Andrée Blouin

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Andrée Blouin (16. Dezember 1921 in Bessou, Oubangui-Chari[1]1986) war eine zentralafrikanische politische Aktivistin, Bürgerrechtlerin und Autorin. Sie widmete ihr Leben dem Panafrikanismus und der Befreiung Afrikas von den Kolonialmächten.[2]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blouins Mutter Joséphine Wouassimba stammte aus Banziri, ihr Vater Pierre Gerbillat war ein französischer Abenteurer.[1][3] Zu ihren Eltern sollte sie erst im Erwachsenenalter Kontakt aufnehmen.[1] Als ihr Vater eine Europäerin heiratete, kam Blouin in ein Waisenhaus, wo sie getrennt von ihrer Familie in Brazzaville aufwuchs.[3] Es sollten für sie vierzehn schreckliche Jahre unter der Herrschaft der Josefschwestern von Cluny werden, von allen verlassen und von ihren Wurzeln abgeschnitten.[3]

Als ihr zweijähriger Sohn an Malaria erkrankte, verweigerte die französische Kolonialverwaltung den Zugang zur nötigen Medizin, da diese nur Europäern zustand; ihr Kind erlag der Krankheit.[2] Hierzu äußerte sie sich einmal:

„Der Tod meines Sohnes hat mich politisiert wie nichts anderes. […] Der Unterschied zwischen meiner neuen Überzeugung und der alten war eine Frage der Klarheit des Sehens. […] Als ich meinen sonnengebräunten kleinen Jungen verlor, sah ich endlich das Muster, das meinen eigenen Schmerz mit dem meiner Landsleute verband und wusste, dass ich handeln musste. Ich begann eine Kampagne gegen das berüchtigte Chinin-Gesetz.“

Andrée Blouin[3]

Ihr zunächst kleinbürgerliches Leben an der Seite ihres zweiten Mannes, des französischen Ingenieurs André Blouin, wurde durch Ahmed Sékou Touré und sein politisches Charisma unterbrochen.[3]

Mit dem Wissen um die Gräueltaten der französischen Kolonialisten organisierte sie im belgisch beherrschten Teil Kongos eine Graswurzelbewegung und konnte Frauen zum Protest gegen den Kolonialismus bewegen.[2] Sie stieg zum engsten Kreis um Patrice Lumumba auf, beriet aber auch Kwame Nkrumah (Ghana) und Ahmed Sékou Touré (Guinea), und somit mehrere antikoloniale Leitfiguren, sodass sie sich mit gleich drei Kolonialmächten anlegte.[2]

Die belgische Kolonialmacht ließ sie außer Landes bringen. Auf dem Weg ins Flugzeug wurde sie von einem Kolonialbeamten gefragt, ob sie eine Rückkehr in den Kongo plane; sie antwortete mit der Gegenfrage, ob er plane, den Kongo zu verlassen.[2] In ihrer Frisur hatte sie bei ihrem Flug nach Rom ein Dokument mit den Unterschriften afrikanischer Politiker versteckt; ihr Plan war es, in Rom eine Pressekonferenz zu organisieren.[2] Dies wurde jedoch durch ein geplantes Attentat auf sie vereitelt, worauf sie nach Guinea floh. Nach der Ermordung Lumumbas im Kongo wurde Blouin zum Tode verurteilt und floh abermals, diesmal nach Paris.[2] Sie lebte von 1973 bis zu ihrem Tod im Exil.

Ein Journalist fragte sie einmal, ob sie Kommunistin sei; sie antwortete: „Kleine Dummköpfe mögen mich so nennen, wie sie wollen. Ich bin eine afrikanische Nationalistin.“[2]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. My Country, Africa. Autobiography of the Black Pasionaria, autobiography with Jean MacKellar. Praeger, New York, 1983, ISBN 978-0030627590.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Andrée Blouin. In: aflit.arts.uwa.edu.au. Abgerufen am 9. November 2021 (englisch).
  2. a b c d e f g h Annette Joseph-Gabriel (2020). Remembering the Congolese women who fought for independence. Al Jazeera, 30. Juni. (engl.) https://www.aljazeera.com/indepth/opinion/remembering-congolese-women-fought-independence-200630091359924.html
  3. a b c d e Ormerod, B., & Volet, J. M. (1996). Ecrits autobiographiques et engagement: le cas des Africaines d'expression française. French Review, 426-444.