Birsa Munda

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Birsa Munda (spätes 19. Jahrhundert)

Birsa Munda (Aussprache/?; Hindi बिरसा मुंडा Birsā Muṇḍā, * 15. November 1875 in Ranchi, Jharkhand, Indien; † 9. Juni 1900 ebenda) war ein indigener Anführer und Volksheld des Munda-Stammes und der Mann hinter der millenaristischen Bewegung in den heutigen indischen Bundesstaaten Jharkhand und Bihar, welche zum Ende des 19. Jahrhunderts gegen die britischen Besatzer kämpfte, wodurch er zu einer wichtigen Figur in der Geschichte der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.

Sein Porträt hängt in der Zentralen Halle des indischen Parlaments – als der einzige Adivasi-Ureinwohner, welcher derart gewürdigt wird.[1]

Der Name Birsa Munda wird mit großem Respekt für einen der Freiheitskämpfer gegen den britischen Imperialismus genannt. Seine Erfolge während der Aufstände und Revolten gegen die britische Herrschaft in Indien werden durch den Umstand noch größer, dass er nicht einmal 25 Jahre alt wurde.

Frühe Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Birsa Munda wurde am Donnerstag, den 15. November 1875 geboren[2] und daher nach der Tradition der Munda nach diesem Wochentag benannt. Als Ort seiner Geburt werden entweder Ulihatu oder Chalkadin in Volksliedern besungen. Ulihatu war der Geburtsort seines Vaters Sugana Mundas. Die Vermutung Ulihatus beruht auf Birsas älteren Bruder Komta Munda, der in diesem Dorf wohnte und auf seinem Haus, welches – obgleich in baufälligen Zustand – noch immer existiert.

Birsas Vater, Mutter Karmi Hatu[3] und sein jüngerer Bruder Pasna Munda verließen Ulihatu und siedelten auf der Suche nach Anstellung als Arbeiter, Erntehelfer (sajhadar) oder Ryots (indischer Bauer) nach Kurubda, nähe Birbanki, über. In Krumbda kamen Birsas älterer Bruder Komta und seine Schwester Daskir zur Welt. Von dort zog die Familie nach Bamba, wo Birsas Schwester Champa und Birsa Munda geboren wurden.

Kurz nach Birsas Geburt verließ die Familie Bamba. Ein Streit zwischen den Mundas und ihren Ryots, in den sein Vater als Zeuge verwickelt war, veranlasste sie, nach Chalkad, dem Dorf Suganas´ Mutter weiterzuziehen, wo ihnen von Bir Singh, dem Munda des Dorfes, Zuflucht geboten wurde. Birsas Geburtszeremonie wurde in Chalkad vollzogen. Als ein Munda war er sehr in der Gesellschaft respektiert. Es wird berichtet, er habe die Kraft von 100 Elefanten, da beobachtet worden sei, wie er später mit der Hand englische Gewehre verbog und Maschinen aus England zerlegte, mit denen er angegriffen wurde.

Späte Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Birsa Munda hatte eine sehr schöne und frohe Kindheit. Er war ein Junge, der mit den Briten lebte. Birsas ersten Jahre verlebte er mit seinen Eltern in Chalkad. Er hütete Schafe, spielte Flöte und tila, ein ein-saitiges Instrument aus Kürbis.

Wegen der Armut der Familie wurde Birsa nach Ayubhatu, in das Dorf eines Onkels seiner Mutter gebracht. Sein ältester Bruder Komta Munda ging nach Kundi Bartoli, begab sich in den Dienst der Mundas, heiratete und lebte dort acht Jahre, bis er sich seinem Vater und jüngeren Bruder in Chalkad wieder anschloss. In Ayubhatu lebte Birsa für zwei Jahre. Er ging zur Schule in Salga, die von einem Jaipal Nag betrieben wurde. Dann begleitete er Joni, die jüngere Schwester seiner Mutter, Khatanga zu ihrer Vermählung und in ihr neues Zuhause. Er kam in Kontakt mit einem Pracharak, der zum Christentum konvertierte Familien besuchte, die damit die alten Munda-Gesetze brachen.

Er war so in Gedanken versunken, dass er die Ziegen- und Schafsherden vernachlässigte und daher Ärger mit deren Besitzern bekam. Daher verließ er das Dorf und ging nach Kundi Bartoli zu seinem Bruder. Wahrscheinlich begab er sich von dort zum deutschen Missionswerk in Burju, wo er die Grundschule absolvierte. Er wurde auch in Chaibasa in der Schule der deutschen Gossner Mission unterrichtet.

Prägende Jahre (1886–1894)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Birsas langer Aufenthalt in Chaibasa von 1886 bis 1890 war von großem Einfluss auf sein späteres Leben. Der Einfluss des Christentums formte seine eigene Religion. Diese Zeit war gekennzeichnet von Deutschem Einfluss und Römisch-Katholischer Missionierung. Chiabasa war nicht weit von dem Zentrum der Aktivitäten der Sardars entfernt, und so erwog Sugana Munda, seinen Sohn von der Missionsschule zu nehmen. Die Sardar prägten Birsas Anti-Mission und Anti-Regierungs-Haltung. Kurz nachdem sie Chiabasa 1890 verließen, traten Birsa und seine Familie aus der Deutschen Mission aus.

Er verließ Corbera mit dem Erstarken der Sardar-Bewegung. Er beteiligte sich unter der Führung von Gidiun von Piring im Gebiet Porhat an den Aufständen, in denen sich die Unzufriedenheit des Volkes gegen die Einschränkungen der traditionellen Rechte der Mundas im geschützten Wald äußerte. In den Jahren 1893 und 1894 wurde alles Brachland der Dörfer, das 1882 unter dem Indian Forest Act VII in Eigentum der Regierung übertragen wurde, in geschützte Wälder konstituiert. In Sighbhum wie in Palamau und Manbhum wurden Unternehmungen zu Waldbesiedlungen anberaumt und Messungen vorgenommen, welche die Rechte der waldbewohnenden Siedlungen besiegeln sollten. Für die Dörfer in den Wäldern wurden Blöcke von komfortabler Größe abgesperrt, nicht nur für die Bebauung, sondern auch für die Kultivierung des erschlossenen Geländes. 1894 war Birsa zu einem starken, scharfsinnig und intelligenten Mann herangewachsen. Er war groß für einen Munda, 5 Fuß und 4 Inches. Er zeichnete sich aus, als er den Dombari Tank in Garbera reparierte, den der Regen zerstört hatte. Seine Erscheinung war außerordentlich angenehm: Seine Eigenschaften waren ordentlich, seine Augen strahlend und voller Intelligenz und sein Aussehen heller als die meisten seines Volkes.

In dieser Periode hatte er eine Reihe von Erlebnissen, die für einen jungen Mann seines Alters und Aussehens typisch sind. Während eines Aufenthalts in den Nachbardörfern von Sankara in Singhbhum fand er passende Gesellschaft, stellte sich ihren Eltern mit Juwelen vor und erklärte seine Idee der Heirat. Später, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, befand er sie nicht treu und verließ sie. Eine andere Frau, die ihm half, war die Schwester von Mathura Munda. Bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis, bestand die Tochter von Mathura Munda von Koensar, die von Kali Munda gehalten wurde und die Frau von Jaga Munda von Jiuri darauf, die Frau von Birsa zu werden. Er rügte sie und verwies die Frau von Jaga Munda zu ihrem Mann zurück. Eine andere Frau, von der man hörte, war Sali von Burudih. In einer späteren Phase seines Lebens betonte Birsa die Monogamie.

Birsa wuchs unter den Ryots, dem tiefsten Rang der Landarbeiter auf. Ungleich ihrer Namensvettern in anderen Regionen hatten sie sehr geringe Rechte in dem Mundari Khuntkatti-System, das alle Rechte auf der Linie der Gründer monopolisiert hatte. Die Ryots galten nichts weiter als Tagelöhner. Birsas eigene Erfahrung als junger Mann, auf der Suche nach Anstellung von Ort zu Ort getrieben, gaben ihm tiefe Einsichten in die Agrar-Frage und die Angelegenheiten des Waldes: Er war kein passiver Beobachter, sondern aktiver Teilnehmer an der Bewegung seiner Nachbarschaft.

Berufung zum Propheten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Birsas Behauptung, ein Botschafter Gottes und Gründer einer neuen Religion zu sein, war für die Mission absurd. Es konvertierten aber auch Christen zu seiner Sekte, zumeist Sardars. Sein einfaches Kollekten-System richtete sich direkt gegen die Kirche, die eine Steuer erhob. Und das Konzept von einem Gott fand Anklang in seiner Ethnie. Die neue Religion des Wunderheilers und Predigers verbreitete sich gegen alle Widerstände. Die Mundas, Oraons and Kharias kamen in Scharen nach Chalkad, um den neuen Propheten zu sehen und um von ihren Leiden geheilt zu werden. Die beiden Bevölkerungsgruppen der Oraon- und Munda bis hinauf nach Barwari und Chechari in Palamau wurden überzeugte Birsaiten. Zeitgenössische und alte Volkslieder erinnern an den enormen Einfluss Birsas auf die Bevölkerung, ihre Freude und Hoffnungen auf sein Kommen. Der Name Dharti Aba war auf jedermanns Lippen. Ein Volkslied in Sadani beschreibt, wie die ersten Einflüsse die Kastengrenzen von Hindus und Moslems aufbrachen, die sich ebenfalls um die neue „Sonne der Religion“ scharten.

Birsa Munda und seine Bewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statur Birsa Mundas in Naya More, Bokaro Steel City, Jharkhand

Der britische Kolonialkrieg intensivierte die Transformation von einem Agrarsystem in ein Feudalsystem.

1856 betrug die Zahl der Jagirdars, die aus heutiger Sicht als Strohpuppen der Engländer fungierten, noch ungefähr 600. Sie lebten in bis zu 150 Dörfern. Im Jahre 1874 war fast alle Autorität der Munda und Oraon Führer von den Farmern betroffen, welche von höheren Mächten vorgestellt wurden. In einigen Dörfern hatten die Ureinwohner sämtliches Land verloren und wurden auf den Status von Landarbeiter zurückgeworfen. Auf doppelte Herausforderung des landwirtschaftlichen Zusammenbruchs und kultureller Veränderung beantworteten die Munda mit einer Serie von Revolten und Aufständen unter der Führung von Birsa. Die Bewegung setzte sich für die Landrechte der Mundas und die Enteignung der Briten und ihrer Mittelsmänner ein.

Birsa wurde am 3. Februar 1900 gefangen genommen und starb am 9. Juni 1900 im Gefängnis von Ranchi. Die Todesursache ist ungeklärt. Er zeigte zwar keinerlei Symptome von Cholera, jedoch gab die britische Regierung Cholera als Todesursache an. Nach seinem Tod erlosch die Bewegung. Jedoch war sie in zwei Punkten relevant. Die Kolonialregierung wurde gezwungen, Gesetze zu erlassen, die es erschwerten, den Stämmen Land wegzunehmen. Zum Zweiten zeigte es, dass die Ureinwohner fähig waren, gegen Ungerechtigkeit zu protestieren und ihren Unwillen gegen die Kolonialherrschaft zu zeigen. Sie taten dies auf ihre eigene Weise, indem sie ihre eigenen Rituale und Symbole des Kampfes entwickelten.

Rezeption in Kultur, Literatur und Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Geburtstag am 15. November wird immer noch von Stammesangehörigen in den Bezirken Mysore und Kodagu gefeiert[4] und offizielle Feiern werden in Kokar (Ramchi) abgehalten.[5]

2008 erschien der Bollywoodfilm Gandhi Se Pehle Gandhi mit Gracy Singh und Sameer Kochhar in den Hauptrollen. Diese filmische Biografie Birsa Mundas wurde von Igbal Durran nach seinem eigenen gleichnamigen Roman produziert.[6] Ein anderer Hindifilm, Ulgulan-Ek Kranti (The Revolution) wurde 2004 von Ashok Saran gedreht. In ihm spielen 500 Birsaiten oder Anhänger Birsas mit.[7]

Ramon-Magsaysay-Preis-Gewinnerin und Aktivistin Mahasweta Devis historischer Roman "Aranyer Adhikar" (Right to the Forest, 1977) gewann 1979 den Sahitya Akademi Award. Später veröffentlichte sie eine Version des Romans, "Birsa Munda", speziell für junge Leute.[8] Er wurde 2005 als "Aufstand im Munda-Land" ins Deutsche übersetzt.

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihm wird in den Namen folgender Institutionen gedacht: Birsa Institute of Technology Sindri, Birsa Agricultural University und die Sidho Kanho Birsha University. Mehrere große Sportstätten wie das Birsa Munda Athletics Stadium, Birsa Institute Of Technical Education (B.I.T.E. Ramgarh[9]), das Birsa Munda Zentralgefängnis, der Birsa Munda Flughafen (IATA-Flughafencode: IXR, ICAO-Code: VERC), und die Partei Birsa Seva Dal ehren ihn mit ihren Namen.

Der Schlachtruf des Bihar Regiments ist "Birsa Munda Ki Jai" (Sieg für Birsa Munda).[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. K S Singh: Birsa Munda and His Movement 1872-1901, 1983, 2002, Seagull Publication
  2. wann-war-es.de: Leben und Karriere von Birsa Munda (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive)
  3. Birsa Mumda Gedenk-Briefmarke und Biografie der indischen Post, 15. November 1988, abgerufen am 19. November 2013
  4. Tribals celebrate Birsa Munda birth anniversary Times of India, abgerufen am 18. November 2001
  5. rajbhavanjharkhand.nic.in: Homage to Bhawan Birsa Munda on his Birth Anniversary at Ranchi on 15 November, 2008 (Memento vom 10. April 2009 im Internet Archive; PDF; 1,34 MB, englisch)
  6. Film - Ankündigung „Gandhi Se Pehle Gandhi“ über Birsa Munda, auf filmibeat, abgerufen am 10. Februar 2016
  7. Ulgulan-Ek Kranti (The Revolution), abgerufen am 19. November 2013
  8. The 1997 Ramon Magsaysay Award for Journalism, Literature and Creative Communication Arts: Biography for Mahasweta Devi (Memento vom 26. März 2010 im Internet Archive) (englisch)
  9. Seite von B.I.T.E., abgerufen am 19. November 2013
  10. Bihar Regiment (Memento vom 15. November 2007 im Internet Archive) bharat-rakshak.com, abgerufen am 19. November 2013