Arturo Nathan

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Selbstporträt (1924)

Arturo Nathan (geboren 17. Dezember 1891 in Triest, Österreich-Ungarn; gestorben 25. November 1944 in Biberach an der Riß), beerdigt in Laupheim, war ein britisch-italienischer Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arturo Nathan war Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Jacob Nathan mit irakisch-jüdischen Wurzeln und britischem Pass aus Bombay sowie der Triestinerin Alice Luzzatto. Er besuchte das Lyceum in Triest; zur weiteren kaufmännischen Ausbildung zog er nach Genua und London. Im Ersten Weltkrieg ging Nathan nach Großbritannien und wurde als Soldat in die British Army eingezogen.

Nathan kehrte 1919 mit schweren Kriegstraumata nach Triest zurück, wo er auf Anraten des Psychiaters Edoardo Weiss als Autodidakt mit der Malerei begann. Er erhielt Unterricht bei Giovanni Zangrando.

Er hatte Kontakt zu den Triestiner Intellektuellenzirkeln um Umberto Saba und Italo Svevo. Seine frühen Bilder der 1920er Jahre in Öl und Tempera auf Holz standen unter dem Einfluss des Symbolismus sowie in der Folge von Henri Rousseau, Paul Gauguin und Georges Seurat und der 1918 gegründeten Zeitschrift Valori Plastici.[1] 1925 kam er in Rom in Kontakt zu Giorgio De Chirico sowie dessen Bruder Alberto Savinio und wurde ein Vertreter des italienischen magischen Realismus[1]. In seinen Küstengemälden tauchten nun antike Ruinen, Statuen, Pferde und sinkende Schiffe auf.[1] 1926 nahm er an der Kunstausstellung Tre Venezie in Padua teil sowie 1926, 1928, 1930, 1932 und 1936 an der Biennale Venedig.

Seine einzige Gruppenausstellung hatte er 1929 mit Leonor Fini und Carlo Sbisà[2] in der Galleria Vittorio Barbaroux in Mailand. Er war auch auf der Quadriennale d’Arte Nazionale in Rom 1931 und 1935 vertreten. 1935 schrieb Jacques Girmounsky auf Französisch eine Monografie über ihn, 1936 folgte eine weitere auf Italienisch von Umbro Apollonio.

Von den ab September 1938 in Italien schrittweise eingeführten Rassengesetzen war auch Nathan betroffen, sodass er nach 1938 nicht mehr ausstellen durfte. Seine Gemälde wurden zunehmend düster.[1] Er zog zu seiner Schwester nach Rom. Nach Kriegseintritt Italiens 1940 wurde Nathan als Brite in Internierungslagern in Offida und in Falerone in den Marken gefangen gehalten. Nach der deutschen Besetzung Italiens 1943 kam er in das von den Faschisten eingerichtete Durchgangslager Fossoli bei Carpi und wurde 1944 von den Deutschen in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Er wurde als sogenannter Austauschjude in das Lager Lindele in Biberach an der Riß verlegt, wo er nach wenigen Tagen im Lagerhospital starb.[3][4] Arturo Nathan wurde zunächst im evangelischen Friedhof in Biberach beerdigt. Im Jahr 1946 wurde seine Leiche in den jüdischen Friedhof in Laupheim umgebettet. Sein Grab ist auf der nördlichen Seite Reihe 29 Nr. 10.

Nach Kriegsende schrieb De Chirico einen Nachruf in der Zeitung Domenica. Im Rahmen der 24. Biennale di Venezia 1948 richtete Umbro Appolonio eine Retrospektive aus. Nathan geriet danach bis Ende der 1960er Jahre in Vergessenheit.

In Triest wurde 2017 vom Teatro Miela[5] unter dem Titel artista della solitudine erstmals eine Performance durchgeführt, die an den Künstler erinnert.[6][7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Kasten: Nathan, Arturo. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 92, de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-023258-5, S. 23.
  • Eleonora Chinappi: Nathan, Arturo. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 77: Morlini–Natolini. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2012.
  • Jacques Girmounsky: Arturo Nathan peintre. Paris 1935
  • Vittorio Sgarbi: Arturo Nathan. Illusione e destino. Ausstellungskatalog. Fabbri, Mailand 1992.
  • Nicoletta Zanni: Nathan, Arturo. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 7, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0187-2, S. 38.
  • Reinhold Adler: Das war nicht nur „Karneval im August“ : das Internierungslager Biberach an der Riß 1942–1945 ; Geschichte – Hintergründe. Biberacher Studien Bd. 6, Hrsg. von den Städtischen Archiven Biberach an der Riß. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Heimatpflege (Kunst- und Altertumsverein) Biberach e.V. Städtische Archive Biberach, Biberach 2002, ISBN 978-3-9806818-2-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arturo Nathan – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Eberhard Kasten: Arturo Nathan, in: AKL, 2016
  2. Sbisà, Carlo, (1899–1964), bei Enciclopedia Treccani
  3. Reinhold Adler: Die Toten des Lagers Lindele auf dem jüdischer Friedhof in Laupheim, bei: Gesellschaft für Geschichte und Gedenken Laupheim.
    Laut Adler war auch Nathans Frau Jeanette, die zehn Jahre älter als er war und aus London stammte, in dem Transport aus Bergen-Belsen.
  4. Todesdatum bei ÖBL ist der 27. November 1944
  5. Teatro Miela, Website
  6. Morgana Cescon: Il Museo Revoltella presenta l’artista della solitudine : Arturo Nathan, triesteall, 12. Juli 2018
  7. Arturo Nathan. Artista della solitudine (Memento des Originals vom 6. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.miela.it, bei Teatro Miela