Anni Reiner

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Anna Sara Hochschild und ihr Verlobter, der promovierte Offiziersstellvertreter Paul Reiner, Frühling 1916

Anni Reiner (geboren am 27. Februar 1891 in Frankfurt am Main, Deutschland; gestorben am 28. Februar 1972 in Zürich, Schweiz), geboren als Anna Sara Hochschild,[1][2] war eine qualifizierte deutsche Krankenpflegerin,[3] eine pädagogisch nicht ausgebildete Hilfslehrkraft für die jüngsten Schüler in der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf und in der Schule am Meer auf Juist sowie eine schweizerische Kinderbuchautorin.[4][5][6]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anni Reiners Eltern Philippine und Zachary Hochschild, um 1900
Die Geschwister von links: Henriette „Henni“ Hochschild, Philipp Hochschild, Alice Gustine Hochschild und Anna Sara Hochschild, 1902
Eva, Renate und Ruth Reiner auf dem Areal der Schule am Meer auf der ostfriesischen Nordseeinsel Juist, vor der Geburt ihrer Schwester Karin, um 1929

Anna Sara Hochschild war das jüngste von vier Kindern bzw. die jüngste Tochter des Mitbegründers der Frankfurter Metallgesellschaft AG und der Metallurgischen Gesellschaft AG, Zachary Hochschild (geboren am 16. Mai 1854 in Biblis; gestorben am 6. November 1912 in München), und dessen Ehefrau Philippine Hochschild (geboren am 7. Juli 1859 in Frankfurt am Main; gestorben am 28. Dezember 1931 ebenda), geborene Ellinger.[7]

Anna Sara Hochschild hatte drei ältere Geschwister, zwei Schwestern und einen Bruder:

Am 11. Dezember 1916 heiratete Anna Sara Hochschild den im Kriegseinsatz befindlichen promovierten „geprüften Lehramtspraktikanten“ Paul Reiner, evangelisch-lutherischer Konfession. Als dessen Trauzeuge fungierte der Schriftsteller Gustav Wyneken, für Anni deren Schwager Carl Rudolf Euler.[18][19]

Aus der Ehe von Anna Sara und Paul Reiner gingen vier Töchter hervor, die standesamtlich als der israelitischen Religion zugehörig eingetragen wurden:

Renate, Eva und Ruth waren Schülerinnen der Schule am Meer.[23] Alle vier Töchter sollen nach dem 30. Januar 1933 christlich getauft worden sein,[24] ein Primärbeleg dafür steht jedoch aus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schule und Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anni Hochschild wuchs in Frankfurt am Main auf, wo sie bis nach ihrer Reifeprüfung die Schule besuchte. Nach der achtklassigen Volksschule wechselte sie nach Ostern 1906 in die Obertertia der Schillerschule, eine „Städtische Studienanstalt der realgymnasialen Richtung“.[25]

Zum Wintersemester 1911/12 immatrikulierte sie sich an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg aufgrund ihrer Abitur-Bestnoten in Chemie und Physik (Biologie war in ihrem Abschlusszeugnis nicht enthalten) für ein Studium der Naturwissenschaften. Nach zwei Semestern wechselte sie jedoch im Wintersemester 1912/13 zum Studienfach Philosophie. Etwa zu dieser Zeit lernte sie im Verlauf eines studentischen Fests den Doktoranden oder bereits promovierten Paul Reiner kennen,[26][27] den sie 1916 heiratete. In Heidelberg besuchte sie Vorlesungen, die zuvor auch Paul Reiner gehört hatte, z. B. bei Friedrich Gundelfinger, und orientierte sich demzufolge teils stark an dem, was ihr Verlobter zuvor in seinem Studium belegt hatte.[28] Zum Wintersemester 1913/14 inskribierte sie sich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und studierte dort neben Philosophie nun zusätzlich Literaturgeschichte, im Sommersemester 1914 dann auch in Heidelberg. Im Wintersemester 1914/15 immatrikulierte sie sich an der gerade gegründeten Königlichen Universität zu Frankfurt am Main, wo sie auch im Sommersemester 1915 studierte. Ihr verstorbener Vater war für diese Hochschule als Stifter aufgetreten.[29] Im Sommer 1915 ließ sie sich wie viele patriotisch gesinnte Frauen aus wohlhabendem Hause wegen des Krieges in Frankfurt am Main zur Krankenpflegerin schulen und arbeitete kurzzeitig, ggf. nur während der Semesterferien, als Hilfsschwester (sie war staatlich geprüfte Krankenpflegerin, keine Krankenschwester) in einem Lazarett,[3][30] möglicherweise in dem von ihrer Mutter Philippine nach familiärer Überlieferung wohl als Lazarett bereitgestellten Landhaus Die Höhe in Eppenhain im Taunus.[27][31] Anlässlich ihrer Hochzeit 1916 gab Anni Hochschild in Frankfurt am Main amtlich zu Protokoll, sie gehe keinem Beruf nach.[18] Ab dem Wintersemester 1915/16 bis einschließlich des Wintersemesters 1917/18 war sie erneut in Heidelberg eingeschrieben, zuletzt jedoch „wegen Krankheit vom Belegen von Vorlesungen befreit“. Bei der „Krankheit“ handelte es sich um ihre erste Schwangerschaft. Schon vor ihrer Schwangerschaft wurden etliche Vorlesungen und Übungen von ihr zwar belegt und bezahlt, aber nicht besucht.

Ihr Studium brach Anni Reiner ohne akademischen Abschluss oder Staatsexamen spätestens nach der Geburt ihres ersten Kindes ab. Das Ehepaar bekam eine Tochter, Renate, genannt „Nati“. Ein Lehramt im Hinblick auf jüngere Kinder hatte Anni Reiner ganz offensichtlich nie angestrebt; ihr Studium verlief teils erratisch und erscheint retrospektiv als wenig zielorientiert.[4] Während ihr Ehemann Paul in zwölf Semestern fünf Fächer studiert und mit der Promotion abgeschlossen hatte, war es Anni Reiner in zehn Semestern nicht gelungen, ihr Studium von zwei Fächern abzuschließen.

Am 25. Oktober 1917 erteilte sie ihrem Ehemann eine notariell beglaubigte Generalvollmacht, die mit 100.000 Mark beziffert wurde (zur groben Orientierung: entspricht heute etwa 240.000 EUR),[32] ein Betrag, der zu diesem Zeitpunkt in etwa dem Vermögen der 26-Jährigen entsprochen haben dürfte.[33]

Wickersdorf, Thüringer Wald[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der 1919 geborenen zweiten Tochter Eva Maria war Anni Reiner ab 1920 gemeinsam mit ihrem dort seit 1919 unterrichtenden Ehemann in der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf bei Saalfeld im Thüringer Wald als Krankenpflegerin und Lehrkraft für Deutschkunde und Rechnen der jüngsten Schüler tätig. Als unqualifizierte Hilfslehrkraft konnte sie dort nur aufgrund ihres ebenda bereits wirkenden Ehemannes tätig werden. Alle Ehepartner waren gehalten, sich innerhalb eines privaten Landerziehungsheims mit einzubringen, auch diejenigen ohne jegliche pädagogische Qualifikation.[34][35][30]

Anni und Paul Reiner erwarben in Wickersdorf ein Grundstück, auf dem sich das Ehepaar Anfang der 1920er Jahre ein Wohnhaus errichten ließ.[27][36]

Anni Reiners Hilfslehrtätigkeit (Anleitung + Learning by Doing) wurde mangels pädagogischer Ausbildung, Staatsexamen und Expertise auf die jüngsten Schüler begrenzt; bei Visiten der Schulaufsichtsbehörde (z. B. des Oberschulrats) blieb sie im Hintergrund, da sie keine fundierten fachlichen Gespräche über Deutschkunde, Rechnen oder Didaktik hätte führen können und nicht offenbar werden sollte, dass im Internat auch einige wenige unausgebildete Kräfte Schüler unterrichten.[37][38] So wurde beispielsweise auch die pädagogisch nicht ausgebildete Hauswirtschaftsleiterin Marie Franke (1864–1940), die u. a. für die lebensreformerische Ernährung zuständig war, in Wickersdorf und auf Juist zu einer Hilfslehrtätigkeit herangezogen.

1922 wurde in der thüringischen Kreisstadt Saalfeld Anni und Paul Reiners dritte Tochter Ruth Elisabeth, genannt „Ruthli“, entbunden.

Nach langjährigen Kontroversen mit dem aus seinem Amt entlassenen, rechtskräftig verurteilten, aber immer noch einflussreichen Schulmitgründer und zeitweiligen Schulleiter, dem päderastischen Straftäter Gustav Wyneken,[39][40] folgte das Ehepaar 1925 Martin Luserke, Fritz Hafner, Rudolf Aeschlimann und Wickersdorfer Schülern in eine Sezession zum neu gegründeten Landerziehungsheim Schule am Meer auf die ostfriesische Insel Juist.[41][42]

Juist, Nordsee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orchesterensemble der Schule am Meer: In der Bildmitte am Boden im Schneidersitz Chor- und Orchesterleiter Eduard Zuckmayer, dahinter sitzend Anni Reiner mit Violoncello, überragt vom stehenden Schulleiter Martin Luserke (Instrument teils verdeckt, vermutl. Bratsche), ganz hinten links im Profil Walter Georg Kühne mit Violine, vorn ganz rechts sitzend Gerhard Bry mit Mandoline, um 1928
Paul und Anni Reiner während einer Urlaubsreise durch die Schweiz und Italien, 1929 – zu dieser Zeit war der Ehemann bereits an Magenkrebs erkrankt
Bühnenfoto Schule am Meer 1931: hinten links Paul Reiner und Anna Sara Reiner, vor ihr sitzend Eduard Zuckmayer, vorn ganz rechts stehend Martin Luserke

Im Vergleich zum landschaftlich sehr üppigen Thüringer Wald bildete die von ihrer Vegetation und reliefierten Struktur her seinerzeit sehr karge Sandbank einen herben Kontrast. Das Erbringen von Pionierleistungen stand nun auch für Anni Reiner auf der Tagesordnung. Einzige Konstante war die tägliche Abwehr des immer in Bewegung befindlichen Dünensandes und Meeres.

In der S.a.M. unterrichtete Anni Reiner ab dem 1. Mai 1925 erneut Deutschkunde und Rechnen bei den jüngsten Schülern.[43] Sowohl in Wickersdorf als auch auf der Insel Juist zählten dazu Vorschulkinder, Grundschüler und Schüler der Unterstufe. Eine Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe gehörten bei Bedarf dazu.[44] In einem im Original erhaltenen Protokollheft der S.a.M. von 1932/33, in dem die Schüler abwechselnd den Unterrichtsverlauf festhielten, wird der durch Anni Reiner erteilte Deutschkunde-Unterricht in seinem Ablauf teils detailliert beschrieben.[45] Das Niveau des Unterrichts wurde durch Schüler, Eltern und qualifizierte Pädagogen als niedrig beurteilt. Den Schülern wurde stattdessen sehr viel Freiheit zugestanden; daraus resultierten in der Folge zahlreiche Wissens- und Bildungslücken.[37][46][47]

Mit ihrem Ehemann, der als stellvertretender Schulleiter und pädagogisch als Leiter des politischen Seminars für die Oberstufe eine herausgehobene Stellung im Internat und in dessen Stiftungskuratorium einnahm, engagierte sie sich für den Aufbau und den Erfolg des Internats und nahm aktiv im Schulorchester und -chor sowie am Darstellenden Spiel auf der Schulbühne teil, belegt durch zahlreiche erhaltene Fotos, zwei davon sind hier abgebildet.

Im Januar 1929, während des harten „Eiswinters“, kündigte sich Paul Reiners schwere Krebserkrankung durch einen Blutsturz an.[48][49][50] Der Juister Landarzt kapitulierte; der Befund überforderte seine limitierten Behandlungsmöglichkeiten vor Ort, der Schiffsverkehr war eingestellt. Anni Reiner aktivierte ihre Verwandtschaft und ließ ihren Schwager einfliegen, den Zürcher Internisten und Neurologen Paul von Monakow,[51] dessen Charterflugzeug auf dem Sandstrand nördlich der S.a.M. landete. Paul Reiner wurde zur Behandlung erstmals in die Eos-Klinik seines Schwagers ausgeflogen, begleitet von seiner höchst besorgten Ehefrau Anni.[52][27][53]

Im selben Jahr erwarb das Ehepaar Reiner ein Baugrundstück in Brissago am Lago Maggiore im schweizerischen Kanton Tessin.[54] Es plante somit bereits eine familiäre Zukunftsperspektive im nahezu mediterranen Süden des neutralen Nachbarlandes, bevor knapp vier Jahre später damit begonnen wurde, den NS-Staat zu konstituieren. Dabei dürften der Gesundheitszustand von Paul Reiner und die relative Nähe zur Zürcher Privatklinik des Schwagers Paul von Monakow eine gewichtige Rolle gespielt haben. Im Verlauf dieser Reise, die auch durch Italien führte, besuchte das Ehepaar im Tessin den Anarchisten und Kunstmaler Ernst Frick (Foto erhalten, siehe: Biographie Paul Reiner).

Im August 1931 wurde die vierte Tochter von Anni und Paul Reiner geboren, Karin.

Im März 1932 stiftete Anni Reiner dem Musiksaal im Obergeschoss der neu errichteten freistehenden Bühnenhalle des Internats einen wertvollen gebrauchten Steinway-Flügel aus dem Erbe ihrer im Dezember 1931 verstorbenen Mutter.[55] Über diese erhebliche musikalische Qualitätssteigerung gegenüber dem bisher einzig genutzten kleinen Cembalo begeisterten sich insbesondere die S.a.M.-Musikpädagogen, der als hochtalentiert geltende prämierte Konzertpianist Eduard Zuckmayer, Kurt Sydow sowie die diversen Ensembles des Schulorchesters.

Sechzehn Monate nach der Geburt ihrer vierten Tochter verstarb Anni Reiners Ehemann 46-jährig im November 1932 in der Zürcher Eos-Klinik des Schwagers Paul von Monakow. Wenige Monate später, nach der Machtabtretung an die Nationalsozialisten, wurde die 42-jährige Anni Reiner mit ihren vier Töchtern zum Verlassen der Insel Juist genötigt, genau wie die anderen Schüler und Lehrer jüdischer Abstammung sowie sämtliche Mädchen ungeachtet deren Konfession und Herkunft, die nach NS-Maßgabe (vollständige Trennung von Jungen und Mädchen im Unterricht und Aufhebung der Koedukation, „möglichst an allen Schulen“) künftig generell weder neben Knaben leben noch mit ihnen zusammen unterrichtet werden sollten.[56][57][58]

Deshalb hätten die Reiners auch ungeachtet ihrer jüdischen Herkunft Juist verlassen müssen, denn es gab keine andere weiterführende Schule auf der Insel als die S.a.M., welche die Töchter Renate, Eva und Ruth künftig hätten besuchen können.[59]

In dieser Situation fühlte sich Anni Reiner als Jüdin durch Martin Luserke in seiner Funktion als Schulleiter im Stich gelassen; ihre langjährige kollegiale Freundschaft zerbrach daran. Dieser Bruch beschäftigte Luserke noch kurz vor seinem Tod, als er darauf in einem Schriftstück einging, das er im Februar 1967 verfasste und dem früheren S.a.M.-Absolventen Hubert H. Kelter mit der Aufgabe übertrug, Anni Reiner in seinem Namen in der Schweiz aufzusuchen. Dieses Schriftstück findet sich im Nachlass von Anni Reiner, ist ihr also zugegangen.[60]

Unstrittig ist, dass kein Schulleiter im Deutschen Reich NS-Anordnungen außer Kraft setzen oder dem massiv aufgebauten Druck lokaler bzw. regionaler NS-Chargen (inkl. HJ und SA) widerstehen konnte, zumal ganz ohne staatliche Fördermittel kein Fortbestand des Landerziehungsheims denkbar war.[61][62][63][64][65][66][67][68][69][70][71][72]

„Wenn die Schule im Zusammenhang mit der notwendig gewordenen Trennung von Frau Reiner sich damals nicht sofort selber auflöste, so tat sie nichts anderes, als was so ziemlich ganz Deutschland tat oder tun mußte […] Wer hätte denn wünschen mögen, unsere Schule gleichgeschaltet allmählich in einen Zustand innerer Halbheit und Zerrissenheit absinken zu sehen, wie ich ihn an anderer Stelle [19]34–35 noch aus nächster Nähe beobachten konnte [Zuckmayer wirkte danach kurzzeitig an der Odenwaldschule]; wer hätte das wünschen mögen, nur – damit eben dort Schule gehalten würde?? […] Nein, es war wohl gut und richtig so, daß Lu [Schulleiter Martin Luserke] die Einsicht, die Entschlußkraft und die Härte aufbrachte, im rechten Augenblick und noch aus einem gewissen Grad von freier Entschließung heraus Schluß zu machen [die Schule am Meer zu schließen], was andern – und mir – damals nur sehr schwer eingehen wollte.“

Eduard Zuckmayer, 1948[73]

Die Nationalsozialisten duldeten weder die von Martin Luserkes Schule am Meer betriebene Koedukation noch deren gepflegte Basisdemokratie (Mitbestimmung der Schüler, Gleichberechtigung von Lehrern und Schülern),[57] weder die dezentralisierten Schulstrukturen (Kameradschaften, Schulgemeinde analog Schulparlament) noch die explizit angestrebte Autonomie bzw. Individualität der Schülerschaft, des Lehrkörpers und des Landerziehungsheims,[74][75][76] weder jüdische noch sozialistisch oder kommunistisch orientierte Lehrkräfte.[77]

Seit der Gründung der S.a.M. waren insbesondere deren jüdische Förderer, primär der im Kuratorium der Stiftung Schule am Meer wirkende Hauptsponsor des Landerziehungsheims, der Industrielle, illustre Kunstsammler und -mäzen Alfred Hess, ins Fadenkreuz der Insulaner und der lokalen Nationalsozialisten genommen worden. Der Juister NSDAP-Ortsgruppenleiter und Bürgermeister, Gerhard Mehrens (1899–1976), wollte sich mit der im regionalen Vergleich frühzeitigen Vertreibung unerwünschter Menschen und sehr kurzfristig „gleichgeschalteten“ Schulstrukturen profilieren, da er die (abwegige) Idee verfolgte, die von den Insulanern schon seit 1925 als „Jöödenschool“ (plattdeutsch für: Judenschule) diffamierte Schule am Meer als künftige Napola (NPEA) zu empfehlen.[78][79] Dafür fehlten jedoch hinsichtlich der architektonischen Vorstellungen der Nationalsozialisten jegliche Voraussetzungen.[80][61][81][82][83][84][85][86]

Ein weiterer Grund für die Vertreibung bestand darin, dass die Badeverwaltung Juists wie viele andere deutsche Nord- und Ostseebäder sehr daran interessiert war, ihre Insel nach dem 30. Januar 1933 sehr rasch „judenfrei“ melden und während des NS-Regimes demgemäß touristisch bewerben zu können. Etliche Inselhotels und -pensionen, -restaurants und -cafés positionierten schon während der 1920er Jahre und Jahrzehnte früher antisemitische Aushänge an ihren Eingängen, dass jüdische Gäste unerwünscht seien.[87][88][89][90][91][92] So warb Juist nach 1933 wie folgt für sich: „Insel Juist zwischen Norderney/Borkum mit dem herrlichen breiten Strand – Das judenfreie Nordseebad. Prospekte durch die Badeverwaltung und alle Reisebüros“. Eine Abbildung des zitierten Zeitungsinserats findet sich über den Einzelnachweis.[93] Anni Reiners Mutter Philippine hatte aufgrund dieser Diskriminierung und Ausgrenzung Mühe gehabt, auf Juist eine Hotelunterkunft zu finden, als sie dort vor 1931 ihre jüngste Tochter Anni, ihren Schwiegersohn Paul Reiner und ihre drei Enkelinnen besuchte (diverse Fotos des Besuchs sind erhalten).[27]

Anni Reiner verließ die Schule am Meer und die Insel Juist am 29. September 1933.[43] Juister Nationalsozialisten durchsuchten kurz zuvor den Hausrat der Familie Reiner und konfiszierten eine Reihe sozialistischer und kommunistischer Publikationen aus Paul Reiners umfänglicher Bibliothek.[27] Schulleiter Luserke schloss die S.a.M. ein halbes Jahr später zum Abschluss des Schuljahres 1933/34 endgültig.

Tessin, Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anni Reiner, deren verstorbener, kommunistisch engagierter Ehemann ihr in dieser Lage auch nicht hätte helfen können, weil er aus politischen Gründen selbst NS-Verfolgung ausgesetzt gewesen wäre, setzte sich mit ihren Kindern über Zürich ins Tessin ab. Dort ließ sie auf ihrem 1929 erworbenen Anwesen oberhalb des Lago Maggiore die Casa Reiner errichten.[94] Das Haus stand in den Folgejahren Freunden, Verwandten, bekannten und unbekannten Flüchtlingen aus dem NS-Staat als Begegnungsstätte offen, so beispielsweise den Emigranten Klaus Bamberger,[95] Maria Becker,[96] Hans Hess,[54] Werner Rings und Eduard Zuckmayer (alle von der Schule am Meer) sowie Maria Beckers Mutter, der Schauspielerin und Theaterregisseurin Maria Fein, dem Tenor László Csabay, dem Politiker und Widerstandskämpfer Walter Fabian, dem Übersetzer Franz Fein, dem Dramatiker Fritz Hochwälder und dem Mathematiker Heinz Hopf.[96][97]

Retrospektiv war die Lebensentscheidung Anni Reiners, mit ihren vier Töchtern in die Schweiz umzusiedeln, der wohl beste Entschluss, den sie im September 1933 hatte treffen können, um dem NS-Staat und dessen weiterer Entwicklung bis zur Schoáh während des Zweiten Weltkrieges zu entgehen.

1938 erhielten Anni Reiner und ihre drei Geschwister aus dem Verkauf des anteilig ererbten Landhauses ihrer Eltern im Taunus den Erlös, allerdings unter den Bedingungen der „Arisierung“, ergo erheblich unter Wert.[98]

Buchdeckel (Schutzumschlag) der Erstausgabe, erschienen im Cecilie Dressler Verlag, Berlin 1962

An ihre hilfsweise Lehrtätigkeit in den beiden Landerziehungsheimen konnte oder wollte Anni Reiner in der Schweiz offenbar nicht wieder anknüpfen. Auch ihr 1917/18 wegen der Geburt ihres ersten Kindes abgebrochenes Studium nahm sie dort nach 1933 nicht wieder auf, um noch einen akademischen Abschluss zu erreichen, der sie für das Lehramt oder andere Berufe qualifiziert hätte. Es ist davon auszugehen, dass sie durch ihre vier Töchter, insbesondere die noch kleine Karin, keine Gelegenheit dazu sah oder hatte. Stattdessen wurde aus ihrer jüngsten Tochter später eine promovierte Pädagogin.[94][99][100][101]

Im Jahr 1948 ertrank Anni und Paul Reiners dritte Tochter Ruth Elisabeth 25-jährig während einer Reise in Italien, ein weiterer Schicksalsschlag.

Anni Reiner soll familiärer Überlieferung zufolge als Autorin größtenteils unter Pseudonym tätig geworden sein. Bislang ist dies jedoch mangels Überlieferung dieses Pseudonyms nicht zu belegen.[102] 1962 erschien im West-Berliner Cecilie Dressler Verlag Anni Reiners Kinderbuch Mein Freund Elio,[5] das übersetzt 1965 auch in Frankreich und in den Niederlanden erschien. Die Illustration übernahm die mit iSCH signierende Ingrid Schneider.[103][104][6]

Anni Reiner verstarb im Alter von 81 Jahren. Ihr Anwesen im Tessin wurde unter den drei zu dieser Zeit noch lebenden Töchtern aufgeteilt. Die beiden älteren Töchter veräußerten ihre Anteile am Grundstück, während die jüngste Tochter den ihren behielt und das Gebäude in der Tradition ihrer Mutter als Gästehaus weiterführte.[94]

Ein Teil des Nachlasses von Anni Reiner, geb. Hochschild, befindet sich seit 2020 im Archiv der deutschen Jugendbewegung, da sowohl ihr Ehemann als auch die beiden Landerziehungsheime der deutschen Jugendbewegung zugerechnet werden.[105]

Im Jahr 2020 avancierte Anni Reiner zur Heldin (Hauptfigur) eines Romans, der in vielen Medien besprochen bzw. rezensiert und während eines Zeitraums von etwa fünf Monaten (20 Wochen) in der Spiegel-Bestsellerliste geführt wurde.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mein Freund Elio. Cecilie Dressler Verlag, Berlin 1962. OCLC 641561515 (Illustration: Ingrid Schneider)[5][6]
  • Mein Freund Elio. Julius Breitschopf, München/Wien/Zürich 1962. OCLC 73865450 (Lizenzausgabe)
  • Elio a disparu. Éditions de l'Amitié, Rageot, Paris 1965. OCLC 460098864 (Übersetzung: Gerda Muller, Edith Vincent)[103]
  • Mijn vriendje Elio. Uitgeverij G.F. Callenbach N.V., Nijkerk 1965. OCLC 63817329 (Übersetzung: J. C. Torringa-Timmer, Babs van Wely)[104]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Renate Samelson: Renate’s Saga, autobiographische Aufzeichnungen der ältesten Tochter Paul und Anna Sara Reiners mit 12 Fotos, Ann Arbor, Michigan, USA, abgeschlossen im Jahr 2002, 25 Seiten, unveröffentlicht.
  • Sandra Lüpkes: Die Schule am Meer (Roman mit historischen Bezügen inkl. Familie Reiner). Kindler Verlag, München 2020, ISBN 978-3-463-40722-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anni Reiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburtsregister Anna Sara Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1891, S. 283, 2. März 1891
  2. Zivilstandsregister Zürich, Band 1, Sterbeeintrag Nr. 471/1972, S. 371; Zitiert gem. handschriftl. Vermerk auf der Geburtsurkunde der Anna Sara Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1891, S. 283, vom 2. März 1891.
  3. a b „Ausweis für staatlich geprüfte Krankenpflegepersonen. Pr. I. 7 M. 1137. Die Krankenpflegeschülerin Anna Hochschild aus Frankfurt a./Main, welche vor der staatlichen Prüfungskommission in Frankfurt a./Main die Prüfung für Krankenpflegepersonen mit der Gesamtzensur »Sehr gut« bestanden hat und die zur Ausübung des Krankenpflegeberufs erforderlichen Eigenschaften besitzt, erhält hiermit die Bescheinigung, daß sie staatlich als Krankenpflegerin anerkannt ist. […] Wiesbaden, den 11. Oktober 1915. Der Regierungspräsident“, eigenhändige Signatur, Dienststempel des kgl. preuß. Regierungspräsidenten in Wiesbaden. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz.
  4. a b Anna Sara Hochschild studierte in Heidelberg, München und Frankfurt am Main, zunächst Naturwissenschaften, dann jedoch Philosophie und später zusätzlich Literaturgeschichte. Sie erwarb aufgrund ihrer ersten Schwangerschaft und der Geburt des Kindes keinen akademischen Abschluss bzw. absolvierte kein Staatsexamen für ein Lehramt. Sie konnte demzufolge nicht als geprüfte Lehrerin an staatlichen Schulen tätig werden, sondern wurde de facto im Gefolge ihres Ehemanns in den privaten Landerziehungsheimen Freie Schulgemeinde in Wickersdorf (ab 1920) und Schule am Meer auf Juist (ab 1925) als Hilfslehrkraft bei den jüngsten Schülern eingesetzt und konnte auch ihre Qualifikation als staatlich geprüfte Krankenpflegerin (nicht Krankenschwester = anderes Berufsbild, deutlich längere Ausbildung) in den Krankenstationen dieser Internate zur Anwendung bringen. – Es gibt bislang keinerlei Primärbeleg dafür, dass Anna Sara Reiner jemals geplant gehabt hätte, auf das Lehramt hin zu studieren. Ihr Studienfach Literaturgeschichte jedenfalls ist kein Schulfach, wenngleich sich daraus Bezüge zum Deutschunterricht höherer Jahrgangsstufen (Oberstufenschüler) ableiten lassen, den sie jedoch nur für die jüngsten Schüler neben Rechnen erteilt hat, beides auf Elementarschulniveau, also weitestgehend ohne Bezug zu ihren Studienfächern Literaturgeschichte und Philosophie. – Zitiert nach: Faksimiles der Originaldokumente aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz
  5. a b c Reiner, Anni: Mein Freund Elio, Cecilie Dressler Verlag, Berlin 1962, Aufl. 1. bis 5. Tsd., 111 S. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  6. a b c Reiner, Anni: Mein Freund Elio, Dressler, Berlin 1962, 111 S., Ill., auf: swisscovery.slsp.ch
  7. Eva-Maria Prenzel: Hochschild, Zachary. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de
  8. Geburtsurkunde Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 1563/1882, S. 363, 15. Mai 1882.
  9. Heiratsurkunde Karl Rudolf Euler und Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 2094/1903, Blatt 24, 28. September 1903.
  10. Sterbeurkunde Henriette Hochschild, Standesamt Königstein/Ts., Nr. 37/1965; Zitiert nach: Vermerk auf Geburtsurkunde Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 1563/1882, S. 363, 15. Mai 1882.
  11. Euler, Rudolf. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de
  12. Martin Münzel: Die jüdischen Mitglieder der deutschen Wirtschaftselite 1927–1955. Verdrängung – Emigration – Rückkehr (= Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart). Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 978-3-506-75625-1, S. 83.
  13. Sterbeurkunde Karl Rudolf Euler, Standesamt Königstein im Taunus, Nr. 15/1964, 12. März 1964; Zitiert nach: Vermerk auf Heiratsurkunde Karl Rudolf Euler und Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 2094/1903, Blatt 24, 28. September 1903.
  14. Geburtsurkunde Philipp Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 4090/1883, S. 490, 31. Dezember 1883.
  15. Geburtsurkunde Alice Gustine Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 2878/1889, S. 478, 12. August 1889.
  16. Heiratsurkunde Paul von Monakow und Alice Gustine Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1912, Blatt 299, 30. September 1912.
  17. Prof. Dr. Mieczyslaw Minkowski: Privatdozent Paul von Monakow – 24. März 1885 bis 22. August 1945 (Nachruf). In: Universität Zürich, Jahresbericht 1945/46. Hrsg. v. d. Universität Zürich, Art Institut Orell Füssli A.-G., Zürich, S. 62–64.
  18. a b Heiratsregister Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 764/1916, Blatt 175, vom 11. Dezember 1916 für den „Hauslehrer Doktor der Philosophie Paul Reiner, evangelischer Religion, geboren in Nürnberg Bleiweishof, wohnhaft in Wolfratshausen, Regierungsbezirk Oberbayern, mit Anna Sara Hochschild, ohne Beruf, israelitischer Religion“; Als Trauzeugen sind verzeichnet: für die Braut der Kaufmann Rudolf Euler und für den Bräutigam der Schriftsteller Gustav Wyneken.
  19. Zivilstandsregister Zürich, Band 1, Sterbeeintrag Nr. 471/1972, S. 371; Zitiert gem. handschriftl. Vermerk auf der Geburtsurkunde der Anna Sara Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1891, S. 283, vom 2. März 1891.
  20. Renate Reiner besuchte in Wickersdorf die Dorfschule, ab 1925 das Landerziehungsheim Schule am Meer auf Juist. Um 1939 war sie in Zürich unter der Anschrift Hinterbergstraße 61 als Gymnastiklehrerin gemeldet. In Zürich lernte sie den ETH-Doktoranden Hans Samelson kennen, den sie nach dessen Promotion am 29. November 1940 in Zollikon heiratete. 1941 emigrierte sie mit ihm gemeinsam über Lissabon in die Vereinigten Staaten. Sie erhielt ihre US-Staatsbürgerschaft am 8. April 1947 in Syracuse, NY. Aus ihrer Ehe ging ein Sohn hervor, Peter Samelson (* 3. Juni 1949). Die Ehe wurde am 26. September 1956 in Ann Arbor, Michigan, USA, geschieden. – Zitiert nach: Renate Samelson: Renate’s Saga, autobiographische Aufzeichnungen mit 12 Fotos, Ann Arbor, Michigan, USA, abgeschlossen im Jahr 2002, 25 Seiten, unveröffentlicht; Zitiert nach: Adressbuch der Stadt Zürich 1940, 65. Band, Teil I, Orell Füssli Verlag, Zürich 1940, S. 867; Zitiert nach: „List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival, List ten (10), S.S. Ciudad de Sevilla, Passengers sailing from Lisboa, 15th May, 1941. Arriving at Port of New York, 3th (sic!) June, 1941. Pos. 30: Samelson, Hans, Doctor, able to read German, English, French. Place of Birth: Strasburg (sic!). Race or People: Hebrew. Immigration Visa QIV 2108, issued Zurich, 23 Jan 1941. Last permanent residence: Zurich, Switzerland. Nearest relative: Mother-in-law Anna Reiner, Brissago, Switzerland. Final destination: Institute for Advanced Study, Princeton, NJ“; Zitiert nach: „List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival, List eleven (11), S.S. Ciudad de Sevilla, Passengers sailing from Lisboa, 15th May, 1941. Arriving at Port of New York, 3th (sic!) June, 1941. Pos. 1: Samelson, Renate, Teacher, able to read German, English, Swedish. Place of Birth: Frankfort (sic!). Race or People: Hebrew. Immigration Visa QIV 19031, issued Zurich, 27 Jan 1941. Last permanent residence: Zurich, Switzerland. Nearest relative: Mother Anny (sic!) Reiner, Casa Reiner, Brissago, Switzerland. Final destination: Institute for Advanced Studies (sic!), Princeton, NJ“.
  21. Zitiert nach: Vermerk über Geburtsurkunde Eva-Maria Reiner I/394/1919 auf der Heiratsurkunde Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 487/1881, Blatt 137, für den Kaufmann Zodik (genannt Zachary) Hochschild und Philippine Ellinger vom 1. Juni 1881
  22. Zitiert nach: Faksimile der Meldekarte der Familie Paul Reiner, Signatur ISG_A.12.02_R02928. In: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, übermittelt durch Christian König M.A., 8. Januar 2021.
  23. Schülerbuch der Schule am Meer Juist: Renate Reiner, Blatt 34; Eva Maria Reiner, Blatt 135; Ruth Elisabeth Reiner, Blatt 230. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Nachlass Luserke, Martin, Signatur: Cb 37.
  24. Schriftlich übermittelte Angaben durch Peter Samelson (USA), Sohn der ältesten Tochter des Paul Reiner, Renate Reiner, später verh. Samelson, 6. Januar 2021.
  25. Zeugnis der Reife für Anna Sara Reiner, israelitischen Bekenntnisses, Tochter des Kgl. Kommerzienrats Zachary Hochschild, erworben an der Schillerschule, Städtische Studienanstalt der realgymnasialen Richtung, Frankfurt am Main-Sachsenhausen (Direktor: Dr. phil. Claudius Bojunga). Ihre schulischen Leistungen wurden in den heutigen Hauptfächern allesamt mit „Gut“ bewertet, Chemie und Physik sogar mit „Sehr gut“, nur Erdkunde mit „Genügend“. Wegen ihrer guten Leistungen in der Abschlussklasse und in der schriftlichen Abiturprüfung wurde sie von der mündlichen Abiturprüfung befreit. Ihre Prüfungsarbeiten in Deutsch und Mathematik waren „Sehr gut“, eine erste Grundlage für ihre spätere Tätigkeit als Hilfslehrkraft in den Landerziehungsheimen in Wickersdorf und auf Juist. Das Ausstellungsdatum auf dem erhaltenen Originaldokument ist leider nur noch teilweise lesbar: 23. Februar 1… Es dürfte sich um 1911 handeln.
  26. Begleitschreiben der Naturwissenschaftlich-mathematischen „Facultät“ der Universität Heidelberg an Dr. phil. nat. Paul Reiner zwecks Übersendung des Diploms vom 6. Februar 1913, in dem das Datum des „Doctor-Examens“, dessen Abschlussnote und der Erhalt von 200 Exemplaren der eingereichten Dissertation bestätigt wird. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz.
  27. a b c d e f Renate Samelson: Renate’s Saga, autobiographische Aufzeichnungen mit 12 Fotos, Ann Arbor, Michigan, USA, abgeschlossen im Jahr 2002, 25 Seiten, unveröffentlicht; Renate Samelson (* 8. Dezember 1917 in Frankfurt am Main; † 13. Januar 2003 in Ann Arbor, Michigan, USA) ist die älteste Tochter der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, und deren Ehemanns Paul Reiner; sie war in den 1920er Jahren und bis in die frühen 1930er Jahre hinein zusammen mit ihren Familienangehörigen und weiteren Verwandten wiederholt (belegt durch erhaltene Fotografien) im Landhaus Die Höhe in Eppenhain (Taunus) zu Besuch bei ihrer Großmutter Philippine Hochschild (geboren am 7. Juli 1859 in Frankfurt am Main; gestorben am 28. Dezember 1931 ebenda), geborene Ellinger, der Witwe des Zachary Hochschild.
  28. Die Studienunterlagen von Anna Sara Hochschild enthalten für das Sommersemester 1914, das Wintersemester 1915/16 und das Sommersemester 1916 Belege für belegte und teils besuchte Vorlesungen von Friedrich Gundelfinger an der Ruperto Carola, die von diesem teils eigenhändig signiert worden sind und für deren Teilnahme Anna Hochschild bezahlt hat, wie seitens der Quästur quittiert. – Zitiert nach: Faksimile der Originaldokumente aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz.
  29. Mäzene – Gelehrte – Bürger (PDF-Datei; 1,6 Megabyte). In: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, auf: uni-frankfurt.de
  30. a b Die Begriffe Krankenpflegerin und Krankenschwester wurden und werden umgangssprachlich teils synonym genutzt. Die Berufsbilder sind jedoch unterschiedlich; die Ausbildung einer Krankenschwester lief über Jahre und war weitaus komplexer als die einer Krankenpflegerin, deren Schulung während des Ersten Weltkrieges nur wenige Wochen umfasste, so dass Anni Reiner sie in einem Abendkurs parallel zum Besuch ihrer universitären Vorlesungen und Übungen oder während der Semesterferien absolvieren konnte. Eine Krankenpflegerin war z. B. nicht berechtigt, Medikamente zu verabreichen bzw. Injektionen oder Infusionen zu setzen. Im schulischen Bereich, speziell in abgelegenen Landerziehungsheimen, kann davon ausgegangen werden, dass diese Restriktionen bzw. Berechtigungen in akuten Fällen (Stichwort Erste Hilfe) nicht ganz so strikt befolgt wurden, zumal ein Arzt häufig eine längere Anfahrtszeit hatte, die es ggf. zu überbrücken galt.
  31. Eine Bereitstellung bzw. Verwendung des Landhauses Die Höhe der Familie Zachary Hochschild aus Frankfurt am Main als Lazarett für die Rekonvaleszenz deutscher Soldaten ist für den Zeitraum zwischen 1914 und 1918 in den Protokollbüchern von Eppenhain im Taunus nicht belegt. Schriftliche Auskunft durch das Stadtarchiv Kelkheim, Julian Wirth, 24. Februar 2021.
  32. Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen, Stand Januar 2021. In: Deutsche Bundesbank, auf: bundesbank.de
  33. Generalvollmacht der Anni Reiner, geb. Hochschild, für ihren Ehemann, den Lehrer Dr. Paul Reiner, z. Zt. Leutnant der Reserve im 3. bayr. Fuß-Artillerie-Regiment, im Wert von 100.000 Mark, ausgestellt und notariell beglaubigt unter der Reg. No. 183/1917 durch den kgl. preußischen Notar Berthold August Michael Geiger zu Frankfurt am Main am 25. Oktober 1917, fünffach notariell gestempelt, davon vier Stempel auf vier Stempelmarken im Gesamtwert von 23 Mark. Entrichtete Notargebühren gemäß vorgenommener Addition insgesamt 48,90 Mark. Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz.
  34. Lehrerverzeichnis der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf. In: Archiv der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein, Witzenhausen, Hessen.
  35. Prof. Dr. Peter Dudek: „Versuchsacker für eine neue Jugend“ – Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906-1945. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009. ISBN 978-3-7815-1681-6, S. 82.
  36. Prof. Dr. Peter Dudek: „Versuchsacker für eine neue Jugend“ – Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906-1945. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009. ISBN 978-3-7815-1681-6, S. 106.
  37. a b Der damalige Magdeburger Oberschulrat Adolf Grimme, späterer Ministerialrat im Preußischen Kultusministerium, persönlicher Referent des Kultusministers und schließlich Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, schrieb Luserke am 13. Juli 1926: Man müsse angesichts hoher Fluktuation in den Landerziehungsheimen nehmen, was komme, und habe keine Möglichkeit zur Auswahl. „Wertvolle“ Lehrer seien daher kaum zu finden. Infolgedessen könne „von irgendeiner Pionierarbeit weder unterrichtlich noch erzieherisch“ die Rede sein. Außerdem sei vieles von dem, was früher nur in Landerziehungsheimen möglich gewesen sei, „jetzt auch an Grossstadtschulen durchführbar, wenn nur das Kollegium entsprechend arbeitet“ und die Konzepte realisiert würden. – Zitiert nach: Dieter Sauberzweig (Hrsg.): Adolf Grimme – Briefe. Wallstein Verlag, Göttingen 1967. ISBN 3-89244-133-2, S. 27–28.
  38. [Ruth Bamberger]: Abitur (Graduation), Essay zur Schule am Meer, maschinenschriftlich, undatiert [vermutl. 1970er oder frühe 1980er Jahre], 4 Seiten, unveröffentlicht.
  39. Dr. Winfried Mogge: Gustav Wyneken, auf: winfried-mogge.de
  40. Prof. Dr. Peter Dudek: „Körpermissbrauch und Seelenschändung“ – Der Prozess gegen den Reformpädagogen Gustav Wyneken 1921. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2020. ISBN 978-3-7815-2345-6.
  41. Prof. Dr. Jörg W. Ziegenspeck: Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung „Martin Luserke – Reformpädagoge – Schriftsteller auf dem Meer und an den Meeresküsten“ im Morgenstern-Museum, Bremerhaven, 9. Oktober 1988, auf: uni-marburg.de
  42. Prof. Dr. Peter Dudek: „Versuchsacker für eine neue Jugend“ – Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906-1945. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009. ISBN 978-3-7815-1681-6, S. 296.
  43. a b Lehrerbuch der Schule am Meer Juist, Anni Reiner, Blatt 4, von ihr eigenhändig mit Kurzlebenslauf ausgefüllt und signiert, der auf ihre Schulung als Krankenpflegerin hinweist, keine weitere Qualifikation. Sie gab an, dass sie nach ihrer Hilfstätigkeit in Wickersdorf auch auf Juist Deutsch-Elementarunterricht erteilen werde. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  44. Ausweislich der Originaldokumente der Schule am Meer leitete Anni Reiner insbesondere die kleinen Kinder der S.a.M.-Lehrerschaft an, denen Grundkenntnisse im Lesen, dann im Schreiben und Rechnen (Addition, Subtraktion) vermittelt werden sollten, mit zunehmendem Alter wurden das Kinderlese- und Schulbuchrepertoire erweitert, ebenso die Grundrechenarten um Multiplikation und Division. Neben den eigenen Kindern des Lehrerkollegiums (1925: elf) wurden auch einzelne Insulanerkinder in dieser Weise angeleitet. Im Vorschul- und Grundschulalter war keines dieser Kinder bereits offizieller Schüler des Landerziehungsheims; eine Aufnahme erfolgte erst im entsprechenden Alter, zumeist 10-jährig in die Sexta, belegt durch das erhaltene Schülerbuch der Schule am Meer. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  45. Protokollheft der S.a.M. IV. (Titel). Enthält mit Füllfederhalter gefertigte Stundenprotokolle im Zeitraum vom 9. Oktober 1932 (Protokollant: Klaus Bamberger) bis zum letzten Eintrag am 24. Juni 1933 (Protokollant: Günther Otto Junge, * 8. Januar 1919 in Hamburg) sowie ein teils beschriebenes und mit blauen Tintenklecksen versehenes rosa Löschblatt. Alle Schüler datierten und signierten ihre regelmäßig während des Unterrichts erstellten Stundenprotokolle, sie kamen wiederholt an die Reihe. Trotz reichlich breitem Korrekturrand wurde innerhalb der in diesem Protokollheft abgebildeten acht Monate nur teilweise und unvollständig hinsichtlich des Ausdrucks, des Satzbaus, der Rechtschreibung oder der Interpunktion korrigiert. In: Nachlass der ehemaligen S.a.M.-Schülerin Renate „Nati“ Reiner (geboren am 8. Dezember 1917 in Frankfurt am Main; gestorben am 13. Januar 2003 in Ann Arbor, Michigan, USA).
  46. Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger – Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3). Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels, 2005, ISBN 978-3-87735-177-2, OCLC 62273699, Kapitel Juist – Schule am Meer, S. 36–37, 42.
  47. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, NJ, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, OCLC 47052684, Chapter Juist – School At The Seashore, S. 18–21, 24.
  48. Logbuch der Schule am Meer, Eintrag vom 29. Januar 1929. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  49. [Prof. Dr.] Ulrich Schwerdt: Martin Luserke (1880–1968). Reformpädagogik im Spannungsfeld von pädagogischer Innovation und kulturkritischer Ideologie. Eine biographische Rekonstruktion. Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-631-46119-4, S. 388 f.
  50. Prof. Dr. Claus Victor Bock: Besuch im Elfenbeinturm: Reden, Dokumente, Aufsätze. Königshausen & Neumann, Würzburg 1990. ISBN 3-88479-430-2, S. 165–167.
  51. Logbuch der Schule am Meer, Eintrag vom 6. Februar 1929. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  52. Logbuch der Schule am Meer, Eintrag vom 9. Februar 1929. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  53. H. V. Knolle (d. i. S.a.M.-Schüler Heinz-Günther Knolle, 1912–1999): Vom Festland abgeschnitten! In: Löhner Tagblatt (Löhne/Westfalen), Beilage 38, Donnerstag, 14. Februar 1929, ohne Seitennummerierung.
  54. a b Ab Ende der 1920er Jahre soll auch die Familie des Erfurter Fabrikbesitzers, Kunstsammlers und -mäzens Alfred Hess (Kuratoriumsmitglied und maßgeblicher Förderer der Schule am Meer) in Brissago ein Anwesen besessen haben, das in derselben Straße gelegen habe wie das Anwesen der Familie Reiner. Hans Hess, Schüler und wohl auch Kameradschaftsmitglied (Pinguine) Paul Reiners in der Schule am Meer auf Juist, sei mit Anni und Paul Reiner befreundet gewesen und habe Anni Reiner auch nach deren Emigration in die Schweiz zumindest 1934/35 besucht, bevor er selbst über Frankreich nach England emigrierte. – Auf Paul Reiner dürfte die auf Wickersdorf zurückgehende Hinwendung von Hans Hess zum Kommunismus (hier: Marxismus) maßgeblich zurückzuführen sein. Analog bei den S.a.M.-Absolventen Gerhard Bry und Walter Georg Kühne, im Fall von Kühne, der in Wickersdorf agitiert bzw. politisiert wurde, auch auf Ernst Putz. – Zitiert nach: Anita Halpin (Tochter des Erfurters Hans Hess, Enkelin des Alfred Hess und der Thekla Hess, geb. Pauson), London, UK. Auskunft vom 8. Januar 2022.
  55. Logbuch der Schule am Meer Juist, Eintrag vom 11. März 1932. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  56. Dr. Uwe Schmidt: Konsolidierung der nationalsozialistischen Schule 1933–1939 (PDF-Datei; 2,3 MB). In: Hamburger Schulen im Dritten Reich, Bd. 1, hrsg. v. Rainer Hering (= Beiträge zur Geschichte Hamburgs, Bd. 64. Hrsg. v. Verein für Hamburgische Geschichte). Verlag der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Hamburg 2010. ISBN 978-3-937816-75-3, S. 305.
  57. a b Prof. Dr. Dr. Dr. Gertrud Pfister: Die Geschichte der Koedukation – Eine Geschichte des Kampfes um Wissen und Macht. In: Zurück zur Mädchenschule? Beiträge zur Koedukation, Centaurus-Verlag, Pfaffenweiler 1988, S. 10–37. ISBN 3-89085-226-2.
  58. Andrea Lueg: Von der Mitbeschulung zur Koedukation, Hörfunksendung vom 15. März 2008. In: Deutschlandfunk, auf: deutschlandfunk.de
  59. Chronik der Inselschule Juist. In: Inselgemeinde Juist, auf: gemeinde-juist.de
  60. Vermerk von Martin Luserke, Meldorf, Februar 1967 (Titel), 3 Seiten inkl. Deckblatt, maschinenschriftlich, unveröffentlicht. In: Nachlass Reiner, Anni, Brissago, Tessin, Schweiz.
  61. a b Schule im Dritten Reich. In: Deutsches Historisches Museum, auf: dhm.de
  62. Prof. Dr. Harald Scholtz: Erziehung und Unterricht unterm Hakenkreuz. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009. ISBN 978-3-525-01389-2.
  63. Geert Platner: Schule im Dritten Reich. Erziehung zum Tod. Eine Dokumentation. Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89144-363-3.
  64. Mathias Homann: Schulalltag im Dritten Reich — Erfahrungen am Kaiser Wilhelms-Realgymnasium. In: Institut für Zeitgeschichte, auf: ifz-muenchen.de
  65. Marianne Doerfel: Der Griff des NS-Regimes nach den Eliteschulen – Stätten klassischer Bildungstradition zwischen Anpassung und Widerstand. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 37 (1989), Heft 3, S. 401–455. Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.), München 1989, auf: ifz-muenchen.de
  66. Hitler-Jugend in der Schule: „Die Fahne ist mehr als der Tod“, auf: ns-zeit-hannover.de
  67. Julius Braun: „Heil Hitler, Herr Rektor“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. März 2013, auf: faz.net
  68. Gleichschaltung und Kontinuität, auf: fjm-siegen.de
  69. Meine Schuljahre im „Dritten Reich“, auf: rhein-gymnasium-koeln.de
  70. Die Schule im Dritten Reich, auf: ema-os.de
  71. Umgestaltung im „Dritten Reich“, auf: sankt-afra.de
  72. Erinnerungen an meine Schulzeit in Ravensburg 1936–1949 (PDF-Datei; 722 kB), auf: spohngymnasium.de
  73. Brief von Eduard Zuckmayer vom 10. Oktober 1948 aus Ankara in Erwiderung des Berichts über das erste Treffen einer Gruppe von S.a.M.-Ehemaligen Ende Mai 1948 im Loog auf Juist, adressiert an den S.a.M.-Ehemaligen Hans-Ulrich Arnold (* 24. Juni 1908 in Kiel) nach Kronshagen.
  74. Martin Luserke: Zum Abschluss – An die Mitglieder unserer Außengemeinde. 15. Oktober 1934. In: Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee). November 1934, S. 1–3.
  75. Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger – Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3). Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels 2005, S. 36–37 (Kapitel Juist – Schule am Meer). ISBN 978-3-87735-177-2, OCLC 62273699
  76. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, NJ, USA, 1996, S. 18–22 (Kapitel Juist – School At The Seashore und Dawn Of A New Era). ISBN 0-9653827-0-2, OCLC 47052684
  77. Prof. Dr. Ehrenhard Skiera: Reformpädagogik in Geschichte und Gegenwart: eine kritische Einführung. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-486-59107-1, S. 178.
  78. Logbuch der Schule am Meer, Band II, 1933. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
  79. Jochen Büsing: Im Loog… – Die wechselvolle Geschichte des anderen Juister Ortsteils. Burkana Verlag, Borkum 2010, S. 66. OCLC 838323042 (gebundenes Buch ohne ISBN).
  80. Während der NS-Zeit gab es im Deutschen Reich zuletzt 43 „Nationalpolitische Erziehungsanstalten“, überwiegend Oberschulinternate für Knaben, nur drei für Mädchen. Für ein solches Projekt hätte auf der schmalen Sandbank Juist höchstwahrscheinlich ein monumentales Bauvorhaben geplant werden müssen, weil weder die überwiegend aus Baracken und kleinen Wohnhäusern bestehende Schule am Meer noch andere Inselbauten den Ansprüchen der NS-Machthaber für ihren heranzubildenden Führungsnachwuchs entsprochen hätten. Die Napolas bzw. NPEAs waren weit überwiegend Bestandsbauten erheblichen Ausmaßes, z. B. ehemals preußische Kadettenanstalten, Schlösser und Klöster mit ihren Nebengebäuden und sehr viel Freigelände für vormilitärische Übungen (Schießen, Handgranatenweitwurf etc.) und Sport. Auf der sehr schmalen Sandbank Juist, die lagebedingt maßgeblich vom Tourismus lebt/e, war dies unrealistisch, zumal eine geeignete verkehrstechnische Erschließung ebenso fehlte wie ein für diese Ausmaße ausreichendes Wasser- und Energiemanagement. Während der NS-Zeit neu errichtet wurde im ganzen Reich lediglich eine einzige NPEA, die Napola Anhalt im Harz, deren Gesamtkomplex die architektonischen NS-Vorstellungen für eine Napola veranschaulicht. Auf Juist gab es im fraglichen Zeitabschnitt – wenn überhaupt – nur ein einziges Gebäude, das sich vielleicht (!) geeignet hätte, das 1898 errichtete Kurhaus. Die Napola-Idee des Juister Bürgermeisters hätte in jedem Fall dem gesamten reformpädagogischen und holistischen Ansatz der Schule am Meer in keiner Weise entsprochen, denn die S.a.M. selektierte weder nach Nationalität, noch nach Konfession oder Abstammung, und war explizit antimilitaristisch.
  81. Prof. Dr. Harald Scholtz: NS-Ausleseschulen. Internatsschulen als Herrschaftsmittel des Führerstaates. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973, ISBN 3-525-36156-4.
  82. Christian Schneider, Cordelia Stillke, Bernd Leineweber: Das Erbe der Napola – Versuch einer Generationengeschichte des Nationalsozialismus. (= Hamburger Edition), Hamburg 1996, ISBN 3-930908-25-5.
  83. Hans Günther Zempelin: Des Teufels Kadett. Napola-Schüler von 1936 bis 1943. Gespräch mit einem Freund. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001. ISBN 3-8301-0042-6.
  84. Barbara Feller, Wolfgang Feller: Die Adolf-Hitler-Schulen. Pädagogische Provinz versus Ideologische Zuchtanstalt. (= Juventa-Materialien). Juventa, Weinheim u. a. 2001, ISBN 3-7799-1413-1.
  85. Klaus Johann: Grenze und Halt. Der Einzelne im „Haus der Regeln“. Zur deutschsprachigen Internatsliteratur. (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte. Folge 3: 201) Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2003. ISBN 3-8253-1599-1. S. 510–560.
  86. Johannes Leeb (Hrsg.): „Wir waren Hitlers Eliteschüler“ – Ehemalige Zöglinge der NS-Ausleseschulen brechen ihr Schweigen. Heyne Verlag, München 2005. ISBN 3-453-16504-7.
  87. 1931 veröffentlichte der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens eine „Warnliste“ mit Bädern und Kurorten sowie Unterkünften, in denen jüdische Gäste mit Anfeindungen und Schmähungen rechnen mussten. Die deutschen Nordseeinseln Borkum, Juist, Spiekeroog und Wangerooge sind darin aufgeführt. – Zitiert nach: Norderney/Insel (Niedersachsen). In: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, auf: jüdische-gemeinden.de
  88. Prof. Dr. Frank Bajohr: „Unser Hotel ist judenfrei“ – Alltagsantisemitismus in Bade- und Kurorten im 19. und 20. Jahrhundert. Friedrich-Ebert-Stiftung, Trier 2007. ISBN 978-3-89892-616-4.
  89. Antje Schmelcher: Badespaß für Nazis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Juni 2018, auf: faz.net
  90. Martin Rath: „Unser Hotel ist judenfrei“. In: LTO Legal Tribune Online, 1. Januar 2011.
  91. Nils Klawitter (Red.): Baden verboten. In: Jüdisches Leben in Deutschland („Der Spiegel – Geschichte“), Heft 4/2019, S. 64–69.
  92. Prof. Dr. Michael Brenner: Zwischen Marienbad und Norderney – Der Kurort als Jewish Space. In: Jüdischer Almanach 2001, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-633-54164-5.
  93. Norderney/Insel (Niedersachsen). In: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum, auf: jüdische-gemeinden.de (dort zum Auffinden des Juister Zeitungsinserats weiter nach unten scrollen, die s/w-Abbildung befindet sich rechts in einem schwarz unterlegten Bildblock, der insgesamt vier zeitgenössische Abbildungen enthält)
  94. a b c Eine schweizerische Projekt-Website, die Casa Reiner, Anni und Karin Reiner sowie die Historie des Anwesens und Hauses visuell sehr attraktiv und anschaulich in Text und Bild auf einer Unterseite vorgestellt hatte, wurde im Frühjahr 2021 ersatzlos mit anderen Inhalten überschrieben und trotz umgehender Rücksprache mit dem Webseitenbetreiber leider nicht wieder online gestellt. Die URL dieser Unterseite endet jedoch weiterhin auf „casa-reiner“.
  95. Klaus Philipp Bambergers Besuche in der Casa Reiner in Brissago zwischen 1934 und 1937 sind durch eine Reihe von Fotos und ausgetauschte Briefe dokumentiert. In: Nachlass des ehemaligen S.a.M.-Schülers Klaus Philipp Bamberger (1920–2008), New Jersey, USA.
  96. a b Auszug aus der Gästeliste der Casa Reiner, Brissago, Tessin, Schweiz. In: Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Brissago, Tessin, Schweiz.
  97. Auf der Gästeliste der Casa Reiner in Brissago findet sich u. a. ein nicht weiter spezifiziertes Ehepaar Sieber. – Anni Reiner hatte sich in der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf bei Saalfeld/Saale 1920/21 mit der F.S.G.-Schülerin Erika Susanna Landsberg (geboren am 4. April 1906 in Nürnberg, Mittelfranken, Königreich Bayern; gestorben am 22. September 1979 in Wald bei Zürich, Schweiz) angefreundet. Diese wurde als Tochter des Chemikers und Industriellen Dr. Ludwig Landsberg (1879–1923) und dessen Ehefrau Anna Landsberg (geboren am 29. September 1871), geb. Loeb, geboren. Erika S. Landsbergs biologischer Vater war jedoch der Theaterschauspieler, Sänger und Filmregisseur Hans Steinhoff. – Erika S. Landsberg war von 1941 bis 1951 mit dem Ingenieur Herman L. Sieber (1919–1982) verheiratet, so dass sich deren Aufenthalt/e in der Casa Reiner auf diese Zeitspanne eingrenzen lässt/lassen. Erika S. Landsberg war u. a. mit Walter Benjamin, Babette Gross und Willi Münzenberg, Fritz Hochwälder, Albert Norden, Gustav Wyneken und Elsie Leitz befreundet. Sie führte u. v. a. eine Beziehung mit dem Journalisten, Schriftsteller und Wandervogel Manfred Hausmann und war insgesamt sechs Mal verheiratet, darunter mit dem Kaufmann Theodor Ernst Simon (1897–1965), dem Sohn des Großindustriellen und Kunstsammlers Eduard Georg Simon, mit dem Bankier und Kunstförderer Gustav Glück, mit dem Autor, Politiker und Spezialisten für psychologische Kriegsführung, Richard Howard Stafford Crossman, mit dem Autor, Filmschauspieler und Abenteurer Hans von Meiss-Teuffen sowie dem Physiker Fritz Levi (1901–1966). – Zitiert nach: Forschungsergebnisse v. Prof. Dr. Peter Dudek, gem. Mitteilung v. 7. Dezember 2021; Zitiert nach: Landsberg, Erika. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info; Zitiert nach: Korrespondenz Fritz Hochwälder – Erika Susanna Landsberg. In: Exilarchiv, Deutsche Nationalbibliothek; Zitiert nach: Gustav Glück (1902–1973). In: Österreichische Nationalbibliothek, auf: onb.ac.at; Zitiert nach: Korrespondenz Gustav Wyneken – Erika Susanna Landsberg. In: Gustav Wyneken-Archiv, Archiv der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein, Witzenhausen, Hessen.
  98. Miersch-Liste (PDF-Datei; 164 kB), auf: frankfurt1933-1945.de (siehe Blatt 2 der PDF-Datei, unteres Ende: Hochschild, Erben der verstorbenen Eheleute Direktor Zachary H., Eppenhain/Taunus, bebaute Liegenschaft, 59.473 m², Kaufpreis 110.000 Reichsmark)
  99. Karin Nef-Reiner, 1931 geb. als Karin Reiner. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  100. Karin Nef-Reiner: Aspetti dell’evoluzione sintattica nella lingua italiana contemporanea (Dissertation, Universität Zürich). In: Magdalena Popescu Marin: Note bibliografice. Editura Academiei Republicii Populare Romîne, Locarno, 1962, S. 750ff.
  101. Nef-Reiner, Karin: Aspetti dell'evoluzione sintattica nella lingua italiana contemporanea. In: Schweizerische Nationalbibliothek, auf: snl.ch
  102. Weder die Deutsche Nationalbibliothek noch Archive und Bibliotheken der Schweiz verweisen auf ein Pseudonym bzw. weitere Werke Anni Reiners. Auch auf der 2021 offline genommenen Schweizer Webpräsenz-Unterseite über Anni und Karin Reiner sowie die Casa Reiner war kein Autorenpseudonym erwähnt. In der Schweizerischen Nationalbibliothek ist Anni Reiner nicht verzeichnet, dort liegt keine Publikation von ihr unter Klarnamen vor. Auch das Historische Lexikon der Schweiz (HLS) listet Anna „Anni“ Sara Reiner nicht.
  103. a b Reiner, Anni: Elio a disparu, Édition de l'amitié, Rageot Paris, 1965. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  104. a b Reiner, Anni: Mijn vriendje Elio. Callenbach, Nijkerk, 1965. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  105. Archiv der deutschen Jugendbewegung, Nachlass Reiner, Anni. Signatur: AdJb Bestand N 267.