Amtsgericht Battenberg

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Das Amtsgericht Battenberg war von 1867 bis 1947 als Amtsgericht ein erstinstanzliches Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Battenberg. Als unselbständige Zweigstelle bestand es bis 1970.

Die „Neuburg“, ehemaliges Amtsgerichtsgebäude

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem verlorenen Krieg von 1866 musste das Großherzogtum Hessen mit dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 Gebietsteile an Preußen abtreten, wie es auch für das Fürstentum Waldeck-Pyrmont geregelt wurde. Dazu gehörte auch das Hessische Hinterland (der „Kreis Biedenkopf“) mit dem Bezirk des Landgerichts Battenberg.[1]

Im Juni 1867 passte Preußen dann in den übernommenen Gebieten die Gerichtsorganisation an die eigene Struktur an: Die bisherigen Landgerichte wurden aufgehoben[2] und durch Amtsgerichte ersetzt.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. September 1867 nahm das Amtsgericht Battenberg die Arbeit auf. Es war mit einem Amtsrichter ausgestattet, ihm übergeordnet das Kreisgericht Dillenburg.[4]

In Folge der durch das Gerichtsverfassungsgesetz von 1878 ausgelösten Umorganisation wechselte das Amtsgericht Battenberg mit Wirkung zum 1. Oktober 1879 in den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Marburg.[5]

Am 15. Juni 1947 verlor das Amtsgericht Battenberg seine Selbständigkeit und wurde zur Zweigstelle des Amtsgerichts Frankenberg (Eder).[6]

Am 1. Juli 1970 wurde auch diese Zweigstelle aufgehoben.[7]

Das Gerichtsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1732 erbaute Oberforstmeister Carl Johann Philipp Loener von Laurenburg in Battenberg die „Neuburg“. Das Schloss diente bis 1768 als Jagdschloss des Landgrafen Ludwig VIII. Danach wurde es als Amtshaus und Forstamt genutzt, von 1835 bis 1970 auch als Gerichtsgebäude. Seit 1971 nutzt die Stadtverwaltung das Schloss und das 1863 daneben erstellte ehemalige Gerichtsgebäude. Die Anlage ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[8]

Richter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Richter wirkten am Gericht:

  • 1867–1870: Amtsrichter Heinrich Hohenstein
  • 1870–1873: Amtsrichter Karl Müller
  • 1873–1873: Amtsrichter Dilthey
  • 1873–1875: Amtsrichter Schellenberg
  • 1875–1879: Oberamtsrichter Hohenstein
  • 1879–1886: Amtsrichter Dr. Türck
  • 1886–1889: Amtsgerichtsrat Hohenstein
  • 1889–1901: Amtsrichter Dr. Türck
  • 1902–1906: Amtsrichter Plitt
  • 1906–1935: Amtsrichter Nöll
  • 1935–1942: Amtsrichter Ernst Wolff

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert, 1982, ISBN 3-9800490-5-1, S. 95–97, 169–170.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Art. 14 des Friedensvertrages vom 3. September 1866 zwischen Preußen und dem Großherzogtum Hessen (In: Großherzoglich Hessischen Regierungsblatt, Jahrgang 1866 S. 403 f., Digitalisat); Details regelte eine gesonderte Übereinkunfthttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510194~SZ%3D412~doppelseitig%3D~LT%3D%C3%9Cbereinkunft~PUR%3D zwischen den Vertragsschließenden vom gleichen Tag. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 43 vom 2. Oktober 1866, S. 408–410.
  2. § 3 Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim. Vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 64 (1867), S. 1094–1103.
  3. § 1 Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim. Vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 64 (1867), S. 1094–1103.
  4. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim, zu bildenden Gerichtehttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D234~doppelseitig%3D~LT%3D%27%27Verf%C3%BCgung%20vom%207.%20August%201867%2C%20betreffend%20die%20Einrichtung%20der%20nach%20der%20Allerh%C3%B6chsten%20Verordnung%20vom%2026.%20Juni%20d.%20J.%20in%20dem%20vormaligen%20Herzogthum%20Nassau%20und%20den%20vormals%20Gro%C3%9Fherzoglich%20Hessischen%20Gebietstheilen%2C%20mit%20Ausschlu%C3%9F%20des%20Oberamtsbezirks%20Meisenheim%2C%20zu%20bildenden%20Gerichte%27%27~PUR%3D. In: Justiz-Ministerium (Hg.): Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege 29. Jg., Nr. 31 vom 9. August 1867, S. 218–220.
  5. PrGS 1878 Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte. Vom 26. Juli 1878. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 25 (1878), S. 275–283 (282).
  6. Runderlass des Hessischen Ministers der Justiz vom 13. Mai 1947 – 3210/1 – Ia 944 – Betrifft: Errichtung der Zweigstelle Battenberg des Amtsgerichts Frankenberg-Eder.
  7. Gerichtsorganisation (Aufhebung der Zweigstellen Felsberg, Spangenberg, Battenberg und Borken) vom 25. Mai 1970. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 24, S. 1222, Punkt 1124 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,4 MB]).
  8. Neuburg, heute Rathaus mit Garten. In: denkxweb; abgerufen am 14. Juli 2020.

Koordinaten: 51° 1′ 6,2″ N, 8° 38′ 41,8″ O