Allgäuland-Käsereien

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Allgäuland-Käsereien

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Rechtsform GmbH
Gründung 1901
Auflösung 2011
Auflösungsgrund Übernahme durch Arla Foods
Sitz Wangen im Allgäu
Leitung Paul E. Ritter
Mitarbeiterzahl 306 (2010)
Umsatz 253 Mio. Euro (2010)
Branche Nahrungsmittelproduktion
Website www.allgaeuland.de

Die Allgäuland-Käsereien GmbH waren von 1901 bis 2011 ein milchverarbeitendes Unternehmen mit Sitz in Ahegg, einem Weiler von Wangen im Allgäu. 2011 wurde das Unternehmen von Arla Foods übernommen und handelte bis 2014 als Arla Foods Käsereien GmbH. 2014 wurde der Sitz in Wangen nach Sonthofen verlegt.

Geschichte und heutige Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1901, im Gründungsjahr des Betriebes, betrug der Milchpreis zwischen sechs und acht Pfennig pro Liter. Damit deckte er nicht die Selbstkosten der Milchbauern. Hugo Farny, der Vater des späteren Reichstagsabgeordneten Oskar Farny, forderte die Bauern im württembergischen Allgäu zur Selbsthilfe auf. Das Ergebnis der Überlegungen waren die Vereinigten Käsereien des Württembergischen Allgäus Dürren, kurz VKD genannt.

VKD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bauern nahmen die Verarbeitung der Milch und den Vertrieb der hergestellten Produkte in die eigene Hand und Verantwortung. Bald betrug der Milchpreis 13,3 Pfennig. Die Genossenschaft setzte sich das Ziel, höchstmögliche Qualität zu produzieren. Es wurden ein Labor eingerichtet und Qualitätskontrollen in den Ställen und Sennereien eingeführt. Der Spezialkäse der VKD namens Allgäuer Emmentaler wurde zum Qualitätsbegriff und Ende der Zwanziger Jahre galt die VKD als größter Erzeuger von Emmentaler Käse der Republik. Parallel dazu begann man zunehmend zu exportieren, sowohl in die Käseländer Italien und Frankreich als auch in die USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchsen durch den Zusammenschluss mit kleineren Käsereien aus dem privaten Bereich wirtschaftlich arbeitende Käsereibetriebe.

Allgäuland-Käsereien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Produkte der 2012 eingestellten „weißen Linie“ der Allgäuland-Käsereien GmbH

1988 wurde aus der VKD die Allgäuland-Käsereien GmbH. Mit Allgäuland und Bergbauern wurden innovative Produkte und Spezialitäten entwickelt, darunter auch eine der ersten Reibkäsemischungen überhaupt. Die Allgäuland-Käsereien GmbH arbeitet gemäß dem Qualitätsmanagementsystem DIN EN ISO 9002. Im Rahmen des Umweltmanagementsystems wurden die Betriebe Kisslegg und Schönau (Grünenbach) nach DIN EN ISO 14001 zertifiziert. Aus einer regional verwurzelten Genossenschaftsmolkerei entstand so ein heute international tätiges Unternehmen mit im Branchenvergleich überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Die Allgäuland-Käsereien rangieren heute unter den 15 größten deutschen Milchverarbeitungsunternehmen. Größter Absatzschwerpunkt ist der Bereich Discounter-Handelsketten. 2009 beschäftigte das Unternehmen 386 Personen, davon 40 Auszubildende. Mit 2.986 Milchlieferanten, einer Jahresmilchmenge von 589 Millionen Kilogramm und ca. 33.600 t Käse incl. Schmelzkäse wurde ein Jahresumsatz von 403 Millionen Euro erzielt. Innerhalb der letzten 10 Jahre wurde der Umsatz verzehnfacht.

Im Jahre 2010 wurden die Betriebe an den Standorten Augsburg, Tübingen und Dettingen geschlossen.[1] Ein Jahr später zeigte Arla Foods Interesse an der Übernahme der Firma. Am 8. November 2011 wurde die geplante Übernahme von Allgäuland durch Arla von der EU-Kommission im Rahmen ihrer Fusionskontrolle genehmigt. Neben den Allgäuland-Käsereien GmbH betrifft die Übernahme die AL Dienstleistungs-GmbH und alle Tochtergesellschaften.[2] Am 14. November 2011 wurde bei einer Betriebsversammlung bekannt gegeben, dass das Riedlinger Milchwerk im ersten Halbjahr 2012 geschlossen wird, 110 Arbeitsplätze fallen weg. Geschäftsführer Paul Ritter wurde freigestellt.[3] Das Geschäftsguthaben der Milchbauern verringerte sich um 15 Mio. Euro.[4] Neuer Vorstandsvorsitzender wurde Torben Olsen, der auch Vorstandsvorsitzender von Arla Foods Deutschland GmbH, der Deutschland-Zentrale Arlas, ist.[5] Der Eigentümer stellte zum 31. Januar 2012 die „weiße Linie“ (Frischmilch, Sahne, Jogurt etc.) ein. In allen Allgäuland-Molkereien wird seither nur noch Käse („gelbe Linie“) produziert.[6]

Beteiligungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Allgäuland-Käsereien GmbH hielt Beteiligungen an anderen Unternehmen:

  • Mit der Bayernland eG aus Nürnberg besteht das 50/50-Gemeinschaftsunternehmen Bergland Naturkäse GmbH (Sitz Lindenberg im Allgäu, Veterinärnummer BY 7125).
  • An der Molkerei-Zentrale Südwest eG (MZ Südwest) in Karlsruhe werden 99 % der Anteile gehalten. Die MZ Südwest wiederum hält Anteile an der Martin Sengele SA mit Sitz in Muhlbach-sur-Munster (Großhandel mit Milchprodukten, Eiern, Ölen, Fetten), der Team-Pack GmbH (Karlsruhe; Verpackung von Käse, Obst und Gemüse) und der SOTO Tofu GmbH (Sitz: Wangen; Produktion und Vermarktung von Tofu-Produkten). Die MZ Südwest Alsace S.a.r.l. mit Sitz in Hœrdt vermarktet und vertreibt Produkte der Allgäuland-Käsereien GmbH in Frankreich.
  • Die 100%ige Tochtergesellschaft Allgäuland-Käsereien Beteiligungs-GmbH hält gemeinsam mit der Morinaga Milk Industry Co. Ltd., Tokio, eine Kreuzbeteiligung an ihrer Gesellschafterin Milei GmbH in Leutkirch (industrielle Molke- und Milchprodukte).
  • Darüber hinaus betreibt Allgäuland über die in Sonthofen ansässige Vertriebs-Tochtergesellschaft Allgäuland Frische GmbH (bis 2006 Frischdienst Allgäu GmbH) zwei Frischdienst-Lager in Kempten (Allgäu) und Augsburg, von denen aus Gastronomie, Großverbraucher, Käsehandelsbetriebe und Lebensmittelketten beliefert werden, sowie bei ihren Betrieben mehrere Verkaufsstellen, in denen auch Produkte von Mitbewerbern verkauft werden.
  • Über die ALDA GmbH mit Sitz in Leutkirch werden italienische Käsespezialitäten produziert und national wie international vermarktet.
  • Mit der Molkereigenossenschaft Unterdettingen eG besteht ein Geschäftsbesorgungsvertrag.

Ehemalige Gesellschafterstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 31. Dezember 2006 hielten folgende Gesellschafter Anteile am Stammkapital der Allgäuland-Käsereien GmbH:

Gesellschafter in Mio. € in %
Allgäuland Käsereien eG, Leutkirch 07,67 024,03
Allgäuer Bergbauern-Milch Sonthofen-Grünenbach-Schönau eG 07,67 024,03
Milchwerk Donau-Alb eG, Riedlingen 07,67 024,03
Milchwerke Bad Wörishofen eG 04,6 014,41
Central-Molkerei Augsburg eG 02,0 006,28
Butterwerk Langenau eG 01,381 004,33
Milei GmbH, Leutkirch 00,696 002,18
Allgäuer Emmentalerkäserei Wangen-Leupolz eG 00,225 000,71
Summe 31,912 100

Am 13. September 2011 haben die Gesellschafter der Allgäuland-Käsereien dem Verkauf an die Arla Foods Deutschland zugestimmt[7]. Nach einer juristischen Prüfung sowie einer Freigabe durch die Kartellbehörden der Europäischen Union wurde die Übernahme der Anteile am 8. November 2011 rechtswirksam.[8]

Exportproduktmarken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fast drei Viertel des Exports der Allgäulander Käsereien verblieben in der Europäischen Union und verteilten sich auf drei Exportprodukte:

Allgäuer Käse
Land Prozent
Italien 044
Frankreich 031
Russ. Föder. 005
Niederlande 004
Österreich 004
USA 003
Belgien 003
Sonstige 006
Summe 100
Marken für den Export
„Allgäuland“
„Bergbauern“
„Allgäuland Bio“

Verarbeitungsbetriebe und Sennereien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es existierten noch weitere Produktionsstätten und Sennereien:

Verarbeitungsbetriebe
Augsburg (BY 707)
Bad Wörishofen (BY 703)
Kißlegg-Zaisenhofen (BW 322), im Februar 2016 verkauft[9][10]
Leutkirch im Allgäu (BW 112)
Riedlingen (BW 020)
Sonthofen (BY 710)
Tübingen (BW 046)
Sennereien
Böserscheidegg (BY 761)
Wertach (BY 772)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Allgäuer Zeitung: Allgäuland Käsereien machen drei Betriebe dicht, eingesehen am 9. November 2021.
  2. Milchproduzent Allgäuland wird von Arla übernommen. Europäische Kommission, abgerufen am 9. November 2011.
  3. Marion Buck: Arla Foods schließt Riedlinger Milchwerk. 110 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze – Milchlieferanten sind nicht betroffen. In: Schwäbische Zeitung vom 15. November 2011.
  4. Südwest Presse: Das Desaster von Allgäuland (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp.de vom 19. Januar 2012, aufgerufen am 10. November 2012.
  5. Torben Olsen führt die Geschäfte der Allgäuland-Käsereien GmbH (Memento vom 6. Januar 2014 im Internet Archive).
  6. Allgäuland stellt ab heute Produktion von Frischmilch-Produkten ein. In: all-in.de. 1. Februar 2012, abgerufen am 26. Februar 2023.
  7. Allgäuland stimmt Übernahme durch Arla Foods zu (Memento vom 19. April 2012 im Internet Archive).
  8. Weg frei für Übernahme der Allgäuland Käsereien. In: all-in.de. 8. November 2011, abgerufen am 26. Februar 2023.
  9. Arla Foods verkauft Standort Kißlegg. In: arlafoods.de. Abgerufen am 27. August 2018.
  10. Schweizer bauen alte Arla-Käserei um. In: schwaebische.de. 22. Juli 2016, abgerufen am 9. März 2024.

Koordinaten: 47° 42′ 59,4″ N, 9° 51′ 28,7″ O