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Sepiasturmtaucher

Sepiasturmtaucher (Calonectris diomedea)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Röhrennasen (Procellariiformes)
Familie: Sturmvögel (Procellariidae)
Gattung: Calonectris
Art: Sepiasturmtaucher
Wissenschaftlicher Name
Calonectris diomedea
(Scopoli, 1769)
Brutpaar an der Höhle, das Weibchen ist kleiner und hat einen feineren Schnabel
75% des gesamten Bestands brüten auf der Tunesischen Insel Zembra
Brütender Sepiasturmtaucher auf Zembra
Der Sepiasturmtaucher ernährt sich vorwiegend von kleineren Schwarmfischen

Der Sepiasturmtaucher (Calonectris (diomedea) diomedea) ist eine Vogelart aus der Ordnung der Röhrennasen (Procellariiformes). Er besiedelt die Inseln und Küsten des Mittelmeers, wo er zur Brutzeit an Steilküsten, Meereshöhlen oder in Geröllfeldern zu finden ist und in Erdbauen, Felsspalten oder andern Hohlräumen nistet. Im Herbst ziehen die Vögel durch die Straße von Gibraltar in den Atlantik, wo die Art in großen Zahlen im Pelagial vor Südafrika überwintert. Zerstreut ist sie aber auch in weiten Teilen des östlichen und südlichen Atlantiks anzutreffen.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sepiasturmtaucher ist ein relativ großer Sturmtaucher mit brauner Oberseite, überwiegend weißer Unterseite und einem gelblichen Schnabel. Er ist mit einer Körperlänge von 44 bis 49 cm und einer Flügelspannweite von 117 bis 135 cm etwas größer als eine Sturmmöwe. Das Gewicht liegt zwischen 544 und 738 g. Die Geschlechter unterscheiden sich nur in der Größe. Die Flügellänge beträgt beim Männchen zwischen 331 und 360 mm, beim Weibchen zwischen 317 und 3015  mm.

Der Schnabel ist kleiner als beim Corysturmtaucher. Er ist beim Männchen zwischen 50 und 55 mm lang und ist an der Basis 18,5 bis 20 mm breit, beim Weibchen zwischen 46 und 53 mm lang und an der Basis 16 bis 19 mm breit. Er ist horngelb gefärbt und trägt hinter dem Haken eine schwarzen Fleck. Die Iris ist braun.

Die graubraune Färbung des Oberkopfes reicht bis weit unter das Auge. Oft findet sich um das Auge ein diffuser, dunkler Fleck und bisweilen ein schmaler heller Ring. Auf dem Oberkopf sind meist ein oder zwei Federn weiß. Die übrige Oberseite ist ebenfalls graubraun mit dunkleren Partien auf Schultern, Rücken und den kleineren Oberschwanzdecken. Im frischen Gefieder sind die einzelnen Federn breit hell gesäumt. Die hinteren Oberschwanzdecken können einen großen Weißanteil zeigen und ein hufeisenförmiges Band vor den schwarzbraunen Steuerfedern bilden.[1]

Beine und Füße sind blass fleischfarben mit einer schwärzlichen Tönung auf den Beinaußenseiten, der äußeren Zehe, den Gelenken und Schwimmhäuten. Die Läufe sind zwischen 51 und 57 mm lang.

Verbreitung und Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brutverbreitung des Sepiasturmtauchers reicht von Gibraltar bis in die Ägäis. Er brütet auf zahlreichen, meist unbewohnten Mittelmeerinseln oder lokal auch an der Küste. 2006 wurde ein Brutvorkommen von drei Brutpaaren an der französischen Atlantikküste bei Arcachon bekannt.[2] Einzelne Bruten wurden auch auf den Ilhas Selvagens festgestellt.[3]

Das mit Abstand größte Brutvorkommen befindet sich auf der Tunesischen Insel Zembra. Wurde der Bestand hier in den 1980er Jahren noch auf 15.000 bis 25.000 Brutpaare geschätzt, so ergaben genauere Erfassungen von 2010, dass dort wohl etwa zwischen 113.720 und 176.750 Paare brüten, was den bekannten Gesamtbestand der Art etwa verzehnfachen würde.[4] Er liegt damit bei zwischen 141.000 und 223.000 Brutpaaren, was acuh Zählungen auf dem Herbstzug zwischen 2003 und 2008 plausibel macht, deren Ergebnisse zwischen 150.000 und 211.000 Individuen lagen.[5]

Land Kolonien Brutpaare Jahr
Algerien
540 – 780 BP
Habibas-Inseln 300 – 500 2007
Rachgoun-Archipel 100 – 150 2013
Île Srigina ?
Île de Sainte Piastre ?
Inseln der westlichen Küste 90 – 130 2007
Spanien
3389 – 4705 BP
Isla de Alborán ?
Chafarinas 800 – 1000 2009
Columbretes 50 2012
Isla de Terreros und Isla Negra (bei Murcia) 30
Isla de las Palomas (bei Cartagena) 100
Islotes de Murcia (bei Murcia) 67 – 123
Mallorca (Es Pantaleu u.a.) 220 – 230
Menorca 950 – 1700
Cabrera 922
Ibiza 200 – 500
Formentera unter 50
Malta
4100 BP
Malta 1550 – 2000 2011
Comino 20 – 25 2011
Filfla 200 2011
Gozo 2300 – 2350 2011
Tunesien
113.970 – 177.250 BP
Galite-Inseln 250 – 500 2008
Zembra 113.720 – 176.750 2012
Frankreich Îles d’Hyères / Île du Levant 180 – 370 2012
Frioul-Inseln 70 2010
Riou-Archipel 280 – 300 2010
Giraglia 38 – 40 2010
Île de Cavallo / Îles Lavezzi 338 – 440 2010
Arcachon / Gironde 3 2006
Italien
13.344 – 21.873 BP
La Maddalena 615–1545
Tavolara-Archipel 10–50
Sulcis-Archipel (San Pietro, Sant’ Antioco) 505–1050
West-Sardinien 750–2450
Ost-Sardinien 40–150
Inseln vor Latium 220–345 2009
Toskana (Elba u. a. Inseln) 230–505
Ustica 15–20
Ägadische Inseln 60–150
Pantelleria 500–5000
Pelagische Inseln 10.070–10.120
Tremiti-Inseln 300–400
Kroatien
1200–1750 BP
Hvar ?
Lastovo / Sušac 200–350 2012
Vis–Archipel 750–1050
Griechenland
5191–8275 BP
Ionische Inseln 2060–3100 2014
Euböa 81–156 2014
Nördliche Sporaden 890–1295 2014
Kykladen 760–1395 2014
Kreta (mit Gavdos) 1245–2010 2014
Südliche Sporaden 30-80 2014
Dodekanes 125–250 2014

Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sepiasturmtaucher ernährt sich vorwiegend von Fisch, aber auch von Krustentieren und Kopffüßern. Gelegentlich werden auf der Wasseroberfläche schwimmende Abfälle wie beispielsweise Reste von Cephalopoden gefressen. Zum Beutespektrum zählen bei den Fischen der Gewöhnlicher Hornhecht, der Makrelenhecht, Fliegende Fische wie Hirundichthys rondeletii oder Cheilopogon heterurus, Schnauzenbrassen der Gattung Spicara oder Centracanthus cirrus, Bastardmakrelen, Makrelen der Gattung Scomber und Heringe (Clupeidae).[6]

Die Nahrung wird von der Wasseroberfläche gegriffen oder aber vor allem durch Eintauchen und kurze Tauchgänge gefangen. Dabei kann die Art bis 5,5 m tief tauchen. Meist erfolgt die Nahrungssuche bei Nacht und manchmal in großen Gruppen, wenn beispielsweise Delfine oder Thunfische kleinere Beutefische zusammentreiben. Bisweilen ist die Art auch gemeinsam mit Seevögeln wie Seeschwalben oder anderen Sturmtauchern (beispielsweise der Gattung Ardenna) zu finden.[6]

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sepiasturmtaucher werden im Alter von fünf bis 13 Jahren geschlechtsreif. Nur ausnahmsweise wurden brütende Vögel schon ab dem Alter von zwei Jahren nachgewiesen. Die Art führt eine monogame Saisonehe. Trennungen und Neuverpaarungen sind dabei relativ selten (2,7 % in einer untersuchten Kolonie in der Ägäis) und Fremdkopulationen genetisch bislang nicht nachgewiesen.[7]

Sepiasturmtaucher nisten in Kolonien, deren Größe zwischen einigen wenigen und tausenden von Brutpaaren liegen kann. Der Anteil von Nichtbrütern kann etwa 12 % betragen. Die Kolonien werden ab Februar besetzt. Die eigentliche Brutzeit beginnt jedoch erst im April. Zehn Tage zuvor verlassen die Weibchen die Kolonie, um sich auf See mit Nahrung zu versorgen und sich körperliche Reserven für die Brut anzufressen. Die Eiablage erfolgt insbesondere unter benachbarten Vögeln sehr synchron. Die Hauptlegezeit dauert zehn Tage und liegt zwischen Ende März und Anfang Juni. Der durchnittliche Termin ist der 25. Mai. Die Jungen schlüpfen im Laufe des Juli und zumeist in der zweiten Hälfte des Monats. Ende Oktober fliegen sie aus.[7]

Aktivitäten am Brutplatz finden ausschließlich nachts statt und können in hellen Vollmondnächten stark eingeschränkt sein. Die Nester befinden sich in Kaninchenhöhlen oder selbstgegrabenen Erdbauen von bis zu zwei Metern Tiefe, Felsspalten oder Hohlräumen und Höhlen, die bis zu 20 m tief sein können. Oft wird verhältnismäßig viel Nistmaterial wie trockener Tang, Zweig oder Halme hineingetragen und das Nest mit Steinchen, Schneckenhäusern oder Blüten umrandet.[7][8]

Das Gelege besteht aus einem glanzlosen, weißen Ei, das im Mittel etwa 68 × 45 mm misst und zwischen 49 und 56 Tagen bebrütet wird. Die braun bedunten Jungen werden zwischen zwei und acht Tage lang gehudert und in der Zeit danach nahezu jede Nacht einmal gefüttert, wobei nicht jeder Besuch der Altvögel am Nest mit einer Fütterung verbunden sein muss. Die Altvögel begeben sich zwischenzeitlich auf lange Nahrungsflüge, die hunderte Kilometer (während der Bebrütung der Eier sogar bis zu 750 km) umfassen können. Die Jungvögel fliegen nach 84 bis 98 Tagen aus.[7]

Die Überlebensrate vom Ausfliegen bis zur ersten Brut liegt nur bei etwa 33 %, die von adulten Brutvögeln mit knapp über 90 % deutlich höher. Sie kann aber von Jahr zu Jahr variieren. Eine erhöte Sterblichkeit kann beispielsweise La Niña verursachen. Zu den Prädatoren an den Brutplätzen zählen Wanderfalken, Iltisse, Uhus oder Schlangen. Auch Kaninchen können für Beeinträchtigungen sorgen, Ratten sogar den Bruterfolg stark gefährden (nur 39 % auf Linosa).[7]

Die Geburtsorttreue liegt bei Männchen etwa um die 95 %, bei Weibchen ist sie mit 46 % deutlich geringer. Etwa 84 % der Männchen und 76 % der Weibchen kehren zur Nistplatz des Vorjahres zurück. Die Konkurrenz um Bruthöhlen kann daher recht ausgeprägt sein.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carles Carboneras, Francesc Jutglar, Guy Kirwan: Scopoli’s Shearwater (Calonectris diomedea) (2016), in: J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, A. D. Christie, E. de Juana (Hg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona 2016
  • Urs N. Glutz von Blotzheim, K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 1: Gaviiformes – Phoenicopteriformes, AULA-Verlag, Wiesbaden 1993/2001 (Erstauflage 1966), ISBN 3-923527-00-4, S. 180 f
  • Magnus Robb, Killian Mullarney, The Sound Approach: Petrels night and day – A Sound Approach Guide, 2008, ISBN 978-90-810933-2-3, S. 54 f
  • Elena Gómez-Díaz, Jacob Gonzáles-Solís, Miguel Àngel Peinado, Roderic D. M. Page: Phylogeography of the Calonectris shearwaters using molecular and morphometric data, Molecular Phylogenetics and Evolution 41 (2006), S. 322–332, doi:10.1016/j.ympev.2006.05.006
  • Elena Gómez-Díaz, Jacob Gonzáles-Solís, Miguel Àngel Peinado: Population structure in a highly pelagic seabird, the Cory’s shearwater Calonectris diomedea: an examination of genetics, morphology and ecology, Marine Ecology Progress Series, Vol. 382, 2009, S. 197–209, doi:10.3354/meps07974
  • Meritxell Genovart, Jean-Claude Thibault, José Manuel Igual, Maria del Mar Bauzà-Ribot, Corinne Rabouam, Vincent Bretagnolle: Population Structure and Dispersal Patterns within and between Atlantic and Mediterranean Populations of a Large-Range Pelagic Seabird, PLoS ONE 8(8), August 2012, doi:10.1371/journal.pone.0070711
  • Lorraine Anselme, Jean-Patrick Durand: The Cory’s Shearwater Calonectris diomedea diomedea – Updated state of knowledge and conservation of the nesting populations of the small Mediterranean islands, Initiative PIM, 2012
  • Pierre Defos du Rau, Karen Bourgeois, Mathieu Thévenet, Lise Ruffino, Sylvain Dromzée, Ridha Ouni, Awatef Abiadh, Roger Estève, Jean-Patrick Durand, Lorraine Anselme, Gilles Faggio, Jaber Mohamed Yahya, Hamid Rguibi, Michel Renda, Bayrem Miladi, Hamrouni Hannibal, Slim Alilech, Aymen Nefla, Wahbi Jaouadi, Sofiene Agrebi, Sébastien Renou: Reassessment of the size of the Scopoli’s Shearwater population at its main breeding site resulted in a tenfold increase: implications for the species conservation, Journal of Ornithology, Oktober 2015, Volume 156, Issue 4, S. 877-892, doi:10.1007/s10336-015-1187-4

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carboneras et al. (2016), Abschnitt „Descriptive Notes“, siehe Literatur
  2. Robb et al. (2008) , siehe Literatur
  3. Carboneras et al. (2016), Abschnitt „Taxonomy“, siehe Literatur
  4. Defos du Rau et al. (2105), siehe Literatur
  5. Carboneras et al. (2016), Abschnitt „Status and conservation“, siehe Literatur
  6. a b Carboneras et al. (2016), Abschnitt „Food and feeding“, siehe Literatur
  7. a b c d e f Carboneras et al. (2016), Abschnitt „Breeding“, siehe Literatur
  8. Glutz von Blotzheim , S. 182 (siehe Literatur)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sepiasturmtaucher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Kategorie:Sturmvögel