Rettungsdienst-Schemata

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von ABCDE-Schema)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine der Basistätigkeiten des Rettungsfachpersonals ist die Patientenuntersuchung. Sie setzt sich aus professionellen Untersuchungsschritten und einer gezielten Patientenbeobachtung zusammen, an die sich Sofortmaßnahmen anschließen. Hierfür gibt es Rettungsdienst-Schemata, die in Einsatz und Übung Anwendung finden.[1] Es gibt eine Fülle von Akronymen in der Notfallmedizin, welche die Arbeit erleichtern sollen.

SSSS-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unmittelbar nach Eintreffen an der Einsatzstelle erfolgt die Beurteilung der Lage. Das SSSS-Schema (4S-Schema) berücksichtigt dabei vor allem den Eigenschutz.

SSSS-Schema
Kürzel Bezeichnung Zweck
SSSS Scene Einsatzstelle beurteilen, Anzahl Patienten feststellen
Safety Gefährdung für Helfer (Eigengefährdung), Patienten und Anwesende (Fremdgefährdung) abschätzen
Situation Verletzungsmechanismus / Krankheitsbild bestimmen
Support Bedarf an weiteren Kräften (Notarzt, technische Rettung, Einsatzleitung, Polizei) prüfen

AVPU-Schema / WASB-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das AVPU-Schema dient dazu, den Wachheitsgrad bei der ersten Annäherung an einen Patienten zu beurteilen. Die deutschsprachige Version spricht vom WASB-Schema

AVPU-/WASB-Schema
Kürzel Bezeichnung deutsch Beurteilung
AVPU / WASB Alert Wach Patient wach und reagiert auf Ansprache
Verbal response Ansprache Patient reagiert erst auf laute Ansprache
Painful stimuli Schmerzreiz Patient reagiert erst auf Schmerzreize.
Unresponsive Bewusstlos Patient reagiert weder auf laute Ansprache noch auf Schmerzreize.

ABCDE-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Notfallmedizin ist das ABCDE-Schema ein standardisierter Untersuchungsgang, um gesundheitliche Probleme des Patienten zu erkennen und lebensbedrohliche Zustände unverzüglich zu behandeln. Verfolgt werden zwei Ziele:

  • Beurteilung des Patienten (Erkennen der Lebensbedrohung)
  • Behandlung des Patienten („Treat first what kills first“: „Behandle zuerst das, was zuerst tötet“).

Der Ursprung des Schemas geht auf Peter Safar zurück, der 1957 das Buch ABC of Resuscitation[2] schrieb, was von der American Heart Association als Basis für die Herangehensweise der Kardiopulmonalen Reanimation in 1973 übernommen und 1975 erstmals publiziert wurden.[3] Seitdem haben viele Institutionen der Notfallmedizin das Schema übernommen und teils weiterentwickelt. Im Juni 2005 wurde vom Wiederbelebungsrat Großbritanniens das bis heute am meisten verwendete ABCDE-Schema veröffentlicht,[4] was durch die Veröffentlichung von Thiem et al.[5] detailliert beschrieben wurde. Eine wesentliche Weiterentwicklung folgte 2006, als Hodgetts den kritischen Blutverlust in den Mittelpunkt gerückt und so das Schema zu <c>ABCDE[6] angepasst hat.

ABCDE-Schema für nicht-traumatologische und traumatologische Patienten
Kürzel Bezeichnung deutsch Untersuchung
ABCDE Airway Atemweg Kontrolle der Atemwege und Sicherung dieser wenn notwendig. HWS-Immobilisation bei Trauma überprüfen.
Breathing Atemfrequenz Kontrolle der Atemfrequenz, Oxygenierung, Atemarbeit, Hautemphysem, gestauten Halsvenen. Auskultation. Beim Trauma: Thoraxstabilität
Circulation Kreislauf Erfassen von Puls, Blutdruck, Rekapillarisierungszeit, Diaphorese, Abdomenuntersuchung. Beim Trauma: Becken und Oberschenkel
Disability Defizit (neurologisch) FAST-Schema, GCS, Blutzucker, Pupillenkontrolle
Exposure Exploration Bodycheck, Temperaturmessung, Wärmemanagement, Beim Trauma: Frakturschienung

Das Vorgehen nach dem ABCDE-Schema ist bei Zustandsänderung oder nach Maßnahmen zu wiederholen, um Ursache oder Ergebnis zu erkennen.

Das ABCDE-Schema wird durch ein vorangestelltes <c> zum <c>ABCDE-Schema erweitert. Das c steht für Critical Bleeding = lebensbedrohliche externe Blutungen. Kritische Blutungen müssen sofort gestoppt werden durch manuelle Kompression oder Druckverband / Tourniquet (Zeit notieren), da starke Blutungen der wesentliche Punkt für die Sterblichkeit insbesondere von traumatologischen Patienten sind.[6] Nach neuer Definition des Pre Hospital Trauma Life Support wurde das <c> durch den Buchstaben <x> ersetzt, also xABCDE, wobei das <x> für eine EXsanguination (deutsch „Ausblutung“) steht.[7]

Bei der Übergabe eines Patienten vom Rettungsdienst/Notarzt in der Notaufnahme einer Klinik sollten die Befunde des ABCDE-Schemas enthalten sein.

ABC-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Training der Herzdruckmassage

Wird bei einem („leblosen“) Patienten eine fehlende oder nicht normale Atmung und Pulslosigkeit festgestellt, wird nicht nach dem ABCDE-Schema vorgegangen, sondern nach den Algorithmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation).[8] Als Merkregel wurde ein ABC-Schema der lebensrettenden Sofortmaßnahmen entwickelt:

ABC-Schema der Reanimation
Kürzel Maßnahme Durchführung
ABC Atemwege freimachen und freihalten
Beatmen bzw. Beatmung 2× alle 30 Sekunden
Circulation – Zirkulation in Gang bringen → Herzdruckmassage 100–120×/Minute – alle 2 Minuten Helfer wechseln;
nie länger als 5 Sekunden unterbrechen.

Im Training wird als Rhythmusvorgabe für die Herzdruckmassage der Song der Bee Gees aus dem Jahr 1977 Stayin’ Alive[9] empfohlen.

Wegen der hohen körperlichen Belastung bei der Herzdruckmassage sollten mindestens zwei Ersthelfer im Wechsel tätig sein.

Bei Ertrinkungsnotfällen, Rauchgasvergiftungen, Säuglingen und Kleinkindern sollen 5 initiale Beatmungen durchgeführt werden.

Drucktiefe bei Erwachsenen: mindestens 5 cm, jedoch nicht mehr als 6 cm.

Vorausgesetzt, die Herzdruckmassage wird richtig durchgeführt, kann der Blutkreislauf maximal zu einem Drittel der normalen Funktion aufrechterhalten werden.

AMPEL-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das AMPEL-Schema ist eine einfache Abfrage zur Patientenuntersuchung, welches das „Umfeld“ des Patienten darstellt. Als Alternative kann auch das SAMPLER-Schema verwendet werden.

AMPEL-Schema für die Patientenabfrage
Kürzel Bezeichnung Frage Erläuterung
AMPEL Allergie Frage nach Allergien allgemeine (Heuschnupfen), oder auf Medikamente
Medikamente Frage nach Einnahme von Medikamenten bei Frauen auch Minipille
Patientengeschichte Operation während der letzten 6-8 Wochen Ereignisrelevante Eingriffe
Ereignis wie ist der Unfall passiert ggf. Zeugen befragen
Letzte Letztes Essen, Trinken, Ausscheiden, Periode Zeitangaben

BASICS-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem BASICS-Schema wird vor allem bei der Versorgung von wachen und ansprechbaren Patienten vorgegangen.

BASICS-Schema
Kürzel Maßnahme Maßnahmen
BASICS Beruhigen Vermeiden von Blutdrucksteigerung, Hyperventilation
Atmung optimieren Vermeiden von Hypo-/ Hyperventilation; Störfaktoren entfernen
Stabiler Blutdruck Bei tastbarem peripheren Puls: systolischer RR >80 mmHG
Immobilisation / Lagerung Frakturfixierung; Hoch- bzw. Tieflagerung des Oberkörpers;
Cave: Unterkühlte so wenig wie möglich bewegen*
Check-up / Basismonitoring umfassen Blutdruck, EKG, Blutzucker, Pulsoxymetrie und körperliche Inspektion.
Schutz vor äußeren Einflüssen Wetter, Straßenverkehr, Unterkühlung

* Bei Umverteilung des kalten Bluts aus der Körperschale in den Körperkern können schwere Herzrhythmusstörungen bis zum Kreislaufstillstand resultieren.

4H & HITS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sobald die Basismaßnahmen der Reanimation stehen, kommt man in den Bereich des Advanced Life Support (Erweiterte Maßnahmen bei der Reanimation). Es folgt die Frage nach der Ursache für den Herzkreislaufstillstand. Ist es eine Ursache, die ggf. behoben werden kann, sollte dies möglichst bald erfolgen. Um sich die reversiblen Ursachen eines Herzkreislaufstillstandes merken zu können, gibt es die Merkregel 4H & HITS.[10]

4H & HITS
Kürzel Bezeichnung Inhalt
4H Hypoxie Sauerstoffmangel
Hypovolämie Volumenmangel
Hypothermie Unterkühlung
Hypo- / Hyperkaliämie (Stoffwechselstörungen)
HITS Herzbeuteltamponade
Intoxikation Vergiftung
Thromboembolie
Spannungspneumothorax

(BE)FAST-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die neurologische Untersuchung hat sich das so genannte (BE)FAST-Schema bewährt.[11]

FAST-Schema für neurologische Patientenbefunde
Kürzel Bezeichnung Untersuchung
FAST Face Kann der Patient lächeln / die Zunge rausstrecken / die Stirn runzeln?
Arms Kann der Patient die ausgestreckten Arme/Beine auf gleiche Höhe heben und halten?
Speech Kann der Patient einen Satz nachsprechen?
Time Ist der Patient räumlich und zeitlich orientiert?

Das FAST-Schema ist vielen zur Diagnostik bei einem vermuteten Schlaganfall (Apoplex) bekannt. Im Jahr 2017 veröffentlichten Sushanth Aroor, Rajpreet Singh, and Larry B. Goldstein einen Artikel, der sich mit den Ergebnissen einer Untersuchung mit dem FAST-Schema befasste. Es ergab sich, dass 14 % der insgesamt 736 Patienten durch das FAST-Schema nicht erkannt worden wären.[12] Es stellten sich zwei klinische Merkmale bei den nicht diagnostizierten Patienten als führend heraus:

  • Stand- und Gangunsicherheit (= B wie Balance)
  • Sehstörungen (= E wie Eyes)

Man vermutete eine Verbesserung der Erfassung von Schlaganfällen, wenn das BEFAST-Schema angewandt wird.

BEFAST-Schema für neurologische Patientenbefunde
Kürzel Bezeichnung Untersuchung
BEFAST Balance Liegt eine Gleichgewichtsstörung vor? Links-/Rechtsneigung beim Gehen?
Eyes Liegt eine Sehstörung und/oder ein Sehverlust vor?
Face Kann der Patient lächeln / die Zunge rausstrecken / die Stirn runzeln?
Arms Kann der Patient die ausgestreckten Arme/Beine auf gleiche Höhe heben und halten?
Speech Kann der Patient einen Satz nachsprechen?
Time Ist der Patient räumlich und zeitlich orientiert?

2018 wurde anschließend die erste präklinische Studie durchgeführt um das BEFAST-Schema zu reevaluieren.[13] In dieser Untersuchung konnte keine Verbesserung der Erkennung von Schlaganfallpatienten durch die Verwendung des BEFAST-Schemas festgestellt werden.

GCS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Glasgow Coma Scale (GCS) ist eine einfache Skala zur Abschätzung einer Bewusstseinsstörung. Sie ist ein in der Notfallmedizin und beim Rettungsdienst verbreitetes Bewertungsschema zur Beschreibung der Bewusstseinslage als Korrelat der Funktion des zentralen Nervensystems in der Schlaganfall-Diagnostik, auch nach einem Schädel-Hirn-Trauma

Glasgow Coma Scale für Erwachsene
Punkte Augen öffnen Verbale Kommunikation Motorische Reaktion
6 Punkte befolgt Aufforderungen
5 Punkte konversationsfähig, orientiert gezielte Schmerzabwehr
4 Punkte spontan konversationsfähig, desorientiert ungezielte Schmerzabwehr
3 Punkte auf Aufforderung unzusammenhängende Worte auf Schmerzreiz Beugesynergismen (abnormale Beugung)
2 Punkte auf Schmerzreiz unverständliche Laute auf Schmerzreiz Strecksynergismen
1 Punkt keine Reaktion keine verbale Reaktion keine Reaktion auf Schmerzreiz

Der Wert reicht von 3 (tief bewusstlos/Koma) bis 15 (wach, konversationsfähig, voll orientiert).

PGCS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Pediatric Glasgow Coma Scale (PGCS) wurde analog zur Glasgow-Koma-Skala speziell für Kinder weiterentwickelt.

Punkte Augen öffnen Beste verbale Kommunikation Beste motorische Reaktion
6 Punkte Spontane Bewegungen
5 Punkte Plappern, Brabbeln auf Schmerzreiz, gezielt
4 Punkte spontan Schreien, aber tröstbar auf Schmerzreiz, normale Beugeabwehr
3 Punkte auf Schreien Schreien, untröstbar auf Schmerzreiz, abnorme Abwehr
2 Punkte auf Schmerzreiz Stöhnen oder unverständliche Laute auf Schmerzreiz, Strecksynergismen
1 Punkt keine Reaktion keine verbale Reaktion keine Reaktion auf Schmerzreiz

IPAP(F)-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das IPAP(F)-Schema wird zur Untersuchung des Patienten genutzt.

IPAP(F)-Schema
Kürzel Bezeichnung Untersuchung
IPAP(F) Inspektion Verletzungen, Hämatome, Ausschläge auf der Haut?
Palpation Schmerzen bei Druck auf eine bestimmte Stelle? Verhärtungen oder Stufenbildung beim Tasten?
Auskultation Stethoskop: Krankhafte Lungen- oder Bauchgeräusche?
Perkussion Klopfschall auf Bauch und Brust
Funktion Funktion / Bewegungsfähigkeit prüfen

NACA-Score[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der NACA-Score (auch NACA-Schema oder NACA-Index) ist ein Scoring-System um die Schwere von Verletzungen, Erkrankungen oder Vergiftungen in der (Notfall-)Medizin zu beschreiben. Es wurde vom namensgebenden National Advisory Committee for Aeronautics entwickelt.[14]

NACA 0 Keine Verletzung oder Erkrankung.
Diese Kategorie wird häufig entweder ersatzlos gestrichen oder durch NACA I ersetzt.
z. B. Fehleinsatz.
NACA I Geringfügige Verletzung bzw. Funktionsstörung. In der Regel keine notärztliche Intervention erforderlich. z. B. Prellung, leichte Hautabschürfung.
NACA II Leichte bis mäßig schwere Funktionsstörung. Ambulante ärztliche Abklärung bzw. Therapie, in der Regel aber keine notärztlichen Maßnahmen erforderlich. z. B. Fraktur eines Fingerknochens, mäßige Schnittverletzungen; Verbrennung II. Grades.
NACA III Mäßige bis schwere, aber nicht lebensbedrohliche Störung. Stationäre Behandlung erforderlich, häufig auch notärztliche Maßnahmen vor Ort. z. B. Offene Wunden; Oberschenkelfraktur; leichter Schlaganfall; Rauchgasvergiftung.
NACA IV Schwere Störung, bei der die kurzfristige Entwicklung einer Lebensbedrohung nicht ausgeschlossen werden kann; in den überwiegenden Fällen ist eine notärztliche Versorgung erforderlich. z. B. Wirbelverletzung mit neurologischen Ausfällen; schwerer Asthmaanfall; Medikamentenvergiftung.
NACA V Akute Lebensgefahr. Transport in Reanimationsbereitschaft. z. B. drittgradiges Schädel-Hirn-Trauma; schwerer Herzinfarkt; erhebliche Opioidvergiftung.
NACA VI Atem- und/oder Kreislaufstillstand (kardiopulmonale Reanimation erforderlich). z. B. Herzstillstand, Kammerflimmern.
NACA VII Tödliche Verletzung oder Erkrankung. Erfolglose Reanimation oder Todesfeststellung.

OPQRST-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das OPQRST-Schema enthält einen wichtigen Fragenkomplex zur Schmerz-Anamnese im Falle einer akuten Erkrankung.[15]

OPQRST-Schema zur Schmerz-Anamnese
Kürzel Bezeichnung Anamnese
OPQRST Onset Schmerzbeginn
Provocation/Palliation Verstärkung, Linderung
Quality Schmerzbeschreibung
Region/Radiation Lokalisation, Ausstrahlung
Severity Schmerzintensität auf einer Skala 1 bis 10
Time Zeitlicher Verlauf

Siehe auch:

SAMPLER-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Notfallanästhesie sind die Fragen für die Auswahl des Verfahrens zur Narkoseeinleitung relevant und werden nach dem SAMPLER-Schema erhoben.[16]

SAMPLER-Schema zur weiteren Patientenanamnese
Kürzel Bezeichnung Anamnese
SAMPLER
(+S)
Symptome Schmerzbeschreibung
Allergien vorhanden? Allergiepass?
Medikamenteneinnahme welche? Dauermedikation?
Patientenvorgeschichte Operationen? Vorerkrankungen?
Letzte Nahrungsaufnahme/Stuhlgang Zeitpunkt
Ereignisse Erinnerungsvermögen, Unfallhergang
Risikofaktoren Nikotin- und Alkoholkonsum, Drogen, familiäre Vorbelastungen, Schwangerschaft
Soziale Faktoren Wohnsituation, Familiäre Belastungen

Das vormals bekannte S für Schwangerschaft wurde ersetzt durch die sozialen Faktoren. Schwangerschaft wurde in die Risikofaktoren übernommen.

KISS-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das KISS-Schema hilft bei der Beurteilung von Traumapatienten um die Notwendigkeit einer Stabilisierung des Beckens abzuschätzen.

KISS-Schema
Kürzel Bezeichnung Bedeutung
KISS Kinematik Beurteilung der Unfallkinematik:
Könnte einer knöcherne Verletzung des Beckens vorliegen?
Zum Beispiel Stürze aus großer Höhe, Frontalaufprall, PKW gegen Fahrradfahrer etc.
Inspektion Sind nach Entkleiden des Patienten Verletzungen,
Fehlstellungen oder Hämatome am Becken zu sehen?
Liegen die Füße auseinander geklappt? (Open-Book Fraktur)
Schmerz Gibt der Patient Schmerzen im Bereich des Beckens an?
Stabilität Ist das Becken bei seitlichem Druck instabil?

Sobald einer der Punkte im KISS-Schema positiv ist, besteht Anhalt für eine Beckenfraktur und somit die Indikation zur Anlage einer Beckenschlinge. Dabei ist zu beachten, dass das Schema der Reihe nach abgearbeitet werden sollte, d. h. spricht die Kinematik des Unfalls schon für eine Beckenverletzung, sollte keine weitere spezifische Untersuchung des Beckens erfolgen, sondern schnellstmöglich die Beckenschlinge angelegt werden.

Manchmal wird das letzte „S“ auch mit „Stabilisierung“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass die Indikation zur Stabilisierung des Beckens (Beckenschlinge) gegeben ist, sobald einer der drei vorherigen Punkte positiv ist.

PPP-Schema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zusammenhang mit der Beckenschlinge bei einer Beckenfraktur, die mit massivem Blutverlust in das Becken einhergehen kann, steht das PPP-Schema. „Pulse, Penis, Pockets“ sind die Dinge, die nach der Indikationsstellung vor der Anlage der Schlinge überprüft und ggf. korrigiert werden.

PPP-Schema
Kürzel Kriterium Untersuchung/Maßnahme
PPP Pulse Kontrolle der peripheren Pulse
Penis Penis liegt mittig
Pockets Hosentaschen sind leer

qSOFA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „quick Sepsis-related organ failure assessment score“, kurz qSOFA, soll dabei helfen, potentielle Sepsis-Verdachtsfälle schon präklinisch zu identifizieren und einer zielgerichteten Versorgung zuzuführen.

qSOFA
Kürzel Kriterium Wert Punktzahl
qSOFA
Atemfrequenz ≥ 22/min 1
GCS < 15 1
systolischer Blutdruck ≤ 100 mmHg 1

Bei einem qSOFA von 2 oder 3 Punkten soll die Suche nach einem möglichen Infektherd erfolgen; das können neben augenscheinlich sichtbaren Entzündungen auch akute gastrointestinale oder pulmonale Erkrankungen sein, häufig sind auch Harnwegsinfekte (insbesondere bei Dauerkatheter > Urosepsis).Ist neben einem positiven qSOFA ein Infektherd oder allgemeine Entzündungszeichen (Fieber…) vorhanden, sollte der Sepsisverdacht gestellt und vor allem an die Klinik übergeben werden.

(p)DMS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität ergänzt die sowohl den neurologischen als auch traumatologischen Untersuchungsgang. Insbesondere bei Verletzungen ist die pDMS-Kontrolle vor und nach der Schienung obligatorisch. Die Untersuchung erfolgt immer im Seitenvergleich.

(p)DMS
Kürzel Kriterium Untersuchung
(p)DMS
Durchblutung Durchblutung distal der Verletzung sichergestellt? Recap < 2s oder peripherer Puls tastbar?
Motorik Bewegung distal der Verletzung möglich?
Sensibilität Gefühl distal der Verletzung vorhanden oder verändert?

DCAP-BTLS-Akronym[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das DCAP-BTLS-Akronym hilft Verletzungen bei der Patientenuntersuchung aufzuspüren.[17]

DCAP-BTLS
Kürzel Bezeichnung Bedeutung
DCAP Deformities Deformierungen
Contusions Prellungen
Abrasions Abschürfungen
Penetrations Eintrittswunden
BTLS Burns Verbrennungen
Tenderness Empfindlichkeit
Lacerations Risswunde
Swelling Schwellung

APGAR-Score[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem APGAR-Score lässt sich der Effekt von Reanimationsmaßnahmen von Neugeborenen beschreiben.

APGAR-Score
Kürzel Bedeutung Beurteilung
APGAR Atmung Atemanstrengung
Puls Herzfrequenz
Grundtonus Muskeltonus
Aussehen Hautfarbe
Reflexe Reflexauslösbarkeit

Die Bewertung wird 1 Minute, 5 Minuten und 10 Minuten nach der Geburt durchgeführt. Je Merkmal werden jeweils 0 Punkte (Merkmal fehlt), 1 Punkt (Merkmal nicht ausgeprägt) oder 2 Punkte (Merkmal gut vorhanden) vergeben. Bei Wertungen zwischen 5 und 8 gilt das Neugeborene als gefährdet, bei unter 5 als akut lebensgefährdet.

KUS-Skala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die KUS-Skala (KUSS) steht für „Kindliche Unbehagens- und Schmerz-Skala“ und wird zur Befindlichkeitserfassung von Säuglingen und Kleinkindern verwendet.[18]

KUS-Skala
Punkte Klinisches Bild Bewertung
0 Punkte Weinen gar nicht
1 Punkt Stöhnen, Jammern, Wimmern
2 Punkte Schreien
0 Punkte Gesichtsausdruck entspannt
1 Punkt Mund verzerrt
2 Punkte Grimmassieren
0 Punkte Beinhaltung neutral
1 Punkt strampelnd
2 Punkte an den Körper gezogen
0 Punkte Rumpfhaltung neutral
1 Punkt unstet
2 Punkte Krümmen, Aufbäumen
0 Punkte motorische Unruhe nicht vorhanden
1 Punkt mäßig
2 Punkte ruhelos

Bei einer Summe von 4 Punkten oder höher ist eine analgetische Intervention nötig.

MARCH-PAWS-Algorithmus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der MARCH-PAWS-Algorithmus beschreibt das Vorgehen eines Soldaten als Ersthelfer während eines militärischen Kampfeinsatzes im Sinne eines Tactical Field Care.[19]

MARCH-PAWS-Algorithmus
Kürzel Bedeutung
MARCH Massive Blutung
Atemwegsmanagement
Respiration (Atmung)
Circulation (Kreislauf)
Hypothermie/Hypovolämie/Kopfverletzungen
PAWS Pain (Schmerzen)
Antibiotika
Wunden
Schienen

SEPSIS-Vergiftungsschema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Anfangsbuchstaben des Wortes Sepsis mit den Krankheitsbildern, kann eine Vergiftung erkannt werden. Die Symptome treten immer gemeinschaftlich auf.

SEPSIS-Vergiftungsschema
Kürzel Bedeutung
SEPSIS Schüttelfrost, Fieber oder starke Muskelschmerzen
Extremes, nie gekanntes Krankheitsgefühl
Periphere Minderungsdurchblutung, verfärbte Haut
Schläfrigkeit, Verwirrtheit
Ich habe mich gefühlt, als würde ich sterben
Schnelle, Schwere Atmung, Luftnot

PECH-Regel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die PECH-Regel fasst die Behandlungsmaßnahmen bei akuten Muskel- und Gelenkverletzungen zusammen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. In englischsprachigen Ländern spricht man von RICE (rest, ice, compression, elevation). Sie beschreibt die vorläufige Erstversorgung einer leichten Verletzung.

PECH-Regel
Kürzel Bedeutung Maßnahme
PECH Pause Einstellen der Betätigung
Eis Kühlung des betroffenen Körperteils
Compression Anlegen eines Verbandes mit einer elastischen Binde
Hochlagern des verletzten Körperteils

Die PECH-Regel und insbesondere die Kühlung sind ungeeignet zur Behandlung eines Muskelkrampfs (stattdessen Streckung des betroffenen Muskels, Trinken von „Gurkenwasser“ (verdünnter Essig), eventuelle Gabe von Magnesium).

Sichtungsschema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triage

Die Einteilung von Patienten in Sichtungskategorien ist das Ergebnis der Sichtung (auch Triage genannt) bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten. Die Betroffenen erhalten Anhängekarten, die farblich entsprechend der Sichtung gekennzeichnet werden (siehe Verletztenanhängekarte, Patientenleitsystem).

Kategorie Patientenzustand Konsequenz Farbe
I akute, vitale Bedrohung Sofortbehandlung rot
II * schwer verletzt/erkrankt aufgeschobene Behandlungsdringlichkeit, Überwachung gelb
III leicht verletzt/erkrankt spätere (ggf. ambulante) Behandlung grün
IV ohne Überlebenschance, sterbend betreuende (abwartende) Behandlung, Sterbebegleitung blau
Ex tot Kennzeichnung schwarz
* Zusatzkennzeichnung: a = hohe Transportpriorität, b = niedrige Transportpriorität

Unverletzte werden nicht von diesem System erfasst, sie werden vom Betreuungsdienst namentlich registriert.

Hierzu gehören:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frank Flake, Boris A. Hoffmann: Leitfaden Rettungsdienst. (PDF) 6. Auflage. Elsevier, S. 26 ff.
  2. Pearce Wright: Obituary: Peter Safar. In: The Guardian. 13. August 2003, abgerufen am 6. Dezember 2014 (englisch).
  3. History of CPR. AHA Website; abgerufen am 7. Juli 2022.
  4. ResusCouncilUK Website: web.archive.org; abgerufen am 7. Juli 2022.
  5. Thiem et al.: Initial assessment and treatment with the Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure (ABCDE) approach In International Journal of General medicine, 2012, 5, S. 117–121. doi:10.2147/IJGM.S28478
  6. a b TJ Hodgetts et al.: ABC to <C>ABC: redefining the military trauma paradigm In: Emergency Medicine Journal, 2006, 23, S. 745–746.
  7. Eintrag zu CABCDE-Schema im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  8. ERC Guidelines 2021 German. (PDF; 1,4 MB) grc-org.de, 8. November 2021, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  9. Bee Gees – Stayin’ Alive auf YouTube
  10. HITS bei der Reanimation, Medininstrukt. Abgerufen am 25. Februar 20201.
  11. Lars Schmitz-Eggen: FAST-Regel für neurologische Untersuchung, Rettungsdienst.de, 17. Oktober 2018; abgerufen am 25. Februar 2021.
  12. Sushanth Aroor, Rajpreet Singh, Larry B. Goldstein: BE-FAST (Balance, Eyes, Face, Arm, Speech, Time): Reducing the Proportion of Strokes Missed Using the FAST Mnemonic. In: Stroke. Band 48, Nr. 2, Februar 2017, ISSN 0039-2499, S. 479–481, doi:10.1161/STROKEAHA.116.015169 (ahajournals.org [abgerufen am 17. März 2023]).
  13. David Pickham, André Valdez, Jelle Demeestere, Robin Lemmens, Linda Diaz, Sherril Hopper, Karen de la Cuesta, Fannie Rackover, Kenneth Miller, Maarten G. Lansberg: Prognostic Value of BEFAST vs. FAST to Identify Stroke in a Prehospital Setting. In: Prehospital Emergency Care. Band 23, Nr. 2, 4. März 2019, ISSN 1090-3127, S. 195–200, doi:10.1080/10903127.2018.1490837 (tandfonline.com [abgerufen am 17. März 2023]).
  14. Interverband für Rettungswesen (PDF; 292 kB) Dezember 2019. Abgerufen am 19. Oktober 2021.
  15. How to use OPQRST as an effective patient assessment tool. In: EMS1. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. April 2019; abgerufen am 27. Februar 2021 (englisch).
  16. SAMPLER-Anamnese: Dem Notfall auf den Grund gehen. In: rettungsdienst.de. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  17. Medizinische Abkürzungen helfen bei der Versorgung, Rettungsdienst.de, 7. Juni 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  18. KUS-Skala (PDF) Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin; abgerufen am 21. Oktober 2021.
  19. Tactical Field Care. Abgerufen am 3. März 2021.