Benutzer:HerbertErwin/Rahner

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Karl Rahner SJ (* 5. März 1904 in Freiburg im Breisgau; † 30. März 1984 in Innsbruck) war ein deutscher katholischer Theologe.

Karl Rahner war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Er wirkte bahnbrechend für eine Öffnung der katholischen Theologie für das Denken des 20. Jahrhunderts und beeinflusste mit seiner Theologie das Zweite Vatikanische Konzil, an dessen Vorbereitung und Durchführung er als Sachverständiger mitarbeitete. Beeinflusst von Erich Przywara SJ, den französischen Jesuiten-Philosophen Pierre Rousselot und Joseph Maréchal[1] [2] und auch angeregt durch sein Studium bei Martin Heidegger versuchte er eine Synthese der theologischen Tradition mit dem Denken der Moderne. Rahner war Mitherausgeber des Lexikons für Theologie und Kirche und beeinflusste damit die gesamte deutschsprachige katholische Theologie. Er kritisierte zunehmend Missstände innerhalb der katholischen Kirche, förderte die internationale theologische Kommunikation und trieb den Dialog der Theologie mit den Naturwissenschaften und dem Marxismus voran.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rahner wuchs in einem traditionell katholischen Elternhaus auf. In seiner Jugend stand er der Quickborn-Bewegung sehr nahe, die zur damaligen Zeit stark von Romano Guardini geprägt war.

Im Jahr 1922 trat Rahner in die Gesellschaft Jesu, den Jesuitenorden, in Tisis ein. Von 1924 bis 1927 studierte er Philosophie und Katholische Theologie an den Ordenshochschulen in Feldkirch, Pullach, Valkenburg, Freiburg in Breisgau und Innsbruck. Auf die lange ordensübliche Ausbildungszeit, während der Rahner 1932 die Priesterweihe erhielt, folgte 1934–1936 ein Promotionsstudium in Freiburg i. Br., das mit einer Promotion bei Martin Honecker beendet werden sollte. Dieser verlangte jedoch eine Überarbeitung der eingereichten Arbeit, die dann 1939 unter dem Titel Geist in Welt veröffentlicht wurde. Die Teilnahme an Martin Heideggers Seminaren während dieser Zeit wurde für Rahner wichtig. Von ihm sagte er später, „daß er zwar viele gute Schulmeister des mündlichen Wortes hatte, aber nur einen, den er als seinen Lehrer verehren kann, eben Martin Heidegger.“[3] Da Rahner gerade in der Auseinandersetzung mit der Fundamentalontologie Martin Heideggers steht, ist er von Erich Przywara zusammen mit Max Müller und Gustav Siewerth einer „katholischen Heidegger-Schule“ zugeordnet worden.

Rahner wurde nach dem Abbruch seiner philosophischen Promotion in Freiburg von der Ordensleitung zum Dozenten für Theologie bestimmt und ging 1936 nach Innsbruck, wo er noch im selben Jahr promovierte und sich 1937 habilitierte. Er wurde Dozent für Dogmatik und begann eine umfangreiche Vorlesungs- und Vortragstätigkeit. Schon 1937 hielt er religionsphilosophisch-fundamentaltheologische Vorlesungen bei den Salzburger Hochschulwochen, die unter dem Titel Hörer des Wortes (1941) publiziert wurden. Er veröffentlichte seine Freiburger Arbeit Geist in Welt (1939), die umfangreiche Bearbeitung eines französischen Werkes Aszese und Mystik in der Väterzeit (1939), außerdem eine erste Sammlung von Gebeten und Meditationen, die Worte ins Schweigen (1937).

1939 besetzten die Nationalsozialisten in Innsbruck alle den Jesuiten gehörenden Gebäude und belegten die Jesuiten mit einem „Gauverbot“ in Tirol. Rahner ging daher nach Wien und trat dort 1939 seine erste Dozentenstelle an, wo er bis 1944 unter dem Schutz des dortigen Kardinals Theodor Innitzer tätig war.

1944/45 lebte er in Niederbayern, wo er mehrere ländliche Pfarreien leitete und als Seelsorger tätig war. Von 1945 bis 1949 lehrte und predigte er in München, wo er als Dozent für Dogmatik auch Vorlesungen an der Jesuiten-Hochschule in Pullach abhielt.

Von 1949 an konnte er an der wieder eröffneten theologischen Fakultät des Canisianums in Innsbruck, Tirol als ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte lehren, wo auch sein Bruder Hugo Rahner wirkte. Es entstanden viele Artikel und Vorträge, die den Grundstock seines theologischen Hauptwerkes bildeten, der Schriften zur Theologie. Er plante und verwirklichte das – mit den Ergänzungsbänden – 14-bändige Lexikon für Theologie und Kirche (2. Aufl.), das 5-bändige Handbuch der Pastoraltheologie, die Reihe Quaestiones disputatae. Seine Sammlung pastoraltheologischer Aufsätze Sendung und Gnade (1959) machte ihn, in europäische Sprachen übersetzt, weltweit berühmt.

Seit 1961 untersuchte er für den Wiener Kardinal König die Vorlagen für das angekündigte Zweite Vatikanische Konzil. Von Papst Johannes XXIII. wurde er, obwohl formell noch unter Zensur durch seine Ordensleitung gestellt, zum Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils ernannt, an dessen Vorbereitung er wesentlichen Anteil hatte. Bedeutend waren seine Beiträge zur Offenbarungslehre und zur Wiedereinführung des ständigen Diakonats.

Im Jahr 1964 begann eine Zeit großer öffentlicher Ehrungen; Rahner erhielt das erste von insgesamt 15 Ehrendoktoraten. Seine Vortragsreisen führten ihn in nahezu alle europäischen Länder. Infolge seines Eintretens für den Frieden und für den Dialog unterschiedlicher Weltanschauungen konnte er auch in der Zeit des „Kalten Krieges“ Vorträge in fast allen Ostblockländern halten.

Mehrfach hielt er Vorlesungen in den USA, Kanada und Skandinavien. Aktiv arbeitete er an den Dialogveranstaltungen der Görres-Gesellschaft mit, die das Gespräch der Theologie mit den Naturwissenschaften suchte. Ebenso beteiligte er sich an der Paulus-Gesellschaft, die durch ihren Dialog mit dem Marxismus bekannt wurde.

Seit 1964 hatte Rahner als Nachfolger Romano Guardinis den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. Die dortigen Vorlesungen zur Einführung in den Begriff des Christentums bildeten die Grundlage für das 1976 erschienene zusammenfassend einführende Werk Grundkurs des Glaubens.

Von 1967 bis zur Emeritierung 1971 war er ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Im Jahr 1969 zum Mitglied der neu gegründeten päpstlichen Internationalen Theologenkommission berufen, verließ er diese, da seine Vorstellungen dort nicht durchsetzbar waren. Schon 1971 kam er wieder nach München, wo er von der Hochschule für Philosophie zum Honorarprofessor für Grenzfragen von Theologie und Philosophie ernannt wurde. Er arbeitete aktiv an der Synode der westdeutschen Bistümer von 1971 bis 1975 mit, für die er das programmatische Buch Strukturwandel der Kirche als Chance und Aufgabe veröffentlichte.

1981 zog er nach Innsbruck um, wo er noch den Grundstock zur Sammlung seiner Manuskripte legte, aus der das jetzige Karl-Rahner-Archiv wurde (seit 2008 in München). 1983 veröffentlichte er zusammen mit dem Münchner Theologen Heinrich Fries das wegweisende Buch Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit. Im Jahre 1984 starb Rahner in Innsbruck, wo er in der Krypta der Jesuitenkirche beigesetzt wurde.

Seit 1995 erscheinen Rahners Sämtliche Werke, herausgegeben von Karl Lehmann, Johann Baptist Metz, Karl-Heinz Neufeld SJ bzw. Andreas R. Batlogg SJ, Albert Raffelt und Herbert Vorgrimler.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rahners 16-bändige Schriften zur Theologie aus den Jahren 1954 bis 1984 wurden zur Grundlage einer Neuorientierung in der deutschsprachigen katholischen Theologie. Zu seinen Hauptwerken zählen Grundkurs des Glaubens [4] sowie seine Thesen zum Thema Ökumene in der gemeinsam mit Heinrich Fries verfassten Schrift Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit von 1983 [5]. Verdienste erwarb er sich auch durch die Herausgabe der zweiten Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche; er war Mitherausgeber des Lexikons Sacramentum Mundi (1967–69) [6], der Reihen „Quaestiones disputatae“ (1958–84) und „Theologische Akademie“ (1965–75), der Zeitschrift „Concilium“ (1965 ff.), der „Internationalen Dialog-Zeitschrift“ (1968–84), der Enzyklopädie „Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft“ (1980–84), des „Handbuchs der Pastoraltheologie“ (1964–72) [7].

Als Gliederungsschema von Rahners Werk setzte sich die Einteilung von Edward Farugia [8] durch, der auch die Gesamtausgabe von Rahners Schriften folgt:

  1. Zeit der grundlegenden Prägung (1922-1934)
  2. Zeit des Durchbruchs (1934-1949)
  3. Zeit einer neuen Entdeckung (1950-1962)
  4. Zeit der kirchlich-politischen Verbreitung (1962-1984)

Theologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rahners Theologie ist auf der Basis der neuscholastischen jesuitischen Schultheologie entstanden, deren Potential bezogen auf die Probleme der Gegenwart weiterführen wollte. Zu seinem Fundus gehörte eine intensive Lektüre der Kirchenväter. [9] und die Spiritualität seines Ordensvaters Ignatius von Loyola, die sich nicht nur in den Ignatius-Interpretationen Rahners und seinen Auslegungen der ignatianischen Exerzitien zeigt.[10] Von Bedeutung für Rahners philosophisches Denken ist der Ansatz des belgischen Jesuiten Joseph Maréchal, der – beeinflusst durch Maurice Blondel u. a. – die kantsche Fragestellung aufzunehmen und im Rahmen einer thomistisch geprägten Philosophie zu lösen suchte. Hierfür steht v.a. Rahners Thomas-Interpretation Geist in Welt[11]. Darüber hinaus war für Rahner stets der kritische Blick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit von großer Wichtigkeit. Mehrere Bände zur Pastoraltheologie in den Sämtlichen Werken zeigen diese Ausrichtung ebenso wie später sein Engagement in der Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, deren Beschlüsse und Positionen freilich päpstlicherseits überwiegend keine Billigung fanden.[12]

Charakteristika der Theologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rahners Theologie wird häufig mit dem Stichwort „anthropologische Wende“ charakterisiert. [13] Gemeint ist damit, dass bei Rahner die Antwort auf die Frage nach Gott nicht mehr in der äußeren Natur, sondern in der Selbstreflexion des Menschen gesucht wird. Rahner erklärt Philosophie als unentbehrlich für die Theologie, die „von sich selbst her die Philosophie als Bedingung der Möglichkeit von Theologie frei[setzt]“.[14]

„Selbstmitteilung“ Gottes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rahners Ansatz steht mit der Frage nach dem Adressaten dieser Selbstmitteilung bzw. nach den im Subjekt vorausgesetzten Bedingungen der Möglichkeit des Verstehens der christlichen Offenbarung für eine „anthropologische Wende“ in der (katholischen) Theologie. Die transzendentale Frage wird aber der Theologie nicht aufgesetzt, sondern ist von ihr selbst aus mit Notwendigkeit zu stellen. In allen Stadien seines Denkens interpretiert Rahner die Glaubenslehre des Christentums aus dieser Perspektive. Die Frage vom Menschen aus bedeutet demnach auch keine thematische „Anthropozentrik“, da sie zunächst eine formale Fragestellung ist und Rahner andererseits das Menschsein als auf die Wirklichkeit Gottes angewiesen begreift.

Theologie der Gnade[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelpunkt von Karl Rahners Werk steht die Theologie der Gnade. [15]. Gnade ist im Ursprung nicht „geschaffene Gnade“, sondern Gott in seiner Selbstmitteilung. Die Erfahrung der Gnade ist der Kern des Christentums. Gnade ist nichts dinghaftes, sondern „eine Bestimmung des geistigen Subjekts, das durch die Gnade in die Unmittelbarkeit zu Gott selbst gelangt. Nur so, indem Gnade vom Subjekt her begriffen wird, wird diese nicht mythologisch oder verdinglicht verstanden. Das ‚objektivste‘ der Heilswirklichkeit, Gott und seine Gnade, erscheint zugleich als das Subjektivste des Menschen“ [16].

Vom theologischen Ansatz bei der Selbstmitteilung Gottes aus ist Rahners Theologie von den ersten Arbeiten an trinitätstheologisch ausgerichtet. In Aufnahme der damals neusten protestantischen Exegese erarbeitet er in seinem Aufsatz Theos im Neuen Testament[17] in der Zeit des Zweiten Weltkriegs das exegetische Fundament. Seine gnadentheologische Vorlesung heißt De Gratia Christi [18]. Entwickelt wird die Trinitätslehre von dem Axiom der Identität der ökonomischen (heilsgeschichtlichen) und der immanenten Trinität aus, also von der Selbstmitteilung Gottes in Schöpfung, Geist und Geschichte als Aussage über die Wirklichkeit des dreifaltigen Gottes selbst.

Zusammenhang der Einzelthemen im Rahnerschen Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werkgeschichtlich durch Rahners Lehraufgaben bestimmt, bildet der Ausgangspunkt seines Werks die Gnadenlehre, die zur Frage nach dem allgemeinen Heilswillen Gottes führt. [19]. Die Interpretation der Enzyklika Mystici Corporis (Pius XII.) fragt nach der Heilsmöglichkeit außerhalb des (konfessionellen) Christentums und der verengten Fixierung hierauf. Die – wiederum von der Lehrtätigkeit bestimmte – intensive Beschäftigung mit dem Bußsakrament und seiner personalen und kirchlichen Komponente [20] sind hier einzuordnen. Ihn interessiert „Der Christ und seine ungläubigen Verwandten“ ebenso wie die Frage nach dem Heil des vorgeschichtlichen Menschen. Das Reizwort „anonymer Christ“ formuliert die Fragestellung plakativ, verdeckt aber bei oberflächlicher Sicht die Frage nach der konkreten Vollzugsweise des personalen Heilsvollzugs und seiner inkarnatorischen Komponente. Die Fülle der auch gesellschafts- und kirchenkritischen Applikationen sollten immer auf dem Hintergrund der Erfahrung der Gnade, der Nähe Gottes in seiner Selbstmitteilung gelesen werden, die alle ideologischen Vereinnahmungen unmöglich macht. In dieser „mystischen“ Seite sieht Rahner die Zukunft des Christentums. Sie lässt ihn auch für eine mutige, offen auf die „Welt“ zugehende Kirche plädieren („Tutiorismus des Wagnisses“), die sich ihrer Diaspora-Situation der pluralistischen Gesellschaft bewusst ist.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Küng bringt die Bedeutung Rahners für die jüngere deutsche Theologengeneration in der Zeit des Konzils vielleicht auf den Punkt, wenn er ihn als „Protagonist der Freiheit in der Theologie“ bezeichnet [21]. Gleichtzeitig konstatiert Küng aber in der Theologie Rahners methodologisch einen „Mangel an konsequent-historischem Denken“ und „an historisch-kritischer Exegese“ [22].

Kritik erfuhr vor allem der – von Joseph Maréchal übernommene - Ansatz Rahners einer selbstständigen Interpretation des Thomas von Aquin durch die transzendentalphilosophische Erkenntnistheorie Kants - so etwa in seinem 1939 erschienenen Werk Geist in Welt. Diese Kritik wurde etwa von Vincent Berning, Hans Urs von Balthasar [23], Dietrich von Hildebrand, Bernhard Lakebrink und Walter Hoeres vertreten. Allerdings ist man unter Theologen inzwischen für die Berechtigung des kantischen Ansatzes empfänglicher geworden. [24]

Gegenüber dem zu seiner Zeit herrschenden neuscholastischen „Diskurs“, der die Gnade Gottes auf eine sehr schlichte Weise als durch die Kirche vermittelt behauptete, hat Karl Rahner in seinem Aufsatz zur Kirchenzugehörigkeit [25] die nötigen Differenzierungen angebracht, ohne die „Leiblichkeit der Gnade“ [26] vernachlässigen zu wollen. Grundlegend ist Rahners Verständnis der Gnade als Selbstmitteilung Gottes. Sein Konzept eines übernatürlichen Existenzials ist in der neueren transzendental argumentierenden Theologie (Hansjürgen Verweyen, Thomas Pröpper) allerdings umstritten.

Dem Denkweg Karl Rahners wird auch von Kritikern echte Originalität zuerkannt, manche vermissen jedoch eine praktikable „Übersetzung“ seiner spekulativen Erwägungen für das Glaubensleben, andere sehen dagegen gerade die Stärke Rahners darin, dass seine Theologie starke spirituelle Wurzeln hat und immer auch die pastorale Komponente mit im Blick hatte. Inwieweit manche mitunter allzu modische Aussagen gegenwärtiger Pastoral überhaupt Rahners Rede vom „anonymen Christentum“ entsprechen, ist nicht leicht zu entscheiden. Der nicht nur von Rahner erarbeitete Heilsoptimismus, wonach auch außerhalb der sichtbaren Kirche stehenden Menschen nicht nur ausnahmsweise Teilhabe an der heilsmäßigen Gnade zukomme, erfuhr zwar in Vergangenheit und Gegenwart, der komplexen Begrifflichkeit wegen, auch immer wieder Kritik (H. U. von Balthasar, J. Ratzinger, J. B. Metz u. a.). Die gemeinte Sache selbst – die Heilsmöglichkeit außerhalb des Christentums – ist aber dem Prinzip nach in die Konzilsbeschlüsse eingeflossen und wird im Sinne des II. Vatikanum selbstverständlich auch von Joseph Ratzinger [27] wie Hans Urs von Balthasar [28] vertreten, worauf auch schon Rahner selbst hingewiesen hat.

Auf Karl Rahners Auffassung der Jungfrauengeburt als legendären Midrasch [29], der nicht biologisch, sondern theologisch zu verstehen sei, bezog sich Uta Ranke-Heinemann in der letzten und entscheidenden Diskussion um den Verlust ihres Lehrstuhls in der Fernsehsendung West 3 - Magazin, Thema: Jungfrauengeburt, am 13. Juni 1987. Der Dominikanerpater Dr. Willehad Paul Eckert OP (1926-2005) entgegnete: "Was Rahner sagt, ist falsch." Am 15. Juni 1987 verlor Uta Ranke-Heinemann ihren Lehrstuhl für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte an der Universität Essen wegen ihres beharrlichen Zweifels an der Jungfrauengeburt. Sie bezeichnet Karl Rahner, mit dem sie über Jahrzehnte in Kontakt stand, der 1962 ein Vorwort zu ihrem Buch über den Protestantismus schrieb und der 1969 der Hauptgutachter bei ihrer Habilitation in katholischer Theologie war, der weltweit ersten Habilitation für eine Frau in diesem Fach, als den Theologen, der (neben Rudolf Bultmann) den größten Einfluss auf sie hatte.[30]

Der Hinweis auf kritische Anfragen – die sich leicht erweitern ließen – darf im übrigen nicht die Tatsache der weiten Rezeption der Theologie Rahners verdecken, die zum Teil auf seiner Anbindung an die Schultheologie beruht. Durch diese Rückbindung war seine Theologie in verschiedenen Milieus weltweit in der katholischen Kirche verständlich. Alles in allem zeigt die immer noch lebendige Auseinandersetzung mit Rahners Werk den Rang seines theologischen Entwurfs. Bei allen beginnenden oder wieder aufflammenden Diskussionen dürfte die Rezeptionsgeschichte seines Werkes ebenso wie die der Texte des Vatikanum II jedoch erst am Anfang stehen. Selbst stets suchender Grenzgänger, ist Karl Rahner in seinen Werken sowohl für eine mehr konservativ-dogmatische als auch für eine modern-existenzielle Deutung offen. Unzweideutig zuwider war ihm aber sicherlich theologische Selbstgenügsamkeit jedweder Färbung.

Für Kardinal Lehmann ist Karl Rahner „heute schon so etwas wie ein klassischer Theologe“ „und sein Werk voll von immer wieder überraschender Explosivkraft des zündenden Gedankens und von einer einzigartigen Geistes-Gegenwart“ [31].

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Rahners vielfältige Tätigkeiten wurden durch zahlreiche offizielle Ehrungen anerkannt. Insgesamt erhielt er 15 Ehrendoktorate. 1970 erhielt er den Romano-Guardini-Preis sowie das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und wurde Mitglied des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. 1972 wurde er Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences in Boston, 1973 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 1979 den "Pere Marquette Discovery Award" der Marquette University in Milwaukee (nach den Astronauten Neil Armstrong und Michel Collins und vor Mutter Teresa und Desmond Tutu). 1979 wurde er mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München, 1982 mit dem Dr. Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen zur Förderung der Toleranz ausgezeichnet.

Zu seinen „runden“ Geburtstagen seit 1964 erschienen mehrere Festschriften.

Zu seinem 80. Geburtstag 1984 – kurz vor seinem Tod – stiftete die Universität Innsbruck den Karl-Rahner-Preis für theologische Forschung.

Seit 2009 findet die jährliche "Rahner lecture" an der Hochschule für Philosophie München statt, die als Zeitschrift zusammen mit dem Karl-Rahner.Archiv München von der Universitätsbibliothek Freiburg digital publiziert wird.

Institutionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Rahner Akademie Köln
Der Karl-Rahner-Platz in Freiburg
Das Karl-Rahner-Haus in Freiburg

Der Nachlass Karl Rahners wird im Karl-Rahner-Archiv in München verwahrt, das ein Teil des Archivs der deutschen Provinz der Jesuiten ist (ADPSJ)[32] und sich bis 2008 an der Universität Innsbruck[33] befand. Die Karl-Rahner-Stiftung mit Sitz in München sorgt für die Herausgabe der Gesamtausgabe der Werke Karl Rahners. Die 2004 von ihr zum ersten Mal verliehene Karl-Rahner-Plakette hat Karl Kardinal Lehmann erhalten. In den Vereinigten Staaten von Amerika existiert eine Karl Rahner Society [34], die sich regelmäßig zu einem Jahrestreffen versammelt, dessen Beiträge publiziert werden. Den Namen Karl Rahners trägt die Karl-Rahner-Akademie [35] in Köln sowie das Karl-Rahner-Haus der Erzdiözese Freiburg (Sitz pastoraler Einrichtungen).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Worte ins Schweigen (1938)
  • Geist in Welt (1939)
  • Aszese und Mystik in der Väterzeit / zusammen mit Marcel Viller (1939)
  • Hörer des Wortes. Zur Grundlegung einer Religionsphilosophie (1941)
  • Schriften zur Theologie, 16 Bände (1954-84)
  • Über die Schriftinspiration (1958)
  • Das Dynamische in der Kirche (1958)
  • Visionen und Prophezeiungen / Unter Mitarbeit von P. Theodor Baumann SJ. ergänzte 2. Aufl. (1958)
  • Zur Theologie des Todes (1958)
  • Sendung und Gnade (1959)
  • Kirche und Sakramente (1961)
  • Episkopat und Primat / zusammen mit Joseph Ratzinger (1961)
  • Das Problem der Hominisation / zusammen mit Paul Overhage (1961)
  • Diaconia in Christo / Hrsg. zusammen mit Herbert Vorgrimler (1962)
  • Offenbarung und Überlieferung / zusammen mit Joseph Ratzinger (1965)
  • Die vielen Messen und das eine Opfer / zusammen mit Angelus Häussling. 2., überarb. u. erw. Aufl. (1966)
  • Zur Reform des Theologiestudiums (1969)
  • Zum Problem Unfehlbarkeit. Antworten auf die Anfrage von Hans Küng / Hrsg. von K. Rahner (1971)
  • Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance (1972)
  • Christologie – systematisch und exegetisch / zusammen mit Wilhelm Thüsing (1972)
  • Die siebenfältige Gabe : über die Sakramente der Kirche (1974)
  • Vorfragen zu einem ökumenischen Amtsverständnis (1974)
  • Grundkurs des Glaubens (1976)
  • Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit / zusammen mit Heinrich Fries (1983)
  • Handbuch der Pastoraltheologie, 5 Bände / als Mitherausgeber (1964-72)
  • Sacramentum mundi, 4 Bände / als Mitherausgeber (1967-69)
  • Der Glaube der Kirche Neubearbeitung eines Werkes von Josef Neuner und Heinrich Roos (1971)

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtausgabe
  1. Periode der Grundlegungen (1922-1949 / Bd. 1-8)
    Bd. 1: Fundamente im Orden [i.V.]
    Bd. 2: Geist in Welt. Philosophische Schriften.
    Bd. 3: Spiritualität und Theologie der Kirchenväter
    Bd. 4: Hörer des Wortes. Schriften zur Religionsphilosophie und zur Grundlegung der Theologie
    Bd. 5: Gnadenlehre [i.V.]
    Bd. 6: De paenitentia. Dogmatische Vorlesungen zum Bußsakrament
    Bd. 7: Geistliche Schriften [i.V.]
    Bd. 8: Der Mensch in der Schöpfung
  2. Periode des Aufbaus (1949-1964 / Bd. 9-17)
    Bd. 9: Maria, Mutter des Herrn. Mariologische Studien
    Bd. 10: Kirche in den Herausforderungen der Zeit. Studien zur Ekklesiologie und zur kirchlichen Existenz
    Bd. 11: Mensch und Sünde. Schriften zu Geschichte und Theologie der Buße
    Bd. 12: Menschsein und Menschwerdung Gottes. Studien zur Grundlegung der Dogmatik, zur Christologie, theologischen Anthropologie und Eschatologie
    Bd. 13: Ignatianischer Geist
    Bd. 14: Christliches Leben
    Bd. 15: Verantwortung der Theologie. Im Dialog mit Naturwissenschaften und Gesellschaftstheorie
    Bd. 16: Kirchliche Erneuerung. Studien zur Pastoraltheologie und zur Struktur der Kirche
    Bd. 17: Enzyklopädische Theologie. Die Lexikonbeiträge der Jahre 1956 - 1973.
  3. Periode der Entfaltung (1964-1976 / Bd. 18-26)
    Bd. 18: Leiblichkeit der Gnade. Schriften zur Sakramentenlehre
    Bd. 19: Selbstvollzug der Kirche. Ekklesiologische Grundlegung praktischer Theologie
    Bd. 20: Priesterliche Existenz. Beiträge zum Amt in der Kirche
    Bd. 21: Das Zweite Vatikanische Konzil [i.V.]
    Bd. 22: Dogmatik nach dem Konzil. Teilband 1: Grundlagen der Theologie, Gotteslehre [i.V.]
    Bd. 22: Dogmatik nach dem Konzil. Teilband 2: Theologische Anthropologie und Eschatologie
    Bd. 23: Glaube im Alltag. Schriften zur Spiritualität und zum christlichen Lebensvollzug
    Bd. 24: Das Konzil in der Ortskirche. Schriften zu Struktur und gesellschaftlichem Auftrag der Kirche [i.V.]
    Bd. 25: Erneuerung des Ordenslebens. Zeugnis für Kirche und Welt
    Bd. 26: Grundkurs des Glaubens. Studien zum Begriff des Christentums
  4. Periode der Sammlung (1977-1984 / Bd. 27-32)
    Bd. 27: Einheit in Vielfalt. Schriften zur ökumenischen Theologie
    Bd. 28: Christentum in Gesellschaft. Schriften zu Kirchenfragen, zur Jugend und zur christlichen Weltgestaltung
    Bd. 29: Geistliche Schriften. Späte Beiträge zur Praxis des Glaubens
    Bd. 30: Anstöße systematischer Theologie. Beiträge zur Fundamentaltheologie und Dogmatik
    Bd. 31: Im Gespräch über Kirche und Gesellschaft. Interviews und Stellungnahmen
    Bd. 32: Register und Bibliographie [i.V.]
Ausgewählte Werke
  • Karl Lehmann/Albert Raffelt (Hrsg.): Karl-Rahner-Lesebuch, 2. Aufl. Herder, Freiburg i.Br. 2004, ISBN 3-451-28308-5

Sekundärliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas R. Batlogg u.a.: Der Denkweg Karl Rahners. Quellen – Entwicklungen – Perspektiven. Mainz 2003, ISBN 3-7867-2456-3
  • Andreas R. Batlogg und Melvin E. Michalski (Hrsg.): Begegnungen mit Karl Rahner. Weggefährten erinnern sich. Herder, Freiburg 2006, ISBN 3-451-29096-0
  • Mariano Delgado / Matthias Lutz-Bachmann (Hrsg.), Theologie aus Erfahrung der Gnade. Annäherungen an Karl Rahner. Hildesheim 1994.
  • Peter Eicher: Die anthropologische Wende. Karl Rahners philosophischer Weg vom Wesen des Menschen zur personalen Existenz. Dokimion 1, Freiburg/CH 1970.
  • Klaus Fischer: Der Mensch als Geheimnis. Die Anthropologie Karl Rahners. Mit einem Brief K. Rahners. Freiburg i.Br. 1974
  • Bert van der Heijden: Karl Rahner: Darstellung und Kritik seiner Grundpositionen. Einsiedeln 1973
  • Bernd Jochen Hilberath: Karl Rahner. Gottgeheimnis Mensch. Grünewald, Mainz 1995.
  • Karl Lehmann (Hrsg.): Vor dem Geheimnis Gottes den Menschen verstehen. Karl Rahner zum 80. Geburtstag. München - Zürich 1984. ISBN 3-7954-0129-1
  • Declan Marmion, Mary E. Hines (Hrsg.): The Cambridge Companion to Karl Rahner. Cambridge University Press 2005, ISBN 978-0-521-83288-5
  • Ralf Miggelbrink: Ekstatische Gottesliebe im tätigen Weltbezug. Der Beitrag Karl Rahners zur zeitgenössischen Gotteslehre. Telos-Verlag, Altenberge 1989, ISBN 3-89375-014-2 (Diss.)
  • Karl Heinz Neufeld: Die Brüder Rahner. 2. Aufl. Herder, Freiburg 2004, ISBN 3-451-28309-3
  • Albert Raffelt, Hansjürgen Verweyen: Karl Rahner. Beck'sche Reihe 541, München 1997. ISBN 978-3-406-41941-6
  • Herbert Vorgrimler: Karl Rahner verstehen. Eine Einführung in sein Leben und Denken. Freiburg i. Br. 1985
  • Herbert Vorgrimler: Karl Rahner – Gotteserfahrung in Leben und Denken. Darmstadt 2004, ISBN 3-89678-489-7
  • Karl-Heinz Weger: Karl Rahner. Eine Einführung in sein theologisches Denken. Herder, Freiburg i. Br. 1986, ISBN 3-451-20605-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: HerbertErwin/Rahner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Bibliographie
Digitale Veröffentlichungen Rahners
Einrichtungen
Einführungen
Aufsätze zur Rezeption
Gedenkveranstaltung zum 10. Todestag
  • Albert Raffelt (Hrsg): Karl Rahner in Erinnerung mit einer Rede von Franz Kardinal König und mit Rahners letzten Vortrag an der Universität Freiburg im Jahre 1984.

Ton- und Filmdokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Rahner von Albert Raffelt, Hansjürgen Verweyen, C.H.Beck, 1997 ISBN 3-406-41941-0
  2. http://www.ub.uni-freiburg.de/fileadmin/ub/referate/04/rahner/rahnerbi.htm
  3. Sämtliche Werke 22/2, S. 684.
  4. Sämtliche Werke, Bd. 26
  5. Sämtliche Werke, Bd. 27
  6. Sämtliche Werke, Bd. 17
  7. Sämtliche Werke, Bd. 19
  8. Edward Farugia: Aussage und Zusage. Zur Indirektheit der Methode Karl Rahners veranschaulicht an seiner Christologie, Rom 1985, S. 15-27
  9. Vgl. Sämtliche Werke, Bde. 3 und 11.
  10. Sämtliche Werke, Bd. 13.
  11. Sämtliche Werke, Bd. 2
  12. Vgl. Karl Rahner: Strukturwandel der Kirche
  13. Zum folgenden vgl. v.a. Herbert Vorgrimler: Karl Rahner – Gotteserfahrung in Leben und Denken, S. 140-147
  14. Schriften VI (1968), S. 91.
  15. Eine Zusammenfassung von Rahners theologischem Ansatzes bieten die sogenannten Kurzformeln des Glaubens Sämtliche Werke, Bd. 26
  16. Karl Lehmann im Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl.
  17. Sämtliche Werke, Bd. 4
  18. statt einfach De Gratia
  19. vgl. 1 Tim 2,4 EU
  20. Sämtliche Werke, Bd. 6 und zur Bußgeschichte Bd. 11
  21. Hans Küng: Erkämpfte Freiheit S. 334f.
  22. Hans Küng: Erkämpfte Freiheit S. 335f
  23. Hans Urs von Balthasar: Cordula oder der Ernstfall. 3. Aufl. Einsiedeln 1968
  24. Vgl. den Sammelband Kant und der Katholizismus, 2005
  25. Sämtliche Werke, Bd. 10
  26. Sämtliche Werke, Bd. 18
  27. jetzt Benedikt XVI.: Vom Sinn des Christseins. Neuausgabe 2005, S. 58
  28. Hans Urs von Balthasar: Spiritus creator, 1967, S. 159 u.ö.
  29. Vgl. Karl Rahner, Zum Thema Jungfrauengeburt, 2. Auflage, Stuttgart 1970, S. 124f.
  30. Vgl. Uta Ranke-Heinemann, Eunuchen für das Himmelreich, München, 25. Auflage 2008.
  31. Karl Lehmann/Albert Raffelt (Hrsg.): Karl-Rahner-Lesebuch, Freiburg i.Br. 2004, S. 48
  32. [1]
  33. [2]
  34. Karl Rahner Society
  35. Karl-Rahner-Akademie