Benutzer:Cimbail/Halarachne miroungae

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Halarachne miroungae
Systematik
Ordnung: Mesostigmata
Unterordnung: Dermanyssini
Überfamilie: Dermanyssoidea
Familie: Halarachnidae
Gattung: Halarachne
Art: Halarachne miroungae
Wissenschaftlicher Name
Halarachne miroungae
Ferris, 1925

Halarachne miroungae ist eine weltweit (?) verbreitete Raubmilbe der Familie Halarachnidae, die in den oberen Atemwegen von See-Elefanten, anderen Robben und Seeottern lebt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiblich, adult[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adulte weibliche Exemplare haben bei einer Gesamtlänge von 2250 Mikrometer ein Idiosoma von 1700 bis 1980 Mikrometer Länge. Das Opisthosoma ist sackförmig, nicht sklerotisiert und weist dorsal und ventral mehrere Paare kurzer Setae und Poren auf. Der Rückenschild ragt kaum über das Podosoma hinaus und hat eine Länge von 690 bis 700 Mikrometer, gelegentlich bis 740 Mikrometer. Er hat zehn Muskelansätze, die jeweils von einem dicht punktierten Feld unterschiedlicher Größe umgeben sind. Darüber hinaus sind auf ihm in der Mitte vier Paar Setae und zahlreiche Poren vorhanden. Am äußersten vorderen und hinteren Rand befinden sich in der Mitte ein Paar kleiner und seitlich jeweils eine lange Seta. Einige längere Setae befinden sich neben dem Schild in der seitlichen Cuticula.[1][2]

Der Brustschild ist von unregelmäßiger Form und am hinteren Ende nur halb so breit wie vorne. Er ist noch stärker punktiert als der Rückenschild, weist jedoch keine Poren auf. Vorne und in der Mitte befindet sich jeweils ein Paar auffälliger seitlicher Hörnchen (Cornua). Sie sind sehr stark sklerotisiert und gehen in weniger stark sklerotisierte Fortsätze über, die sich zwischen den ersten beiden und den zweiten und dritten Coxenpaaren seitwärts erstrecken. Zwischen den vorderen und ein wenig vor den mittleren Hörchen befindet sich jeweils ein Paar Setae, ein drittes Paar sternaler Setae ist hinter dem Brustschild in der Cuticula. Ein Genitaloperculum fehlt, die Genitalöffnung ist ein quer verlaufender Spalt zwischen dem vierten Coxenpaar.[1]

Der Analschild ist birnenförmig und liegt dorsal am Körperende, die Analöffnung befindet sich nahe seines vorderen Rands. Ein Paar Setae liegt seitlich neben der Analöffnung, etwa auf dessen halber Höhe, eine dritte Seta befindet sich unmittelbar hinter der Analöffnung. Der Analschild hat im vorderen Bereich eine schwache Punktierung, die nach hinten dichter wird.[1]

Die beiden Stigmen liegen zwischen der dritten und vierten Coxa. Sie sind von verkürzten stark sklerotisierten Platten, den Peritrema, umgeben. Das Peritrem liegt jeweils auf einem langgestreckten weichen Schild, der um die vierte Coxa herum nach hinten verläuft und den männlichen Tieren fehlt. Die Tracheen sind sehr stark ausgeprägt, fünf Hauptarme ertrecken sind von einem Atrium in den ganzen Körper und verzweigen sich bis in alle Fortsätze. Sie haben eine spiralige Struktur, wodurch ihre Oberfläche stark vergrößert wird.[3]

Das Tritosternum der Mesostigmata, ein borstenförmiges Sinnesorgan hinter dem Gnathosoma, fehlt. Anstelle des Deutosternums, eines bei Milben häufig vorhandenen ventralen Spalts hinter dem Gnathosoma, hat Halarachne miroungae lediglich 16 Reihen feiner Zähnchen. Die Fortsätze des Hypostoma und des Labiums sind nur schwach ausgeformt aber stark sklerotisiert. Die Pedipalpen haben vier bewegliche Glieder, Tibien und Tarsen sind miteinander verwachsen. Die festen Finger der Cheliceren sind zurückgebildet, die beweglichen hingegen stark ausgeprägt und sklerotisiert.[4]

Die Beine sind kurz und kräftig, mit stark ausgeprägten Apodemen an den Coxen. Die meisten Beinsegmente haben eine punktierte Oberfläche, mit wenigen glatten Flächen. Die Tarsen des ersten Beinpaares haben dorsal ein Feld mit zahlreichen Sensillen. Alle Tarsen sind mit Pulvillen und zwei Krallen versehen, von denen die des zweiten und dritten Beinpaares besonders stark ausgeprägt sind.[4]

Männlich, adult[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Idiosoma der adulten männlichen Milben ist 1720 bis 1840 Mikrometer lang. Die Morphologie entspricht weitgehend jener der weiblichen Milben, mit folgenden Unterschieden:

  • der vom Peritrema nach hinten verlaufende langgestreckte Schild fehlt;
  • die Genitalöffnung ist fast rund und befindet sich zwischem dem ersten Paar Setae der Brustplatte;
  • die Cheliceren sind deutlich größer und im vorderen Bereich kräftiger.[5]

Larven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Idiosoma hat eine Länge von 890 bis 1040 Mikrometer und weist keine Schilde auf. In den Zwischenräumen der Coxen befindet sich jeweils eine relativ lange Seta. Bauseitig befinden sich ein weiteres Paar langer und am hinteren Rand drei Paare kurzer Setae. Der Bereich des Podosomas, in dem die folgenden Stadien einen Rückenschild aufweisen, ist durch fünf Paare langer Setae umschlossen. Zwischen ihnen befinden sich zwei Paar kleiner Setae. Das Hysterosoma weist vier Pare von Setae auf, seitlich und hinter der Analöffnung befinden sich drei sehr lange und auffällige Setae.[5]

Die Haftscheiben an den Enden der Tarsen sind am ersten Beinpaar gestielt, am zweiten und dritten ungestielt. Das Gnathosoma trägt keine Setae, das Hypostoma nur zwei Paare. Die Pedipalpen entsprechen weitgehend denen der adulten Milben. Die Cheliceren haben jeweils einen konischen Finger.

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Halarachne miroungae unterscheidet sich von Halarachne americana Banks, 1899 durch den kleinen Rückenschild, den stumpf abschließenden Brustschild und die stark sklerotisierten seitlichen Fortsätze (Hörnchen oder Cornuaa) des Brustschildes. Bei Halarachne americana ist der Rückenschild etwa doppelt so lang, der Brustschild läuft spitz aus und die Hörnchen sind nicht sklerotisiert.[5]

Von Halarachne halichoeri Allman, 1847 unterscheidet sich die Art durch den wesentlich kürzeren Rückenschild und das seitlich neben dem Brustschild stehende dritte Paar sternaler Setae. Der Rückenschild von Halarachne halichoeri ist mit etwa 990 Mikrometer Länge eineinhalb mal so lang, alle drei Paar sternaler Setae befinden sich auf dem Brustschild.[5]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet des Nördlichen See-Elefanten, Kolonien dunkel hervorgehoben
Verbreitungsgebiet des Südlichen See-Elefanten

Das Verbreitungsgebiet von Halarachne miroungae erstreckt sich auf der Nordhalbkugel von Alaska entlang der nordamerikanischen Pazifikküste bis Niederkalifornien. Auf der Südhalbkugel ist die Art circumpolar verbreitet, entsprechend dem Verbreitungsgebiet des Südlichen See-Elefanten, mit Nachweisen von der Antarktis, der argentinischen Halbinsel Valdés, Südgeorgien und den Kerguelen.[6]

Bei 23 von 28 Seehunden, die 1989 und 1990 im Gefolge der Havarie der Exxon Valdez untersucht wurden, fand man leichte Infektionen mit Halarachne mirounga.[7]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nördliche See-Elefanten, Wirte von Halarachne miroungae, kalifornische Küste

In der Natur werden Wirte meist nur von wenigen Milben befallen, es wurden aber schon mehr als 100 Milben in der Nase eines weiblichen Südlichen See-Elefanten gefunden.[8]

Wirte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein im Zoo Antwerpen verendeter Eselspinguin, in dessen Kehlkopf ein einziges Exemplar von Halarachne miroungae gefunden wurde, war nur ein Fehlwirt. Der Pinguin wurde vorübergehend im gleichen Gehege wie zwei Südliche See-Elefanten von den Kerguelen gehalten, von denen die Infektion auf ihn überging.[12]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung

Erstbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstbeschreibung von Halarachne miroungae erfolgte 1925 durch Gordon Floyd Ferris in einem in der Zeitschrift Parasitology veröffentlichten Beitrag. Ferris beschrieb die Art nach mehreren adulten weiblichen Milben und eier Nymphe, die von einem Nördlichen See-Elefanten im San Diego Natural History Museum stammten. Als Herkunft des See-Elefanten wurde die Insel Guadalupe angegeben.[2]

1962 nahm der Parasitologe Robert Domrow eine Neubeschreibung nach einer Serie von mehr als dreißig Milben und Larven vor, die von der Nasenschleimhaut eines Südlichen See-Elefanten bei der González-Videla-Antarktis-Station an der Danco-Küste auf der Antarktischen Halbinsel stammten.[5]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Artname bezieht sich auf den Gattungsnamen der See-Elefanten (Mirounga), einem der Wirte von Halarachne miroungae.

Typen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der weibliche adulte Holotyp befand sich in der Sammlung des Parasitologen Gordon Floyd Ferris. Mehrere Paratypen sind im San Diego Natural History Museum.[2]

Synonyme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Halarachne taita Eichler, 1958: die Art wurde 1958 von dem deutschen Parasitologen Wolfdietrich Eichler nach Exemplaren von einem Südlichen See-Elefanten von Südgeorgien beschrieben. 1962 wurde sie von Robert Domrow mit Halarachne miroungae synonymisiert.[1][13]
  • Halarachne erratica Fain & Mortelmans, 1959: die Beschreibung dieser Art erfolgte 1959 durch die belgischen Parasitologen Alex Fain und Jos Mortelmans nach einem einzigen Exemplar. Auch Halarachne erratica wurde 1962 von Robert Domrow mit Halarachne miroungae synonymisiert. Der Holotyp befindet sich in der Sammlung des Museum für Naturwissenschaften in Brüssel.[1][12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Robert Domrow: Halarachne miroungae Ferris redescribed, S. 859–860.
  2. a b c Gordon Floyd Ferris: On Two Species of the Genus Halarachne, S. 166–167.
  3. Robert Domrow: Halarachne miroungae Ferris redescribed, S. 861.
  4. a b Robert Domrow: Halarachne miroungae Ferris redescribed, S. 862.
  5. a b c d e f Robert Domrow: Halarachne miroungae Ferris redescribed, S. 863.
  6. Nixon Wilson: Mesostigmata: Rhinonyssidae, Halarachnidae (Nasal Mites); Metastigmata: Ixodidae (Ticks). In: J. Linsley Gressitt (Hrsg.): Entomology of Antarctica. American Geophysical Union, Washington, D.C. 1967, doi:10.1029/AR010p0041, S. 41–49.
  7. Kathryn J. Frost und Lloyd F. Lowry: Assessment of injury to harbor seals in Prince William Sound, Alaska, and adjacent areas following the Exxon Valdez oil spill (Marine Mammal Study Number 5). Alaska Department of Fish and Game, Wildlife Conservation Division, Fairbanks, Alaska 1994, S. 15–16.
  8. J. Linsley Gressitt, R. E. Leech und K. A. J. Wise: Entomological investigations in Antarctica. In: Pacific Insects 1963, Band 5, Nr. 1, S. 287–304, Online PDFhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fhbs.bishopmuseum.org%2Fpi%2Fpdf%2F5%281%29-287.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DOnline%20PDF~PUR%3D, 4,6 MB.
  9. a b John R. Felix: Reported Incidences of Parasitic Infections in Marine Mammals from 1892 to 1978. Zea Books, Lincoln, Nebraska 2013, ISBN 978-1-60962-042-4, S. 25–26.
  10. Willis H. Doetschman: The Occurrence of Mites in Pinnipeds, Including a New Species from the California Sea-Lion, Zalophus californianus. In: Program and Abstracts of the Seventeenth Annual Meeting of the American Society of Parasitologists, Journal of Parasitology 1941, Band 27, Nr. 6 Supplement, S. 23, doi:10.2307/3272564.
  11. Katharine Kenyon, Colleen E. Yunker und Ingrid M. Newell: Nasal mites (Halarachnidae) in the sea otter. In: Journal of Parasitology 1965, Band 51, Nr. 6, S. 960, doi:10.2307/3275884.
  12. a b Alex Fain und Jos Mortelmans: Sur la presence d'un nouvel halarachnide chez un manchot papou (Acarina: Mesostigmata). In: Bulletins de la Société Royale de Zoologie d'Anvers 1959, Band 12, S. 21-27, Online PDFhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.taxonomy.be%2Fgti_course%2Ftaxonspecific%2Fmites-taxonomy%2Fliterature-interest-1%2Fpaper-fain%2Ffain-101-200%2F170.pdf%2Fdownload%2Ffr%2F1%2F170.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DOnline%20PDF~PUR%3D, 302 kB.
  13. Wolfdietrich Eichler: Ektoparasiten von Zoo-Tieren. V. Halarachne taita nov. spec, eine neue Milbe vom See-Elefanten. In: Zoologischer Garten, Leipzig 1958, Band 24, S. 54-60.

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