Benutzer:Lukpera/Estland

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Flaggenvorschlag von Estland 1919

Estland ist nordisch. Mit der Zeit werden die Narben der sowjetischen Besatzung verblassen und natürliche Loyalitäten überwiegen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nord-Europa im Jahr 814

Die nordischen Länder bilden den Nordischen Rat aufgrund der gemeinsamen Geschichte und Kultur. Währenddessen wurde Estland von der UdSSR besetzt.

Hätte Estland seine Unabhängigkeit im Zweiten Weltkrieg nicht verloren, so wäre es wie Finnland ein ebenso unbestrittener Teil der nordischen Länder gewesen. Der eiserne Vorhang hat dazu geführt, dass ein Großteil der nordischen Geschichte Estlands im Westen unbekannt blieb.

Abgesehen von den 50 sowjetischen Besatzungsjahren, sieht man mehr als tausend Jahre gemeinsame Geschichte, vor allem zwischen den „Finnic peoples (en-Wiki)“ (Esten und Finnen) und den Germanen. Das Meer wird oft als physischer Teiler betrachtet, aber tatsächlich ist es ein Bindeglied. Die Kultur ist seit jeher in Küstengebieten sehr beliebt, und Seewege waren die Hauptursache für die Verbreitung von Kultur und Traditionen.

Fakten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kulturelle Ähnlichkeiten zwischen Estland und den nordischen Ländern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Finnic peoples

Kurze Fakten zu kulturellen Ähnlichkeiten zwischen Estland und anderen nordischen Ländern.[1]

Ethnie & Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprachen in Nordeuropa
  • Nord Germanisch
  • Finno
  • Baltisch
    • Die Esten sind „Finnic peoples“ (wie u.a. Finnen, Karelier und Saami, welche heute als nordisch gelten).
    • Die Estische Sprache ist eine Ostseefinnische Sprache, eine Untergruppe der Finno-ugrische Sprache.
    • Mehr als 15% der Wörter in estnischer Sprache sind auch Leihgaben germanischen Ursprungs (u.a. weil Deutsch seit dem 12. Jahrhundert bis 1919 die Sprache der kulturellen und politischen Elite war). Andere Wortdarlehen stammen auch aus den Sprachen Schwedisch, Altnordisch, Baltisch-Deutsch, Finnisch und Baltisch. Aber auch die sowjetische Besetzung prägte die Sprache später mit russischen Lehnwörtern.
      • Beispiele:

    Skandinavische Herrschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Estland gehörte zu Dänemark (von 1219 bist 1346 und erneut von 1559 bis 1645)
    • und Schweden (von 1558 bis 1710). Insgesamt also 279 Jahre unter Skandinavischer Herrschaft (entspricht mehr als die Herrschaft des russische Reiches und die sowjetische Besatzung zusammen über Estland).
    • Die schwedische Zeit wird auch heute, nach über 400 Jahren, noch als die „gute alte schwedische Zeit“ (estn.: Hea vana Rootsi aeg) bezeichnet.
      • Die 1632 gegründete Universität Tartu wurde vom schwedischen König Gustav Adolf II. in Estland errichtet. Es war die zweite Universität „Schwedens“. Der schwedische König gründete mehrere Schulen und ordnete die gesellschaftlichen und administrativen Strukturen so um, dass sie großen Einfluss auf die Bildung und Kultur in Estland hatten.
    • Der Name der Hauptstadt von Estland, Tallinn, beruht vermutlich auf „Taani Linn“, was wörtlich übersetzt „dänische Stadt“ bedeutet.

    Wappen & Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Wappen Estlands
    Wappen Dänemarks

    Nordische Gemeinsamkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Falunrote Bockwindmühle in Bockwindmühle in Ohessaare, Sõrve
    • In Estland lebten vom 13. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg schwedische Minderheiten friedlich in Kooperation mit den Esten, welche auch nach der Unabhängigkeit 1918 im Land blieben. 1925 wurde ihnen kulturelle Autonomie und Selbstverwaltung angeboten. Dies war zu dieser Zeit in Europa außergewöhnlich und erlangte internationale Aufmerksamkeit. Die lokalen Schweden dankten, aber erwähnten auch, dass es ihnen gut ging, so wie die Dinge waren. Viele Inseln haben immer noch zweisprachige Geschäfte sowie Straßenschilder. Auch auf dem Festland, wie zum Beispiel im Kreis Läänä, gibt es Doppelsprachige Gemeindeschilder.
    • Die größten Inseln Estlands heißen auf Schwedisch immer noch Ösel (Saaremaa) und Dagö (Hiiumaa).
    • Die bekannte schwedische rote Holzhaus-Farbe („Falunrot“) ist auch in Estland üblich. Besonders auf den Inseln.

    Kulturelle Gemeinsamkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Die Esten nennen sich „Põhjamaalased“ („Nordmenschen“, eine andere Übersetzung wäre wörtlich "Nordische Menschen", da „Põhjala“ oft als „Nordisch“ übersetzt wird)
    • Die Esten sind historisch überwiegend evangelisch-lutherisch. Ebenso wie Finnen, Schweden, Dänen und Norweger. Die baltischen Litauer sind fast zu 80% Katholiken und die Letten sind eine Mischung, während in der ehemaligen Sowjetunion die Russisch-orthodoxe Kirche, bzw. der Atheismus am stärksten verbreitet war. Eine Karte der Religions-Verbreitung im Jahr 1675 bestätigt das.[3]
    • Die Esten benutzten den Kalenderstab (Runenkalender urspr. aus Schweden, alle anderen Nordeuropäischen Länder benutzen diesen). Er heißt Sirvikalender auf Estnisch. Während der Besetzung der UdSSR war die Benutzung dieses Kalenders verboten und er wurde als Samisdat eingestuft.
    • Die Esten feiern stark den Mittsommertag sowie den darauffolgenden Johannestag.
    • Esten essen vastlakukkel (Semla).
    • Esten trinken Glühwein zur Weihnachtszeit, lieben Skilanglauf und gehen viel in die Sauna.

    Estland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Balten und Baltikum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Überblick der baltischen Stämme

    Estland wird zusammen mit Lettland und Litauen zu den baltischen Staaten gezählt. In der Zwischenkriegszeit wurde auch Finnland zu den baltischen Staaten gezählt.[4] Als die Sowjetunion die drei baltischen Staaten besetzten, konnte Finnland seine Unabhängigkeit bewahren. Finnland und Estland sind Finno-ugrische Völker. Esten sind folglich keine Balten. Auch ist die estnische Sprache keine baltischen Sprache, von denen heute nur noch Lettisch und Litauisch gesprochen werden, alle anderen sind bis zum 17. Jahrhundert ausgestorben.

    Ab dem Jahr 98 n. Chr. wurden in der antiken Literatur Ästier genannt. Trotz des heute ähnlich klingenden Namen, war damit nicht das Gebiet Estlands gemeint, welches nach herrschender Meinung zu den Sithonen gehörte.

    Unter der Baltischen Mythologie wird nur die vorchristliche Mythologie der Letten, Litauer sowie Prußen zusammengefasst.

    Die Esten sind ethnisch keine Balten, sondern zusammen mit den Ungarn und Finnen ein finno-ugrisches Volk. Geographisch liegt Estland jedoch im Baltikum, daher wird das Baltikum oft fälschlicherweise mit Balten gleichgesetzt.[5]

    Nord- oder Osteuropa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Tschuden, Wepsen, Balten und Slaven

    Die Vorfahren der Esten waren Tschuden, welche klar von den Balten, Slawen und Wepsen abzugrenzen sind. Die Balten und die Slawen sprechen indogermanische Sprachen, welche nach der balto-slawischen Hypothese eine gemeinsame ur-baltoslawische Sprache besitzen. Diese soll sich aus der (Nord)west-Indogermanischen Sprache ausgegliedert und sich später in eine baltische und eine slawische Gruppe aufgeteilt haben. Die Wepsen hingegen sind auch ein finno-ugrisches Volk und die Wepsische Sprache ist ebenfalls eine finno-ugrische.

    Offiziell führt die UN Estland als ein rein nordeuropäisches Land.[6] (Siehe auch: Liste der geographischen Regionen nach den Vereinten Nationen.) Meist wird Estland Mitteleuropa[7] oder Osteuropa[8] zugeordnet. Teilweise wird es auch als Nordosteuropa[5] bezeichnet. Der Grund für die falsche Zuordnung ist die sowjetischen Besetzung, so wird Estland von der Welt oft als postsowjetischer Staat, bzw. als Nachfolgestaat der Sowjetunion angesehen. Dies ist jedoch falsch, da Estland seine staatliche Unabhängigkeit erklärte und wiedererlangte. Denn am 13. November 1989 hatte das Parlament der ESSR die Besetzung Estlands durch die Sowjetunion im Jahr 1940 für ungültig erklärt.[9] Die Annexion durch die Sowjetunion wurde als völkerrechtlich illegal und daher nicht bindend betrachtet. Daher erfolgte auch kein formeller Austritt aus der Sowjetunion.

    Die Esten sind von den möglichen Zuordnungen ethnisch, kulturell und historisch am wenigsten osteuropäisch, werden jedoch vom allgemeinen Volksmund am häufigsten als solches Bezeichnet. Wie von den Vereinten Nationen eingeordnet, wäre nordeuropäisch die richtige geographische Definition.

    Nordisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Nachdem Estland Nordeuropa zugeordnet werden kann, gibt es auch Stimmen, die Estland klar als nordisch sehen.[10] Während heute das Bruttoinlandsprodukt der nordischen Staaten leicht über dem Estlands liegt, lag das BIP von Estland in der Zeit von 1922 bis zur Besetzung durch die UdSSR zwar unter dem von Schweden, jedoch immer über dem der Finnen.[11]

    In den internationalen Medien, wird Estland immer häufiger als Nordisches Land angesehen.[12] In einem Bericht des Nordischen Rats wird Estland gegenüber Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland als eine „nordische Region mit vielen Gemeinsamkeiten“ angesehen.[13] Im Nordischen Rat selbst ist Estland seit 1991 zusammen mit Lettland und Litauen jedoch nur als Beobachter Mitglied.


    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Nordic Estonia. In: Nordic Estonia. Abgerufen am 18. Dezember 2018 (amerikanisches Englisch).
    2. Kas Eesti praegune hümn tuleks välja vahetada? 18. Januar 2008, abgerufen am 19. Dezember 2018 (estnisch).
    3. Europakarte,:Protestantisch vs. Katholisch/Orthodox im Jahr 1675. In: Foto. Abgerufen am 18. Dezember 2018.
    4. George Maude. "Aspects of the Governing of the Finns", Peter Lang, 2010, p. 114.
    5. a b Baltikum | bpb. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
    6. UNSD — Methodology: Geographic Regions. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
    7. Ständiger Ausschuss für Geographische Namen (StAGN): P. Jordan: „Großgliederung Europas nach kulturräumlichen Kriterien“, Europa Regional 13 (2005), Heft 4, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig
    8. Wie Estland zu einem der reichsten Länder Osteuropas wurde. Abgerufen am 20. Dezember 2018 (deutsch).
    9. Tagesschau vom 13.11.1989. Tagesschau, 13. November 1989, abgerufen am 20. Dezember 2018.
    10. Sir Malcolm Bruce: Estonia is clearly a Nordic country. 4. November 2012, abgerufen am 20. Dezember 2018 (britisches Englisch).
    11. The Cambridge Economic History of Modern Europe: Volume 2, 1870 to the Present. S. Table 8.3.
    12. The Washington Times: Why Estonia is a country for the future. Abgerufen am 21. Dezember 2018 (amerikanisches Englisch).
    13. Adult Skills in the Nordic Region: Key Information-Processing Skills Among Adults in the Nordic Region. Abgerufen am 21. Dezember 2018.