Alfredo Barsanti

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Alfredo Barsanti (* 1877; † 1946) war ein italienischer Kunsthändler in Rom.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barsanti ging schon als 15-Jähriger in die Lehre bei dem Kunsthändler Attilio Simonetti. Nach weiteren Lehrjahren bei dem Antikenhändler Eliseo Borghi in der Nähe des Palazzo Barberini, machte er sich selbständig, belieferte den amerikanischen Archäologen und Händler Edward Perry Warren in Boston und später John Marshall in New York. Er erwarb das Haus in der Via Sistina 48, früher bekannt als Casa Buti, oberhalb der Spanischen Treppe. Aus dem stattlichen Bau, der einst Piranesi, Thorvaldsen und Canova beherbergt hatte, schuf er eine der wichtigsten Kunsthandlungen Roms.

Das Ladenschild warb für Antiken, Antiquitäten, antiken Möbel, Gemälde, Bildhauerarbeiten aus Marmor und Bronze. Zu seinen Kunden zählten etwa die Museumsdirektoren Leo Planiscig aus Wien und Wilhelm von Bode aus Berlin, die Schriftstellerin und Archäologin Sara Yorke Stevenson, der schwedische König Gustav V., die Sammler Sigmund Freud, Albert Figdor, Gustav von Benda, Oscar Bondy, Johann II. von Liechtenstein, Karl Graf Lanckoroński, John Pierpont Morgan sowie Hermann Göring durch Vermittlung von Walter Andreas Hofer.[1] J. Paul Getty begann 1939 seine Sammlerkarriere in der Galerie Barsanti.[2]

1909 verkaufte er ein von Andrea Bregno 1491 gestaltetes Marmorrelief, das bis 1606 einen Altar in Alt-St. Peter zierte, dem Bankier John Pierpont Morgan, der es dem New Yorker Metropolitan Museum of Art schenkte.[3] Eine von Agnolo Gaddi mit gemalte Darstellung der Dreifaltigkeit aus dem 14. Jahrhundert ging an den Florentiner Sammler Arnaldo Corsi und später gleichfalls nach Übersee.[4]

In einem Rechtsstreit bestätigten drei Archäologen 1915 die Echtheit eines Bronzekopfes, den Barsanti im Mai 1912 dem Händler Giuseppe Sangiorgi verkauft hatte.[5]

1914 verkaufte er ein antiken Reliefs mit Darstellungen der Mysterien von Eleusis, eine römische Kopie des Großen Eleusinischen Weihreliefs, an das Metropolitan Museum of Art.[6]

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfredo Barsanti trug eine Sammlung von 110 kleinen Bronzeskulpturen der Renaissance zusammen. 1922 ließ er den wissenschaftlichen Katalog seiner Sammlung veröffentlichen[7]. Autor war der bekannte Archäologe Ludwig Pollak. Die Einführung des Buches verfasste Wilhelm von Bode. Der Prachtband erschien in einer Auflage von 150 Exemplaren und war nur für einen ausgewählten Empfängerkreis bestimmt. Einer der in purpurnes Kalbsleder und Seide gebundenen Folianten wurde dem König Viktor Emanuel III. gewidmet, weitere Exemplare erhielten etwa Papst Pius XI. und Mussolini. Die Veröffentlichung führte zu einer unmittelbaren Reaktion des italienischen Staates, der den Verkauf und die Ausfuhr ins Ausland der als bedeutend eingestuften Sammlung verbot. Die Sammlung wurde 1934 auf Anregung von Marcello Visconti di Modrone, Podestà (Bürgermeister) von Mailand, mit Geldern Mailänder Geschäftsleute erworben und Mussolini geschenkt und in das Museum des Palazzo Venezia eingegliedert.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Augusto Jandolo: Le memorie di un antiquario. Ceschina, Mailand 1935, S. 300–306.
  • Margarete Merkel Guldan: Die Tagebücher von Ludwig Pollak. Kennerschaft und Kunsthandel in Rom 1893–1934. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1242-4, S. 91–94. 204.
  • Ludwig Pollak: Römische Memoiren. Künstler, Kunstliebhaber und Gelehrte 1893–1943, hrsg. von Margarete Merkel Guldan. L’Erma di Bretschneider, Rom 1994, ISBN 88-7062-863-9, S. 141–142. 179–180 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Pietro Cannata: Sculture in bronzo. Museo Nazionale del Palazzo di Venezia. Gangemi, Rom 2011, ISBN 978-88-492-2262-3, S. 18ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pietro Cannata: Museo Nazionale del Palazzo di Venezia, Sculture in bronzo. Rom 2011, S. 21.
  2. J. Paul Getty: The Joys of Collecting, How One Man's Quest of Art Led To the Founding of a World Class Museum. Los Angeles 2011, S. 28.
  3. Eintrag in der Datenbank des Metropolitan Museum.
  4. Eintrag in der Datenbank des Metropolitan Museum.
  5. Rodolfo Lanciani, Federico Halbherr, Roberto Paribeni: Sull' autenticità di una testa di bronzo. In: Ausonia. Rivista dell Societá Italiana di Archeologia e Storia dell'Arte 9, 1919, S. 123–138 (Digitalisat).
  6. Eintrag in der Datenbank des Metropolitan Museum.
  7. Raccolta Alfredo Barsanti. Bronzi italiani (Trecento – Settecento) con prefazione di Guglielmo Bode pubblicati da Ludovico Pollak. Rom 1922 [Bergamo, Istituto italiano d'arti grafiche]. Siehe auch Apprezzamenti. Raccolta Alfredo Barsanti. Bronzi italiani (Trecento-settecento). Istituto Italiano di Arti Grafiche, Bergamo 1928 (Sammlung von Dankesbriefen von den Empfängern dieses Bandes).
  8. Ludwig Pollak: Römische Memoiren, Künstler, Kunstliebhaber und Gelehrte 1893–1943. L’Erma di Bretschneider, Rom 1994, ISBN 88-7062-863-9, S. 142.