Aloys Boller

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Aloys Boller; Büste auf seinem Grab, Hauptfriedhof Worms
Aloys Boller; Büste auf seinem Grab, Hauptfriedhof Worms
Grabmal der Familie Boller auf dem Wormser Hauptfriedhof
Grabmal der Familie Boller auf dem Wormser Hauptfriedhof
Veteranendenkmal Worms, 1848 von Aloys Boller
Veteranendenkmal Worms, 1848 von Aloys Boller
Werksignatur 1848, Veteranendenkmal, Worms
Werksignatur 1848, Veteranendenkmal, Worms
Signierter Grabstein mit Weinlaub und Trauben, 1874, Friedhof Grethen (Bad Dürkheim)
Signierter Grabstein mit Weinlaub und Trauben, 1874, Friedhof Grethen (Bad Dürkheim)
Signierter Grabstein für Fam. Seltsam, Friedhof Grünstadt, 1875
Signierter Grabstein für Fam. Seltsam, Friedhof Grünstadt, 1875

Aloys Boller (* 8. Februar 1825, in Freiburg, Schweiz; † 28. Juli 1882, Worms)[1] war ein deutscher Bildhauer und Steinmetz des späten Klassizismus und des Historismus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boller kam aus dem schweizerischen Freiburg im Üechtland. Sein Vater, Peter Joseph Nikolaus Boller, besaß das Wormser Heimatrecht, seine Mutter Anna, geb. Stempfel, war Schweizerin. Aloys Boller erhielt wohl eine Ausbildung als Steinmetz, denn 1843 beantragte er bei der Wormser Stadtverwaltung ein Wanderbuch.[2] Mit dem spätklassizistische Denkmal für die Veteranen der Napoleonischen Kriege auf dem alten Friedhof Worms (heute Albert-Schulte-Park) gelang ihm als 23-Jähriger 1848 der berufliche Durchbruch.

Aloys Boller gehörte von 1864 bis zu seinem Tode dem Wormser Stadtrat an.

Er war mit Karoline Dorothea, geb. Schwind, (1836–1910) verheiratet. Sie hatten einen Sohn, Aloys Boller II. (1860–1899).

Die Eheleute sind auf dem Wormser Hauptfriedhof Hochheimer Höhe bestattet und haben dort das aufwändigste und prächtigste Grabmal, das aus dem 19. Jahrhundert erhalten ist. Es wurde kapellenartig, in neugotischem Stil errichtet. Eine Marmorbüste von Aloys Boller steht zentral als optischer Mittelpunkt in dem Bauwerk. Die Büste wurde von seinem Sohn, Aloys Boller II., gefertigt, der den Vater im Geschäft unterstützte und dieses nach seinem Tod weiterführte. 1918 befand sich der Betrieb in der Hand von Heinrich Groll.[3]

Die Nachkommen von Aloys Boller nahmen den Familiendoppelnamen Schwind-Boller an und die Familie ist noch heute existent.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aloys Boller besaß eigene Steinbrüche für roten und weißen Sandstein[4] sowie für Kapuzinerstein in der Pfalz[2] und betrieb in Worms eine Steinmetz- und Bildhauerwerkstätte. Von hier aus belieferte er Rheinhessen, Starkenburg, Pfalz und das nördliche Baden mit seinen Produkten, vornehmlich Grabsteinen. Seine signierten Werke sind heute zumeist Kulturdenkmäler nach den Denkmalschutzgesetzen der jeweiligen Bundesländer, in denen sie heute liegen. Der Firmensitz befand sich in der Karmeliter Straße.[Anm. 1][5]

Nach seinem Erfolg mit dem Veteranendenkmal in Worms ließen sich auch die Veteranen im pfälzischen Grünstadt 1852 ein gleiches, jedoch gusseisernes Denkmal im dortigen Peterspark errichten, so dass das von Boller entworfene Monument heute in doppelter Ausführung, jedoch in unterschiedlichem Material existiert. Das Grünstadter Denkmal wurde in Einzelteilen bei der Firma Gienanth[6] in Eisenberg gegossen.[7]

Neben der Bildhauerei war die Firma von Aloys Boller auch im Bauhandwerk aktiv. Sie fertigte und vertrieb weiter Mühlsteine aus weißem Neckartenzlinger Sandstein.[8] Um 1888 war der Bildhauer- und Steinmetzbetrieb bereits zu einer solchen Größe angewachsen, dass er eine eigene Betriebskrankenkasse besaß.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Berthold Forster: Kulturhistorischer Rundgang in Gernsheim; in Gernsheimer Anzeigenblatt Nr. 46. vom 12. November 1998
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreisfreie Stadt Worms. (Memento vom 30. April 2022 im Internet Archive) Mainz 2022[Version 2022 liegt vor.] (PDF; 5,0 MB).
  • Fritz Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“: Stadtentwicklung und Kommunalbau 1882–1918. Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission für Hessen, 1993, ISBN 3-88443-180-3, S. 369 und 473.
  • Irene Spille (Bearbeiterin): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 10: Stadt Worms. Werner, Worms 1992, ISBN 3-88462-084-3
  • Ferdinand Werner: Der Bahnhof und seine Folgen. Von der Karmelitergasse zur Kaiser-Wilhelm Straße – Bürgerliches Bauen in Worms 1850–1914. In: Der Wormsgau. 33/2017 (2018), S. 127–192 (hier der Abschnitt: Das Grabsteinlager von Aloys Boller, S. 144–146).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Später: Kaiser-Wilhelm Straße, nicht zu verwechseln mit der heutigen Karmeliterstraße.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daten laut Grabstein und Stadtarchiv Worms
  2. a b Werner: Der Bahnhof und seine Folgen. S. 144.
  3. Werner: Der Bahnhof und seine Folgen. S. 146.
  4. Werbeanzeige im Wormser Adressbuch von 1867.
  5. Werner: Der Bahnhof und seine Folgen. S. 144 ff.
  6. Webseite zur Firma Gienanth (Memento vom 31. März 2012 im Internet Archive)
  7. Georg Peter Karn, Ulrike Weber (Bearb.): Kreis Bad Dürkheim. Stadt Grünstadt, Verbandsgemeinden Freinsheim, Grünstadt-Land und Hettenleidelheim (= Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 13.2). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2006, ISBN 3-88462-215-3, S. 206 (Ausschnitt aus der Quelle, zum Grünstadter Denkmal books.google.de).
  8. Werbeanzeige in der „Pfälzer Zeitung“ Ludwigshafen, Nr. 246, vom 15. Oktober 1856.
  9. Statuten der Betriebskrankenkasse, Fa. A. Boller, Worms, 1888