Zálesíit

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Zálesíit
Zálesíit aus Pastrana, Region Murcia, Spanien (Bildbreite 5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1997-009[1]

IMA-Symbol

Zál[2]

Andere Namen
  • Agardit-(Ca)
Chemische Formel
  • CaCu6(AsO4)2(AsO3OH)(OH)6·3H2O[3]
  • (Ca,Y)Cu6[(OH)6|AsO3(OH,O)|(AsO4)2]·3H2O[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.53
VII/D.53-030

8.DL.15
42.05.01.06
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-dipyramidal; 6/m
Raumgruppe P63/m (Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176[5]
Gitterparameter a = 15,583 Å; c = 5,895 Å[5][6]
Formeleinheiten Z = 2[5][6]
Häufige Kristallflächen {100}, {001}
Zwillingsbildung nach {100}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,49(3); berechnet: 3,50
Spaltbarkeit nicht definiert
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe blassgrün, grasgrün[4]
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,688
nε = 1,765[7]
Doppelbrechung δ = 0,077[7]
Optischer Charakter einachsig positiv
Pleochroismus Schwach: ω = hellgelbgrün, ε = hellgrün
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten langsam löslich in verdünnter Salzsäure

Zálesíit (auch Agardit-(Ca)) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CaCu6[(OH)6|AsO3OH|(AsO4)2]·3H2O[3] und ist damit ein wasserhaltiges Calcium-Kupfer-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Zálesíit entwickelt nur mikroskopisch kleine Kristalle von etwa 10 bis 100 Mikrometer Länge mit hexagonalem, nadeligem Habitus. Meist findet er sich in Form radialstrahliger bis kugeliger Aggregate und pulvriger Krusten von hellgrüner Farbe bei weißer Strichfarbe. Die Kristalle selbst sind durchsichtig mit glas- bis fettähnlichem Glanz auf den Oberflächen, in Aggregatform erscheint Zálesíit allerdings eher durchscheinend.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zálesíit-Handstück aus der Typlokalität Zálesí (Größe: 8,0 × 5,3 × 4,6 cm)

Erstmals entdeckt wurde Zálesíit 1997 in der Uran-Lagerstätte Zálesí (Javorník) in Tschechien und beschrieben 1999 durch J. Sejkora, T. Rídkošil, V. Šrein, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.

Das Synonym Agardit-(Ca) wurde vor der Genehmigung des Namens Zálesíit durch die IMA/CNMNC von einigen Autoren als vorläufige Bezeichnung verwendet.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Zálesíit erst 1997 als eigenständiges Mineral anerkannt und dies 1999 publiziert wurde, ist er in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/D.53-30. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Zálesíit zusammen mit Agardit-(Ce), Agardit-(Dy), Agardit-(La), Agardit-(Nd), Agardit-(Y), Calciopetersit, Goudeyit, Juanitait, Mrazekit, Mixit, Petersit-(Ce), Petersit-(Nd), Petersit-(Y) und Plumboagardit die „Mixit-Gruppe“ bildet.[4]

Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zálesíit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 2 : 1“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Agardit-(Ce), Agardit-(La), Agardit-(Nd), Agardit-(Y), Calciopetersit, Goudeyit, Mixit, Petersit-(Y) und Plumboagardit die „Mixitgruppe“ mit der System-Nr. 8.DL.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zálesíit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied/zusammen mit in der „Mixitgruppe (Arsenat-Reihe)“ mit der System-Nr. 42.05.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zálesíit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63/m (Raumgruppen-Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176 mit den Gitterparametern a = 15,583 Å und c = 5,895 Å[5] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zálesíit ist löst sich in verdünnter Salzsäure langsam auf.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nadelig-kugeliger Zálesíit aus der „Tucumana Mine“, Inca de Oro, Provinz Chañaral, Región de Atacama, Chile (Sichtfeld 4 mm)
Zálesíit aus der „Serpieri Mine“, Agios Konstantinos, Lavrio, Griechenland (Sichtfeld 3 mm)
Philipsburgit (dunkelgrün) auf Zálesíit (hellgrün) aus der „Gold Hill Mine“, Gold Hill, Tooele County (Utah, USA)

Zálesíit bildet sich sekundär als Oxidationsprodukt von Chalkopyrit und Cobaltarseniden. Als Begleitminerale können unter anderem Chrysokoll, Conichalcit, Klinoklas, Malachit, Tirolit, Uranophan und Zeunerit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Zálesíit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 70 Fundorte als bekannt gelten.[9] Seine Typlokalität Zálesí (Javorník) ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Tschechien.

In Deutschland kennt man Zálesíit aus mehreren Orten im Schwarzwald wie unter anderem der Grube Clara bei Oberwolfach in Baden-Württemberg, Dörrmorsbach und Waldaschaff in Bayern, Bad Lauterberg im Harz in Niedersachsen, Gehringswalde in Sachsen sowie vom Bergmannskopf in Thüringen.

In Österreich konnte das Mineral bisher nur in den Kupfergruben bei Altenberg im Paternioner Gemeindeteil Pöllan in Kärnten sowie im Quarzit-Steinbruch bei Falkenstein (Gemeinde Fischbach) und in Gesteinsproben bei einem Tunnelbau nahe Unterwald (Gemeinde Wald am Schoberpaß) in der Steiermark gefunden werden.

Bisher bekannte Fundorte in der Schweiz sind Bagnes (Bruson), das zum Binntal gehörende Chriegalp-Tal (auch Kriegalp-Tal) und der Illgraben nahe dem Illhorn im Kanton Wallis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Chile, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Marokko, Spanien, mehrere Orte in England im Vereinigten Königreich und einige Orte in mehreren Bundesstaaten der USA.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. Sejkora, T. Rídkošil, V. Šrein: Zálesíite, a new mineral of the mixite group, from Zálesí, Rychlebské hory Mts., Czech Republic. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 175, Nr. 2, 1999, S. 105–124 (englisch).
  • J. L. Jambor, E. S. Grew, A. C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 85, 2000, S. 1561–1565 (englisch, rruff.info [PDF; 393 kB; abgerufen am 10. August 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zálesíite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2019. (PDF 1713 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2019, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c A. Aruga, I. Nakai: Structure of Ca-rich agardite, (Ca0.40Y0.31Fe0.09Ce0.06La0.04Nd0.01)Cu6.19[(AsO4)2.42(HAsO4)0.49](OH)6.38·3H2O. In: Acta Crystallographica. C41, 1985, S. 161–163, doi:10.1107/S0108270185003158 (englisch).
  6. a b David Barthelmy: Zálesíite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  7. a b c Zálesíite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  9. Localities for Zálesíite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. August 2019 (englisch).
  10. Fundortliste für Zálesíit beim Mineralienatlas und bei Mindat