Benedikt Taschen

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Benedikt Taschen (* 10. Februar 1961 in Köln) ist ein deutscher Verleger und Sammler zeitgenössischer Kunst. Er ist Gründer und geschäftsführender Inhaber des Taschen-Verlags.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Taschen ist das jüngste von fünf Kindern.[1] Seine beiden Eltern waren Ärzte.[2] Er ist in der Kölner Südstadt geboren und wuchs ab 1963 in Köln-Mülheim auf.[3] Als Kind war er als Vaudeville-Schauspieler aktiv.[4] Bereits im Alter von zwölf Jahren betrieb er einen Mail-Order-Handel mit gebrauchten Comics aus den USA.[5] Taschen besuchte das Städtische Hölderlin-Gymnasium in Köln-Mülheim, an dem er 1979 das Abitur ablegte.[6] Er eröffnete 1980, einen Tag vor seinem 19. Geburtstag, einen Comic-Laden in seiner Heimatstadt Köln, in dem er auch seine umfangreiche Comic-Sammlung zum Verkauf anbot.[7][8] Bald wurden erste Comics selbst verlegt. Ab 1984 wagte er den Einstieg in das Kunstbuchgeschäft. Mit Geld, das er sich von seiner Tante lieh, erwarb er auf einer Restposten-Messe in den USA zum Stückpreis von je einem Dollar eine 40.000 Exemplare umfassende englische Restauflage eines Magritte-Bildbandes, die er in Deutschland für 9,95 DM gut verkaufen konnte.[9]

Taschen entdeckte, dass der bisher von teuren Kunstbüchern dominierte Kunstbuchmarkt eine Lücke lässt: Offenbar gab es einen Markt für gut gestaltete, mehrsprachige, preiswerte und in recht hoher Auflage gedruckte Kunst-Bildbände. Beginnend mit einer Monografie über Annie Leibovitz, veröffentlichte Taschen bald darauf in seinem bisherigen Comic-Verlag erste eigene Kunstbücher.[10] Dabei ging er bewusst Risiken ein, indem er Neues ausprobierte und Älteres, außer Mode geratenes, neu herausgab. Der Kauf von Rechten des niederländischen Künstlers M. C. Escher erwies sich als großer Erfolg, der Verkauf mancher Artikel außerhalb der Druckerzeugnisse weniger. Erfolgreiche Linien wurden ausgebaut, erfolglose Versuche eingestellt. Leitbild für das Hauptgeschäft blieb es, mit geringen Verwaltungskosten für das breite Publikum erschwingliche Bücher, Kalender etc. herauszugeben, wobei zunehmend alle Bereiche der Kunst einbezogen wurden, so auch Architektur, Design und Film. Der Vertrieb erfolgte anfangs vorwiegend über Massen- und Fachbuchhandlungen ohne Vertreter-Netz und ohne Direktbelieferung mit Mindestmengen, die vom Buchhandel in bestimmten Einheiten vorgepackt abzunehmen gewesen sind.[11] Es gibt jedoch an wichtigen Standorten auch eigene, meist repräsentativ gestaltete Verlagsbuchhandlungen sowie bis 2018 eine verlagseigene Galerie in Los Angeles.[12]

Um die Jahrtausendwende öffnete sich der Verlag auch dem Hochpreis-Segment, etwa durch limitierte Sammlerausgaben und einzelne, monumentale Bildbände, so zum Beispiel Helmut Newtons „SUMO“ und eine Hommage an Muhammad Ali, „GOAT“. Beide Folianten wiegen rund 30 kg und kosten mehrere tausend Euro. Später folgten im selben Format Publikationen zu David LaChapelle, Nobuyoshi Araki, Sebastião Salgado, Annie Leibovitz, den Rolling Stones, David Hockney und David Bailey. Diese Sammlerausgaben werden von Taschen selbst editiert und erzielen nach eigenen Angaben meist innerhalb weniger Jahre ein Vielfaches ihres ursprünglichen Verkaufspreises.[13]

Von 1996 bis 2004 war Taschen mit seiner damaligen Cheflektorin, Angelika Muthesius, verheiratet.[14][15] 1998 erwarb er das Chemosphere House des Avantgarde-Architekten John Lautner in Los Angeles.[16][17][18] Außerdem erwarb er die 1934 erbaute Privatvilla von David O. Selznick.[19][20][21] Taschen ist seit Juni 2005 in dritter Ehe mit Lauren Taschen verheiratet.[22][23][24] Taschen lebt in Berlin und in Los Angeles.[1][3][25][26]

Seit Januar 2017 führt seine 1985 geborene Tochter Marlene[27] als Geschäftsführerin gemeinsam mit ihm den Taschen-Verlag in Köln.[28] Sein Sohn Bene Taschen leitet eine Galerie in Köln.[29] Seine Tochter Charlotte lebt als Schauspielerin in Los Angeles.[30][31]

Tätigkeit als Sammler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einhergehend mit seiner verlegerischen Tätigkeit hat sich Taschen seit 1985 auch einen Namen als Sammler zeitgenössischer Kunst gemacht.[32] Zunächst konzentrierte er sich auf Künstler wie Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Günther Förg, aber seit Ende der 80er Jahre erwarb er zahlreiche Werke amerikanischer Künstler wie Jeff Koons, Mike Kelley und Christopher Wool, aber auch von Thomas Struth sowie Konrad Klapheck.[33][34][35][36][25] Künstler wie Kippenberger und Wolfgang Tillmans förderte er parallel auch verlegerisch und machte ihr Werk so einem größeren Publikum bekannt.[37][30] Mit 24 Jahren kaufte Taschen sein erstes Kunstwerk: einen Hoover-Staubsauger von Jeff Koons.[38] Hin und wieder veräußerte Taschen Werke seiner Sammlung unter größerem Medienecho, zuletzt 2015 bei der Versteigerung durch Christie’s von Werken Kippenbergers und Jeff Koons.[39][40][41][42][43][44][45] Im Jahre 2004 widmete das Museum Reina Sofía in Madrid seiner Sammlung eine umfassende Ausstellung.[46][47][48] ARTnews zählt ihn regelmäßig zu den 200 Top-Sammlern weltweit.[49][50] 2013 erhielt das Städel Museum eine Schenkung über fünfzehn Werke aus seiner Privatsammlung zur Stärkung des Sammlungsschwerpunktes der Deutschen Malerei der 1980er-Jahre im Städel.[51] Dem Wende Museum in Culver City (Kalifornien) spendete Taschen 2014 eine halbe Million Dollar, um dort die Gründung eines internationalen Zentrums zur Erkundung und Erhaltung der Kultur, der Kunst, des Designs und der Geschichte des Kalten Krieges zu ermöglichen.[52] Dem MOCA in Los Angeles stiftete das Ehepaar Lauren und Benedikt Taschen eine umfangreiche Sammlung junger amerikanischer und europäischer Künstler.[53]

Neben seiner Tätigkeit als Sammler betätigt sich Taschen als Kunsthändler und Galerist.[54] Von 2006 bis 2014 war er, neben Max-Ulrich Hetzler, Geschäftsführer der Fifab First International Fine Art Berlin GmbH.[55][56] Seit 2014 ist Taschen Geschäftsführer der Taschen Art GmbH.[57][56] Von 2015 bis 2018 leitete er die Taschen Gallery in Los Angeles.[58][59]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b 35 Jahre TASCHEN in Grund Genug vom 1. Juni 2015.
  2. John Heilpern: Out to lunch – Taschen, Rhymes With Passion. In: Vanity Fair, Oktober 2011.
  3. a b Christian Hümmeler, Martin Oehlen: Verleger Benedikt Taschen im Gespräch: „Trump ist eine Tragödie“. 7. Oktober 2017, abgerufen am 28. August 2019.
  4. Andreas Platthaus: Interview mit Benedikt Taschen: Jeden Morgen kam zu mir der Geldbriefträger. In: FAZ.net. Abgerufen am 6. Oktober 2020.
  5. Simone Philippi: Internationalisierungskonzepte deutscher Kunstbuchverlage seit 1990. Dissertation, Universität zu Köln, Kunsthistorisches Institut, Prof. Dr. Antje von Graevenitz, 2005, abgerufen am 10. Oktober 2016.
  6. Benedikt Taschen. In: Munzinger Biographie. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  7. Willy Theobald: „Benedikt Taschen - Bilderbuchkarriere“ (Memento vom 5. März 2013 im Internet Archive), FTD, 11. Dezember 2008
  8. Mit Comics fängt alles an … (Memento des Originals vom 12. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taschen.com TASCHEN History.
  9. Willy Theobald: Benedikt Taschen - Bilderbuchkarriere. (Memento vom 5. März 2013 im Internet Archive) FTD, 11. Dezember 2008
  10. Benedikt Taschen. In: Munzinger Biographie. Abgerufen am 31. Mai 2016.
  11. Es war nur so eine Idee des Teenagers Benedikt Taschen: das Publikum mit preisgünstigen Bildbänden zu erfreuen. Nun ist er Chef von 70 Leuten: Der Senkrechtstarter. In: Die Zeit. Nr. 24, 1993 (zeit.de).
  12. L.A. Pop-up Gallery Pops Down. TASCHEN Verlag. TASCHEN, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2020; abgerufen am 28. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taschen.com
  13. TASCHEN Collector’s Editions Catalogue 2013. (Memento vom 29. Juli 2014 im Internet Archive) ISSUU.
  14. Ein Bunker viele Bücher. In: Die Welt.
  15. Ulrike Knöfel, Martin Wolf: Wo es nur geht, stehlen wir. In: Der Spiegel. Nr. 48, 2001 (online).
  16. Chemosphere: EscherGuneWardena. (Memento vom 12. September 2012 im Internet Archive) egarch.net; abgerufen am 24. Januar 2011.
  17. Eight sides to this story. (Memento vom 30. März 2008 im Internet Archive) latimes.com; abgerufen am 23. Januar 2011.
  18. Die Welt: Ein Haus, das glücklich macht - Nachrichten. In: Welt am Sonntag.
  19. Steven Kurutz: The Boswell of Beverly Hills: A Historian of Homes. In: The New York Times. 4. Oktober 2018 (nytimes.com [abgerufen am 16. Juli 2019]).
  20. Condé Nast: L.A.’s Burgeoning Breed of Domestic Explorers. Abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
  21. David O. Selznick’s Former Beverly Hills Estate Lists for $19.9M (Exclusive). Abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
  22. Taschen’s Wedding Gift (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) in The Art Newspaper vom 14. Juni 2005.
  23. Michaela Cordes: 35 Jahre Taschen. GG Magazine, März 2015, abgerufen am 31. Mai 2016.
  24. Welcome to new Temple members … Wilshire Boulevard Temple Bulletin (Memento vom 24. Oktober 2015 im Internet Archive) in Ausgabe 98, Nummer 9 vom 1. September 2011.
  25. a b Benedikt Taschen. Mark Seelen Photography, abgerufen am 8. Oktober 2019.
  26. Personalien: Benedikt Taschen. In: Der Spiegel. Nr. 1, 2011 (online).
  27. Marlene Taschen. In: Munzinger Biographie. Abgerufen am 24. April 2021.
  28. Sie kann alles, was ich kann. in Handelsblatt, Rüdiger Schmitz-Normann vom 22. Dezember 2016.
  29. Christiane Meixner: Art Cologne: Drei Tage in Köln. In: Zeit Online. 18. April 2018, abgerufen am 21. Januar 2020.
  30. a b Moritz von Uslar: Taschen Verlag: Dezent, doch für alle sichtbar. Nr. 47, 2018 (zeit.de).
  31. Angelenos: Die besonderen Bewohner von Los Angeles. In: FAZ.net. Abgerufen am 17. April 2020.
  32. Ruth Polleit-Riechert: Preisentwicklung und Marketing im zeitgenössischen Kunstmarkt des 21. Jahrhunderts von 2000 bis 2007. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf 20. Mai 2010, S. 107 (uni-duesseldorf.de [PDF]).
  33. Face Off: Koons / Kippenberger auf Christies.com vom 24. April 2015.
  34. Susan Freudenheim: Singular Commitment. In: Los Angeles Times, 27. Januar 2002; abgerufen am 29. Juni 2015.
  35. Lothar Schmidt: Verlegen ist schön. Sammeln ist schöner. In: Die Welt, 6. Dezember 2004.
  36. Taschen Collection - TASCHEN Verlag. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
  37. Susanne Kippenberger: Kippenberger. Berlin Verlag, 2010, ISBN 978-3-8270-7034-0 (google.de [abgerufen am 9. Oktober 2019] E-Book).
  38. Sven Michaelsen: Die Macht. In: Robb Report. Nr. 7. Jahreszeiten-Verlag, Hamburg 26. März 2018, S. 154 (uni-hamburg.de).
  39. Linda Yablonsky: A Christie’s Auction Brings Together the Art, and History, of Jeff Koons and Martin Kippenberger. In: T Magazine. 21. April 2015, abgerufen am 11. Oktober 2019 (amerikanisches Englisch).
  40. Kunstbuch-Verleger Taschen versteigert zwei Kunstwerke. 22. April 2015, abgerufen am 11. Oktober 2019.
  41. Face Off: Koons / Kippenberger. In: Welt Online. Christie’s, abgerufen am 11. Oktober 2019 (englisch).
  42. 22 April 2015 13:00 Uhr: Verleger stößt millionenschwere Kunst ab. In: mittelbayerische.de. Abgerufen am 11. Oktober 2019.
  43. Lisa Zeitz: Ergebnisse: Hochglanz am Rockefeller Center. In: FAZ.net. Abgerufen am 11. Oktober 2019.
  44. Lisa Zeitz: Gegenwartskunst in New York: Vier Abende für 650 Millionen Dollar. In: FAZ.net. Abgerufen am 11. Oktober 2019.
  45. Lisa Zeitz: Gegenwartskunst: An der Spitze ist es einsam. In: FAZ.net. Abgerufen am 11. Oktober 2019.
  46. Marga Paz: Taschen Collection Catalogue. TASCHEN, Köln 2004, ISBN 978-3-8228-4011-5.
  47. Inspired, and made rich, by art. In: New York Times.
  48. Eric Kroll: Letter from Madrid. (Memento vom 2. Januar 2010 im Internet Archive) Impressions of the TASCHEN Collection and Martin Kippenberger show.
  49. The 2012 ARTnews 200 Top Collectors. ARTnews.
  50. The 2014 ARTnews 200 Top Collectors. The Editors of ARTnews.
  51. Back to the 80s – das Städel Museum erhält Schenkung von Verleger Benedikt Taschen. Städel Blog.
  52. Verlagshaus Benedikt Taschen nimmt führende Rolle bei der Sanierung des Zeughaus des Wende Museums in Culver City (Kalifornien) ein. focus.de, 15. Mai 2014; abgerufen am 28. August 2014.
  53. The Museum Of Contemporary Art, Los Angeles (MOCA), Announces 2012 Acquisitions. (Memento vom 5. April 2015 im Internet Archive) MOCA, Pressemitteilung, 18. Januar 2013; abgerufen am 7. Mai 2015.
  54. Ulrike Knöfel: Ein Buch mit Mondgestein für 640.000 Euro. Marlene Taschen: Das Buch als Accessoire. In: Der Spiegel. Nr. 41, 2019 (online).
  55. Fifab First International Fine Art Berlin GmbH, Berlin. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  56. a b Bundesanzeiger. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  57. Taschen Art GmbH, Köln. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  58. Benedikt Taschen Puts Racy Artwork Up for Sale at New Gallery. Abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
  59. L.A. Pop-up Gallery Pops Down. TASCHEN Books. TASCHEN, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2020; abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taschen.com
  60. 2013 Lucie Awards Gala, Zankel Hall at Carnegie Hall, New York City. und 2013 Lucie Awards Honoree, Benedikt Taschen.
  61. Inventor of Oculus Rift VR device among RPS award winners. Amateur Photographer.
  62. Consul General Stefan Schneider had the great honor of presenting Benedikt Taschen with the Cross of the Order of Merit of the Federal Republic of Germany at the German Unity Festivities 2018 at the Wende Museum. Instagram-Kanal des Generalkonsulats Los Angeles.
  63. Consul Consul General Stefan Schneider … at The Wende Museum. Facebook-Kanal des Generalkonsulats Los Angeles.