Amaltheus

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Amaltheus

Amaltheus sp.

Zeitliches Auftreten
Unterjura
185,7 bis 184,1 Mio. Jahre
Fundorte
  • Europa
  • Nordamerika
  • Nordafrika
  • Asien
Systematik
Kopffüßer (Cephalopoda)
Ammoniten (Ammonoidea)
Ammonitida
Eoderoceratoidea
Amaltheidae
Amaltheus
Wissenschaftlicher Name
Amaltheus
de Montfort, 1808

Amaltheus ist eine Gattung der Ammoniten aus dem Unteren Jura. Sie ist Leitfossil im Oberen Pliensbachium (Domerium) in der nach Amaltheus margaritatus benannten Margaritatus-Zone.[1]

Erstbeschreibung und Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Amaltheus wurde bereits im Jahr 1808 von dem französischen Naturforscher Pierre Dénys de Montfort erstmals wissenschaftlich beschrieben.[2] Die Bezeichnung ist von der Nymphe Amaltheia abgeleitet, die Rhea's Sohn Zeus als in eine göttliche Ziege verwandelte Amme groß zog.

Charakterisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Amaltheus besteht aus kleinen bis mittelgroßen, bis 25 Zentimeter erreichenden oxykonen Ammoniten mit nur mäßig geöffnetem Umbilikus (oxykone Gehäuse sind flach scheibenförmig ausgebildet und besitzen einen kielförmigen, spitz zulaufenden Rücken). Ein unter Ammoniten recht besonderes Merkmal ist ihre längs angeordnete (longitudinale) Farbstreifung des Phragmokons. Mit N = 0,25 bis 0,33 ist die Gattung weder ausgesprochen involut (engnabelig) noch evolut (weitnabelig). Um den Venter läuft ein recht scharfer, seilförmiger (funiliformer) Kiel, der für die Gattung charakteristisch ist. Die nicht besonders deutliche Berippung ist leicht sigmoid gebogen. Eine Bewehrung fehlt bei adulten Amaltheus margaritatus, alle anderen Taxa besitzen jedoch Tuberkel oder gar Stacheln. Auch Einschnürungen treten bei mehreren Taxa auf. Generell verläuft die Entwicklung bei den Amaltheidae vom V-förmigen, oxykonen Windungsquerschnitt hin zu bewehrten Formen mit rechteckigem Windungsquerschnitt. Die Lobenlinie besteht aus einem kurzen Externlobus, einem großen und langen Laterallobus, einem kleinen, sekundären Laterallobus und graduell nach hinten gezogenen Hilfsloben in der Nähe des Umbilikus.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amaltheus gibbosus

Die Gattung Amaltheus gehört zur Familie der Amaltheidae Hyatt, 1867 innerhalb der Überfamilie der Eoderoceratoidea Spath, 1929, die seit dem Beginn des Pliensbachiums die Psiloceratoidea verdrängt hatte.

Von der Gattung Amaltheus sind folgende Taxa bekannt:

Synonyme sind Nordamaltheus Repin, 1968 und Proamaltheus Lange, 1932.

Als Schwestertaxa fungieren Amauroceras und Pleuroceras.

Die Gattung wird in zwei Untergattungen geteilt, in die eben angeführten Vertreter von Amaltheus (Amaltheus) und in die Untergattung Amaltheus (Pseudoamaltheus) Frebold, 1922. Letztere wird oft auch als eigene Gattung betrachtet. Sie hat sich relativ spät aus Amaltheus (Amaltheus) entwickelt und hierbei schon früh Kiel und Berippung verloren.

Es wird angenommen, dass sich die Familie der Amaltheidae über die Gattung Oistoceras zu Beginn des Oberen Pliensbachiums aus den Liparoceratidae entwickelt hatte.

Kurz vor Ende des Pliensbachiums war es zu einer deutlichen, glazial bedingten weltweiten Abkühlung gekommen, so dass die Amaltheidae bis in den Tethys-Bereich vordrangen. Mit dem sich anschließenden Artensterben an der Grenze Pliensbachium/Toarcium erlöschten jedoch die Amaltheidae.

Ammonitenzone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Amaltheus ist ein Leitfossil und definiert die vierte Ammonitenzone des Pliensbachiums, die Margaritatus-Zone. Die Margaritatus-Zone folgt auf die Davoei-Zone und wird ihrerseits von der Spinatum-Zone überlagert. Sie unterteilt sich in drei Subzonen (vom Hangenden zum Liegenden):

  • Stokesi-Subzone nach Amaltheus stokesi
  • Subnodosus-Subzone nach Amaltheus subnodosus
  • Gibbosus-Subzone nach Amaltheus gibbosus

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Individuen der Gattung Amaltheus waren vermutlich recht schnell schwimmende marine Karnivoren, die fernab der Küste das flache als auch das tiefere kalkabscheidende Subtidal bevölkerten und driftendem Plankton folgten. Auch im offenen, tiefen Schelfbereich und über Untermeeresfächern waren sie gelegentlich anzutreffen.

Amaltheenton-Formation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Amaltheenton-Formation am Pliensbach

Die Amaltheenton-Formation des Süddeutschen Juragebiets wurde nach der in ihr recht häufig vorkommenden Gattung Amaltheus benannt.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorkommen von Amaltheus in Deutschland sind recht zahlreich, so beispielsweise bei Aalen, Achalm, Eningen, Pliensbach und Reutlingen in Baden-Württemberg, Kalchreuth und Moritzberg in Mittelfranken, Buttenheim und Eggolsheim (Unterstürmig) in Oberfranken, Ehenfeld in der Oberpfalz (Bayern), bei Beierstedt, Gebhardshagen, Rottorf und Wohld[3] in Niedersachsen und bei Bielefeld, Hellern bei Osnabrück und Velpe in Nordrhein-Westfalen.[4] In Österreich findet sich die Gattung in der Adnet-Formation im Land Salzburg.[5]

Die Vorkommen in Frankreich sind ebenfalls sehr zahlreich und oft pyritisiert, so erscheint die Gattung im Département Ardennes südwestlich von Sedan, im Département Ariège, im Département Aveyron bei Millau, im Département Bas-Rhin bei Lixhausen, in der Normandie bei Fresnay-le-Puceux im Département Calvados,[6] im Département Haute-Marne, im Département Indre, im Département Vendée bei Bessay, Jard-sur-Mer und bei Péault sowie im Département Vienne bei Champagné-Saint-Hilaire und bei Ligugé. Viele Fundstellen liegen insbesondere in Burgund, in den Causses, so bei Rivière-sur-Tarn und Saint-Étienne-du-Valdonnez sowie im französischen Jura. Fundstellen in England sind neben Charmouth und Seatown in Dorset Gloucestershire, Somerset und die Küste von Yorkshire. In Schottland erscheint die Gattung Amaltheus auf der Hebrideninsel Raasay. In Italien ist das Generoso-Becken der Lombardischen Alpen anzuführen.

In Polen wurde die Gattung Amaltheus bei Bohrungen in Nordwestpommern angetroffen.[7]

Auch in der Pontischen Faunenprovinz der Türkei wird Amaltheus aufgefunden, und zwar bei Köserelik-Kizik in der Provinz Tokat. Im Iran ist die Shemshak-Gruppe im Elburs anzuführen.[8]

In Nordafrika erscheint die Gattung bei Oujda im Osten Marokkos, im Westen Algeriens sowie am Dschebel Zaghouan in Tunesien (Tunesischer Rücken).[9]

Fundstellen in Nordamerika sind das arktische Alaska, Alberta in Kanada und das Stikinia-Terran.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • William Joscelyn Arkell u. a.: Mesozoic Ammonoidea. Treatise on Invertebrate Paleontology. Geological Society of America and University of Kansas Press, 1957.
  • Andrew H. Caruthers u. a.: Pliensbachian–Toarcian (Early Jurassic) Ammonoids from the Luning Embayment, West-Central Nevada, U.S.A. In: Bulletins of American Paleontology. Nr. 393, 2018, S. 1–84 (priweb.org [PDF]).
  • Raymond Cecil Moore: Treatise on Invertebrate Paleontology. Part L. Mollusca 4. Ammonoidea. Geological Society of America, 1957, S. 248.
  • Kevin N. Page: The Lower Jurassic of Europe: its subdivision and correlation. In: Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin. Band 1, 2003, S. 23–59.
  • Rudolf Schlegelmilch: Die Ammoniten des süddeutschen Lias: ein Bestimmungsbuch für Fossiliensammler und Geologen. 2. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York 1992, S. 241.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. J. Sepkoski: A compendium of fossil marine animal genera. In: Bulletins of American Paleontology. Band 363, 2002, S. 1–560.
  2. Pierre Dénys de Montfort: Conchyliologie systématique, et classification méthodique des coquilles: offrant leurs figures, leur arrangement générique, leurs descriptions caractéristiques, leurs noms; ainsi que leur synonymie en plusieurs langues; ouvrage destiné à faciliter l'étude des coquilles, ainsi que leur disposition dans les cabinets d'histoire naturelle. Coquilles univalves, cloisonnées. Tomes premier et second, Paris. Schoell, Paris 1808.
  3. Henry Härtinger: Grenzgänger an der A 39 ? Die Fauna am Übergang vom Unteren zum Oberen Pliensbachium. Band 36. Arbeitskreis Paläontologie Hannover, 2008, S. 113–121.
  4. F. A. Wittler und R. Roth: Fauna und Biostratigraphie im Lias gamma/delta Grenzbereich südwestlich Lotte bei Osnabrück (Jura, NW-Deutschland). Band 31. Arbeitskreis Paläontologie Hannover, 2003, S. 14–30.
  5. Christian Meister und F. Böhm: Austroalpine Liassic Amonites from the Adnet Formation (Northern Calcareous Alps). In: Jahrbuch Der Geologischen Bundesanstalt. A 136, 1993, S. 163–211.
  6. Jean-Louis Dommergues u. a.: Les ammonites du Pliensbachien et du Toarcien basal dans la carrière de la Roche Blain (Fresnay-le-Puceux, Calvados, Basse-Normandie, France). Taxonomie, implications stratigraphiques et paléobiogéographiques. In: Revue de Paléobiologie. Band 27-1. Muséum d’Histoire Naturelle de la ville de Genève, 2008, S. 265–329.
  7. Grzegorz Pienkowski: The first Early Jurassic ammonite find in central Poland. In: Volumina Jurassica. XII (1), 2014, S. 99–104.
  8. K. Seyed-Emami u. a.: Lower and Middle Jurassic ammonoids of the Shemshak Group in Alborz, Iran and their palaeobiogeographical and biostratigraphical importance. In: Acta Paleontologica Polonica. Vol. 53, Nr. 2. Instytut Paleobiologii PAN, 2008, S. 244.
  9. Milos Rakus und Jean Guex: Les ammonites du Jurassique inférieur et moyen de la dorsale tunisienne. In: Mémoires de Géologie (Lausanne). Nr. 39, 2002, ISSN 1015-3578, S. 109.