Auguststraße (Berlin)

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Auguststraße
Wappen
Wappen
Straße in Berlin
Auguststraße
Auguststraße
Blick in Richtung Oranienburger Straße
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Mitte
Angelegt vor dem 19. Jahrhundert
Hist. Namen Armesünder Gasse,
Armengasse,
Hospitalstraße
Anschluss­straßen
Oranienburger Straße (westlich),
Kleine Rosenthaler Straße (östlich)
Querstraßen Tucholskystraße,
Kleine Hamburger Straße,
Koppenstraße,
Große Hamburger Straße,
Gipsstraße,
Kleine Auguststraße,
Joachimstraße,
Rosenthaler Straße
Plätze Koppenplatz
Bauwerke Ausgewählte Bauwerke
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Technische Daten
Straßenlänge 950 Meter

Die Auguststraße ist eine rund 950 Meter lange Straße im Berliner Bezirk Mitte. Sie befindet sich im historischen Stadtteil Spandauer Vorstadt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Auguststraße beginnt an der Oranienburger Straße und verläuft in östlicher Richtung bis zur Einmündung in die Kleine Rosenthaler Straße. Die Hausnummern verlaufen in Hufeisenform vom Haus Nr. 1 an der Ecke Oranienburger Straße bis zum Ende und wieder zurück zum Haus Nr. 92. Die Auguststraße wird mitunter fälschlich dem Scheunenviertel zugeordnet, das aber erst östlich der Rosenthaler Straße beginnt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berlin 1723, die Armengasse unten (Plan ist nach Süden ausgerichtet)

Das Gebiet der späteren Straße lag zwischen den wichtigen Verkehrswegen nach Hamburg und Spandau dicht vor dem Spandauer Tor.[1] Dort befand sich ein sandiger Hügel, auf dem ab 1701 wahrscheinlich kurzzeitig die Hinrichtungsstätte der Stadt Berlin stand.[2] Um 1705 wurde das Armesündergäßchen innerhalb der neuerweiterten Stadt angelegt.[3]

1708 gründete Christian Koppe dort ein Armenhaus für Frauen (spätere Nr. 59). Von 1723 ist erstmals die Bezeichnung Armen-Gasse bekannt. Zu dieser Zeit war sie fast vollständig mit Wohnhäusern bebaut.[4] Spätestens seit 1739 hieß sie Hospitalstraße. Am 1. Juli 1833 wurde sie offiziell Auguststraße benannt, nach Prinz August von Preußen.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts verschwanden die vorherigen niedrigen Fachwerkbauten und neue, mehrgeschossige Mietswohnhäuser wurden errichtet. Hierher zogen meist jüdische Familien und prägten das gesamte Wohnviertel. Bis zum Holocaust in den 1930er Jahren blieb das so. In der Straße befanden sich ein Jüdisches Krankenhaus (Hausnummer 14–16) und eine Jüdische Mädchenschule (11–13).[5] An die schlimme Zeit der Deportationen in der NS-Zeit erinnern inzwischen neun Stolpersteine in dieser Straße.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren einige Häuser beschädigt oder zerstört, diese konnten schrittweise repariert oder wieder aufgebaut werden. In den folgenden Jahren der DDR unterblieben Reparaturen oder gar Sanierungen, weil einerseits oft die Eigentumsverhältnisse unklar waren und andererseits die Kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV) meist über geringe Finanzen verfügten. Nördlich der Auguststraße wurde ab 1951 der Sportplatz des heutigen SV Blau Weiss Berolina Mitte 49 angelegt.

Nach dem Mauerfall 1989 wurde die Auguststraße Ziel von Hausbesetzern. Außerdem etablierten sich hier Einrichtungen, die unter Touristen und Einheimischen als Kult galten wie die Kunst-Werke (in einer ehemaligen Margarinefabrik). Galeristen mieteten verlassene Gewerbeobjekte wie beispielsweise die Kunstgalerie Eigen-Art, die in einer früheren Wäscherei eröffnete. Von 1993 bis 2008 war die Spandauer Vorstadt Sanierungsgebiet, wodurch eine umfangreiche Sanierung und Modernisierung reprivatisierter Wohngebäude, zum großen Teil mit Fördermitteln, einsetzte. Viele Häuser gehören immer noch zum kommunalen Wohnungsbestand der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte. Dadurch waren häufig Um- und Zwischennutzungen durch neue Mieter möglich.[6]

Die Altbauten erhielten teilweise neue Stuckfassaden, nach historischen Vorlagen. Im Innern aber erfolgte meist eine Neuaufteilung, weil die Ausstattung der Wohnungen und die Raumgrößen nicht den aktuellen Vorstellungen entsprachen. Die in den 1980er Jahren errichteten Plattenbauten sind ebenfalls erhalten und modernisiert.

Die Erdgeschossbereiche wurden schnell zu einer regelrechten Kunstmeile, bis zum Jahr 2014 waren hier sechzig Kunstgalerien verzeichnet. Aufgrund der rasch steigenden Mieten gibt es allerdings einen stetigen Wechsel der Nutzer.[6] Alle zwei Jahre wird die Auguststraße zum Zentrum der Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst.

Bauten und Denkwürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clärchens Ballhaus in Höhe der Kleinen Hamburger Straße
Auguststraße 21

siehe Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Mitte/Spandauer Vorstadt

  • In Höhe der Auguststraße 9 findet sich ein Zugang zu den Heckmann-Höfen, die sich bis zur Oranienburger Straße erstrecken.
  • In der Auguststraße 11/13 steht das 1927–1930 nach Plänen von Alexander Beer errichtete Gebäude der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule.
  • In den Gebäuden Auguststraße 14–16 war bis Anfang des 20. Jahrhunderts das Jüdische Krankenhaus untergebracht. Das Gebäude Auguststraße 14/15 entstand 1858–1861 nach Plänen und unter Leitung des Architekten Eduard Knoblauch. Das als Krankenhaus angelegte Bauwerk nahm im September 1861 erste Patienten auf. Da jedoch in der Nachbarschaft das St. Hedwig-Krankenhaus bestand und sich kontinuierlich vergrößerte, wurde der Komplex umgenutzt. Es diente bald als Unterkunft für eingewanderte osteuropäische Juden und wurde ab 1922 zum Kinderheim „Beit Ahawah“.[7] Da während der NS-Herrschaft die meisten Kinder emigrierten, wurden von den Behörden hier bis 1941 Waisen einquartiert. Schließlich dienten die Räumlichkeiten noch bis zum Ende des Krieges als Sammellager für alte und kranke jüdische Menschen, die von hier aus in die Konzentrationslager deportiert wurden. Zur Geschichte des Hauses entstand der Dokumentarfilm Das Kinderheim in der Auguststraße. Bis 1983 befand sich in diesem Gebäude die Erweiterte Oberschule „Max Planck“. Das dreigeschossige Vorderhaus steht leer, die Fenster sind vernagelt. Das gesamte Bauwerk wird allerdings bewacht.
  • Im Schulgebäude, Auguststraße 21, war zunächst die 10. Städtische Realschule, später, in den 1940er Jahren, eine Berufsschule untergebracht. Zu DDR-zeit wurden die Gebäude zunächst von der 11. Polytechnische Oberschule und seit den 1970er Jahren von einer Oberschule für Sehschwache genutzt. 1999 zog das kommunale Kulturhaus Mitte ein, das zuvor in der Rosenthaler Straße 51 seinen Sitz hatte.[8][9] Im Jahr 2011 zog ein Teil einer Grundschule hier ein, die als Grundschule am Koppenplatz Berlin, Standort Auguststraße geführt wird. Die Ostfassade des Seitenflügels ist ausdrucksvoll in Backstein ausgeführt und zeigt einen schön restaurierten Mosaikfries unterhalb der Traufe (vom Gelände des St. Hedwig-Krankenhauses zu sehen). Im Vorderhaus, direkt an der Auguststraße haben sich die Galerie Weißer Elefant, ein Refugium und das Kinderatelier Farbklang eingemietet (Stand Mai 2016).
  • In der Auguststraße 24/25 befindet sich Clärchens Ballhaus, ein Unterhaltungsetablissement in dem seit über 100 Jahren durchgehend getanzt wird.
  • Im Haus Nr. 68 zeigte der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Wella AG, Thomas Olbricht, von 2010 bis 2020 im damaligen me Collectors Room Berlin seine Kunst- und Raritätensammlung.[10]
  • In der Auguststraße 75 hat die nach Alfred Ehrhardt benannte Stiftung ihren Sitz. Sie organisiert Kunst-Ausstellungen aus ganz Deutschland.[6][11]
  • In der Auguststraße 90 findet sich die St.-Johannes-Evangelist-Kirche
  • In der Kleinen Auguststraße 10 hatte die Synagoge von Ahawas Scholaum und Mogen David ihren Sitz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Auguststraße (Berlin-Mitte) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Berlin in den Jahren 1640 und 1842, Karte in Ernst Fidicin, Berlin topographisch, 1843, vgl. auch Plan von Berlin 1698
  2. Ferdinand Meyer: Das ehemalige Hochgericht in der – Oranienburgerstraße?, in Der Bär, 1885, S. 518f.; zitiert eine Order von König Friedrich I. von 1701; die genaue Lage ist unsicher, vgl. Meyer,S. 516; es ist nicht ersichtlich, woher Julius Meyer die genaue Lage des Sandhügels und die exakte Lokalisierung Auguststraße 69/70 hat, wahrscheinlich waren dies seine eigenen Vermutungen
  3. Die Bezeichnung Armesündergäßchen wurde wahrscheinlich 1708 erwähnt
  4. Plan von Dusableau von 1723, siehe Abbildung oben
  5. Thomas Lackmann: Tropfsteinhöhle des Vergessens. In: Der Tagesspiegel. 21. März 2006 (Online).
  6. a b c Ingeborg Ruthe: Spielort der Kunstverliebten. In: Berliner Zeitung, 2./3. Oktober 2014.
  7. Das Kinderheim Beit Ahawah. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 22. November 2018.
  8. Kulturhaus Mitte seit Dezember 2010 geschlossen. (Memento des Originals vom 15. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/auguststrasse-berlin-mitte.de auguststrasse-berlin-mitte.de; abgerufen am 15. Juni 2016.
  9. Kulturhaus Mitte (Memento vom 10. Februar 2010 im Internet Archive)
  10. Tobias Timm: Schrumpfkopf und Mainzelmännchen. In: Die Zeit. Nr. 18, 2010 (zeit.de).
  11. Homepage der Alfred-Ehrhardt-Stiftung, abgerufen am 15. Juni 2016.

Koordinaten: 52° 31′ 37″ N, 13° 23′ 48″ O