Benutzer:Roland Rattfink/Ostermann GR-California

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Ostermann
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GR-California
Produktionszeitraum: 1987–1990
Klasse: Untere Mittelklasse
Karosserieversionen: Cabriolet
Motoren: Ottomotoren:
1,2–2,3 Liter
(25–110 kW)
Länge: 4100 mm
Breite: 1650 mm
Höhe: 1250 mm
Radstand: 2400 mm
Leergewicht: ca. 850 kg
VW Karmann-Ghia (Typ 14) Cabriolet, das Vorbild für den Ostermann GR-California

Der Ostermann GR-California ist ein offenes zweisitziges Pkw-Modell der ehemaligen bundesdeutschen Automobilmarke Ostermann. Produziert und vermarktet wurde er von 1987 bis zumindest 1990, teils als vollausgestattetes Fertigfahrzeug, überwiegend jedoch als Kit Car, also Bausatzfahrzeug. Er baut auf dem Fahrgestell des VW Käfer auf; seine Karosserie besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), orientiert sich an den Linien des von 1957 bis 1974 gebauten VW Karmann-Ghia (Typ 14) Cabriolet und greift Stilmittel der Hot-Rod-Szene auf. Insgesamt sollen Karosserien und sonstige Teile für etwa einhundert Exemplare verkauft worden sein, überwiegend in die Niederlande; etwa 75 Stück sollen in komplettierter Form eine Straßenzulassung erhalten haben.

Hintergrund und Hersteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Initiator Holger Ostermann wurde in den späteren 1950er-Jahren geboren. Im Jahr 1976 lebte er vorübergehend im US-Bundesstaat Kalifornien, wo bereits eine lebendige Custom-Car- und Hot-Rod-Szene bestand. Dort waren vor allem unter den Jüngeren herkömmliche VW-Käfer-Limousinen und der technisch eng verwandte VW Karmann-Ghia (Typ 14) beliebte Ausgangsmodelle für Umbauten, weil sie sich günstig erwerben und unterhalten ließen. Zurück in Deutschland baute Ostermann um 1978 einen ersten VW für sich zum offenen Zweisitzer um. In den frühen 1980er-Jahren machte der gelernte Augenoptiker sein anfängliches Hobby zum Beruf.[1] Ab März 1984 war er selbstständig und firmierte einzelkaufmännisch unter Speedster Ostermann,[2] zunächst in Münster in Westfalen,[3][4] danach ab 1986 in Ibbenbüren im nordrhein-westfälischen Kreis Steinfurt[5][6][7][8] und schließlich ab 1990 im niedersächsischen Osnabrück.[9] Im weiteren Verlauf änderten sich die Rechtsform und die Firmierung in Ostermann GmbH, mithin eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (ab 1991).[10] Ab 1989 kamen Modelle auf Basis des VW Golf hinzu,[8][9] ab 1993 auch Cabriolets auf Basis des ursprünglich in der DDR gebauten Trabant.[1]

Der GR-California ergänzte ab 1987 die Ostermann-Palette. Bis dahin bestand sie aus dem offenen Zweisitzer Speedster (ab 1984)[3][4] und dem geschlossenen Zweisitzer Coupe 40 (ab 1986).[5][6] Wie diese nutzte er die Fahrwerks- und Antriebstechnik des heckgetriebenen VW Käfer; hinsichtlich der Karosserie löste er sich jedoch vom klassischen Käfer-Stil durch seine Anleihen an das Karmann-Ghia (Typ 14) Cabriolet.[7][11]

Modellgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ostermann GR-California debütierte im Herbst 1987 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main. Auf der damals weltgrößten Automobilmesse unterhielt Speedster Ostermann mit Sitz in Ibbenbüren einen gemeinsamen Stand mit dem Unternehmen Speedster Cabrio Design aus Fuldabrück bei Kassel. Ab November 1987 lieferte Speedster Ostermann den GR-California aus. Die Bausätze wie auch erste Fertigfahrzeuge entstanden bei Ostermann selbst; noch 1987 übernahm – offenbar aus Kapazitätsgründen – das Partnerunternehmen in Fuldabrück den Aufbau und die Lieferung vollausgestatteter Fertigfahrzeuge. Komplett aufgebaute Fahrzeuge waren ab 24.900 Deutsche Mark erhältlich, der Bausatz kostete 7.950 DM,[11][12] das Standard-Verdeck zu letzterem weitere 1.490 DM.[13] Zum Vergleich: Das Basismodell des VW Polo II stand damals mit 13.585 DM in den Preislisten, der VW Scirocco II mit 22.510 DM[14] und das VW Golf Cabriolet der ersten Generation für 27.245 DM.[15]

Ferner wurde der GR-California, diesmal von der Firma Holger Ostermann, auf der Essen Motor Show 1988 präsentiert,[13] die seinerzeit über 330.000 Besucher fand. Der Auto Katalog, herausgegeben von Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart und eines der deutschsprachigen Standardwerke der Automobilliteratur, beschreibt das Modell des Ibbenbürener Unternehmens erstmals im Modelljahr 1989,[7] ferner im Modelljahr 1990[8] und ununterbrochen weiter bis 1993.[9][10][16]

Nach mehreren Quellen endete die Produktion des GR-California 1990.[17] Insgesamt sollen etwa einhundert Bausätze verkauft worden sein, davon etwa 65 in die Niederlande; geschätzt wird, dass insgesamt 75 Exemplare in komplettierter Form zum Straßenverkehr zugelassen wurden.[17] Gemäß dem Auto Katalog – Modelljahr 1991 war das Modell auch in diesem Jahr noch erhältlich, mithin noch nach dem Umzug des Unternehmens nach Osnabrück.[9] Nach dem Auto Katalog – Modelljahr 1992 war der GR-California laut Hersteller, nun firmierend als Ostermann GmbH, nur noch für den Export bestimmt und allein als Bausatz verfügbar.[10] Eine letzte Erwähnung findet sich in dieser Publikation für das Modelljahr 1993.[16]

Modellbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ostermann GR-California ist ein offener Zweisitzer auf der ungekürzten Basis des VW Käfer, der sich an den Linien des von 1957 bis 1974 gebauten VW Karmann-Ghia Typ 14 Cabriolet orientiert, jedoch deutlich flacher ist. Seine Karosserie besteht vollständig aus glasfaserverstärktem Kunststoff,[7][8][9][18] er verwendet also keine Stahlblech-Karosserieteile des VW Käfer weiter. Nach Herstellerangabe war er bewusst nicht als Kopie des Vorbildes zu verstehen, sondern als „eigenständiger, neu modellierter Sportwagen“ mit anderen Maßen und Detaillösungen.[11]

Unterschiede zum VW Karmann-Ghia (Typ 14)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterschiede zum Karmann-Ghia sind insbesondere die speziell hinten deutlich breiteren Kotflügel (um Breitreifen auf Sportfelgen nutzen zu können), die tiefere Montage der Karosserie auf dem VW-Chassis als beim Vorbild, weniger tief ausgeschnittene Türen sowie eine durchgängige Front ohne zu öffnende Haube und damit ohne vorderen Kofferraum.

Hot-Rod-Stilelemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Damit setzte Ostermann mehrere Modifikationen des Hot Roddings um: Das Lowering (Absenken der Karosserie), hier allerdings ohne aufwändige Eingriffe in eine Metallkarosserie oder das Fahrwerk; das Cleaning (Reduzierung des Chromzierrats) und den California Look (besonders sportliches Erscheinungsbild ohne herkömmliche Stoßstangen mit auffälligem Lack und heller Inneneinrichtung). Die weniger tief ausgeschnittenen Türen und die fehlende Fronthaube resultieren direkt aus dem Absenken der Karosserie: Die gewohnten Lüftungs- und Heizkanäle, die außen am Käferchassis liegen, würden die regulär tiefen Türausschnitte beeinträchtigen; unter der tieferen Front verbleibt nur Raum für den Kraftstofftank, so dass eine große Haube entbehrlich ist. Beides erhöht zugleich die Stabilität und Verwindungssteifigkeit der GfK-Karosserie.

Modellbezeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Modellbezeichnung GR-California leitet sich beim englisch ausgesprochenen „GR“ lautmalerisch von ['dʒia] ab, der in den USA weit verbreiteten, an sich jedoch falschen Aussprache von „Ghia“, ferner vom „California Look“ beziehungsweise dem Bundesstaat Kalifornien als Ausgangspunkt des Customizings. Das Modell konkurrierte mit dem Rudolph Classic Roadster des Unternehmens Rudolph Perfect Roadster aus Mechernich, einem optisch deutlich enger am Vorbild ausgerichteten Nachbau des Karmann-Ghia Cabrios, ebenfalls mit Karosserie aus GfK auf einem Käferchassis. Nach einer Quelle war der GR-California ab dem Modelljahr 1992 nur noch für den Export bestimmt.[10] Eine andere Quelle gibt an, dass die Herstellung bereits 1990 eingestellt wurde. Hiernach sollen insgesamt etwa einhundert Bausätze verkauft worden sein, davon etwa 65 in die Niederlande; vermutet wird, dass letztlich etwa 75 Bausätze eine Straßenzulassung erhielten und die übrigen Käufer ihr Vorhaben aufgaben.

Der Ostermann GR-California stand 1989 als Komplettfahrzeug für 28.000 D-Mark in den Preislisten sowie als Bausatz für 8.000.[7] Im Modelljahr 1994 kostete der Bausatz für den Speedster einschließlich Verstärkungsteilen, Abdeckungen und Verdeck rund 3.500 D-Mark.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Auto Kataloge, Modelljahre 1989 bis 1994, Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart:
    • Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1989. 32. Ausgabe Jahrgang 1988/89, Stand: 1. August 1988. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1988, S. 62 (Rubrik: Autos aus aller Welt), durchgängig über fünf Ausgaben/Modelljahre bis:
    • Tobias Aichele (stellvertretender Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1993. 36. Ausgabe Jahrgang 1992/93, Stand: 1. August 1992. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1992, S. 56 (Rubrik: Autos aus aller Welt).
  • Hans-Rüdiger Etzold: Der Käfer IV – Eine Dokumentation. Verlag Alfred Bucheli, Inh. Paul Pietsch, Zug, Schweiz. 2. Auflage 1998, ISBN 978-3-7168-1890-9, S. 123.
  • Thomas Braun: Durchgeboxt. Delius-Klasing, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-667-11444-0, S. 384 f.
  • Hans Peter Weiss, Roland Weiser: Replica & Cabrio Katalog. Ausgabe 1992/93. Max-Verlag, Denkendorf 1992.
  • Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Anne Lehwald: Ein Cabrio zum Selberbauen – Weltgeschichte mit Dachschaden (PDF, 5,2 MB). In: Cabriolife (Zeitschrift), Ausgabe 03/2013, S. 80–84.
  2. Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
  3. a b Rudolf Heitz (Geschäftsführender Redakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1985. 28. Ausgabe Jahrgang 1984/85, Stand: 1. September 1984. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1984, S. 280 (Rubrik: Letzte Meldungen).
  4. a b Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1986. 29. Ausgabe Jahrgang 1985/86, Stand: 1. August 1985. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1985, S. 47 (Rubrik: Autos aus aller Welt).
  5. a b Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1987. 30. Ausgabe Jahrgang 1986/87, Stand: 1. August 1986. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1986, S. 56 und 218 f. (Rubriken: Autos aus aller Welt und Technik im Detail).
  6. a b Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1988. 31. Ausgabe Jahrgang 1987/88, Stand: 1. August 1987. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1987, S. 61 und 250 f. (Rubriken: Autos aus aller Welt und Technische Daten).
  7. a b c d e Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1989. 32. Ausgabe Jahrgang 1988/89, Stand: 1. August 1988. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1988, S. 62 und 234 f. (Rubriken: Autos aus aller Welt und Technische Daten).
  8. a b c d Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1990. 33. Ausgabe Jahrgang 1989/90, Stand: 1. Juli 1989. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1989, S. 68 (Rubrik: Autos aus aller Welt).
  9. a b c d e Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1991. 34. Ausgabe Jahrgang 1990/91, Stand: 1. August 1990. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1990, S. 53 (Rubrik: Autos aus aller Welt).
  10. a b c d Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1992. 35. Ausgabe Jahrgang 1991/92, Stand: 1. August 1991. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1991, S. 66 (Rubrik: Autos aus aller Welt).
  11. a b c Abbildung eines Originalprospekts von Ostermann aus dem Jahr 1987 auf dem Webportal gr-california.de mit Fotos des Ostermann GR-California (2 Seiten), abgerufen am 4. Januar 2022.
  12. Abbildungen aus dem Katalog Ostermann – VW-Träume ’91 von 1991 auf dem Webportal gr-california.de, insbesondere mit Fotos des Messestands auf der IAA 1987 (Seite 2) und des Ostermann GR-California auf dem Flugplatz Osnabrück-Atterheide (Seiten 4 und 5), abgerufen am 4. Januar 2022 (deutsch/englisch).
  13. a b Haye Osinga: Een Karmann Ghia van Glasvezel (PDF). In: Ghia Varia (Zeitschrift), Nr. 51, Karmann Ghia Club Nederland 2004, S. 18 f., abgerufen am 4. Januar 2022 (niederländisch).
  14. Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1988. 31. Ausgabe Jahrgang 1987/88, Stand: 1. August 1987. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1987, S. 212.
  15. Rudolf Heitz (Chefredakteur): Auto Katalog extra 1988. Stand: 15. Februar 1988. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1988, S. 32.
  16. a b Tobias Aichele (stellvertretender Chefredakteur): Auto Katalog – Modelljahr 1993. 36. Ausgabe Jahrgang 1992/93, Stand: 1. August 1992. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1992, S. 56 (Rubrik: Autos aus aller Welt).
  17. a b Die Geschichte des Ostermann GR-California auf dem Webportal gr-california.de, abgerufen am 4. Januar 2022.
  18. Hans-Rüdiger Etzold: Der Käfer IV – Eine Dokumentation. Verlag Alfred Bucheli, Inh. Paul Pietsch, Zug, Schweiz. 2. Auflage 1998, ISBN 978-3-7168-1890-9, S. 123.

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Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]