Zisterzienserinnenkloster Seehausen

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Das Kloster Marienwerder war eine Niederlassung von Zisterzienserinnen bei Seehausen in der Uckermark vom 13. bis zum 16. Jahrhundert.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster befand sich auf einem inselartigen Werder im Oberuckersee südlich des Ortes Seehausen, etwa zehn Kilometer von Prenzlau in der nördlichen Mark Brandenburg gelegen. Von der Anlage ist oberirdisch nichts erhalten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster Marienwerder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster wurde etwa um 1220/1240 an der Stelle einer vorherigen größeren spätslawischen Siedlung gegründet, in der Nähe befand sich ein zentraler slawischer Burgwall im Oberuckersee. Gründer waren wahrscheinlich die Herren von Blankenburg, die in dem Gebiet weitreichende herrschaftliche Rechte ausübten. Die erste Erwähnung ist vom 19. November 1250 erhalten, in der der zuständige Bischof Wilhelm von Cammin allen einen Ablass verspricht, die den Nonnenkonvent bei einem erneuten Klosterbau unterstützen.[1]

Der Konvent wurde von einer Äbtissin geleitet, die von einer Priorin unterstützt wurde. In etlichen Urkunden traten beide als alleinige Vertreterinnen auf, in einigen wurde noch ein Propst genannt. Das Kloster hatte umfangreichen Landbesitz in der Umgebung, darunter die Dörfer Seehausen, Potzlow, Blankenburg, Warnitz, Grünow, Drense, Grenz, sowie Teile von Seelübbe, samt Gerichten und Kirchenpatronaten. Dazu kamen vier Klostervorwerke, Wiesen, zwei Mühlen und die Heide der Jacobsdorf, sowie ein Hof in Göritz gemeinsam mit den Nonnenkonventen in Prenzlau und Boitzenburg.[2] 1445 brannte das Kloster ab, wurde aber bald wieder neu errichtet.

1543 fand eine Visitation statt, spätestens 1545 wurde das Kloster Marienwerder aufgehoben.

Weitere Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Danach wurde der Landbesitz dem neuen Klosteramt Seehausen übereignet. Die Wirtschaftsgebäude wurden offenbar weiter genutzt, die Kirche wurde wahrscheinlich Pfarrkirche des Dorfes. Im 18. Jahrhundert wurden die verbliebenen Reste der Gebäude offiziell zur Gewinnung von Baumaterial freigegeben. Im frühen 19. Jahrhundert waren noch geringe Reste der Anlage sichtbar, danach verschwanden auch diese.

Materielle Zeugnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei archäologischen Grabungen auf dem Werder und bei Tauchfunden und Unterwassergrabungen im Oberuckersee in den Jahren von 1984 bis 1991 kamen mehr als 20.000 Gegenstände ans Tageslicht. Diese geben einen umfangreichen Einblick in das Alltagsleben des Klosters. Teile der Funde sind jetzt im Kulturhistorischen Museum im Dominikanerkloster Prenzlau zu sehen.

In den Jahren 2011 und 2012 wurden die Ausgrabungen unter der Leitung von Felix Biermann fortgesetzt. Dabei wurden unter anderem 61 menschliche Skelette geborgen, die auf dem Friedhof, im Kreuzgang, im Kreuzhof und in der Kirche bestattet worden waren.[3][4] Darunter waren Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überblicksdarstellungen
  • Gerhard Kohn: Seehausen/Uckermark. Zisterzienserinnenkloster Marienwerder. In: Brandenburgisches Klosterbuch. Band II. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0. S. 1099–1102; umfassende wissenschaftliche Darstellung
  • Matthias Munzel: Digitale Archäologie erleben, die digitale Rekonstruktion des Zisterzienserinnenklosters Marienwerder bei Seehausen. Bachelorarbeit, Mittweida 2013 (PDF)
  • Ralf Jaitner, Gerhard Kohn: Ein wüstes Zisterzienserinnenkloster bei Seehausen in der Uckermark, 1998
  • Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Band I, 7, 1859, S. 483–523; sowie Namensverzeichnis Band 3. Berlin 1868. S. 220f., mit zahlreichen urkundlichen Erwähnungen
Aufsätze

Es gibt etliche Aufsätze zu verschiedenen Aspekten der Klostergeschichte.

  • Felix Biermann, Dirk Meyer: Aus Avignon in die Uckermark – ein mittelalterliches Papstsiegel aus dem Zisterzienserinnenkloster Seehausen. In: Heimatkalender Prenzlau. 64, 2021. S. 44–55
  • Felix Biermann, Th. Schifer: Faststeinzeug und Steinzeug des Mittelalters aus Seehausen. Neutronenaktivierungsanalyse und archäologisch-typologische Herkunftsbestimmung. In: F. Biermann, u. a. (Hrsg.): Mittelalterliche Zisterzienserinnenklöster im südwestlichen Ostseeraum. Wünsdorf 2020. S. 97–120.
  • Felix Biermann: Die Zisterze Seehausen – archäologische Beobachtungen zur Kultur- und Baugeschichte. In: Felix Biermann, u. a. (Hrsg.), Mittelalterliche Zisterzienserinnenklöster im südwestlichen Ostseeraum. Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg. 35. Wünsdorf 2020. S. 36–58.
  • Gudrun Gleba: Das Zisterzienserinnenkloster Seehausen/Marienwerder in der Uckermark: (k)ein ganz besonderes Kloster. In: Felix Biermann, Katrin Frey, Gudrun Gleba (Hrsg.): Mittelalterliche Zisterzienserinnenklöster im südwestlichen Ostseeraum Materielles Gut zwischen Alltag und Spiritualität. 1. Auflage. Zossen bei Berlin 2020, ISBN 978-3-910011-98-4, S. 16–35.
  • Matthias Schulz: Die archäologischen Untersuchungen am Zisterzienserinnenkloster Marienwerder bei Seehausen, Lkr. Uckermark, bis 1991 In: Mitteilungen des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau. 25, 2018. S. 8–20
  • Felix Biermann, Katrin Frey: Spätmittelalterliche Buntmetallgefäße aus dem Zisterzienserinnenkloster Seehausen – Typologie, Technologie und kulturhistorische Aussage. In: Altes und Neues. Vom Museum in den Landtag. Festschrift Volker Schimpff . Langenweißbach 2014. S. 195–225
  • Bettina Jungklaus, Felix Biermann, Katrin Frey, C. Meyer: Das verschwundene Kloster. Ausgrabungen in Seehausen, Lkr. Uckermark. In: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum und dem Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Archäologie in Berlin und Brandenburg. Konrad Theiss Verlag, 2012, ISSN 0948-311X, S. 135–136.
  • Dirk Schumann: Das Zisterzienserinnenkloster Seehausen und ein umfangreiches archäologisches Inventar der klösterlichen Sachkultur. In: Dirk Schumann (Hrsg.): Sachkultur und religiöse Praxis. Lukas Verlag, Berlin, 2007. S. 458–491
  • Matthias Schulz: Mittelalterliche Bartmannskrüge und ein Dreihausener Gefäßrest aus dem wüsten Zisterzienserinnenkloster Marienwerder bei Seehausen, Kr. Prenzlau. In: Wismarer Studien zur Archäologie und Geschichte , Bd. 2, 1992, S. 29–30

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pommersches Urkundenbuch, VI, S. 333
  2. Ursula Creutz: Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin, des Bischöflichen Amtes Schwerin und angrenzender Gebiete. 1988 S. 191–193.
  3. Bettina Jungklaus, Felix Biermann, Katrin Frey, C. Meyer: Das verschwundene Kloster. Ausgrabungen in Seehausen, Lkr. Uckermark. In: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum und dem Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Archäologie in Berlin und Brandenburg. Konrad Theiss Verlag, 2012, ISSN 0948-311X, S. 135–136.
  4. Projekt Seehausen, Zisterzienserinnenkloster Marienwerder. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.