Benutzer:Kallewirsch/Baustelle/17

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Unter dem Namen Hasenfest führen seit 2012 Gruppen des säkularen Spektrums kirchenkritische Aktionen in den Tagen vor Ostern und insbesondere am Gründonnerstag durch. Mit dem Namen beziehen sie sich auf den Osterhasen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der vorösterlichen Zeit 2011 starte die Buchhandelskette Thalia eine Kampagne, in der sie den Begriff Hasenfest anstelle von Ostern verwendete, um Sonderangebote zum Fest zu bewerben. Slogans lauteten etwa „Die spannendsten Geschenke fürs Hasenfest“, oder „Aller-Ei zum Hasenfest“. Die Namenswahl wurde von Vertretern der katholischen Diozösen Essen[1] und Freiburg[2] sowie in verschiedenen Internetforen aufgegriffen und kritisch bewertet. Bemängelt wurden insbesondere die "Sinnentleerung" des Begriffes Ostern, dass offensichtlich immer weniger verstanden werde, welchen religiösen Hintergrund dieses Fest eigentlich habe. Nachdem sich wenige Tage später in Bonn der evangelische Superintendent sowie der katholische Stadtdechant öffentlich über die Namenswahl beschwert hatten und letzterer einen persönlichen Boykott der örtlichen Thalia-Niederlassung ankündigte[3] reagierte Thalia darauf, indem es den strittigen Begriff von ihrer Website entfernen und wieder durch "Ostern" ersetzen ließ, es ansonsten aber den Niederlassungen vor Ort anheim stellte, selbst zu entscheiden, wie mit der Hasenfestkampagne umzugehen sei. Man habe die Tragweite der Kampagne unterschätzt und natürlich keine religiösen Gefühle verletzen wollen. Das Unternehmen verwies aber zugleich darauf, dass es in ihren Läden keine größeren Proteste gegeben habe.[4] Die Bonner Zweigstelle entfernte daraufhin die Kampagne aus ihrem Laden, diejenige im nicht allzufernen Bergisch Gladbach hingegen nicht, was nochmals Kritik des dortigen katholischen Kreisdechanten sowie der örtlichen CDU hervorrief.[5] Ein weiteres Nachspiel hatte die Angelegenheit nicht.

Ebenfalls 2011 verabredete sich im Sozialen Netzerk Facebook und anderen Internetforen eine Gruppe von 90 Leuten, um in Mainz am Gründonnerstag gemeinsam aus der Kirche auszutreten. Unterstützt wurde die Aktion unter anderem von der Giordano-Bruno-Stiftung und dem Bund für Geistesfreiheit.[6] Tatsächlich führten dann auch 30 hiervon diesen Schritt durch.[7]

Für 2012 beabsichtigten die Veranstalter, die Aktion in Mainz nicht nur zu wiederholen, sondern sie auch in anderen deutschen Städten stattfinden zu lassen. Sie entsannen sich der verunglückten Thalia-Aktion des Vorjahres und übernahmen den Begriff Hasenfest in der Folge für ihre eigenen Aktionen.[8] Zu Gründonnerstag 2012 fanden kollektive Kirchenaustrittsaktionen in Mainz, Wiesbaden, Trier, Limburg, München und Mannheim statt.[9] In Luxemburg übernahm die dortige AHA den Begriff ebenfalls, allerdings sprachlich angepasst als Huesefest und mit dem Slogan Hoppel dech fräi!.[10] Auch 2013 und 2014 fanden entsprechende Veranstaltungen statt, in der Regel getragen von Regionalgruppen der Giordano-Bruno-Stiftung und unterstützt von humanistischen oder säkularen Vereinigungen wie etwa dem IBKA, teilweise ergänzt durch Veranstaltungen wie Filmvorführungen, Diskussionsrunden oder Kunstausstellungen.


Inhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedingt durch den Ursprung der Aktionen liegt ein Schwerpunkt darauf, Menschen, die sich den christlichen Kirchen nicht mehr verbunden fühlen, gleichwohl aber noch, aus welchen Gründen auch immer, bei ihnen Mitglied sind, dazu zu animieren, aus der Kirche auszutreten. Der Gründonnerstag ist nach wie vor der Tag, an dem dieses öffentlich zelebriert wird, teilweise werden die fälligen Austrittsgebühren von Unterstützern der Kampagne wie dem ehemaligen Unternehmer Herbert Steffen übernommen. Dies setzt dort, wo weitergehende, mehrtägige Aktionen stattfinden, auch den zeitlichen Schlusspunkt. Ebenfalls von Anfang an ein Thema war die aus Sicht der Protagonisten ungerechtfertigte Bevorzugung christlicher Kirchen in manchen Bereichen des Rechts, festgemacht insbesondere am Tanzverbot an den Ostertagen. Allerdings gibt der Begriff Tanzverbot die tatsächliche Rechtslage nur verkürzt wieder. Je nach örtlicher Situation haben Behörden in der Vergangenheit auch Veranstaltungen anderer Art im Vorfeld untersagt oder im Nachhinein mit Bußgeldern bestraft. Beispiele waren die Vorführung eines Kinofilms 2013 in Bochum[11] oder das Durchführen von Schachturnieren 2012 im Mittelfränkischen Weißenburg[12] und 2008 im sachsen-anhaltinischen Ziemendorf. Eine öffentliche Wanderung des Naturschutzbundes in Vienau, ebenfalls Sachsen-Anhalt, durfte 2008 nur stattfinden, weil zu deren Beginn eine christliche Andacht abgehalten wurde.[13] Ergänzend findet am Karfreitag, koordiniert von einem Aktionsbündnis und unterstützt unter anderem vom IBKA, schon seit einigen Jahren

2014 kam ergänzend die Darstellung und Verbreitung eines weltlichen Humanismus hinzu, auch Unter dem Schlagwort Gut ohne Gott, das bereits eines der Themen des erstmals 2013 abgehaltenen Deutschen Humanistentages war[14] veröffentlichte die GBS für Spendenaktionen eine Empfehlungsliste von Hilfsorganisationen, die keine Bindung an darunter Ärzte ohne Grenzen, Oxfam und Pro Familia.

Da in Luxemburg für den Kirchenaustritt kein persönliches Erscheinen vor einer staatlichen Behörde nötig, sondern eine entsprechende Erklärung schriftlich an die entsprechende Kirche zu senden ist[15] werden dort keine begleiteten Austrittsaktionen veranstaltet. Stattdessen findet dort am Karfreitag eine kulturelle Veranstaltung statt, in deren Rahmen eine von religiöser Beeinflussung freie, humanistische Welt propagiert, und die in der Presse als Teil des regulären Veranstaltungskalenders übernommen wird.[16]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besondere Aufmerksamkeit rief das Hasenfest 2014 in Düsseldorf hervor. Die von der lokalen Initiative Düsseldorfer Aufklärungsdienst hatte als Zwischenmieter einen übergangsweise leerstehendes Ladensgeschäft eines Antiquars genutzt, um dort füe einige Tage. Im Schaufenster prangte

Weitere Hasenfeste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In verschiedenen Orten Deutschlands finden unter dem Namen Hasenfest, teilweise auch schon seit etlichen Jahren, lokale oder regionale Festivitäten statt, die sich entweder, wie in Nauheim[17] oder in Einbeck[18] ebenfalls auf Ostern, oder, wie in Grunbach, auf die Kleintierzuchtvereinen gehaltenen Stallhasen beziehen.[19] Das alljährlich im Juli in Friedrichshafen abgehaltene Seehasenfest, dessen Namensherkunft ungeklärt ist, wird verkürzt ebenfalls als Hasenfest bezeichnet.[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hasenfest

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ostern: Alles Hase oder was? Kommentar auf der Website des Bistums Essen, 12.April 2011
  2. Norbert Kebekus: Ostern oder Hasenfest? Sende-Zeit, Blog der Medienpastoral im Erzbistum Freiburg, 15.April 2011
  3. Die Kirche ist empört - Thalia macht Oster- zu Hasenfest. WAZ, 19.April 2011
  4. „Hasenfest“ statt Ostern – Thalia rudert zurück. Der Westen, 19.April 2011
  5. CDU teilt Kritik an „Hasenfest“. Bergische Landeszeitung, 26. April 2011
  6. Peter Mühlbauer: Kommunion des Kirchenaustritts Telepolis, 20. April 2011,
  7. Gottlose treten unter Jubelrufen aus der Kirche aus. (Memento vom 24. April 2011 im Internet Archive) Rheinzeitung, 22. April 2011
  8. Arik Platzek, Kollektiver Kirchenaustritt zum „Hasenfest“?. Humanistischer Pressedienst, 19.Januar 2012,
  9. Jasmin Maxwell: Wenn Ostern bloß noch ein Hasenfest ist: "Die missionarische Aggressivität ist verwunderlich" Saarbrücker Zeitung, 7.April 2012,
  10. Arik Platzek: Hasen aller Länder, vereinigt euch!. Humanistischer Pressedienst, 26.März 2012
  11. Sie wollten doch nur einen Film schauen. Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 2013,
  12. Peter Mühlbauer: Turnierverbot am Karfreitag. Telepolis, 5. April 2012,
  13. Schachspielen verboten - Wandern mit Gebet. Humanistischer Pressedienst, 25. März 2008,
  14. Gut ohne Gott? – Na klar! hpd, 2. Mai 2013
  15. Fragen zum Austritt auf der Website der Allianz vun Humanisten, Atheisten an Agnostiker
  16. Eemaischen-Fest, Schallplatten und Konzerte. L'essentiel, 18. April 204, abgerufen am gleichen Tage
  17. Landfrauenverein: „Naumer Hasenfest“ steht vor der Tür. Main-Spitze, 21. März 2014, abgerufen am 16. April 2014
  18. Mit den Hasen schnuppern, bummeln, freuen, kaufen Einbecker Morgenpost, 26.März 2011
  19. Kleintierzuchtverein Z63 Remshalden Grunbach auf der Website des Kreisverbands der Kleintierzüchter Rems-Murr, abgerufen am 16. April 2014
  20. Herbert Guth: Warum wir uns aufs Hasenfest freuen. Südkurier, 15. JUli 2010,

Kategorie:Ostern Kategorie:Aktionstag Kategorie:Religionskritik Kategorie:Weltlicher Humanismus


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