Alena Douhan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Alena Douhan (belarussisch Алена Доўгань; geb. 1979) ist eine belarussische Juristin. Sie ist seit 2020 UN-Sonderberichterstatterin zu den negativen Auswirkungen einseitiger Zwangsmaßnahmen.[1]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alena Douhan promovierte sich 2005 an der Belarussischen Staatlichen Universität zur PhD und habilitierte sich 2015 in Internationalem und Europäischem Recht.[2][3]

Wissenschaftliche Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2001 bis 2003 war sie als Dozentin an der Belarussischen Nationalen Technischen Universität tätig. Seit 2004 arbeitet sie als Dozentin, Assistenzprofessorin und zuletzt Professorin für Internationales Recht an der Belarussischen Staatlichen Universität. Außerdem ist sie Direktorin am dortigen Friedensforschungszentrum. Daneben ist sie assoziiertes Mitglied des Instituts für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht an der Ruhr-Universität Bochum. Douhan nahm an einer Reihe von akademischen Austauschprogrammen teil wie beim Asser College Europe (2003), der Haager Akademie für Völkerrecht (2005), dem Max-Planck-Institut für internationale und vergleichende Rechtswissenschaften (2010, 2011, 2013 und 2015), als Austauschprofessorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Vizerektorin der belarussischen International University MITSO (2016 bis 2019). Ihre Forschungs- und Lehrinteressen liegen im Internationalen Recht, dem internationalen Sanktionsrecht und den Menschenrechten, dem Internationalen Sicherheitsrecht, dem Recht internationaler Organisationen, internationalen Schlichtungsverfahren und internationalem Umweltrecht. Sie ist Autorin von mehr als 150 Büchern und Artikeln zu den unterschiedlichsten Themen im internationalen Recht, von unilateralen Zwangsmaßnahmen, Gegenterrorismus, dem UN-Sanktions-System, das der UN-Sicherheitsrat im Laufe der Jahre entwickelte, Cyber-Sicherheit, bis hin zu den Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten des Arbeitsrechts, wie es in den jüngsten ILO-Dokumenten diskutiert wird. Seit 2013 war Douhan Mitglied mehrerer Experten-Panels zu negativen Auswirkungen von unilateralen Zwangsmaßnahmen und die Auswirkung auf die Wahrnehmung von Menschenrechten, die vom UN-Menschenrechtsrat und anderen Organisationen durchgeführt wurden.[4]

Tätigkeit für die Vereinten Nationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alena Douhan arbeitete von 2001 bis 2005 für das UN-Büro in Minsk.[4] 2020 wurde sie vom UN-Menschenrechtsrat zur Sonderberichterstatterin über negative Auswirkungen unilateraler Zwangsmaßnahmen auf die Wahrnehmung von Menschenrechten ernannt. Am 25. März 2020 trat sie ihr neues Amt an.[2][3]

Gemäß des National Review wurde das Amt des Sonderberichterstatters 2014 durch eine Resolution des UN-Menschenrechtsrats ausgelöst durch den Iran auf Initiative der Blockfreien-Bewegung geschaffen; Douhan ist die zweite Amtsinhaberin nach dem Algerier Idriss Jazairy, der von 2015 bis 2019 Sonderberichterstatter war.[5] Das Amt ist unbezahlt und der Amtsinhaber ist kein Mitarbeiter der UN.[3] Im Mai 2022 berichtete die Hong Kong Free Press, dass Douhan 2021 200.000 $ vom Staatsrat der Volksrepublik China, 150.000 $ von Russland und 25.000 $ von Katar erhalten habe.[6]

Katar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Douhan hielt sich im November 2020 zwölf Tage lang in Katar auf, um die Auswirkungen der Sanktionen durch die Nachbarstaaten zu untersuchen. Bei ihrer Rückkehr erklärte sie, dass die Sanktionen die Möglichkeiten der Kataris verletzten, eine Reihe fundamentaler Rechte wahrzunehmen bezüglich ihrem Familienleben, der Erziehung, der Arbeit, der Gesundheit, dem Privatbesitz, der Religion und dem Zugang zum Rechtssystem. Sie forderte eine Aufhebung der Sanktionen.[7][8][9]

Syrien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2020 forderte Douhan die USA auf, die gegen Syrien verhängten Sanktionen aufzuheben, da sie den Wiederaufbau der im Bürgerkrieg zerstörten syrischen Infrastruktur verhinderten und die Menschenrechte des syrischen Volkes verletzten. Ihre Äußerungen wurden von der syrischen Regierung begrüßt und amerikanischen Sondergesandten für Syrien zurückgewiesen.[10][11] Im November 2022 besuchte Douhan Syrien und forderte erneut von den USA, der Europäischen Union und den sich an den Sanktionen beteiligenden arabischen Staaten, diese aufzuheben, da sie negative Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche hätten und auch zu problematischen Engpässen bei der medizinischen Versorgung der syrischen Bevölkerung führten.[12][13]

Venezuela[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2020 besuchte Douhan Venezuela, um die Auswirkungen der Sanktionen der westlichen Länder gegen das Land zu untersuchen.[14] Vor ihrem Besuch forderten 66 venezolanische NGOs Douhan in einem offenen Brief auf, die schädlichen Auswirkungen der Sanktionen auf ein Land zu berücksichtigen, das durch die jahrelange Unterdrückung, Korruption und wirtschaftliche Misswirtschaft, die den Sanktionen vorausgegangen waren, bereits zerrüttet war, und forderte sie auf, sich auch mit unabhängigen Wissenschaftlern der Presse und der Zivilgesellschaft zu treffen.[15][16][17][18]

Nach ihrem Venezuela-Besuchs vom 31. Januar bis 12. Februar 2021 stellte sie in ihrem Bericht fest,[16][19] dass die gegen das Land gerichteten Sanktionen ausgeprägte negative Auswirkungen sowohl auf die Wirtschaft wie die Bevölkerung Venezuelas hätten.[20] Die ökonomische und humanitäre Krise im Land hätte sich weiter verschärft, wobei der wirtschaftliche Niedergang bereits 2014 mit dem Verfall der Ölpreise begonnen hätte und Misswirtschaft und Korruption ebenfalls dazu beigetragen hätten. Die venezolanische Regierung begrüßte den Bericht, während die Opposition ihr vorwarf, „dem Regime“ von Nicolás Maduro in die Hände zu spielen.[1][21][22][23] Aus der venezolanischen Zivilgesellschaft wurde Douhan massiv kritisiert,[24] und verschiedene Nichtregierungsorganisationen kennzeichneten ihre Haltung in den sozialen Medien durch den Hashtag #Lacrisisfueprimero (Die Krise kam zuerst).[25][26][27]

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Douhan argumentiert, dass nach dem Völkerrecht einseitige Sanktionen und Zwangsmaßnahmen nur dann legal seien, wenn sie vom UN-Sicherheitsrat legalisiert sind oder als Gegensanktion eingesetzt würden. Sie dürften keinesfalls Pflichten der Staaten oder fundamentale Menschenrechte verletzen. Sie fordert, dass Staaten zu kooperativen Lösungen nach politischer Kontroverse auf rechtlicher Basis finden müssten.[9]

Sonstige Verpflichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie arbeitete von 2006 bis 2008 am Wirtschaftsgerichtshof der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in Belarus.[4]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b La rapporteuse de l'ONU juge " dévastateurs " les effets des sanctions sur le Venezuela. In: Le Monde.fr. 15. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (französisch).
  2. a b Ms. Alena Douhan, Special Rapporteur on the negative impact of the unilateral coercive measures. In: Office of the High Commissioner. United Nations Human Rights, abgerufen am 10. Juni 2020 (englisch).
  3. a b c ¿Quién es Alena Douhan, la relatora de la ONU que visitó Venezuela? In: EL NACIONAL. 12. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (spanisch).
  4. a b c https://www.ohchr.org/en/special-procedures/sr-unilateral-coercive-measures/professor-alena-douhan-special-rapporteur-negative-impact-unilateral-coercive-measures abgerufen am 6. Mai 2023
  5. Jimmy Quinn: Will a U.N. Human-Rights Expert Defend Belarus's Dictator? In: National Review. 19. August 2020, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  6. Nina Larson: UN expert Alena Douhan slammed over US$200,000 contribution from China In: Hong Kong Free Press, 20. Mai 2022 (englisch). 
  7. Siege nations asked to lift anti-Qatar steps including ban on freedom of speech. In: Gulf-Times. 12. November 2020, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  8. 'Implement provisional measures decided in favour of Qatar'. In: Gulf-Times. 12. November 2020, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  9. a b https://www.ohchr.org/en/press-releases/2020/11/un-human-rights-expert-urges-four-gulf-states-lift-unilateral-sanctions?LangID=E&NewsID=26499 abgerufen am 9. Mai 2023
  10. Syria blasts US for sanctions, following UN expert's remarks. In: AP NEWS. 2. Januar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  11. US Syria Envoy 'categorically rejects' statement by UN rapporteur about Caesar Sanctions. In: Al-Monitor: the Pulse of the Middle East. 29. Dezember 2020, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  12. Albert Aji: UN envoy urges lifting of sanctions harming Syrian civilians In: news.yahoo.com, 11. November 2022. Abgerufen am 18. November 2022 (englisch). 
  13. UN expert calls for lifting of long-lasting unilateral sanctions 'suffocating' Syrian people. In: OHCHR. 10. November 2022, abgerufen am 24. November 2022 (englisch).
  14. Venezuela security operations leave over 1,300 dead in five months, U.N. rights office says. In: Reuters. 2. Juli 2020, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  15. Óscar Calles: Carta abierta a la Relatora Especial, Alena Douhan, por su visita a Venezuela │ PROVEA. In: PROVEA. Abgerufen am 11. März 2021 (spanisch).
  16. a b Agência Lusa: Venezuela. Relatora especial da ONU em visita para avaliar impacto de sanções internacionais. In: Observador. 2. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (portugiesisch).
  17. 66 Venezuelan NGOs Pen Open Letter to UN Special Rapporteur on Sanctions. In: Washington Office on Latin America. 3. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021 (englisch).
  18. Tobias Käufer: UN-Sonderbericht: Schallende Ohrfeige für die Venezuela-Politik des Westens. In: DIE WELT. 14. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021.
  19. Maduro anuncia que este jueves 18 comienza la vacunación. In: CNN. 18. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (spanisch).
  20. ¿Quién es Alena Douhan, la relatora de la ONU que visitó Venezuela? In: El Nacional. 12. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021 (es-ve).
  21. Relatora de la ONU pide levantar sancionas contra Venezuela. - 13.02.2021. In: DW.COM. Abgerufen am 11. März 2021 (spanisch).
  22. Vivian Sequera: U.N. envoy urges U.S. to relax Venezuela sanctions, drawing opposition rebuke. In: U.S. 12. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  23. Alonso Moleiro: Una relatora de la ONU afirma que las sanciones a Maduro "han agravado las calamidades de los venezolanos". In: EL PAÍS. 13. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021 (spanisch).
  24. Sebastiana Barráez: Qué hay detrás del informe de la relatora especial de Derechos Humanos de la ONU para encubrir los crímenes contra presos políticos en Venezuela. In: infobae. 17. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021 (es-ve).
  25. "Falta mucho por decir": activistas venezolanos sobre informe de relatora de la ONU. In: Radio y Televisión Martí. Abgerufen am 18. Februar 2021 (spanisch).
  26. Sammy Paola Martínez: Mariela Ramírez: Alena Douhan desconoció violaciones a los DD. HH. y desmantelamiento del Estado. In: El Pitazo. 13. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021 (es-ve).
  27. Oposición acusa a relatora de ONU de seguir narrativa de Maduro por sanciones. In: La Vanguardia. 12. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021 (es-ve).