chemische Formel
  • (Al3Mg)[6](Mg,Al,Fe3+)4[5][O|OH|(SiO4)2]2[3]
  • (MgAl3)(MgAl)Al2O2(SiO4)4(OH)2[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Inselsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/B.02
VIII/B.02-060

9.AF.25
52.02.02b.03
Ähnliche Minerale Kyanit, Andalusit[5]
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11
Gitterparameter a = 8,02 Å; b = 5,82 Å; c = 7,25 Å
β = 104,9°[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,39; berechnet: [3,33][6]
Spaltbarkeit undeutlich nach {100}; Absonderungen nach [001][6]
Farbe dunkelviolett, smaragdgrün, rot bis purpurrot[7][8]; im Durchsichtmikroskop tiefblau oder olivgrün bis gelb[6]
Strichfarbe weiß[8]
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,689 bis 1,691[9]
nβ = 1,691 bis 1,693[9]
nγ = 1,712 bis 1,715[9]
Doppelbrechung δ = 0,023 bis 0,024[9]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 25° bis 30° (gemessen), 34° bis 36° (berechnet)[9]
Pleochroismus Stark:[6]
X= hellpreußischblau, grün
Y= indigoblau, hellgelb
Z= hellolivgrün, gelb

Das Mineral Yoderit ist ein sehr selten vorkommendes Hochdruck-Hochtemperatur-Orthosilikat[5] aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung (Al3Mg)[6](Mg,Al,Fe3+)4[5][O|OH|(SiO4)2]2[3] und ist damit chemisch gesehen ein komplexes Aluminium-Magnesium-Silikat mit zusätzlichen Sauerstoff- und Hydroxidionen. Die in der zweiten runden Klammer angegebenen Elemente Magnesium, Aluminium und Eisen können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Strukturell gehört Yoderit zu den Inselsilikaten.

Yoderit kristallisiert im monoklin Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form unregelmäßiger Körner und blättriger oder lattenförmiger Aggregate gefunden werden. Die durchsichtigen, glasähnlich glänzenden Kristalle können je nach Fremdbeimengung eine dunkelviolette, smaragdgrüne oder rote bis purpurrote Farbe annehmen. Im Durchlichtmikroskop erscheint Yoderit auch tiefblau oder olivgrün bis gelb. Auf der Strichtafel hinterlässt das Mineral allerdings immer einen weißen Strich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Yoderit am Mautia Hill im Distrikt Kongwa (Region Dodoma) in Tansania. Die Erstbeschreibung erfolgte 1959 durch Duncan McKie und A. J. Radford, die das Mineral nach dem Petrologen und damaligen Direktor des Geophysischen Labors im Carnegie Institution for Science Hatten Schuyler Yoder, Jr. benannten.

Typmaterial des Minerals wird Geological Survey of Tanzania in Dodoma, Tansania unter den Katalog-Nr. JH 2563/2 und JH 2563/14 sowie im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA unter der Katalog-Nr. 137854 aufbewahrt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Yoderit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate)“, wo er zusammen mit Andalusit, Boromullit, Kanonait, Krieselit, Kyanit, Mullit, Sillimanit und Topas die „Topasgruppe“ mit der System-Nr. VIII/B.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yoderit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate mit zusätzlichen Anionen; Kationen in [4]er-, [5]er- und/oder nur [6]er-Koordination“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.AF.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Yoderit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und O, OH, F und H2O“ ein. Hier ist er zusammen mit Andalusit und Kanonait in der „Al2SiO5 (Andalusit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 52.02.02b innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen in [4] und >[4]-Koordination“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von A. J. Radford und J. H. Scoon an gereinigten Proben des Typmaterials JH 2563/2 durchgeführte Analyse ergab eine Zusammensetzung von 36,07 bis 36,12 % SiO2, 0,35 % TiO2, 41,00 bis 41,06 % Al2O3, 0,5 % Fe2O3, 4,81 bis 4,82 % FeO, 0,32 % MnO, 12,21 bis 12,23 % MgO, 1,48 % CaO, 0,01 % Na2O, 0,05 % K2O sowie 3,20 % H2O+ und 0,05 % H2O-, was der korrigierten empirischen Zusammensetzung von (Mg2.0Ca0.2Fe0.5Al5.3)8.0Si4.0O17.6(OH)2.4·H2O+ entspricht.[10][11]

Eine weitere Analyse an zwei ebenfalls aus der Typlokalität Mautia Hill in Tansania stammenden Proben, die 1978 von R. M. Abu-Eid, K. Langer und F. Seifert durchgeführt wurde, ergab die leicht abweichende Zusammensetzung von 35,94 bis 36,07 % SiO2, 0,07 bis 0,11 % TiO2, 42,76 bis 42,95 % Al2O3, 4,08 bis 5,16 % Fe2O3, 0,62 bis 0,85 % Mn2O3, 0,19 bis 0,24 % FeO, 0,13 bis 0,23 % MnO, 11,83 bis 12,05 % MgO, 2,69 % H2O+ und 0,36 % P2O5. Die daraus resultierende empirische Zusammensetzung lautet (Mg1.95Fe2+0.02Mn2+0.01)Σ=1.98(Al5.57Fe3+0.34Mn3+0.07Ti0.01)Σ=5.99(Si3.98P0.03)Σ=4.01O18.02(OH)1.98 oder in der idealisierten Form Mg2(Al,Fe3+)6Si4O18(OH)2.[12][6]

Genauere Studien der Kristallstruktur von Yoderit, 1982 durchgeführt von John B. Higgins, Paul H. Ribbe und Yoshiharu Nakajima, führten schließlich zu einer angepassten und die Struktur des Minerals berücksichtigenden Formel in der Schreibweise VI[MgAl3]V[MgAl]V[Al0.84Fe3+0,16]2O2(OH)2[SiO4]4[5] oder auch (Al3Mg)[6](Mg,Al,Fe3+)4[5][O|OH|(SiO4)2]2[3] in der kristallchemischen Strukturformelschreibweise nach Strunz.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yoderit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/m (Raumgruppen-Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11 mit den Gitterparametern a = 8,02 Å; b = 5,82 Å; c = 7,25 Å und β = 104,9° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Die Kristallstruktur besteht aus Ketten von eckenverknüpften (Al,Mg)O5(OH)-Oktaedern parallel der b-Achse [010]. Diese werden durch inselartig verteilte SiO4-Tetraeder sowie je zwei eckenverknüpften, trigonalen Dipyramiden aus (Al,Mg,Fe)(O,OH)5 verbunden.[3]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auffälliges Merkmal von Yoderit ist sein starker Pleochroismus. Je nachdem, aus welcher Richtung das Licht durch den Kristall dringt, erscheint das Mineral entweder hellpreußischblau oder grün, indigoblau oder hellgelb beziehungsweise hellolivgrün oder gelb.[6] Besonders deutlich tritt diese Eigenschaft bei Dünnschliffen unter dem Durchlichtmikroskop hervor, da die optischen Achsen der einzelnen Körner im Gesteinsgefüge unterschiedlich ausgerichtet sind.[13]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yoderit bildet sich als Hauptphase in Quarz-Kyanit-Talk-Schiefern bei einem Druck von ≈ 10 kbar H2O und einer Temperatur von 800º C.[6] In den bisher gefundenen Proben fand sich Yoderit daher meist verwachsen mit Kyanit beziehungsweise diesen umwachsend.[14][7] Als Begleitminerale tritt neben den bereits genannten Mineralen unter anderem noch Hämatit auf.

Bisher ist außer seiner Typlokalität Mautia Hill in Tansania nur ein weiterer Fundort bekannt (Stand 2018), nämlich die Kadunguri-Weißschiefer im Sambesi-Gürtel im Mashonaland von Simbabwe.[15]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Duncan McKie, A. J. Radford: Yoderite, a new hydrous magnesium iron alumino-silicate from Mautia Hill, Tanganyika. In: Mineralogical Magazine. Band 32, 1959, S. 282–307 (rruff.info [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 2. Juli 2018]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 753–756 (rruff.info [PDF; 289 kB; abgerufen am 5. Juli 2018]).
  • S. G. Fleet, H. D. Megaw: The crystal structure of yoderite. In: Acta Crystallographica. Band 15, 1962, S. 721–728, doi:10.1107/S0365110X62001930.
  • R. M. Abu-Eid, K. Langer, F. Seifert: Optical absorption and Mössbauer spectra of purple and green yoderite, a kyanite-related mineral. In: Physics and Chemistry of Minerals. Band 3, 1978, S. 271–289, doi:10.1007/BF00633576.
  • John B. Higgins, Paul H. Ribbe, Yoshiharu Nakajima: An ordering model for the commensurate antiphase structure of yoderite. In: American Mineralogist. Band 67, Nr. 1–2, 1982, S. 76–84 (minsocam.org [PDF; 989 kB; abgerufen am 5. Juli 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Yoderite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 548.
  4. IMA/CNMNC List of Mineral Names; März 2018 (Memento vom 11. Juni 2018 im Internet Archive) (PDF 1,65 MB)
  5. a b c John B. Higgins, Paul H. Ribbe, Yoshiharu Nakajima: An ordering model for the commensurate antiphase structure of yoderite. In: American Mineralogist. Band 67, Nr. 1–2, 1982, S. 76–84 (minsocam.org [PDF; 989 kB; abgerufen am 5. Juli 2018]).
  6. a b c d e f g h Yoderite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF]).
  7. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 676 (Erstausgabe: 1891).
  8. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  9. a b c d e Mindat – Yoderite (englisch)
  10. Duncan McKie, A. J. Radford: Yoderite, a new hydrous magnesium iron alumino-silicate from Mautia Hill, Tanganyika. In: Mineralogical Magazine. Band 32, 1959, S. 282–307 (rruff.info [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 2. Juli 2018]).
  11. Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 753–756 (rruff.info [PDF; 289 kB; abgerufen am 5. Juli 2018]).
  12. R. M. Abu-Eid, K. Langer, F. Seifert: Optical absorption and Mössbauer spectra of purple and green yoderite, a kyanite-related mineral. In: Physics and Chemistry of Minerals. Band 3, 1978, S. 271–289, doi:10.1007/BF00633576.
  13. Mindat – Dünnschliff mit unterschiedlich ausgerichteten Yoderitkörnern und deutlichem Pleochroismus
  14. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 693.
  15. Fundortliste für Yoderit beim Mineralienatlas und bei Mindat