Benutzer:Engelbaet/Spielwiese

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Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mary Lou Williams wuchs in einem Vorort (East Liberty) von Pittsburgh auf, als eines von elf Kindern. Sie brachte sich schon als Kind mit drei bis vier Jahren autodidaktisch das Klavierspielen bei, indem sie das gerade von ihrer Mutter Gehörte nachspielte. Später schulte sie sich mit Hilfe eines ihrem Onkel gehörenden elektrischen Klaviers, auf dem sie die Interpretationen von Jelly Roll Morton und James P. Johnson hörte und mitspielte. Als Elfjährige besuchte sie Konzerte, auf denen Stücke in den Arrangements von Don Redman gespielt wurden, und wo Earl Hines auftrat.[1] Ohne Wissen ihrer Familie trat bereits mit sechs Jahren in der Nachbarschaft als Pianistin auf, begleitete bald auch Stummfilme und spielte wenig später als Wunderkind auf Partys bei der Oberschicht, etwa bei den Mellons. Sie spielte nicht nur Ragtime, sondern auch klassische Stücke, Popsongs und Kirchenlieder.[2] Ab 1924 besuchte sie die Westinghouse High School. Mit 13 Jahren verließ sie die Schule, weil sie sich vor sexuellen Übergriffen von Männern aus der Nachbarschaft fürchtete. Ihr erstes Engagement hatte sie bei einer Vaudeville-Gruppe der TOBA, wo sie mit den üblichen Showeinlagen spielte, indem sie ein Stück beispielsweise mit den Fäusten spielte oder während des Spiels einmal ums Klavier rannte.[3]

Mit 16 heiratete sie den Saxophonisten John Williams, den sie in dieser Show kennengelernt hatte und mit dessen Vaudeville-Orchester sie seit 1925 auf Tour ging.[4] 1929 trat sie in die Band von Andy Kirk in Kansas City ein (The Twelve Clouds of Joy, damals noch The Dark Clouds of Joy), wo schon ihr Ehemann spielte, der die Leitung seiner eigenen Band Syncopaters seiner Ehefrau überlassen hatte. Sie hatte bei Kirk nicht nur Soli auf dem Piano, sondern übernahm auch bald die Arrangements.

1930 machte sie erste Aufnahmen unter eigenem Namen bei Brunswick Records. Nebenbei arrangierte und schrieb sie auch Nummern für andere Big Bands wie die von Benny Goodman (Roll ’Em), Jimmy Lunceford, Tommy Dorsey, Earl Hines und Duke Ellington, für den sie 1941 auch ein halbes Jahr als feste Band-Arrangeurin arbeitete. Gleichzeitig mit Fletcher Henderson schuf sie einige der ersten wirklichen Swing-Arrangements. Sie blieb bis 1942 bei Kirk und leitete danach eine eigene Band, der ihr kurzzeitiger zweiter Ehemann (Heirat 1942), Harold „Shorty“ Baker angehörte. Sie spielte im Café Society in Greenwich Village und hatte 1945 eine eigene Radiosendung (The Mary Lou Williams Piano Workshop) bei WNEW. Die von ihr komponierte Zodiac Suite, eine Verbindung von Jazz und klassischer Symphoniemusik, in der für jedes Tierkreiszeichen ein anderer Musiker, der unter diesem Zeichen geboren wurde, thematisiert wird, wurde von ihr 1945 bei Folkways Records veröffentlicht. Sie wurde 1945 in der Town Hall und 1946 in der Carnegie Hall vom New York Pops Orchestra aufgeführt (und das nächste Mal erst wieder 2000). Ab 1947 spielte sie mit der Frauenband Girls Stars.

In den 1940er Jahren unterstützte sie früh den Bebop - den sie auch in ihr eigenes Spiel integrierte - und wurde zur musikalischen Mentorin der Bebop-Pianisten Thelonious Monk und Bud Powell und arrangierte auch für die Dizzy Gillespie-Band. Anfang der 1950er Jahre sah sie sich aufgrund finanzieller Engpässe (sie hatte es versäumt sich ausreichend um die Copyrights ihrer Stücke zu kümmern) gezwungen, viel in Amerika und Europa zu touren. Sie trat mit Kenny Clarke und Oscar Pettiford im Downbeat Club auf und nahm 1952 in London an Big Band Projekten teil (mit dem Cab Calloway Orchester und später mit Ted Heath), begleitete 1953 Sarah Vaughan und trat 1954 in Paris u.a. mit Don Byas auf (Aufnahmen bei Vogue Records). Schon in Paris und nach ihrer Rückkehr in die Staaten 1954 wendete sich Williams als Ausweg aus ihren Depressionen der Religion zu. Sie predigte 1955 für die Abyssinian Baptist Church auf den Straßen Harlems. 1957 konvertierte sie unter dem Einfluss eines Jazz-begeisterten Priesters, den Dizzy Gillespie ihr vorstellte, zusammen mit Gillespies Ehefrau, einer engen Freundin, zum Katholizismus (Our Lady of Lourdes in Harlem, Ignatius of Loyola Church). Für drei Jahre wandte sie sich von der Musik ab, allerdings nicht völlig, da sie finanziell auf Nachtclub Auftritte angewiesen war. 1957 hatte sie auf dem Newport Jazz Festival mit der Dizzy Gillespie Band ein Comeback.

Sie leitete verschiedene eigene Bands und war als freie Arrangeurin für unzählige Grössen der Jazzwelt tätig.

Ab Mitte der 1950er Jahre komponierte sie viele religiöse Stücke wie die Suite Black Christ of the Andes (für den peruanischen Heiligen Martin de Porres, aufgenommen 1963 u.a. mit Budd Johnson, Grant Green, Percy Heath, den George Gordon Singers und den Ray Charles Singers). Den Text schrieb ihr spiritueller Mentor, der auch ihre Konversion begleitet hatte und sie überzeugte, weiter für religiöse Ziele musikalisch aktiv zu bleiben, der Jesuit Anthony Wood. Daneben war sie gemeinnützig tätig und gründete 1958 Bel Canto, das Musikern bei der Lösung ihrer Drogenprobleme helfen sollte, dem Crux vieler Musiker der Bebopszene der 1940er Jahre. Zehn Prozent ihrer musikalischen Erlöse ließ sie dem Projekt zukommen, für das sie auch einen Second-Hand-Laden (Thrift Shop) in Harlem betrieb. Aufgrund finanziellen Misserfolgs musste sie ihre Bel Canto Foundation allerdings 1968 aufgeben. 1964 begann sie regelmäßig im Jazzclub Hickory House aufzutreten und gründete mit Hilfe der katholischen Kirche in Pittsburgh ein Jazzfestival. Ebenfalls um diese Zeit wurde der junge Jesuitpater Peter O’Brien ihr spiritueller Berater und zugleich ihr Manager (eine Funktion, die er bis zu ihrem Tod ausübte). In den 1970er Jahren schrieb sie die erste vollständig mit Jazzmusik unterlegte katholische Messe (insgesamt komponierte sie drei Messen, darunter 1969 Music for Peace, auch Mary Lou’s Messe genannt). Sie spielte kontinuierlich in Clubs, Schul-Workshops und Festivals und trat in Radio und TV (u.a. in der Sesamstraße 1973 und in Billy Taylors Jazzmobile Workshop) auf. 1974 erschien ihr Album Zoning. Musikalisch blieb sie weiter offen und spielte beispielsweise 1977 ein Konzert mit Cecil Taylor in der Carnegie Hall (als Embraced bei Pablo Records erschienen).

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt komponierte Mary Lou Williams über 350 Stücke und Kompositionen. Sie nahm mehr als hundert Platten (Singles und Langspielplatten) auf.[5]

Ihre Mischung aus Jazz, Gospel und Klassik ist sehr charakteristisch.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das von ihr geschriebene Material war der Zeit um Jahre voraus. Ihr Beitrag als afroamerikanische Frau zur Jazz-Kultur wurde gegen Ende ihres Lebens auch allgemein gewürdigt - unter Musikern war sie schon seit ihren Swing Zeiten den 1930er Jahren und ihrer Öffnung für neue Strömungen wie den Bebop in den 1940er Jahren eine Legende (Duke Ellington nannte ihre Musik „perpetually modern“). 1978 wurde sie zu einem Salute to Jazz ins Weiße Haus eingeladen. Von 1977 bis zu ihrem Krebstod 1981 war sie als Artist in Residence (ab 1980 auch mit Lehrauftrag) an der Duke University in Durham, North Carolina, wo das heutige Mary Lou Williams Center for Black Culture entstand. Sie erhielt 6 Ehrendoktorhüte und war zweimal Guggenheim-Stipendiatin.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Linda Dahl: Morning Glory: A Biography of Mary Lou Williams. 1999
  • Tammy L. Kernodle: Soul on Soul: The Life and Music of Mary Lou Williams. 2004

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. L. Dahl, Morning Glory (1999), S. 26, 34
  2. Dabei verdiente sie mehr als ein Arbeiter. Vgl. Dahl, S. 22ff.
  3. Vgl. Dahl, S. 37ff.
  4. Vgl. Dahl, S. 49.
  5. T.L Kernodle Soul on Soul: The Life and Music of Mary Lou Williams (2004)