Benutzer:Fraoch/Baustelle2

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Licht und Blindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[1]


Der größte Teil des Jahres 1979 verging mit gut 70 Konzerten, die mit einer einzigen Ausnahme (Paris) in Großbritannien stattfanden, die meisten davon in Manchester und Umgebung. Außerdem erschien die Single Transmission, die zweite Peel Session wurde aufgenommen und gesendet, und die Band trat mit zwei Songs, Transmission und She’s Lost Control, im Fernsehen auf BBC 2 auf.

1980: Europatour und Closer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fotografie des für die Gestaltung des Albums genutzten Grabmals

Im Januar 1980 brach die Band zu einer einmonatigen Europatour auf, mit Konzerten in den Niederlanden, Belgien und Deutschland (am 15. Januar 1980 im Basement, Köln vor 150 Zuschauern und im Kantkino in Berlin[2]). Im März des Jahres veröffentlichten sie die Single Licht und Blindheit mit den Songs Atmosphere und Dead Souls, im April die Single Love Will Tear Us Apart. Diese blieb – wie alle vorausgehenden Veröffentlichungen – zunächst ohne nennenswerten kommerziellen Erfolg. Ebenfalls im März fanden in den Londoner Britannia Row Studios die Aufnahmen für das wiederum von Martin Hannett produzierte und von Peter Saville gestaltete zweite Album Closer statt. Außerdem wurde für den Frühsommer eine Amerika-Tour geplant.

Ende und Nachwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ian Curtis' Grabstätte

Das Ende von Joy Division kam abrupt, als sich Ian Curtis im Mai 1980, zwei Tage vor der geplanten ersten Amerika-Tour, in seinem Haus in Macclesfield bei Manchester erhängte. Motive für seine Tat kann man in seiner Krankheit oder auch im persönlichen Umfeld vermuten. Die Epilepsie war in den vergangenen Wochen verstärkt aufgetreten, die Anfälle wurden zudem bei Konzerten oft als besondere Einlage fehlinterpretiert. Curtis litt zunehmend auch am Druck, mit Joy Division praktisch allein Factory Records am Leben erhalten zu müssen. Darüber hinaus hatte er sich von seiner Frau, mit der er eine damals einjährige Tochter (Natalie) hatte, offenbar entfremdet, unterhielt mit der Journalistin Annik Honoré eine sehr enge Beziehung, wollte sich aber unter keinen Umständen scheiden lassen.

Die Single Love Will Tear Us Apart wurde nach Curtis’ Tod, im Juni 1980, erneut veröffentlicht. Sie ist das bekannteste Beispiel für die musikalische Ausdruckskraft von Joy Division. Im Juli 1980 wurde die LP Closer veröffentlicht. Die ursprünglich für Mai 1980 geplante Veröffentlichung verzögerte sich und so erschien Closer nach Curtis’ Tod. Das Album wurde ein beachtlicher kommerzieller Erfolg und wird wegen seiner stilistischen Vielfalt und reiferen Spieltechnik meist als Höhepunkt des Schaffens von Joy Division gefeiert.

Die Restmitglieder mit Albrecht als Sänger, der sich nun Sumner nannte, versuchten im Anschluss in der Neuformierung New Order noch kurze Zeit den für Curtis typischen tiefen Gesangsstil zu imitieren (unter anderem auf dem nachfolgenden New-Order-Singlealbum Ceremony), lösten sich aber bald von dem für Joy Division typischen Sound und fanden, nun ergänzt durch die Gitarristin und Keyboarderin Gillian Gilbert, zu ihrem eigenen, mehr von Synthesizern bestimmten Stil.

Werk und Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[3]
Closer
 UK626.07.1980(8 Wo.)
Unknown Pleasures
 UK7130.08.1980(1 Wo.)
Still
 UK517.10.1981(12 Wo.)
Substance 1977-1980
 UK723.07.1988(11 Wo.)
 US14627.08.1988(8 Wo.)
Permanent 1995
 UK1601.07.1995(3 Wo.)
Heart & Soul
 UK7007.02.1998(1 Wo.)
The Best Of
 UK6305.04.2008(2 Wo.)
Total: From Joy Division to New Order (mit New Order)
 UK5118.06.2011(2 Wo.)
Singles[3]
Love Will Tear Us Apart
 UK1328.06.1980(25 Wo.)
The Peel Sessions EP
 UK9613.12.1986(3 Wo.)
Atmosphere
 UK3418.06.1988(5 Wo.)

Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der populäre Klang von Joy Division entwickelte sich erst über die aktive Zeit der Band. Die ersten Konzerte, sowie die Demoaufnahme als Warsaw ordnen sich noch verstärkt dem Punkrock unter. Das frühe Warsaw-Lied You’re No Good for Me beschrieb Hook als schlechte Kopie der Buzzcocks.[4] Die Band spielte vornehmlich schnelle Songs zu welchen Curtis schrie. Seinen später prägenden Bariton hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausreichend entwickeln können.[5] Zu dem bekannten Gesangsstil der Band kam Curtis erst als die Band im Big Alex einer Lagerhalle, in welcher „zwölf Bands gleichzeitig übten[…]. Um dagegenhalten zu können, musste sich Ian die WEM-PA kaufen.“ (Hook)[6] Nachdem Curtis in den leistungsstärkeren Verstärker investiert hatte, hatte er die Möglichkeit singend und sprechend die Lautstärker der Musik gleichzeitig probender Bands zu übertönen sowie die Lautstärke der eigenen Band zu halten. Während einer Probe probierte Terry Mason seine Gitarre an Curtis Verstärker anzuschließen, da ihm kein Verstärker zur Verfügung stand und Curtis zu diesem Zeitpunkt nicht sang. Der Verstärker verzerrte den Gitarrenklang, woraufhin Sumner den Verstärker nutzte und die helle Verzerrung zum Teil des Klangs der Band wurde.[7] Mit Morris Zugang zur Band fand sich die Grundform des bandeigenen Klangs. Hook beschreibt Morris’ Schlagzeugspiel als kraftvoll und strukturiert. Während andere Schlagzeuger einfach „hämmern“, „spielte“ Morris auf dem Instrument. „Man merkte, dass er in einem Jazz-Trio gespielt hatte, weil es war, als ob er irgendwie das Gefühl und die Komplexität vom Jazz mit der Kraft und Energie von Rock und Punk verband.“ (Hook)[8] Sumner beschrieb Morris Schlagzeugspiel als passiv. Morris reagierte und folgte so dem Rhythmus der Band während Hook die Melodieführung der Stücke übernahm und er selbst eher Rhythmen und Akkorde spielte.[9] Laut Hook bedingte Sumners spielerische Sparsamkeit einen Teil der Besonderheit von Joy Division.[10] Während Sumner gelegentlich von Außenstehenden die Rolle des musikalischen Bandkopfes zugeschrieben wird,[11] bezeichnete Hook Curtis als denjenigen, der den Klang der Band definierte.[12] Jedoch wurden der Klang der Gitarre und des Bass ebenso wie Curtis Gesang durch technische Anforderungen mitgeprägt. Der von Sumner genutzte Verstärker erreichte die von ihm angestrebte Verzerrung nur, wenn dieser sehr laut spielte,[9] woraufhin Hook sich einen neuen Lautsprecher für seinen Sound-City-Verstärker zulegte. Der gebrauchte Celestion-Lautsprecher harmonierte allerdings nicht bei tiefen Tönen mit dem Verstärker, weshalb Hook, der sich weigerte einer Gitarrenmelodie zu folgen, sich im Proberaum auf hohe Töne reduzierte. Die neue Konstellation griff Curtis auf und wies die Musiker an. Hook sollte hohe Töne spielen, Sumner Barrégriffe und Morris „Dschungeltrommeln“.[12]

Simon Reynolds beschreibt die Wirkung der frühen Band als, „in den Ohren der meisten Zeitgenossen wie eine vom Punk beeinflusste Hardrockband[.]“ (Simon Reynolds) Es ließe sich jedoch eine „metallisch schimmernde Andersartigkeit“ heraushören. Ein Bezug welchen Reynolds sowohl wörtlich, als auch im Sinn des Metal von Black Sabbath herstellt. So vergleicht er das Lied Digital mit Paranoid, sieht jedoch in der Musik und in den Texten von Joy Division andere „weniger plump[e]“ Bezugspunkte, gegenüber dem Metal.[13] Die Abkehr der Band vom Punk führt Hook ebenso wie die von dem Namen Stiff Kittens unter anderem auf Ausschreitungen während und nach dem letzten Manchester-Konzert der Sex Pistols zurück.

„Wenn die Fußballfans auftauchen –die Arschlöcher die nur spucken und Flaschen schmeißen wollen –, ist es Zeit, weiterzugehen, und Leute wie die Buzzcocks und dann wir, Magazine, The Fall und Cabaret Voltaire fanden schließlich einen Weg vorwärts.“

Peter Hook: Unknown Pleasures[5]

Nach Jon Savage spielten Joy Division keinen Punk, wurden jedoch direkt von der Energie des Punk inspiriert.[14] Reynolds verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Originalität der Band deutlich wurde, als sie das Tempo reduzierte. „Abzüglich des schnellen, verzerrten Punksounds klang die Musik karg und schlicht. Hooks Bass transportiert die Melodie, Sumners Gitarre lässt Lücken, statt den Mix mit dichten Riffs aufzufüllen, und das Schlagzeug von Steve Morris scheint den Rand eines Kraters nachzuzeichnen. Curtis sing von einem ‚einsamen Ort‘ im Zentrum dieser leeren Fläche aus[Sic!].“ (Reynolds)[15] Heinze schreibt der Band eine „innovative Stilrichtung, die das schwermütige und deprimierende Lebensgefühl einer ganzen Generation zum Ausdruck brachte“ zu. Die Musik sei eine eigenwillige Mischung aus metallenen, monotonen und düsteren Klanglandschaften, die durch die hypnotische Stimme ihres Sängers […] getragen wurden.[16] Heinze bezeichnet die Band als eine der maßgebenden Post-Punk-Bands und nennt derweil die später rückwirkenden Kultur- und Genrezuordnungen als der „Herkunft und Geschichte der Band keineswegs gerecht“ werdend.[16] Dennoch wird die Band zu den wichtigsten Vorreitern des Gothic Rock gezählt.[17]

Texte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Songtexte, jenseits der von Hook verfassten Texte zu Novelty und At a later Day stammen alle Liedtexte der Gruppe von Curtis.[18] Nach Curtis Suizid wurden seine Texte häufig hinterfragt und im Hinblick auf seine Gemütsverfassung gedeutet. Curtis negierte zu Lebzeiten allerdings eine konkrete inhaltliche Bestimmung seiner Texte.

„Ich schreibe nicht über irgendwas Bestimmtes. Ich schreibe aus dem Unterbewusstsein.“

Ian Curtis[19]

Ein wenig Rezeptionsgeschichte: Thompson, Genesis P-Orridge, et al.

Ikonisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Teil der von Kevin Cummins und Anton Corbijn erstellten Fotografien sowie einige der von Peter Saville erstellten Designs, im besonderen dass des Albums Unknown Pleasures wurden nach Curtis Tod Ikonisiert und vielfach als Merchandising-Artikel vermarktet. Derweil verlief die Vermarktung der Bandfotos und -designs ohne das zutun der verbliebenen Musiker, die sich dieser Form der Eigenpromotion verwehrten und die Vermarktung von Bandartikeln als Ausbeutung der eigenen Fans bezeichneten.[20] Neben Merchandising-Artikeln existiert eine Vielzahl direkter Adaptionen, Zitate der Fotografien und Designs, sowie viele durch diese inspirierte grafische Aufarbeitungen. Hook beschreibt das, später idealisierte Konzept hinter dem Auftreten und der Gruppe als „Anti-Image“ bei welchem nicht die Musiker, sondern die Musik im Vordergrund stehen sollte.[21]

„[E]s ging um Anonymität und darum, [cool] und grau zu sein, zugeknöpft gegen die Kälte. In vielen unserer Bilder stehen wir mit gekrümmtem Rücken da oder dem Rücken nach vorne, was eine Mischung war aus [cool] sein und einen Scheiß auf das ganze Image-Business geben.“

Peter Hook[21]

Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauhaus, hier bei einem Auftritt 2006, stehen laut Reynolds in der direkten Tradition von Joy Division

Nach Curtis Tod wurden eines von Corbijns Fotos vom NME im Juni 1980 als ganzseitiges Frontbild genutzt. Laut Rolling Stone veränderte dieses „oft zitierte Foto, auf dem die Bandmitglieder mit dem Rücken zur Kamera eine U-Bahn-Treppe hinunterschauen“ die Ästhetik der Rockmusik über Jahrzehnte hinweg.[22]

Imitationsschwemme Coverartwork-Einfluss

Die Musik von Joy Division nimmt bis heute einen bedeutenden Platz in der Geschichte der Pop- und Rockmusik ein und beeinflusste etliche andere Bands. Dave Thompson nennt die Band eine der meistbeachteten und einflussreichsten Bands ihrer Zeit.[23]

Der Band wird nachhaltiger Einfluss auf die Entstehung des New Wave, Cold Wave, Gothic Rock und Dark Wave zugesprochen.[23] Dabei wurde der Stil der Band häufig im Kontext dieser Musikgenre adaptiert. Dennoch gilt Joy Division als ein von diesen Genrebereichen unabhängiges „singuläres Phänomen“.[16] Simon Reynolds sieht die Bands des frühen Gothic zum Teil in der direkten Nachfolge der Band.[24] Insbesondere Ian Curtis’ Gesang und Peter Hooks Bassspiel flossen anhaltend in den Klang vieler Interpreten des Gothic ein.[25] In Frankreich legten die Alben von Joy Division den Grundstein für die Cold-Wave-Bewegung, aus der Anfang der 1980er zahlreiche Bands hervorgingen. Im deutschsprachigen Raum beeinflusste die Band – neben den bereits genannten Genres – Künstler wie EA80,[26], Grauzone[27] und Phillip Boa[28]. So gilt die Band gemeinhin als mit „[s]tilprägend für […] New Wave und seiner deutschen Spielart Neue Deutsche Welle“.[29]

Die Band gilt darüber hinaus als Inspirationsquelle für ungezählte weitere Musikgruppen. Ihr wird unter anderem Einfluss auf Moby, Depeche Mode, U2, The Chemical Brothers, The Cure, Swans, Nine Inch Nails, Nirvana oder The Rapture zugeschrieben.[30][31] Neben zahlreichen weiteren Interpreten nahm Joy Division Anfang der 2000er Jahre Einfluss auf eine Reihe neuer Post-Punk-Bands, die sich „in ihren äußerlichen Ausdrucks- und Kleidungsformen unübersehbar auf sie“ bezogen. Besonders hervorgehoben wurden hier Interpol, Editors und The National.[32] Viele der seit Mitte der 1990er Jahre aktiven Post-Rock-Bands, vor allem Mogwai, geben Joy Division als eine ihrer maßgeblichen musikalischen Inspirationsquellen an.[33]

Auch beziehen sich Bands des Post-Metals wie Neurosis[34], Year of No Light[35], Cult of Luna[36] Dirge[37] und Tephra[38] auf Joy Divison. Ebenso ist der Einfluss von Joy Division bei Bands aus dem Black-Metal-Umfeld, wie Amesoeurs,[39] Joyless,[40] Circle of Ouroborus[41] oder Lifelover[41][42] auszumachen.

Soziokulturelle Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Memorial-Plakette der Strawberry Studios enthält trotz der Popularität der Gruppe keinen Hinweis auf Joy Division
  • Viele Produktpiraterie - Hook
  • Hohe Soziokulturelle Rezeption in Jugendkulturen (Schwarze Szene - Nym / Alternative - Thompson / Punk - Büsser)
  • Geringe Pflege der Bedeutung in Manchester - ME

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Band wurde als erstes der Name Stiff Kittens zugeschrieben. Dieser entsprang dem Vorschlag des Managers der Buzzcocks Richard Boon.[43] Kurz nach Curtis einstieg empfanden die Bandmitglieder den Namen jedoch als „zu sehr ‹Cartoon Punk›“ (Peter Hook) und suchten nach einem anderen Namen.[44] Laut Hook fiel die Entscheidung für den Namen Warsaw der Band leicht, „viel einfacher als alle Namenswechsel die noch folgen sollten.“ Die Band wählte den Namen, da er „kalt und hart klang.“ Als Alternative hätte lediglich Berlin zur Wahl gestanden, jedoch bedingte das Stück Warszawa von David Bowies Album Low letztendlich die Entscheidung, da alle Musiker der Band dieses Stück mochten.[45] Nachdem Warsaw Pact im November 1977 ihr Album Needle Time in Rekordzeit veröffentlicht hatten, erlangte die Band kurzfristig ausreichend Ruhm um ungewollt Warsaw die Möglichkeiten zu Konzertbuchungen zu nehmen. Die Band wurde stetig verwechselt und stieß nach der Aufklärung auf Ablehnung als potentielle Liveband. Die Mitglieder beschlossen daraufhin ihren Namen erneut zu ändern und wählten Joy Division in Anlehnung an den Roman The House of Dolls von Yehiel Feiner, welches auf deutsch als Höllenfahrt (Gerlingen, 1980), Das Haus der Puppen (Paris, 1960; München, 1995), Nazi-Puppenhaus und Freuden-Abteilung! (Paris, 1960) erschien.[46] Der Vorschlag die Band Joy Division zu nennen ging von Ian Curtis aus. Curtis hatte das Buch gelesen und Auszüge daraus im Stück No Love Lost genutzt. Hinzukommend hatte er den anderen Bandmitgliedern das Buch zur Lektüre gegeben. Als Alternative standen unter anderem Slaves of Venus und Boys in Bondage zur Wahl. Joy Division war der in dem Buch genutzte Name, der Gruppen jüdischer Frauen gegeben wurde, „die in Konzentrationslagern den Nazi-Soldaten sexuell zur Verfügung stehen mussten.“ (Peter Hook)[47] Hook und Morris hoben die Identifikation mit den Opfern des Regimes als prägend für die Namensgebung hervor.[15][47]

„Es waren die Unterdrückten, nicht die Unterdrücker. Was auf eine punkige, ‹No Future›-Art genau das war, was wir mit dem Namen ausdrücken wollten. Es war ein bisschen wie Slaves of Venus, nur nicht so scheiße.“

Peter Hook[47]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Rückseite der An-Ideal-for-Living-Single adaptierte Sumner den Jungen im Vordergrund und den SS-Mann Josef Blösche mit MP im Anschlag, einer Fotografie aus dem Stroop-Bericht

Ähnlich wie die Industrial-Gruppe Throbbing Gristle, welche zu den Einflüssen und Freunden von Joy Division zählte,[48] wurde auf Plattencovern und in Booklets (An Ideal for Living) sowie bei Konzerten mit Nazi-Ästhetik oder ähnlichen Designs ‚experimentiert‘. Die An-Ideal-for-Living-7"-Single erschien ursprünglich mit einem, von Sumner gezeichneten und von einem Hitlerjugendplakat adaptiertem, Hitlerjungen als Covermotiv im Selbstverlag. Der Restbestand der Single wurde am 3. Juni veröffentlicht. Am 10. Oktober 1978 wurde die Single erneut aufgelegt, diesmal als 12"-Maxisingle mit einem Baugerüst als Covermotiv. Rob Gretton veranlasste die Änderung der Gestaltung um sich vom Nazi-Image der Band zu lösen.[49] Noch im Juni wurde die An Ideal for Living im Sounds unter dem Titel „Nicht noch so ein Faschismus-aus-Spaß-und-Profitgier-Mob.“ (Sounds)[10] besprochen Am 9. Juni 1978, eine Woche nach der 7"-Single erschien der The-Short-Circuit-Sampler von Virgin Records, auf welchem Sumners Heß-Ruf vor der Aufnahme von At a Later Date zu hören ist.[50] Der dem Roman House of Dolls entlehnte Name Joy Division, nach einer Prostituierten-Riege in einem deutschen Konzentrationslager, bedingte Vorwürfe wegen einer angeblichen geistigen Nähe zum Nationalsozialismus.[51] Ebenso trug der harte Klang von Bernard Sumners deutschem Pseudonym Albrecht zu Diskussionen um die politische Ausrichtung bei. Auch, dass frühe Lieder wie Walked in Line den Faschismus unmittelbar thematisierten trug zu den Kontroversen um die Band bei.[52] Auf der Tonspur ihres ersten Videos befindet sich die Rede des Polizeichefs von Manchester, in der er die Einrichtung von Arbeitslagern für die vielen Arbeitslosen der Stadt fordert. Daran schließen sich gebrüllte Nazi-Parolen deutscher SS-Leute an. Diese Elemente, wie auch der Name Warsaw, werden heute meist als bitter-sarkastischer Kommentar zu Militarismus und Gewaltherrschaft interpretiert. Der Titel der ersten Single An Ideal for Living weckte ebenfalls entsprechende Assoziationen. Derweil erklärt Hook die Nazi-Ästhetik als Teil einer Faszination und allgemeinen Fixierung auf den Krieg, die zuvor schon durch Sex Pistols, Siouxsie and the Banshees und Throbbing Gristle provozierend aufgegriffen wurde.[51]

Neuen Auftrieb für Gerüchte um die politischen Positionen der Bandmitglieder gab es, als sich die verbliebenen Musiker den neuen Namen New Order gaben, die englische Bezeichnung für Hitlers Neue Weltordnung. Der Name kann aber auch schlicht als „Neue Ordnung“ oder „Neue Richtung“ interpretiert und auf die musikalische Wandlung nach Curtis’ Tod bezogen werden.

  1. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Es klingt wie ein verdammter Helikopter, S. 178.
  2. Michael Kloft: Zwischenreich des Post-Punk. einestages/Spiegel Online, 14. Januar 2010, abgerufen am 6. August 2010.
  3. a b Chartquellen: UK US
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hook86.
  5. a b Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Er war bloß ein Junge mit «Hate» hinten auf seiner Jacke, S. 70.
  6. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Er war einer von uns, S. 72.
  7. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Er war bloß ein Junge mit «Hate» hinten auf seiner Jacke, S. 72 f.
  8. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Diese Arschlöcher zeigten uns den Stinkefinger, S. 73.
  9. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Mojo.
  10. a b Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Ich habe ihm genau erklärt, wo er sich seine Vibratoren hinstecken soll, S. 105.
  11. Paul Lester: It felt like someone had ripped out my heart. The Guardian, abgerufen am 31. Juli 2015.
  12. a b Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Ich habe ihm genau erklärt, wo er sich seine Vibratoren hinstecken soll, S. 106.
  13. Simon Reynolds: Rip It Up And Start Again. Hannibal-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-85445-270-6, Just Step Sideways, S. 200.
  14. Deborah Curtis: Touching from a Distance: Ian Curtis and Joy Division. Faber, London 1995, ISBN 0-571-17445-0, Foreword von Jon Savage, S. IX–XVI hier IX.
  15. a b Simon Reynolds: Rip It Up And Start Again. Hannibal-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-85445-270-6, Just Step Sideways, S. 201.
  16. a b c Carsten Heinze: Joy Division. In: Rock and Pop in the Movies 1. Band 1/2011, Nr. 1, 2011, ISSN 2193-3901, S. 158.
  17. Dave Thompson: Schattenwelt. Helden und Legenden des Gothic Rock. Hannibal Verlag, Höfen 2004, ISBN 3-85445-236-5, Der Sammelbegriff „Goth“, S. 19.
  18. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, er war einer von uns, S. 73.
  19. Mick Middles: Joy Division: Everyone calls us Nazis. The Guardian, abgerufen am 14. April 2016: „I don’t write about anything in particular, I write very subconsciously“
  20. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Ich habe ihm genau erklärt, wo er sich seine Vibratoren hinstecken kann, S. 104.
  21. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hook190.
  22. Joachim Hentschel: Liebe und Tod, Heute vor 34 Jahren verstarb Ian Curtis. Rolling Stone, abgerufen am 15. August 2016.
  23. a b Dave Thompson: Alternative Rock. Third Ear − The Essential Listening Companion. Miller Freeman Books, 2000, ISBN 978-0-87930-607-6, Joy Division, S. 439–441.
  24. Simon Reynolds: Rip It Up And Start Again. Hannibal-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-85445-270-6, Dark Things, S. 430.
  25. Simon Reynolds: Rip It Up And Start Again. Hannibal-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-85445-270-6, Dark Things, S. 433.
  26. Dominik Oswald: Deutschpunk. Eine Bestandsaufnahme. The Gap, abgerufen am 13. Februar 2014.
  27. Samuel Mumenthaler: 50 Jahre Berner Rock. Hrsg.: Berner Zeitung. 15. Juni 2008.
  28. Phillip Boa and the Voodooclub. Kleiner Tod, abgerufen am 30. November 2015.
  29. Marcus Maeder: Mehr als Eisbären: Elektronische Musik in der Schweiz. norient, abgerufen am 30. November 2015.
  30. Chris Weiss: Shades of Black. In: Musikexpress. Dez13, Nr. 696, 2013, ISSN 1618-5129, S. 40.
  31. Simon Reynolds: Music to Brood by, Desolate and Stark. NYTimes.com, abgerufen am 29. Juli 2015.
  32. Carsten Heinze: Joy Division. In: Rock and Pop in the Movies 1. Band 1/2011, Nr. 1, 2011, ISSN tba(?!), S. 159.
  33. Joachim Hiller: Rock Action Heroes. Ox-Fanzine, abgerufen am 30. Juli 2015.
  34. Leah Sottile: "What Are We to the Stars?": Neurosis' Steve Von Till Gets Deep on the Majestic Splendor of Idaho. Noisey/VICE, abgerufen am 29. Juli 2015.
  35. Alexander Eitner: INTERVIEWS :: Mathieu, Johan & Pierre von Year Of No Light. metalnews, abgerufen am 29. Juli 2015.
  36. Evil Dr. Smith: Cult of Loonie Tunes. lordsofmetal.nl, abgerufen am 29. Juli 2015.
  37. Captain Chaos: DIRGE: Akustische Naturereignisse. Vampster, abgerufen am 30. Juli 2015.
  38. Lars Heitmann: Tephra Interview. metalinside.de, abgerufen am 29. Juli 2015.
  39. Captain Chaos: AMESOEURS: Amesoeurs. Abgerufen am 14. April 2016.
  40. Taakefrost Reviews – Sektion J – Joyless/Wild Signs Of The Endtimes. taakefrost.de, archiviert vom Original am 12. September 2012; abgerufen am 6. August 2010.
  41. a b Robert Müller: Der Tote Winkel. Hören mit Schmerzen. In: Metal Hammer. November 2009, 2009, S. 93.
  42. Dominik T.: NONPOP > LIFELOVER: Pulver (Rezension) – Black Metal einmal ganz anders. nonpop.de, abgerufen am 6. August 2010.
  43. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Ist das eine Bassgitarre?, S. 64.
  44. Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Er war bloß ein Junge mit «Hate» hinten auf seiner Jacke, S. 70.
  45. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hook77.
  46. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hook102f.
  47. a b c Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Prolog, S. 13.
  48. Dave Thompson, Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock. Hannibal, 2004, ISBN 3-85445-236-5, S. 56.
  49. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hook13ff.
  50. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Chronik3.
  51. a b Peter Hook: Unknown Pleasures. Metrolit, Köln 2013, ISBN 978-3-8493-0064-7, Ich habe ihm genau erklärt, wo er sich seine Vibratoren hinstecken soll, S. 104 f.
  52. Chris Weiss: Spiel mit dem Feuer. In: Musikexpress. Dez13, Nr. 696, 2013, ISSN 1618-5129, S. 41.