Zekirija Sejdini

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Zekirija Sejdini

Zekirija Sejdini (* 21. Oktober 1972 in Vrapčište, SR Mazedonien, SFR Jugoslawien) ist ein österreichischer islamischer Theologe und Religionspädagoge mit nordmazedonischen Wurzeln. Seit 2014 ist er der erste Universitätsprofessor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Innsbruck. Er ist der Gründer und Leiter des österreichweit ersten Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck, das am 1. Januar 2017 eröffnet wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zekirija Sejdini entstammt der albanischen Minderheit Nordmazedoniens. Er studierte nach seinem Abitur 1991 an der al-Azhar-Universität in Kairo und der Marmara-Universität in den Fachrichtungen Islamische Theologie, Philosophie und Religionspädagogik. 2002 folgte ein Lehrauftrag an der Evangelischen Fachhochschule Ludwigsburg mit dem Schwerpunkt im christlich-islamischen Dialog. 2004 wurde er Abteilungsleiter für das Lehramt an der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in Wien und Fachinspektor für den islamischen Religionsunterricht an den allgemeinbildenden Pflichtschulen in Wien. Ab 2009 bekleidete er die Ämter des stellvertretenden Leiters des Schulamtes der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) und des Fachinspektors für den islamischen Religionsunterricht an Wiener Gymnasien. Parallel dazu lehrte er als Lehrbeauftragter an den Universitäten Wien und Innsbruck, an der Katholisch-Pädagogischen Hochschule Wien/Krems und an der Pädagogischen Hochschule Wien. Sejdini promovierte 2012 an der Universität Heidelberg über das Wissensverständnis des Sufi-Mystikers Abu Talib al-Makki (gest. 996 in Baghdad) in dessen Abhandlung Qūt al-qulūb (Nahrung des Herzens). Zwischen 2011 und 2014 war er Vorsitzender des Schurarates und Medienreferent der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ). 2014 erfolgte der Ruf als erster Universitätsprofessor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Innsbruck.[1]

Seit 2017 leitet Sejdini das neu gegründete Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck.[2] 2018 wurde ihm für seine Verdienste um eine akademische Erforschung und Vermittlung islamischer Glaubenslehren der Kurt-Schubert-Gedächtnispreis für interreligiöse Verständigung verliehen.[3]

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er plädiert für eine „anthropologische Wende“ in der islamischen Theologie und Religionspädagogik, um beide aus dem aktuellen Kontext neu denken zu können.[4] Dafür sieht er die Notwendigkeit einer Hinterfragung des traditionellen Menschenbildes und des klassischen Verständnisses von Theologie und Bildung. Für die Verwirklichung der angesprochenen Wenden bedarf es in der islamischen Theologie und Religionspädagogik vor allem einer kritischen Auseinandersetzung mit dem gängigen Traditions- und Offenbarungsverständnis im Islam. Weder der Koran darf als einzige Quelle der Offenbarung im allgemeinen Sinne betrachtet werden, noch die islamische Tradition als ewig gültige. Subjektorientierung und Kontingenzbewusstsein sind zwei Schlüsselkategorien, die Grundlagen im theologischen und religionspädagogischen Denken von Sejdini bilden.[5] Ihm kann als einer der wenigen muslimischen Theologen und Religionspädagogen eine Nähe zum Konstruktivismus nachgesagt werden.

Besonderen Wert legt Sejdini in seiner Forschung auf die interreligiöse Religionspädagogik. Er vertritt die Meinung, dass eine genuine islamische Theologie nur interreligiös, besonders unter Mitberücksichtigung der monotheistischen Tradition gedacht werden kann.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sejdini, Zekirija; Kraml, Martina; Scharer, Matthias: Mensch werden: Eine interreligiöse Religionsdidaktik aus muslimisch-christlicher Perspektive. Studien zur interreligiösen Religionspädagogik, Bd. 1. Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-17-031489-4.
  • Sejdini, Zekirija: Die Nahrung der Herzen : Glaube und Wissen bei Abū Ṭālib al-Makkī. Lang-Ed., Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-631-62555-2.
  • Sejdini, Zekirija (Hrsg.): Islamische Theologie und Religionspädagogik in Bewegung : neue Ansätze in Europa. transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3395-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vorgestellt: Ein Miteinander der Religionen, Vorstellung und Vita auf Seite der Universität Innsbruck. Abgerufen am 8. Februar 2018.
  2. Univ.- Prof. Mag. Dr. Zekirija Sejdini Lebenslauf auf Seite der Universität Salzburg. Abgerufen am 8. Februar 2018. (PDF)
  3. Kurt Schubert Gedächtnispreis 2018 Bekanntgabe der 5. Preisverleihung auf weltreligionen.at. Abgerufen am 8. Februar 2018.
  4. Der Islam: Eine Möglichkeit, Mensch zu sein Artikel in der Tiroler Tageszeitung vom 19. März 2016. Abgerufen am 5. März 2020.
  5. Islam-Diskussion: Koran immer wieder neu interpretieren Artikel von Jutta Berger vom 3. Februar 2015 auf derstandard.at. Abgerufen am 8. Februar 2018.
  6. Diözesantag: Miteinander von Christen und Muslimen Artikel vom 28. April 2015 auf religionen.orf.at. Abgerufen am 8. Februar 2018.