Benutzer:Alexander Leischner/Rígsþula

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Die Rígsþula (altnordisch ‚Ballade oder Lied von Rig‘), auch Rigst(h)ula oder Rígsmál, ist ein isländisches Götterlied, das den Ursprung der Stände erklärt. Der ansonsten unbekannte Gott Ríg (vielleicht nach irisch rix ‚König‘) kommt dreimal auf die Erde und zeugt nacheinander die Ahnherren der Knechte, freien Bauern und Adligen, die sich in ihrem Aussehen unterscheiden: Während Þræl (Thräl), der Knecht, als "schwarz von Haut" beschrieben wird, ist Karl, der Bauer, "rot", während Jarl, der Adlige, "lichte Locken" und "leuchtende Wangen" hat.

Die Wissenschaft beschäftigt insbesondere das Alter dieses Mythos, der vergleichsweise spät im 14. Jahrhundert niedergeschrieben wurde.

Die Prosaeinleitung der Rígsþula setzt Ríg mit dem Gott Heimdallr gleich. In der Völuspá-Fassung des Codex regius heißt es, dass die Menschen seine Söhne seien. Von einem Mythos, wonach aus den drei Söhnen eines Gottes drei Linien hervorgehen, berichtet auch Tacitus in seinem Werk Germania vom Gott Mannus. Eine weitere Parallele gibt es auch in den indischen Mythen, in denen der Gottkönig Manu die Kasten erschafft. Die Namen von Mannus und Manu gehen auf denselben Ursprung zurück und bedeuten beide ‚Mensch‘. Demnach scheint die Rigsthula einen alten Mythos wiederzugeben.

Nach anderer Meinung ist das Lied jedoch nicht viel älter als seine Niederschrift und stellt das Kunstwerk eines einzelnen dar. Zum einen beschreibt es eine Soziogonie, während Tacitus von einer Ethnogonie berichtet. Darüber hinaus spiegelt es wohl die gesellschaftlichen Verhältnisse der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Norwegen wider, die es so noch nicht einmal zur Wikingerzeit gegeben hatte

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • François-Xavier Dillmann: Rígsþula. In: Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.) Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 24, de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017575-4, S. 619–628.
  • Dronke, Ursula: The Poetic Edda. Vol. II, The Mythological Poems, Oxford University Press 1997, ISBN 978-0-19-811181-8.
  • Genzmer, Felix: Edda: II. Götterdichtung und Spruchdichtung, 3. Auflage, Eugen Diedrichs Verlag, Jena 1934. (Sammlung Thule, 2)
  • Genzmer, Felix: Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen. Eingeleitet von Kurt Schier, Eugen Diedrichs Verlag/Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 1981–2006, ISBN 978-3-7205-2759-X.
  • Jonsson, Finnur: De gammle Eddadigte, G. E. C. Gads Forlog, København 1932.
  • Neckel, Gustav: Edda. Die Lieder des Codex Regius nebst verwandten Denkmälern, 2. durchgesehene Auflage, Winter, Heidelberg 1927. (Neckel/Kuhn: Die Lieder des Codex Regius 4. Auflage bei TITUS)
  • Klaus von See, Beatrice La Farge, Eve Picard, Katja Schulz (unter Mitarbeit von Debora Dusse, Ilona Priebe und Betty Wahl): Kommentar zu den Liedern der Edda. Bd. 3: Götterlieder (Völundarkviða, Alvíssmál, Baldrs draumar, Rígsþula, Hyndlulióð, Grottasöngr) WInter, Heidelberg 2000, ISBN 3-8253-1136-8.



  • Frederic Amory: The Historical Worth of Rígsþula. In: Alvíssmál, Nr. 10. VWB Verlag, Berlin 2001, S. 3–20. (PDF-Datei; 304 kB)
  • Sverre Bagge: Old Norse Theories of Society. From Rígsþula to Konungs skuggsiá. In: Jens Eike Schnall und Rudolf Simek (Hrg.): Studia Medievalia Septentrionalia, Band 5: Speculum regale. Der altnorwegische Königsspiegel (Konungs skuggsjá) in der europäischen Tradition. Verlag Fassbaender, Wien 2000, ISBN 978-3-900538-68-2, S. 7–45.
  • Karl G. Johansson: Rígsþula och Codex Wormianus: Textens funktion ur ett kompilationsperspektiv. In: Alvíssmál, Nr. 8. VWB Verlag, Berlin 1998, S. 67–84 (English summary, p. 84). (PDF-Datei; 103 kB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]