Benutzerin:Ra'ike/Fahlerz

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Die Tetraedritgruppe ist eine umfangreiche Gruppe aus chemisch komplexen Sulfidmineralen, genauer Sulfosalzen. In der Bergmannssprache waren und sind die Minerale dieser Gruppe auch als Fahlerze bekannt.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der altdeutsche Begriff Fahlerz wurde von den Bergleuten aufgrund der charakteristischen fahlgrauen bis eisenschwarzen Farbe dieser Erzart geprägt. Trotz der oft schwankenden Zusammensetzung schien ein gemeinsamer Begriff aufgrund der übereinstimmenden kristallographischen und physikalischen Merkmale berechtigt zu sein. Unter anderem kristallisieren alle Fahlerze im kubischen Kristallsystem, bekannt als Silber- und Quecksilberträger. Silberreiche Fahlerze wurden in Anlehnung an ihre hellere Farbe als „Weißgültigerz“ (auch Weißgiltig, Weißgülden) bezeichnet.[1]

Johann Gottlob Lehmann beschrieb in seinem 1769 postum erschienenen Werk Entwurf einer Mineralogie zum Dienst der Studierenden (3. Auflage, S. 121) die Fahlerze als „schwarztgraues, festes Silberertzt, welches aus Silber, Kupfer, Arsenik, Schwefel und Eisen bestehet.“[2]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuell (Stand 2020) gehören 14 Minerale zu der von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannten Tetraedritgruppe[3][4]:

Mineral chemische Formel
Argentotennantit-(Zn) Ag6(Cu4Zn2)As4S13
Argentotetrahedrit-(Fe) Ag6(Cu4Fe2)Sb4S13
Kenoargentotennantite-(Fe) Ag6(Cu4Fe2)As4S12
Kenoargentotetraedrit-(Fe) Ag6(Cu4Fe2)Sb4S12
Giraudit-(Zn) Cu6(Cu4Zn2)As4Se13
Goldfieldit (Cu42)Cu6Te4S13
Hakit-(Hg) Cu6(Cu4Hg2)Sb4Se13
Rozhdestvenskayait-(Zn) Ag6(Ag4Zn2)Sb4S13
Tennantit-(Fe) Cu6(Cu4Fe2)As4S13
Tennantit-(Hg) Cu6(Cu4Hg2)As4S13
Tennantit-(Zn) Cu6(Cu4Zn2)As4S13
Tetraedrit-(Fe) Cu6(Cu4Fe2)Sb4S13
Tetraedrit-(Hg) Cu6(Cu4Hg2)Sb4S13
Tetraedrit-(Zn) Cu6(Cu4Zn2)Sb4S13

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die allgemeine Kristallchemische Strukturformel der zu dieser Gruppe gehörenden Minerale lautet:

M(2)A6 M(1)(B4C2) X(3)D4 S(1)Y12 S(2)Z

Die einzelnen Strukturplätze können mit folgenden Elementen besetzt sein:

  • A= Cu+, Ag+, ☐ (=Leerstelle) oder (Ag6)4+-Gruppen
  • B= Cu+ oder Ag+
  • C= Zn2+, Fe2+, Hg2+, Cd2+, Mn2+, Cu2+, Cu+ oder Fe3+
  • D= Sb3+, As3+, Bi3+ oder Te4+
  • Y= S2− oder Se2−
  • Z= S2−, Se2− oder ☐

Das Auftreten von Me+- und Me2+-Kationen an der M(1)-Stelle in einem Atomverhältnis von 4 : 2 ist ein Fall einer durch Valenz auferlegten Doppelbelegung. Folglich sollten unterschiedliche Kombinationen von B- und C-Bestandteilen als separate Mineralarten betrachtet werden.

Auf der Basis der A-, B-, D- und Y-Bestandteile wird die Tetrahedritgruppe in fünf verschiedene Reihen unterteilt, die als Tetrahedrit-, Tennantit-, Freibergit-, Hakit- und Giraudit-Reihe bezeichnet werden. Die Art des dominanten C-Bestandteils (der sogenannte „ladungskompensierende Bestandteil“) wird durch ein getrenntes Suffix in Klammern hinter dem Namen ausgedrückt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cristian Biagioni, Luke L. George, Nigel J. Cook, Emil Makovicky, Yves Moëlo, Marco Pasero, Jiří Sejkora, Chris J. Stanley, Mark D. Welch, Ferdinando Bosi: The tetrahedrite group: Nomenclature and classification. In: American Mineralogist. Band 105, 2020, S. 109–122, doi:10.2138/am-2020-7128 (englisch, Vorabdruck online verfügbar bei minsocam.org [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 19. Februar 2021]).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 342.
  2. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 214, 361, 375.
  3. Cristian Biagioni, Luke L. George, Nigel J. Cook, Emil Makovicky, Yves Moëlo, Marco Pasero, Jiří Sejkora, Chris J. Stanley, Mark D. Welch, Ferdinando Bosi: The tetrahedrite group: Nomenclature and classification. In: American Mineralogist. Band 105, 2020, S. 109–122, doi:10.2138/am-2020-7128 (englisch, Vorabdruck online verfügbar bei minsocam.org [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 19. Februar 2021]).
  4. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2021. (PDF; 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2021, abgerufen am 19. Februar 2021 (englisch).