Bahnstrecke Stendal–Arendsee

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Stendal–Arendsee
Strecke der Bahnstrecke Stendal–Arendsee
Streckennummer:6897 Stendal Ost–Arendsee
6895 Stendal Vorbf.–Stendal Ost
Kursbuchstrecke:754 (1979)
Streckenlänge:49,3 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,0 Stendal Hbf
Stendal Vor Bft (Alstom Stendal – ehemals AW Stendal)
nach Berlin
1,1 Stendal Vorbahnhof
nach Tangermünde
Berlin–Hannover
von Stendal Vor Bft
5,0 Stendal Ost
Bahnstrecke Stendal–Arneburg nach Arneburg
nach Wittenberge
9,1 Borstel (Kr Stendal)
Flugplatz Stendal-Borstel
12,4 Peulingen
nach Bismark
13,8 Neuendorf am Speck
16,1 Groß Schwechten
20,5 Rochau-Schwarzenhagen
21,9 Schartau
24,9 Groß Ballerstedt
28,9 Flessau
von Osterburg
von Pretzier
32,0 Klein Rossau
33,3 Groß Rossau
36,1 Bretsch-Stapel
37,7 Wohlenberg
39,0 Lückstedt-Dewitz
41,4 Gagel
43,4 Neulingen
von Wittenberge
49,3 Arendsee (Altm)
nach Salzwedel

Die Bahnstrecke Stendal–Arendsee war eine normalspurige Kleinbahn in der Altmark. Die 49 Kilometer lange Strecke begann am Staatsbahnhof in Stendal und führte über den Ostbahnhof in nordwestlicher Richtung über Peulingen und Klein Rossau bis nach Arendsee. Sie wurde 1908 eröffnet und durch die Kleinbahn AG Stendal–Arendsee, die später mit der Arneburger Strecke zur Stendaler Kleinbahn fusionierte, betrieben. Der Personenverkehr wurde etappenweise in den Jahren 1978 und 1979 und der Güterverkehr 1985 eingestellt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensaktie über 1000 Mark der Kleinbahn-AG Stendal-Arendsee vom 1. Oktober 1911

Um 1900 kamen Bestrebungen auf, das Gebiet zwischen den beiden Staatsbahnstrecken Stendal–Uelzen und Stendal–Wittenberge an die Eisenbahn anzuschließen. Begünstigt wurde dieses Vorhaben durch das Preußische Kleinbahngesetz aus dem Jahre 1892. Am 22. März 1906 wurde die Kleinbahn AG Stendal–Arendsee gegründet. Das Königreich Preußen und die Provinz Sachsen übernahmen jeweils 23 Prozent der Aktien. Das übrige Kapital, das mit über zwei Millionen Mark knapp fünfmal so hoch bemessen war wie beispielsweise beim Bau der benachbarten Arneburger Kleinbahn, verteilte sich auf Stadt und Kreis Stendal, die Stadt Arendsee sowie zahlreiche Unternehmer und sonstige Interessenten.

Der erste Zug erreicht Arendsee, Postkarte aus dem Jahre 1908.

Am 25. November 1908 wurde die Strecke zunächst bis Lückstedt-Dewitz und schließlich am 8. Dezember selben Jahres bis Arendsee eröffnet. Bis zur Eröffnung der Bahnstrecke Salzwedel–Geestgottberg im Jahre 1922 war die Kleinbahn betrieblich gesehen eine Stichstrecke.

1913 konnten insgesamt 159.000 Fahrgäste verzeichnet werden. Im Güterverkehr verteilte sich die Beförderungsleistung auf 56.617 Tonnen landwirtschaftliche Erzeugnisse, 16.756 Tonnen Futter- und Düngemittel, 11.126 lebende Tiere und über 97.000 sonstige Güter.

Klein Rossau wurde 1914 im Rahmen der Eröffnung der Kleinbahn-AG Osterburg–Deutsch Pretzier zum Kreuzungsbahnhof umgebaut. Die südlich von Klein Rossau gelegene niveaugleiche Einfädelung der Ost-West-Verbindung ermöglichte durchgängige Zugverbindungen zwischen Osterburg und Arendsee. So wurden beispielsweise 1928 täglich neben drei bis vier Zugpaaren Stendal–Arendsee ein weiteres Zugpaar auf dem Laufweg Osterburg–Klein Rossau–Arendsee angeboten.

Im selben Jahr erfolgte der Bau eines Anschlussgleises vom Bahnhof Stendal Ost zur „Sächsischen Eisenbahnbedarfs- und Maschinenfabrik Sachsenwerk GmbH“, später Teil der Reichsbahnausbesserungswerkstatt Stendal.

Am 23. November 1915 änderte die Betreibergesellschaft ihren Namen in Stendaler Kleinbahn AG und fusionierte mit der Kleinbahn-AG Stendal-Arneburg. Der gemeinsame Wagenpark beider Strecken umfasste von Henschel hergestellte Dampflokomotiven der Bauarten Bn2t, Cn2t und 1’Cn2t.

Im Zweiten Weltkrieg wurden zwecks besserer Anbindung des Militärflugplatzes Stendal-Borstel zusätzlich zu den vier regulären Zugpaaren zwei weitere Züge je Richtung zwischen Stendal und Borstel eingesetzt.

Nach Kriegsende übernahmen Ende 1946 die Sächsischen Provinzbahnen GmbH den Betrieb, ab dem 15. August 1948 die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) des Verkehrswesens Sachsen-Anhalt und schließlich ab dem 1. April 1949 die Deutsche Reichsbahn. In den letzten Betriebsjahren übernahmen Diesellokomotiven der Baureihe 102 mit vierachsigen Wagen die Leistungen zwischen Stendal und Arendsee.

Durch zunehmend besser ausgebaute Straßen verlor die Kleinbahn an Bedeutung. Mitverantwortlich hierfür war die mehr als zweistündige Fahrzeit, dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von lediglich 24 km/h. Zwischen Klein Rossau und Arendsee endete der Güterverkehr am 31. Mai 1970. Der Personenverkehr wurde am 28. Mai 1978 und auf dem Abschnitt Stendal–Klein Rossau ein Jahr später am 26. Mai 1979 eingestellt. Der Güterverkehr zwischen Stendal und Klein Rossau hielt sich bis zum 2. Juni 1985. Allerdings soll es bis 1994/95 Güterzüge zwischen Stendal Vorbahnhof bis Stendal Ost und Borstel gegeben haben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang List: Kleinbahnen der Altmark. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1979, DNB 800189620. (Lizenzausgabe: Alba, Düsseldorf 1979, ISBN 3-87094-528-1)
  • Wolfgang List: Stendal und die Eisenbahn. Band 2: Die Kleinbahnen. Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2008, ISBN 978-3-933254-93-1.
  • Wolfgang List, Hans Röper, Gerhard Zieglgänsberger: Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen. Sachsen-Anhalt. (Strecken, Fahrzeuge, Betrieb). Transpress, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-71087-0.
  • Klaus Kieper, Reiner Preuß: Schmalspurbahn-Archiv. 2. Auflage. Transpress – Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1982, DNB 820820636. (Nachdruck als: DDR-Schmalspurbahn-Archiv. Transpress, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-71405-2)