Zyklon Freddy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zyklon Freddy
Sehr intensiver tropischer Zyklon (MFR)
Kategorie-5-Zyklon (SSHWS)
Zyklon Freddy am 19. Februar nordöstlich von Rodrigues
Zyklon Freddy am 19. Februar nordöstlich von Rodrigues
Zyklon Freddy am 19. Februar nordöstlich von Rodrigues
Entstehung 4. Februar 2023
Auflösung 15. März 2023
Spitzenwind-
geschwindigkeit
220 km/h (140 mph) (10 Minuten anhaltend)
270 km/h (165 mph) (1 Minute anhaltend)
Niedrigster Luftdruck 931 hPa (mbar)
Tote mind. 1193 (≥1000 in Malawi,[1] 176 in Mosambik[2] und 17 in Madagaskar[3])
Sachschäden Unbekannt
Betroffene
Gebiete
Eswatini, Kleine Sundainseln, Maskarenen, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Réunion, Sambia, Simbabwe, Südafrika
Saisonübersicht:
Australische Zyklonsaison 2022–2023, Zyklonsaison im Südwestindik 2022–2023

Der Zyklon Freddy (Very Intense Tropical Cyclone Freddy) war ein tropischer Wirbelsturm im Februar und März 2023 im Indischen Ozean, der im südöstlichen Afrika zu erheblichen Schäden führte. Über 1193 Menschen kamen ums Leben. Zyklon Freddy war der vierte benannte Sturm der australischen Zyklonsaison 2022–2023 und nach Zyklon Darian im Dezember der zweite sehr intensive tropische Sturm der Zyklonsaison im Südwestindik 2022–2023.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zugbahn von Zyklon Freddy

Am 30. Januar beobachtete das australische Bureau of Meteorology die Bildung eines tropischen Tiefdruckgebiets über der Timorsee,[4] das sich bis zum 6. Februar zu einem tropischen Sturmtief entwickelte und am selben Tag den Namen Freddy erhielt. Bereits am 7. Februar war Freddy zu einem Zyklon der Kategorie I herangewachsen und befand sich ca. 700 km nordwestlich der australischen Gemeinde Broome.[5] Am 20. Februar passierte Freddy in 180 km Entfernung nördlich die Insel Mauritius und in den Morgenstunden des 21. Februar in 120 km Entfernung das französische Überseedepartment La Reunion.[6] Um 19:20 Uhr Lokalzeit traf es nach 15-tägiger Überquerung des Indischen Ozeans auf die Ostküste Madagaskars nördlich von Mananjary.[7] Er überquerte mit fallender Intensität die Insel Richtung Westen und weiter die Straße von Mosambik, wobei er wieder an Intensität zunahm, und erreichte Mosambik am 24. Februar in der Provinz Inhambane. Anschließend bewegte sich der Zyklon zurück Richtung Madagaskar, drehte dort jedoch wieder ab und erreichte Mosambik erneut am 11. März, diesmal weiter nördlich in der Provinz Zambezia.[3] Am 12. März traf er in Malawi ein, wo innerhalb von 48 Stunden 300 bis 400 mm Regen fielen.[8] Dort drehte er wiederum am 14. März um und begann ab 15. März sich aufzulösen.[9][10]

Besonderheiten und Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zyklon Freddy war einer von bis dahin lediglich vier Sturmsystemen, die den Indischen Ozean von Osten nach Westen komplett überquert haben. Die anderen drei waren Litanne im Jahr 1994 sowie jeweils im Jahr 2000 Leon-Eline und Hudah.[11] Zyklon Freddy stellte zudem vermutlich einen neuen Rekord als am längsten andauernder tropischer Wirbelsturm auf.[12][13] Diesen hielt zuvor Hurrikan John aus dem Jahr 1994.[14] Darüber hinaus erreichte er die höchste Accumulated Cyclone Energy der südlichen Hemisphäre mit Schätzwerten von 86. Der vorherige Rekord lag bei 53 für Zyklon Fantala im Jahr 2016.[11] Global gesehen liegt der Rekord bei 85 für Hurrikan Ioke im Jahr 2006, sodass möglicherweise auch dieser Rekord gebrochen wurde. Ein weiterer Rekord ist die Anzahl von sieben Schüben einer rapiden Intensivierung. Diese sind definiert als eine Zunahme der Windgeschwindigkeit von 35 Meilen pro Stunde in einem Zeitraum von 24 Stunden. Die bisherige Maximalzahl lag bei lediglich vier und wurde in der Vergangenheit von mehreren Hurrikans erreicht. Ungewöhnlich waren auch die zahlreichen Richtungswechsel des Zyklons nach dem Passieren Madagaskars.[13]

Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zugbahn über die Straße von Mosambik, Windgeschwindigkeiten und Opferzahlen Stand 15. März 2023

Durch die andauernden starken Regenfälle kam es zu zahlreichen Überschwemmungen und Erdrutschen, die Häuser und Menschen unter sich begruben. Insgesamt kamen mindestens 1434 Menschen in fünf Staaten ums Leben.[15]

Madagaskar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor Ankunft des Zyklons wurden 7000 Menschen aus auf der Zugbahn liegenden Küstenabschnitten evakuiert sowie Schulunterricht und öffentlicher Verkehr ausgesetzt.[3] Es kamen mindestens 17 Menschen ums Leben, davon sieben bei der ersten Ankunft des Zyklons am 21. Februar und zehn bei der zweiten am 5. und 6. März, die noch einmal starke Regenfälle brachte.[3] Mehrere Gebäude wurden zerstört.[10][16]

Malawi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am schwersten traf es Malawi, wo es zu mindestens 1000 Todesopfern kam,[1] darunter 98 durch Erdrutsche in der Stadt Blantyre.[17][8] Etwa 180.000 mussten ihre Häuser verlassen.[18] Über 204.800 Hektar Land wurden überschwemmt. Der Viehbestand, eine Lebensgrundlage der Bevölkerung, wurde zudem mit über 194.500 toten und 91.000 verletzten Tieren stark betroffen.[19] Präsident Lazarus Chakwera erklärte am 13. März für 10 Distrikte im Süden Malawis den Katastrophenzustand.[8] Viele Regionen in Malawi waren für Hilfs- und Rettungsmaßnahmen über Land und Wasser kaum zu erreichen.[20] In den als Notunterkünfte errichteten Zeltlagern wurden Fälle von Krätze gemeldet. Auch ein größerer Cholera-Ausbruch wird befürchtet.[17]

Mosambik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Mosambik fielen die Opferzahlen mit mindestens 176 Todesopfern[2] niedriger aus als bei früheren Zyklonen vergleichbarer Stärke, allerdings vervierfachte sich die Zahl der Cholera-Fälle durch die Beeinträchtigung von Wasser- und Sanitäranlagen seit Februar fast auf etwa 10.700. Von den Cholera-Ausbrüchen betroffen sind bisher 36 Distrikte in acht Provinzen. Die Krankheit ist insbesondere für unterernährte Kinder gefährlich. Eine Impfkampagne von UNICEF erreichte im Februar bereits 720.000 Menschen, weitere 1,36 Millionen Cholera-Impfdosen sowie Hilfsgüter sollen bereitgestellt werden.[21]

Réunion und Mauritius[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf La Réunion und Mauritius wurden einige Gebäude durch Überschwemmungen beschädigt.[11][22] Ferner geriet am 20. Februar der taiwanesische Fischtrawler Lien Sheng Fa rund 215 Seemeilen nordöstlich von Mauritius mitten in den Zyklon. Danach brach jeglicher Kontakt zum Schiff ab. Am 23. Februar wurde das kieloben treibende Schiff von der französischen Küstenwache entdeckt. Von den 16 Personen an Bord des Trawlers überlebte niemand.[23]

Internationale Reaktionen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Europäische Union: Im Februar wurden 200.000 € an Soforthilfen zur Verfügung gestellt.[24] Dies wurde im März um weitere 2,5 Millionen € erhöht, davon gingen 1,3 Millionen € an Mosambik, 700.000 € an Malawi und 500.000 € an Madagaskar.[25]
  • Kanada: Kanada kündigte 8 Millionen Dollar für humanitäre Hilfe in Malawi und Mosambik an[26]
  • Mosambik: Obwohl selbst schwer getroffen, wurde ein Flugzeug zur Unterstützung Malawis in Aussicht gestellt.[27]
  • Sambia: Sendung von zwei Flugzeugen am 17. März.[20]
  • Südafrika: Entsendung von Such- und Rettungsteams.[27]
  • Tansania: Sendung von 1000 Tonnen Mehl, 6000 Decken, 50 Zelten und zwei Hubschraubern zur Unterstützung der Rettungsaktionen.[28]
  • UN: Über den Central Emergency Response Fund wurden 5,5 Millionen US-Dollar für Malawi zur Verfügung gestellt.[29]
  • Vereinigtes Königreich: Entsendung von Such- und Rettungsteams.[27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zyklon Freddy – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Keliah Daniels: Malawi death toll now at 1 000 after Cyclone Freddy. The South African, 14. April 2023, abgerufen am 16. Januar 2023 (englisch).
  2. a b WFP Mozambique External Situation Report #8 (23 March 2023). In: ReliefWeb. 24. März 2023, abgerufen am 26. März 2023 (englisch).
  3. a b c d Tropical Cyclone Freddy – Feb 2023. ReliefWeb, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  4. Tropical Cyclone Outlook for the Western Region. In: paladinofstorms.net. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  5. Tropical Cyclone Freddy named off the West Australia coast. Australian Bureau of Meteorology, 7. Februar 2023, abgerufen am 7. Mai 2023 (englisch).
  6. TROPISCHER ZYKLON FREDDY. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  7. Cyclone Freddy Hits Madagascar. In: Nasa Earth Observatory. 22. Februar 2023, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  8. a b c Malawi, Africa – Tropical Storm Freddy Floods Emergency Appeal (MDRMW018). In: ReliefWeb. 20. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  9. Mozambique, Malawi – Tropical cyclone FREDDY, update. In: erccportal.jrc.ec.europa.eu. Abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  10. a b ECHO Daily Map of 15 March 2023. ERCC – Emergency Response Coordination Centre, 15. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  11. a b c Tropical Cyclone Freddy Breaks Records before Lashing Madagascar. National Environmental Satellite Data and Information Service, 23. Februar 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  12. Rückkehr des Zyklons "Freddy" bringt Verwüstung nach Mosambik und Malawi. In: dw.com. Abgerufen am 18. März 2023.
  13. a b Factbox: Why is Cyclone Freddy a record-breaking storm? Reuters, 15. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  14. Matthew Cappucci: Deadly cyclone Freddy has become Earth’s longest-lived tropical storm. Washington Post, 7. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  15. Jeff Masters: Five of Africa’s top 30 deadliest weather disasters have occurred since 2022. Yale Climate Connection, abgerufen am 7. Mai 2023 (englisch).
  16. Richard Davies: Madagascar – Thousands Displaced by Tropical Cyclone Freddy. 23. Februar 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  17. a b Bernd Dörries: Das ewige Unwetter. sz.de, 20. März 2023, abgerufen am 20. März 2023.
  18. Richard Davies: Malawi – 180,000 Displaced, 200 Still Missing in Cyclone Freddy Floods. In: floodlist.com. 17. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  19. Malawi: Tropical Cyclone Freddy - Flash Update No. 9 (25 March 2023). In: ReliefWeb. 25. März 2023, abgerufen am 26. März 2023 (englisch).
  20. a b Lameck Masina: Malawi Intensifies Search and Rescue for Cyclone Victims. In: voanews.com. 18. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  21. In wake of Cyclone Freddy, amid disruption to critical services, cholera surges in Mozambique. In: ReliefWeb. 20. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  22. Winds lash Madagascar's coast as Cyclone Freddy makes landfall. BBC, 22. Februar 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  23. Fabrice Floch: Maurice: 16 marins disparaissent dans le naufrage d’un navire taiwanais. In: franceinfo. 27. Februar 2023, abgerufen am 1. Mai 2023.
  24. ECHO Factsheet – Mozambique (Last updated 07/03/2023). In: ReliefWeb. 13. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  25. Southern Africa and Indian Ocean: EU allocates €2.5 million in emergency aid in the aftermath of cyclone Freddy. In: ReliefWeb. 19. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  26. Canada announces $8M in humanitarian assistance in response to Tropical Cyclone Freddy in Malawi and Mozambique. Government of Canada, 27. März 2023, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  27. a b c Malawi: Tropical Cyclone Freddy – Department of Disaster Management Affairs (DoDMA) Situation Report No 6 (as of 17-18 March 2023). In: Relief Web. 19. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  28. Charles Kombe: Tanzania Sends Relief to Cyclone-Hit Mozambique. In: voanews.com. 19. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).
  29. Malawi: UN releases US$5.5 million to assist communities ravaged by floods. In: ReliefWeb. 19. März 2023, abgerufen am 20. März 2023 (englisch).