Antlerit

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Antlerit
Antlerit aus der Chuquicamata Mine, Región de Antofagasta, Chile
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1968 s.p.[1]

IMA-Symbol

Atl[2]

Andere Namen
  • Arminit bzw. Arnimit[3]
  • Stelznerit[3]
Chemische Formel Cu3(SO4)(OH)4
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (und Verwandte)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/B.01
VI/B.01-020

7.BB.15
30.01.12.01
Ähnliche Minerale Brochantit, Dolerophanit
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[4]
Raumgruppe Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62[5]
Gitterparameter a = 8,224 Å; b = 6,62 Å; c = 11,987 Å[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5
Dichte (g/cm3) 3,8 bis 3,9
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe grün, smaragdgrün bis schwarzgrün, in feinen Krusten hellgrün
Strichfarbe blassgrün
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,726[3]
nβ = 1,738[3]
nγ = 1,789[3]
Doppelbrechung δ = 0,063[3]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 53°[3]
Pleochroismus lebhaft: gelbgrün – blaugrün – blaugrün[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in verdünnter Schwefelsäure

Antlerit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu3(SO4)(OH)4 und entwickelt meist kurze, prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch krustige Überzüge und erdige Aggregate von smaragd- bis schwarzgrüner Farbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antlerit wurde im Jahr 1889 von Hillebrand gefunden und nach der Typlokalität, der Antler-Mine in Arizona benannt. Das Mineral war schon 1886 von Weisbach bei Zwickau gefunden und unter dem Namen Arnimit beschrieben worden. Die Übereinstimmung war wegen ungenauen Messmethoden jedoch nicht entdeckt worden. Als auf Grund genauerer Untersuchungen eine Übereinstimmung beider Minerale gefunden wurde, wurde der Name Antlerit beibehalten.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Antlerit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Sulfate mit fremden Anionen“, wo er gemeinsam mit Brochantit und Dolerophanit sowie im Anhang mit Schuetteit in der „Dolerophanit-Antlerit-Gruppe“ mit der Systemnummer VI/B.01 steht.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/B.01-020. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Sulfate, mit fremden Anionen“, wo Antlerit zusammen mit Brochantit und Dolerophanit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VI/B.01 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Antlerit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, ohne H2O“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 7.BB.15 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Antlerit die System- und Mineralnummer 30.01.12.01. Das entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen und (AB)m(XO4)pZq, mit m:p>2:1“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 30.01.12.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antlerit kristallisiert in einem orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit den Gitterkonstanten a = 822,4 pm, b = 662 pm und c = 1198,7 pm sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Vernadskyit wird eine Pseudomorphose von Antlerit nach Dolerophanit bezeichnet.[7]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antlerit bildet sich sekundär unter sauren Bedingungen in der Oxidationszone von Kupferlagerstätten. Diese Bedingungen herrschen vor allem bei aridem Klima, unter dem sich bevorzugt Antlerit bildet, aber auch in Schlacken von antiken Kupferhütten vor. Begleitet wird Antlerit von anderen sekundären Kupfermineralen wie Atacamit, Brochantit, Chalkanthit, Kröhnkit, Linarit und Natrochalcit.

Es sind viele Fundorte bekannt. Die größten liegen in Chile, in der dortigen Chuquicamata-Mine ist Antlerit sogar das Haupterz. Daneben sind Funde in vielen US-Bundesstaaten (vor allem Arizona, Nevada, Utah), Australien und Europa (unter anderem Frankreich, Griechenland und Italien) bekannt. Auch in Deutschland (unter anderem im Schwarzwald und Erzgebirge), Österreich (Salzburg, Tirol, Kärnten, Steiermark) und der Schweiz (Wallis) sind Funde bekannt.[9]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antlerit ist ein möglicher Rohstoff für die Kupfergewinnung.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antlerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65 kB)
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 601 (Erstausgabe: 1891).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Dörfler Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 139.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Antlerit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g Mindat – Antlerite (englisch)
  4. a b Webmineral – Antlerit (englisch)
  5. a b c R. Rama Subba Reddy, S. Lakshmi Reddy, G. Siva Reddy, B. J. Reddy: Spectral Studies of Divalent Copper in Antlerite Mineral. In: Cryst. Res. Technol., 2002, 37, 5, S. 485–490.
  6. P. Kokkoros: Antlerit aus Lavrion. Eventuelle Identität des Arnimits mit Antlerit. In: Mineralogy and Petrology, 1953, 3, 4, S. 295–297 doi:10.1007/BF01135345.
  7. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  9. Fundortliste für Antlerit beim Mineralienatlas und bei Mindat