Bibliothek rosa Winkel

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Wolfram Setz vor Bänden der Bibliothek rosa Winkel im Schaufenster der Berliner Buchhandlung Prinz Eisenherz (Mai 2022)

Angesiedelt am Schnittpunkt von Geschichte und Literatur, versammelt die Buchreihe Bibliothek rosa Winkel Zeugnisse unterschiedlichster literarischer Art, in denen das Lebensgefühl, die Selbst- und Fremdeinschätzung von Sodomitern, Urningen, Homosexuellen und Schwulen in den verschiedenen Ländern und Epochen zum Ausdruck kommen oder gesellschaftliche Wirklichkeiten und Utopien gespiegelt werden. Ob es sich um Neuausgaben alter Texte handelt, um erstmals übersetzte oder um erstmals veröffentlichte Texte, für alle Bände gilt, dass möglichst umfassend über die Autoren sowie über die Bedeutung und Wirkungsgeschichte der Texte informiert wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Frankfurter Buchmesse 1991 startete der Verlag rosa Winkel (Berlin) die „Bibliothek rosa Winkel“. Die Anregung kam von Wolfram Setz, der die Reihe bis zu seinem Tod 2023 betreute. Verlegerisch ist die Reihe inzwischen beim Männerschwarm Verlag (Hamburg) angesiedelt, nachdem der Verlag rosa Winkel zu Beginn des neuen Jahrhunderts seine Tätigkeit eingestellt hat. 2023 lagen 81 Bände vor (hinzu kommen 9 Bände der 2002 begonnenen „Sonderreihe: Wissenschaft“).

Autoren und Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kernstück der Bibliothek sind grundlegende Werke zur schwulen Emanzipationsgeschichte: Karl Heinrich Ulrichs’ Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe, Heinrich Hössli's Eros. Die Männerliebe der Griechen oder Karl Maria Kertbenys Schriften zur Homosexualitätsforschung. Insbesondere die von Hubert Kennedy kommentierte Ulrichs-Ausgabe hat der Forschung neuen Auftrieb gegeben, in der Bibliothek dokumentiert durch den Essay von Volkmar Sigusch über Ulrichs als „Der erste Schwule der Weltgeschichte“, ferner die stark erweiterte Neuausgabe der Ulrichs-Biographie von Hubert Kennedy (die schon bald durch Neue Funde und Studien ergänzt werden konnte), ein Ulrichs-Lesebuch und eine Vortragsreihe zu Ulrichs’ symbolträchtigem 175. Geburtstag im Jahre 2000.

Thematisch weit gespannt, befassen sich Sachbücher etwa mit der Eulenburg-Affäre und dem Stummfilm „Anders als die Andern“, mit der Zeitschrift Der Kreis, mit dem Thema Pädophilie im öffentlichen Diskurs oder mit den Erfahrungen Homosexueller in der DDR. Umfassende biographische Erkundungen gelten nicht nur Karl Heinrich Ulrichs, sondern etwa auch Magnus Hirschfeld und John Henry Mackay, Federico García Lorca oder Jacques d’Adelswärd-Fersen.

Unverstellte Zeugnisse ihrer Zeit sind zum Beispiel der Lebensbericht eines jungen italienischen Adeligen aus den 1880er Jahren (Der Roman eines Konträrsexuellen) oder die Psychologischen Selbstbekenntnisse des schwedischen Philosophen Pontus Wikner. Einige literarische Texte sind eng mit der Biographie ihres Autors verbunden: Jacques d’Adelswärd-Fersen’s Roman Lord Lyllian, Xavier Maynes (Edward Irenaeus Prime-Stevensons) „psychologische Romanze“ Imre oder der Roman Ephebos des polnischen Komponisten Karol Szymanowski, von dem nur das zentrale Kapitel („Das Gastmahl“) erhalten geblieben ist. An Adolf Brand, den Begründer der „Gemeinschaft der Eigenen“ erinnern seine sieben Wegwalt-Drucke von 1913/14 und seine Anthologie mit Freundschaftsnovellen: Armer Junge!

In der „Romanecke“ der Bibliothek belegt die französische Abteilung mit Georges Eekhouds Escal-Vigor, Achille Essebacs Dedé und Binet-Valmers Lucien den engen Kontakt zwischen beiden Ländern zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wieder zugänglich sind der noch zu Ulrichs’ Zeiten erschienene Roman Fridolins heimliche Ehe von Adolf Wilbrandt, der Roman Anders als die Andern von Bill Forster (Hermann Breuer), der vor allem mit seinem Titel weitergewirkt hat, der Roman Seelenwanderung von Jules Siber, der schon als verschollen galt, die drei Romane, die der Balte Guido Hermann Eckardt unter dem Pseudonym Fritz Geron Pernauhm zwischen 1900 und 1906 veröffentlicht hat, und einige mehr.

Titel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonderreihe: Wissenschaft

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]