Alfred Böttcher (Turnlehrer)

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Alfred Böttcher (geboren 6. April 1851 in Görlitz; gestorben 12. Juni 1912 in Hannover) war ein deutscher Turnlehrer, Stadtturninspektor, Verbandsfunktionär[1] und Fachbuchautor.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Böttcher war der Sohn des Görlitzer Turnlehrers Moritz Böttcher (1820–1907)[3] beziehungsweise Moritz Böttcher oder August Moritz Böttcher[4] und besuchte das dortige Augustum-Annen-Gymnasium.[2]

Während des Deutsch-Französischen Krieges in den Jahren 1870 bis 1871 diente Böttcher als Kriegsfreiwilliger. Anschließend durchlief er in Berlin eine Ausbildung zum Lehrer.[2] Nach seiner Lehrerprüfung 1872 übernahm er zunächst in Leipzig eine Turnlehrerstelle,[5] 1875 dann in Zwickau.[2] Von 1875 bis 1890 arbeitete er als Turnlehrer beim Allgemeinen Bremer Turnverein[6] in Bremen, wo 1879 seine Anleitung für den Turnbetrieb. Vorturnern zu Rat und Tat. Eine Beispielsammlung ... erschien.[2]

1890 siedelte Böttcher nach Hannover über, wo er im selben Jahr die Leitung des gesamten hannoverschen Schulturnwesen übernahm. Er forderte das Schulklassenturnen und förderte das Fachlehrersystem. 1892 wurde er zum Stadtturninspektor in Hannover ernannt. Im selben Jahr erschien seine gemeinsam mit Arno Kunath verfasste Schrift Lehrgang für das Knabenturnen an Volksschule. 1897 publizierte Böttcher seinen Lehrgang für das Mädchenturnen, der bis Anfang des 20. Jahrhunderts in mehreren Auflagen erschien. 1904 erschien Böttchers Spielbüchlein für Mädchen. Unterstützend organisierte der Stadtturninspektor die Durchführung von Kursen für Turnlehrerinnen.[2]

Unter Alfred Böttchers Einfluss entstanden ab den 1890er Jahren zahlreiche Turnhallen in Hannover. Im gleichen Zeitraum wurden unter seiner Leitung Ferienspiele für Volksschüler eingerichtet und Spielplätze für „Spielnachmittage“ der Schüler höherer Lehranstalten geschaffen.[2]

Als Mitglied des Turn-Klubbs zu Hannover wirkte Böttcher ehrenamtlich als dessen Schriftführer. Er wirkte zudem als Vorsitzender des Ortsturnlehrervereins, bis 1908 als Geschäftsführer des Norddeutschen Turnlehrervereins[2] beziehungsweise des Nordwestdeutschen Turnlehrervereins sowie für kurze Zeit als Vorsitzender des Deutschen Turnlehrervereins.[5]

In seinem Todesjahr[1] bewohnte Böttcher laut dem Adressbuch der Stadt Hannover das dritte Stockwerk des Hauses Ifflandstraße 17[7] im hannoverschen Stadtteil Südstadt.[8]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1988 wurde Alfred Böttcher in das Ehrenportal des niedersächsischen Sports aufgenommen.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vorturnern zu Rath und That! Eine Beispielsammlung von Ordnungs-, Frei-, Stab- und Geräthübungen für ein geregeltes Vereinsturnen, in drei Stufen aufgestellt ...,Bremen: Heinsius, 1879
    • ... aufgestellt und bearbeitet ... nebst Übungsbeispielen aus Schauturnordnungen des Allgemeinen Bremer Turnvereins, Bremen: Heinsius, 1888
  • Lehrgang für das Knabenturnen in Volksschulen-Ausführungen zum Lehrplane für den Turnunterricht an den Bürgerschulen der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover, den Turnlehrern an Volksschulen vorgelegt von Alfred Böttcher, mit Illustrationen und Notenbeispielen, Hannover: Meyer, 1892
  • August Ravenstein, Alfred Böttcher: Volksturnbuch im Sinne von Jahn, Eiselen und Spieß und nach den in Berlin am 11. August 1861 von der Versammlung deutscher Turnlehrer angenommenen Grundsätzen. Ein Führer auf dem Gebiete des Männer- und Vereins-Turnwesens, Frankfurt am Main: Sauerländer, 1894
  • Lehrgang für das Knabenturnen in Volksschulen. Ausführungen zum Lehrplane für den Turnunterricht an den Bürgerschulen der ... Hannover, Hannover: Meyer, 1895
  • Alfred Böttcher, Arno Kunath: Lehrgang für das Mädchenturnen, Hannover [u. a.]: Meyer, 1897
    • ... mit einem Anhange „Dauerübungen“, Turnlehrern und Turnlehrerinnen vorgelegt von Alfred Böttcher und Arno Kunath, 3., veränderte und erweiterte Auflage, Hannover; Berlin: Meyer, 1906
  • Spielbüchlein für Mädchen, 1904[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Reinartz: Städtisches Engagement für das Turnwesen. Der erste Turninspektor, 1. Auflage, In Lothar Wieser, Hubert Dwertmann et al. (Red.): Sport in Hannover: von der Stadtgründung bis heute, Hrsg.: Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte, Hoya e.V. Für den wissenschaftlichen Beirat: Arnd Krüger et al, Göttingen: Verlag Werkstatt, 1991, S. 53
  • Kurt Hoffmeister: Wegbereiter – Macher – Sieger des niedersächsischen Sports. 160 Kurzportraits, Braunschweig, Wendentorwall 18: Kurt Hoffmeister, 1998, S. 24–25

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b o. V.: Böttcher, Alfred in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 4. Februar 2016, zuletzt abgerufen am 5. Juli 2020
  2. a b c d e f g h i Dirk Böttcher: Böttcher, (1) Alfred, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 62
  3. Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek in der Version vom 10. April 2017; zuletzt abgerufen am 5. Juli 2020
  4. Vergleiche die - unbelegten - Angaben im Stadtwiki Görlitz und das dort eingefügte Foto des Grabmals mit der Inschrift „Moritz Böttcher“, [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 5. Juli 2020
  5. a b c o. V.: Alfred Böttcher / Turnvater (Memento des Originals vom 5. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nish.de auf der Seite des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 5. Juli 2020
  6. Hubert Wania: 15 Jahre Bremen. 1906-1920, 1. Auflage, Bremen: Europäischer Hochschulverlag, 2016, ISBN 978-3-86741-536-1, S. 113; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Adreßbuch, Stadt- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden sowie der Ortschaft Ricklingen und der Kolonie Leinhausen 1912, Abteilung III: Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner und Handelsfirmen, S. 52; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
  8. Helmut Zimmermann: Ifflandstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 124