Benutzer:Gerhardfischer1/Artikel1

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St. Lukas Kirche in Graz

Othmar Krenn (* 27. März 1952 in Gratwein-Straßengel, † 19. April 1998 in der Nähe von Ilz) war ein steirischer freischaffender Aktionskünstler, Maler, Bildhauer, Grafiker.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren und aufgewachsen in Gratwein-Straßengel verbrachte er in seiner Kindheit mit seinem Großvater viel Zeit in den Wäldern und auf den Almen in der Umgebung. Diese Naturverbundenheit, aber auch sein Vater, ein Schlosser, prägten ihn sehr. In dessen Werkstätte arbeitete er mit und absolvierte daher auch schließlich von 1967-71 eine Schlosserausbildung. Studienreisen zogen ihn danach nach Italien und Ex-Jugoslawien. Durch die Bekanntschaft mit Abt Paulus Rappold zog er 1972 in ein Atelier im Stift Rein bei Graz, wo er - teilweise in einer Mönchszelle lebend - Restaurierungen vornahm und eigene Arbeiten, wie Kleinplastiken aus Silber und Gold und auch Schmuck schuf.[1]

Seine erste Ausstellung fand 1973 in Graz, in der damaligen Galerie Moser 8 mit surrealistischen Ölbildern, statt. Ein Jahr später folgte eine Aktion, wo er einfache Kleidungsstücken mit "ReadyMade"-Stempeln im Hof der Firma Kastner & Öhler bedruckte. 1976-77 baute er ein eigenes Atelier in seinem Elternhaus in Gratwein-Straßengel. Unter dem damaligen Werbeleiter Horst Gerhard Haberl kreierte O. Krenn 1977-79 einen Flügelschuh als Kunst-Werbung für die Firma Humanic.

Kunstzug in Gratwein-Straßengel bei Graz

1979 folgte die Waldaktion: Über ... Monate zog er sich dabei mit Freunden im Wald auf seinem, im selben Jahr erworbenen Anwesen im "Ziegelofen", einer alten Ziegelfabrik in Gratwein-Straßengel, als Naturmensch in einer Erdhöhle lebend, zurück. Das Konzept dazu wurde ein Jahr zuvor beim „steirischen herbst“ eingereicht. Im Kulturzentrum bei den Minoriten Graz präsentierte er schlussendlich die Ergebnisse der Waldaktion (als Begleitaktion nahm O. Krenn ein Bad im Erzherzog-Johann-Brunnen am Grazer Hauptplatz).[2]

Im selben Jahr/Monat nahm er mit seiner Aktion Zeitspanne bei der Biennale "Expansion" im Wiener Stadtpark teil. Dabei ließ er sich ein an mehreren Punkten verankertes Stahlseil durch eine Öhse im Ohr ziehen, entlang dieser "Rasterlinie" bewegte er sich.

1980 fand in der Neuen Galerie in Linz (heutiges Lentos Kunstmuseum) die Aktion Körper-Einrasterung statt. Diese Einrasterung war dem Naturmaß Krenns (ca. 2m Höhe) genau angepasst. Sie bestand aus rostfreien "Stahlgurten", drei starren Konstruktionen, der Rest, die kleinen Rasterverschiebungen, war offen und hielt somit den ganzen Raster- und Körperkomplex mit Stahlhaken zusammen. Ihm ging es dabei um das Aufzeigen des Urzustandes des Körpers (Fleisch) im Gegensatz zur Jetztzeit, zum Eingriff des Zeitrasters (Metall).

Drei Jahre später ging er noch etwas weiter: Die Aktion Zeitrasterkäfig fand 1983 in der Grazer Innenstadt und 1985 in New York City, Park Avenue statt. Wobei sich O. Krenn in einen Ein-Mann-Käfig aus rostfreiem Stahl auf Rollen einsperrte und nur von mehreren Helfern transportiert und somit Handlungen der täglichen Routine nachgehen konnte - wie z.B. Einkaufen im Warenhaus, Benutzung einer öffentlichen Toilettenanlage oder Straßenbahnfahren.

(Gratwein-Straßengel: Eröffnung der „Ersten Österreichischen Kulturklinik für Kunstkranke“, gemeinsam mit Prof. artis causa Robert Siegel, der ihn seit seiner Waldaktion begleitet)

1983 heiratete er Brigitte Kaimel und seine Tochter Anna-Maria wurde geboren; (Reise nach Alexandria, Ägypten: Ausstellung unter Patronanz des Goethe-Instituts)

1984 Graz, Firma Leykam: Teilnahme am „Projekt Arbeit“ der Steirischen Kulturinitiative (Schutt vom Plabutschtunnel in einen Container eingeschweißt und auf dem Hauptplatz abgeladen);

Im März 1986 wurde sein Sohn Christoph Emanuel geboren. Stift Rein: Aktion Hirtenstab (Verätzung der Oberfläche des von Krenn für Abt Paulus Rappold hergestellten Hirtenstabs anlässlich dessen Abberufung).

1986 erhielt er auch den Auftrag für die Innenraumgestaltung der Kirche St. Lukas Graz, welche 1995 fertiggestellt und eingeweiht wurde. 1990 begibt sich Krenn im Zuge der Planungsarbeiten für St. Lukas mit Freunden auf eine Reise nach Ägypten und weiter über die Sinai-Halbinsel, um auf den den Spuren Mose den Exodus nachzuvollziehen. Sande dieser besuchten Orte - darunter der Berg Sinai, die Wüste Negev, die Wadi Arava und der Berg Nebo - werden in ein Edelstahl-Kreuz eingeschweißt. Als zentrales Element wird dieses später an eine Edelstahl-Altarwand (der Klagemauer in Jerusalem nachvollzogen) hinter dem Altar - bestehend aus einem Felsblock, der teilweise von einem Stahlmantel umhüllt ist - gelehnt. Der gesamte Inneraum wird von einem Zelt überdacht, symbolisch für das Zelt Gottes unter den Menschen. Aber auch moderne Elemente wurden in das Gesamtbild eingefügt, welche auf den konkreten urbanen Kontext von St. Lukas am vielbefahrenen Eggenberger Gürtel Bezug nimmt: [3] Eine Ampel als Ewiges Licht steht auf Grün, ein Zebrastreifen führt als "Schutzweg" zu einer gotischen Marienstatue, Pfeile weisen als Markierungen auf dem Asphaltboden die Richtung zur Altarzone, die Weihwasserbehälter sind Hydranten nachempfunden.[4]

1992 wird der Kunstzug am Grazer Ostbahnhof vorgestellt: Ein 13 Meter langer und ... Meter hoher Stahlrasterkäfig auf einem Güterwaggon in dem sich Findlinge und Pflanzen befanden. 31 österreichische Bahnhöfe standen auf dem Fahrplan. In Verbindung damit stand das Projekt Arche, die - ähnlich wie der Kunstzug gestaltet - während der Expo `95 auf der Donau zwischen Wien und Budapest verkehren sollte. 2009 wurde der Kunstzug schließlich nach Gratwein-Straßengel überstellt.

1996 Pfingstfest der Künstler in St. Lukas (O.K. lässt sich in seinem Zeitrasterkäfig mit einem Kran auf das daneben stehende Hochhaus hieven und begleitet ein Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde, das aus dem Koran liest, auf der E-Gitarre).

1997 Gestaltung einer Stahlwand für den Obi-Baumarkt im Shopping Center West, Graz

Am 19. April 1998 verunglückte Othmar Krenn bei einem Autounfall tödlich.

Steinummantelungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu seinen Markenzeichen zählen die Steinummantelungen: monumentale und zugleich elegante Skulpturen aus Metall und Stein, wobei ein Findling durch einen technisch aufwendigen Prozess in einen Stahlmantel eingeschweißt wird. Der Mantel schmiegt sich an die Höhen und Tiefen des Steins, sodass das Objekt als Gesamtes beinahe an ein Schmuckstück erinnert. Handwerkliches Können verbindet sich hier mit einem untrüglichen Gespür für Material und Dimension. Die Verwendung, der Materialen Stein und Metall repräsentierten für ihn den problematischen Eingriff der menschlichen Zivilisation in die Natur. Der Stein, welcher symbolisch für die unberührte Natur steht, wird von Metall ummantelt und eingeschlossen.[5]

  • 1979: Rottweil/Stuttgart: Zeitraster-Stein für die Ausstellung „Europa `79“
  • 1980: Graz, Feldgasse: Rasterstein für Wohnblock
  • 1981: UKH Graz: Scheibenstein (Durchmesser 3m); Graz, Beethovenstraße (Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung): Kegelstein (3m d); WM-Stadion Murau: Steindurchdringung (Länge 8m); Grazer Dom: Kreuzstein (3t), anlässlich des Katholikentags '81
  • Wüstenbrunnen“ (Modell von 1983) soll in El Amria bei Alexandrien aufgestellt werden; Gratkorn, Gemeindepark: Rasterstein
  • 1989: Gratkorn, Wohnsiedlung: Halbscheibenstein,
  • 1992: ORF-Landesstudio Steiermark, Graz: Stahlstein

Ausstellungen (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1973 Graz, Galerie Moser 8: surrealistische Ölbilder
  • 1974 Stift Rein bei Graz: Meditative Werke und Ziegelskulpturen
  • 1975-76 Graz, Galerie H: Körperschmuckaktionen
  • 1977 Neue Galerie, Graz: Faltungen (Reale, fotokopierte und gemalte Faltungen); Künstlerhaus Graz: Vereinigung bildender Künstler Steiermarks, Gemalte Holzkonstruktionen („Gerüste“)
  • 1978 Wetzawinkel, Teilnahme an den 13. Internationalen Malerwochen, Ausstellung der entstandenen Werke in der Neuen Galerie Graz: „Astbilder“; Katholische Hochschulgemeinde Leechgasse, Graz: Gesehene Jahreszeiten (Baum-, Holz-, Stein- und Stahlobjekte); Landesgalerie Eisenstadt: Zeitgenössische Kunst aus der Steiermark
  • 1979 Steiermärkische Sparkasse Graz: Werdegang des Othmar Krenn
  • 1980 Wien, Restaurant Balalaika; Galerie H Graz (Park und Speisesaal): Weltmodelle (Stahl/Stein/Objekte, Lehmkugel, Steinpendel über Wasserbecken und Metallscheibe, Punktbilder, Rastergrafiken, Eingerexte Wäsche); Galerie Basilisk Wien: Werdegang des Othmar Krenn; Steiermärkische Sparkasse, Graz: Millionenbilder mit Senf
  • 1988 Graz, Kulturzentrum bei den Minoriten, Beteiligungen an den Ausstellungen „Ecce Homo – Vom Christusbild zum Menschenbild“ (Körpereinrasterung) und „Steirerland“ (Steirisches Lotterbett);
  • 1989: Stadtmuseum, Graz: Aufgaben. Zeichnungen 1974-78 (Inszenierung der Eröffnung u.a. d einen Stacheldraht-Raster-Raum; als „Werbung“ für die Ausstellung lässt O.K. fünf pyramidale Keile auf fünf Innenstadt-Plätzen abladen (zwei dieser Keile wurden 2001 von der Firma Prangl in Gratkorn aufgestellt);
  • 1992 Graz, Kulturzentrum bei den Minoriten: Retrospektive zum 40. Geburtstag
  • 1993 Bildungshaus Graz-Mariatrost: O.K.- Kunst und Transzendenz.
  • 1997 Künstlerhaus, Graz: Gestaltung der Alexej von Jawlensky-Ausstellung;
  • 1998 Bildungshaus Graz-Mariatrost: Faltungen.

Preise: 1980: Mürzzuschlag, Buchebner-Preis; Graz, Preis der Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie

Kunst im öffentlichen Raum/Aktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In verschiedenen Aktionen ging Krenn an seine Grenzen: Er lebte in Erdhöhlen, ließ sich im Käfig durch New York und Graz karren, mit dem Kran von Hochhausdächern schwenken, setzte sich unter Strom oder zog Seile durch Ösen in den Ohren.

  • 1979: Waldaktion;  Aktion Zeitspanne, Biennale „Expansion“, Wien, Stadtpark; Rottweil/Stuttgart: Erster großer Zeitraster-Stein für „Europa `79
  • 1980: Neuen Galerie Linz: Aktion Körpereinrasterung
  • 1983: Graz: Aktion Zeitrasterkäfig; Graz UNI, Hauptgebäude: Stahlbaum (anlässlich der Eröffnung der „Steirischen Akademie“) mit dem Thema „Natur. Verlust und Versöhnung“.
  • 1985: New York, Park Avenue: Aktion Zeitrasterkäfig
  • 1988: Graz, Mehlplatz: verchromtes Kanalgitter mit Text, im Zuge der Aktion Bewegliche Galerie – Straße - 88
  • 1990: Graz-Citypark: Einrichtung der Mode-Boutique „Chaos“ mit Eröffnungsperformance.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Othmar Krenn, Lebensraster (1952 - 1998; Objekte, Aktionen, Konzepte); Künstlerhaus Graz, 10. März bis 10. April 2001, Werner Fenz (Hrsg.), Graz Druckhaus Thalerhof, 2001
  • Offsite Graz : Kunst im öffentlichen Raum, Werner Fenz (Hrsg.), mit Texten von Werner Fenz ; Birgit Kulterer ; Eva Martischnig, Graz Leykam, 2005, ISBN 3-7011-7496-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur von und über Othmar Krenn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

https://fenz.mur.at/kunst-dreht-sich-um-die-welt/

http://offsite.kulturserver-graz.at/personen/391/?seite=3

https://sanktlukas.graz-seckau.at/pfarre/6134/spirituellekirchenfuehrun

https://www.museum-joanneum.at/skulpturenpark/entdecken/skulpturen/31-teilummantelung

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Fenz (Hrsg.): Othmar Krenn, Lebensraster 1952 - 1998; Objekte, Aktionen, Konzepte. Druckhaus Thalerhof, Graz 2001.
  2. Werner Fenz (Hrsg.): Othmar Krenn, Lebensraster 1952 - 1998; Objekte, Aktionen, Konzepte. Druckhaus Thalerhof, Graz 2001.
  3. https://sanktlukas.graz-seckau.at/pfarre/6134/spirituellekirchenfuehrun. Abgerufen am 22. November 2023.
  4. Werner Fenz (Hrsg.): Offsite Graz: Kunst im öffentlichen Raum. Leykam, Graz 2005, ISBN 3-7011-7496-2.
  5. 31. Teilummantelung. Abgerufen am 22. November 2023 (österreichisches Deutsch).

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