Belagerung von Douai (1667)

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Die Belagerung von Douai von 1667 ist eine Episode des Devolutionskrieges. Die Stadt Douai wurde fünf Tage lang vom 30. Juni bis zum 4. Juli belagert, bevor sie sich ergab.

Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schwäche der spanischen Monarchie nach dem Tod des Königs Philipp IV., verbunden mit dem langwierigen Restaurationskrieg, der den größten Teil des spanischen Militärpotenzials band und fast nur Rückschläge gebracht hatte, wollte Ludwig XIV. ausnutzen, um Teile der Spanischen Niederlande unter seine Kontrolle zu bringen.

Ludwig XIV., der den Feldzug persönlich anführte, hatte das Ziel, direkt nach Brüssel zu marschieren. Marschall Turenne, der eigentliche Befehlshaber, war jedoch vorsichtiger und riet dem König, erst ein leichteres Ziel in Angriff zu nehmen, da die Armee noch nicht optimal auf eine anstrengende Belagerung der Stadt vorbereitet war und kleinere Erfolge vorab sie beflügeln würden.[1]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziel des Marschalls Turenne war es, ganz Flandern mitsamt der Hauptstadt Lille von den großen spanischen Festungen im Norden (Brügge, Gent, Brüssel und Antwerpen) abzuschneiden. Am 2. Juni 1667 hatte er Charleroi erobert und damit die Kontrolle über die Verbindungen zwischen den nordwestlichen und den südöstlichen Teilen der spanischen Besitzungen gewonnen. Der erwartete Angriff auf Mons im Westen oder Namur im Osten blieb jedoch aus. Turenne wandte sich stattdessen nach Nordwesten, umging Mons und nahm am 16. Juni Ath ein, am 25. Juni das weiter westlich gelegene Tournai, wodurch er den Übergang über die Schelde erreicht hatte und sich eine Tagesreise vor Lille befand.

Karte des Kriegverlaufs

Die Belagerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Eroberung von Tournai befahl Ludwig XIV. dem Grafen Duras, das südwestlich gelegene Douai einzunehmen und damit die Einkreisung von Mons zum einen und von Cambrai zum anderen abzuschließen. Zwei Tage später war der König selbst vor Ort. Der Schützengraben wurde am 3. Juli ausgehoben und vier Tage nach Beginn der Belagerung überquerten die französischen Truppen den Graben, eroberten die Contrescarpe und besetzten die Demi-lune. Die Stadt kapitulierte noch am selben Tag.[2]

Am 8. Juli 1667, nach der Unterzeichnung der Kapitulation, ritt Ludwig XIV. durch das Valenciennes-Tor in die Stadt, wo er einen goldenen Schlüssel aus den Händen des Stadtregierung entgegennahm. Anschließend nahm er in der Stiftskirche Saint-Amé die Huldigung des Klerus und der Bürger entgegen. Am nächsten Tag reiste er mit 2000 Reitern Richtung Bapaume ab und von dort nach Compiègne.[3]

Während dieser Belagerung erhielt Sébastien Le Prestre de Vauban einen Musketenschuss, der ihm die linke Wange aufschlitzte und die bekannte Narbe hinterließ.[4]

Nachwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Eroberung von Douai war die Einkreisung nicht nur von Mons, sondern auch von Cambrai geschafft. Mit der Einnahme der Festungen Bergues (6. Juni), Veurne (12. Juni), Kortrijk (18. Juli) und Oudenaarde (Ende Juli) durch den parallel operierenden Marschall Aumont wurde Lille von den spanischen Truppen abgeschnitten, so dass die Belagerung der Stadt beginnen konnte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Charles Gavard, Galeries historiques du Palais de Versailles, Band 2, 1839, S. 96
  • Eudore Soulié, Notice du Musée nationale de Versailles (gallica.bnf.fr)
  • Ernest Lavisse, Louis XIV. Histoire d’un grand règne, 1643–1715, Paris, Robert Laffont, 1908 (Nachdruck 1989), ISBN 978-2-221-05502-1
  • Dictionnaire Perrin des guerres et des batailles de l’histoire de France, Paris, Perrin, 2004, ISBN 978-2-262-00829-1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lavisse
  2. „Ludwig XIV. traf am 2. Juli vor Douai ein, das er zwei Tage zuvor durch den Grafen von Duras hatte belagern lassen. Er ging sofort los, um den Ort zu erkunden, markierte die geeignetsten Stellen für einen Angriff und ließ am 3. Juli den Schützengraben ausheben. Am nächsten Tag, nachdem er alle Posten besichtigt hatte, stieg er in den Graben hinab, und einige Offiziere und Gendarmen wurden bei ihm verwundet. Dieser Schritt des Königs flößte den Truppen einen solchen Eifer ein, dass sie am vierten Tag der Belagerung den Graben überquerten, die Contrescarpe mitnahmen und auf der Demi-lune Quartier machten. Die Stadt kapitulierte am selben Tag, als sie sich kurz davor sah, eingeschlossen zu werden.“ („Louis XIV arriva le 2 juillet devant Douai, qu’il avait fait investir deux jours auparavant- par le comte de Duras. Il alla aussitôt reconnaître la place, marqua les endroits les plus propres pour l’attaquer et fit ouvrir la tranchée le 3 juillet. Le lendemain, après avoir visité tous les postes, il descendit dans la tranchée, et quelques officiers et quelques gendarmes y furent blessés auprès de lui. Cette démarche du roi inspira une telle ardeur aux troupes, que le quatrième jour du siège elles passèrent le fossé, emportèrent la contrescarpe et firent un logement sur la demi-lune. La ville, qui se vit sur le point d’être forcée, capitula le même jour.“) (Soulié)
  3. Pierre-Antoine-Samuel-Joseph Plouvain, Souvenirs à l’usage des habitans de Douai, ou Notes pour servir à l’histoire de cette ville, jusques et inclus l’année 1821, Deregnaucourt (Douai), 1822 (gallica.bnf.fr)
  4. Georges-Gustave Toudouze, Monsieur de Vauban, Berger-Levrault, 1954, S. 47