August Moritz

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August Moritz (* 11. Februar 1913 in Hannover; † 17. März 2006 in Hamburg[1]) war ein deutscher SS-Obersturmbannführer, Leiter der Abteilung IV (Gestapo) in Lyon. Er wurde am 30. Januar 1954 in Marseille und am 25. November 1954 in Lyon in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Später war er Agent des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS).

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis Sommer 1942 gehörte Moritz zur Abteilung VI (Auslandsnachrichtendienst) des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD. Danach ging er als Stellvertreter des Kommandeurs der Sipo und des SD nach Orléans. Anschließend bekleidete er eine ähnliche Position in Marseille, er war stellvertretender Kommandeur des Sicherheitspolizei-SD-Einsatzkommandos IV B und Leiter der Abteilung IV (Gestapo). Während dieser Zeit war er aktiv an der Deportation von Juden beteiligt, dies geht aus einem Briefwechsel mit Heinz Röthke hervor. Die Transporte gingen in das Lager Drancy.

Anfang Herbst 1943 wurde er nach Lyon versetzt, er war Stellvertreter von Werner Knab und Leiter der Abteilung IV (zuständig für Kollaborateure) beim Einsatzkommando in Lyon. Klaus Barbie war sein Arbeitskollege.

Im Frühjahr 1944 wurde er zum Reichssicherheitshauptamt versetzt in das Amt VI und leitete ab Dezember die Agentenschule.[2] Er war Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 7.675.630).

Nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft, konnte aber drei Jahr später flüchten. Unter dem falschen Namen Rolf Müller lebte er in Hamburg. Serge und Beate Klarsfeld machten sich in den 1970er Jahren auf die Suche nach Moritz. 1973 gelang es ihnen, Moritz in Hamburg-Sankt Pauli ausfindig zu machen. Sie führten ein Interview mit ihm und seiner Frau, in dem er leugnete, Barbie oder Paul Tourvier zu kennen.[3]

August Moritz hat für die Stasi unter dem Namen Kornbrenner gearbeitet.[4][5] Er, Arnold Delannoy und Uwe Wehlen wurden als Ostagenten enttarnt, 1953 vom Bundesgerichtshof verurteilt.[6] Sein Deckname lautete Rolf Müller.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sterberegister des Standesamtes Hamburg-Altona Nr 759/2006.
  2. a b Beate Baldow: Episode oder Gefahr?: Die Naumann-Affäre. 2013, S. 41 ff., doi:10.17169/refubium-13338 (fu-berlin.de [abgerufen am 7. Februar 2024]).
  3. WHEREVER THEY MAY BE. The Beate Klarsfeld Foundation, 1972, abgerufen am 7. Februar 2024 (englisch).
  4. NS-Verbrecher und Staatssicherheit. Abgerufen am 7. Februar 2024.
  5. Helmut Müller-Enbergs: Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg.: Helmut Müller-Enbergs (= Analysen und Dokumente / Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der Ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Nr. 10). 3., durchges. Auflage. Links, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-145-6 (e-bookshelf.de [PDF; abgerufen am 7. Februar 2024]).
  6. Gerhard Sälter: Phantome des Kalten Krieges: die Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes "Rote Kapelle". Ch. Links Verlag, 2016, ISBN 978-3-86153-921-6 (google.com [abgerufen am 7. Februar 2024]).