Bierbaum-Proenen

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Bierbaum-Proenen

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1788
Sitz Köln
Leitung Harald Goost, Maik Friedrichs
Mitarbeiterzahl Insgesamt ca. 400, davon ca. 280 im eigenen Betrieb in Tunesien
Umsatz 51,2 Mio. Euro (2018)[1]
Branche Textilien
Website www.bp-online.com/de
Der heutige Sitz von BP in Köln
Näherin an der Knopflochmaschine, 1953
Fließbandfertigung Bierbaum-Proenen, 1938

Bierbaum-Proenen ist ein Kölner Hersteller von Arbeitskleidung.

Der Berufsbekleidungshersteller vertreibt in Europa Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Arbeitskleidung für Industrie, Handwerk, Gesundheitswesen, Lebensmittelindustrie und die Gastronomie unter der Marke BP.

Bierbaum-Proenen ist ein in siebter Generation inhabergeführtes Familienunternehmen und beschäftigt an seinem Sitz in Köln ca. 120 Mitarbeiter. In dem eigenen tunesischen Produktionsbetrieb Vetra sind ca. 280 Mitarbeiter beschäftigt. Darüber hinaus wird die Arbeitskleidung über Produktionspartner in Nordafrika, Osteuropa und Asien gefertigt.[2]

Unternehmensverantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bierbaum-Proenen ist seit 2010 Mitglied der Multi-Stakeholder-Initiative Fair Wear Foundation.[3] Ziel der Fair Wear Foundation ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die in der Textilindustrie arbeitenden Menschen.[4] BP wurde bereits das zehnte Mal in Folge mit dem Status „Fair Wear Leader“ ausgezeichnet und verpflichtet sich und seine Konfektionspartner, die Prinzipien der FWF einzuhalten bzw. an entsprechenden Veränderungen zu arbeiten.[5] Die Prinzipien der Fair Wear Foundation umfassen die freie Arbeitswahl, Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivhandlungen, keine Diskriminierung am Arbeitsplatz, keine Ausbeutung durch Kinderarbeit, Zahlung existenzsichernder Löhne, angemessene Arbeitszeiten, sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen und ein rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis.

Seit 2016 nimmt Bierbaum-Proenen am Fairtrade-Baumwoll-Programm teil und bezieht zehn Prozent seiner Baumwolle zu diesen Bedingungen. Seither wurden 946 Tonnen Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft. So soll für gerechtere Handelsbedingungen, sozialen Wandel und mehr Umweltschutz gesorgt werden.[6][7]

Darüber hinaus ist Bierbaum-Proenen seit 2015 eines von 127 Mitgliedern im „Bündnis für nachhaltige Textilien“.[8] Die Regierungsinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung soll soziale, ökologische und ökonomische Standards in der gesamten Produktions- und Handelskette der Bekleidungsindustrie sichern. Alle zwei Jahre findet ein Review-Prozess statt, der Risiken ermittelt und Ziele definiert, wie man die Bedingungen der gesamten Lieferkette verbessert.

Bei der Auswahl neuer Materiallieferanten oder Konfektionspartnern legt Bierbaum-Proenen verstärkt Fokus auf ihre Sorgfaltspflichten in der Lieferkette. Aufgrund dessen wurde der BP® Code of Conduct entworfen, der als Verhaltenskodex die Basis für eine fortwährende, partnerschaftliche Zusammenarbeit bildet. Dieser Code of Conduct erfüllt die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes und beschreibt Bierbaum-Proenens Anforderungen hinsichtlich grundlegender Menschenrechte und ethischer Denkweisen auf Basis der ILO-Kernarbeitsnormen, der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen (UN), des Global Compact und der OECD Guidelines. Zu diesem Verhaltenskodex müssen sich alles Partner und Lieferanten verpflichten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Baptist Bierbaum ließ sich 1788 als Leinenhändler in der Mühlengasse in Köln nieder. Sein Unternehmen ist eines der wenigen Kölner Unternehmen, das seit dem 18. Jahrhundert ununterbrochen besteht.[9] Sein Schwiegersohn Franz Arnold Proenen war Färber und Besitzer einer Druckerei für selbst gefertigte Wollgewebe. Beide Unternehmen wurden unter dem Namen Bierbaum-Proenen miteinander verschmolzen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Unternehmen zu einem Großhandel.

1905 wurde der neue Standort in der Domstraße in Köln bezogen, wo sich allmählich der Schwerpunkt vom Großhandel zur modernen Serienfertigung von Wäsche und Arbeitskleidung verlagerte.[10] Im April 1914 besuchte Franz Proenen, der Vertreter der vierten Generation, die Ford-Werke in Detroit mit ihrer weltbekannten Fließbandfertigung.[11] Der Vorsatz, die Fließbandproduktion auf die Fertigung von Arbeitskleidung zu übertragen, ließ sich durch den Ersten Weltkrieg nicht umsetzen.

Erst 1929, 15 Jahre später, begann Bierbaum-Proenen als eines der ersten Bekleidungsunternehmen in Deutschland mit der Umsetzung. Zunächst regte sich Widerstand in der Arbeiterschaft gegen die Pläne. Doch durch höhere Löhne konnte der Widerstand gegen die Fließbandarbeit überwunden werden.[12] Die bisher vorherrschende Heimarbeit wurde endgültig aufgegeben; die Artikelvielfalt reduziert und standardisiert. Dies war die Voraussetzung für die Massenfertigung von Arbeitskleidung am Fließband. Durch die Fließbandarbeit wurden in einem bisher nicht gekannten Ausmaß die Herstellungskosten reduziert und die Qualität gesteigert.

Gleichzeitig wurde BP als Qualitätsmarke für Arbeitskleidung eingeführt und 1927 als Marke eingetragen.[13]

Im April 1933 bzw. im Oktober 1935 traten die drei Inhaber der NSDAP bei.[14] Es gibt keinen Beleg für eine Mitgliedschaft in der ADEFA, der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher (1934: deutscharischer) Fabrikanten der Bekleidungsindustrie.“[15] Die Fertigung von Parteikleidung (Braunhemden, SA- und Parteiuniformen u. ä.) spielte eine eher untergeordnete Rolle. Ca. vier Prozent des Gesamtabsatzes fielen zwischen 1934 und 1943 auf die Fertigung von Parteikleidung.[16] Das Festhalten an dem jüdischen Patentanwalt Moritz Bing brachte Franz Proenen, einem der Inhaber, ein Parteiausschlussverfahren ein. Bis zu seiner Emigration 1938 arbeitete Moritz Bing für Bierbaum-Proenen.[17] Nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, warum Bierbaum-Proenen den jüdischen Versandhändler Siegbert Wilmersdörfer 1938 nicht mehr belieferte.[18] 70 weitere deutsche und österreichische Hersteller, die Wilmersdörfer anschrieb, verweigerten ebenfalls die Lieferung. Möglicherweise hegte man Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der durch die nationalsozialistischen Arisierungspolitik gefährdeten jüdischen Kunden.[15] Anpassungsbereitschaft an die Verhältnisse des Systems zeigte sich in der Gründung einer eigenen BP-Werkschar. Bierbaum-Proenen beschäftigte vor Kriegsausbruch mehr als 1000 Arbeitnehmer.[19] In den Kriegsjahren arbeiteten für ca. drei Monate zwei ukrainische und sieben weißrussische Zwangsarbeiterinnen in dem Unternehmen.[20]

Der Zweite Weltkrieg führte zu einer weitgehenden Zerstörung des Betriebes in der Domstrasse. Erst Anfang der 1950er Jahre war der Wiederaufbau weitestgehend abgeschlossen und wieder eine stabile Stammarbeiterschaft vorhanden.[21]

In den 1960er Jahren wurden modische Elemente in die medizinische Damen-Arbeitskleidung übernommen und die Fertigungstechniken (Bündelsystem) weiter modernisiert.

Aufgrund der Globalisierung wurden in den 1980er und 90er Jahren die gewerblichen Arbeitsplätze in das Ausland verlagert. Zusätzlich wurde die Logistik an einen externen Dienstleister übertragen.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Textilfabrik Bierbaum-Proenen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Standort Köln besitzt Bierbaum-Proenen einen eigenen Produktionsstandort in Mateur, Tunesien und arbeitet darüber hinaus mit Produktionspartnern in Nordafrika, Osteuropa und Asien zusammen.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1.
  • Mario Kramp, Marcus Trier (Hrsg.): Drunter und drüber: Der Eigelstein. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7616-2706-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. BP Jahresabschluss 2018
  2. a b Kompass Nachhaltigkeit kleine und mittlere Unternehmen: BP Bierbaum-Proenen, GmbH & Co. KG. (PDF; 90 kB) Abgerufen am 13. Juli 2012.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Menschen wollen im Beruf gut aussehen. vom 12. Februar 2014 von Christine Scharrenbroch
  4. Fair Wear Foundation: Brand Performance Check - Bierbaum-Proenen 2015, S. 2. (PDF) Abgerufen am 28. Februar 2017.
  5. bp-online.com
  6. RW Textilservice: „Engagement für Nachhaltigkeit.“ - Heft 6, Juni 2016 - Seite 58.
  7. bp-online.com@1@2Vorlage:Toter Link/www.bp-online.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 2,7 MB)
  8. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Beitrittswelle zum Textilbündnis – führende Unternehmen erklären Mitgliedschaft. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. Februar 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Mario Kramp, Marcus Trier (Hrsg.): Drunter und Drüber: Der Eigelstein. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7616-2706-8, S. 207.
  10. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 9.
  11. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 12.
  12. Jürgen Bönig: Die Einführung von Fließbandarbeit in Deutschland bis 1933. Band 1. Bauwelt-Verlag, 1935, S. 182 (Google Books).
  13. Registerauskunft, Deutsches Patent- und Markenamt
  14. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 46.
  15. a b Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 69–70.
  16. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 55.
  17. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 82–83.
  18. hagalil.com
  19. Monatshefte für Baukunst und Städtebau. Band 19. Bauwelt-Verlag, 1935, S. 316 (Google Books).
  20. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 100.
  21. Helmut Vogt: Bierbaum-Proenen 1929–1952. Ein Familienunternehmen während Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Wiederaufbau. 1. Auflage. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2606-1, S. 132.
  22. Renate Schindler-Tiedemann: Langjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Logistik. FIEGE Logistik Holding Stiftung, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 26. April 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.fiege.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.