Bischheim

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Bischheim
Bischheim (Frankreich)
Bischheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (67)
Arrondissement Strasbourg
Kanton Schiltigheim
Gemeindeverband Eurométropole de Strasbourg
Koordinaten 48° 37′ N, 7° 45′ OKoordinaten: 48° 37′ N, 7° 45′ O
Höhe 132–150 m
Fläche 4,41 km²
Einwohner 17.939 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 4.068 Einw./km²
Postleitzahl 67800
INSEE-Code
Website www.ville-bischheim.fr

Bischheim

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Kirche St. Laurenz (Saint-Laurent)

Bischheim, früher Bischheim am Saum,[1] ist eine französische Stadt mit 17.939 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie liegt im Arrondissement Strasbourg und im Kanton Schiltigheim.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt im Unterelsass am Fluss Ill und am Rhein-Marne-Kanal. Bischheim ist ein nördlicher Vorort von Straßburg; bis zum Münster im Zentrum sind es vier Kilometer. Es besteht eine Nahverkehrsverbindung mit der Straßenbahnlinie B und Regionalzügen der Bahnstrecke Wörth–Strasbourg.

Die Nachbarkommunen von Bischheim sind (von Norden im Uhrzeigersinn): Hœnheim, Straßburg, Schiltigheim und Niederhausbergen.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfname wird traditionell als ‚Heim/Ort des Bischofs‘ erklärt. Der Legende nach soll Bischoffsheim von Chlodwig an den Heiligen Remigius gegeben worden sein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältere Ortsbezeichnungen sind Biscovesheim (1163) und Biscovisheim (1212).[2] In einem handgeschriebenen Zollbuch des 14. Jahrhunderts ist Byschovisheim unter den Dörfern aufgeführt, die an Straßburg keinen Zoll zu entrichten brauchen.[3] Weitere Ortsnamen sind Bischofsheim und Biscofesheim sowie Bischen am Saum.[4][5]

Die Ortschaft lag früher auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs und war ein vom Bistum Straßburg vergebenes Lehen.[4] Hier wurde 1620 von Robert Königsmann der erste Tabak im Elsass gepflanzt.[6]

Im Jahr 1680 wurde die Ortschaft zusammen mit dem weltlichen Besitz des Bistums Straßburg im Rahmen der sogenannten Reunionspolitik Ludwigs XIV. durch Beschluss der Reunionskammern vom Königreich Frankreich annektiert.[7] Besitzer des Dorfs war um 1780 der Baron Böcklin von Böcklinsau.[8]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Landkreis Straßburg im Bezirk Unterelsass zugeordnet. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Bischheim eine Simultankirche, eine Synagoge, eine Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, eine Bierbrauerei, eine Mälzerei, Stärke-, Seiden- und Konservenfabrikation sowie Ziegel- und Kalkbrennerei.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1919
Jahr Einwohner Anmerkungen
1784 einhundert jüdische Familien mit 570 Individuen,[10] die eine Synagoge haben[11]
1793 1423 [12]
1821 2088 davon 956 Evangelische, 432 Katholiken, sechs Reformierte, 682 Juden und 14 Täufer[1]
1846 3137 [13]
1866 3654 [14]
1872 3828 am 1. Dezember, in 424 Häusern[6]
1880 4931 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 428 ha, in 476 Wohnhäusern, davon 2032 Katholiken, 2382 Protestanten und 516 Juden[15]
1890 6045 [13]
1900 7764 [9][13]
1905 9012 [13]
1910 9865 [16][13]
Anzahl Einwohner ab 1962
1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2018
12.355 14.383 14.985 16.215 16.308 16.763 17.827 17.137

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappenbeschreibung: In Blau ein rotgezungter aufgerichteter silberner Ziegenbock.

Protestantische Kirche
Rathaus

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Englischer Hof“ oder „Engländerhof“ (Château (de la Cour) d’Angleterre), denkmalgeschütztes Schloss mit Gartenanlage der Familie De Dietrich (1751), nicht zu besichtigen[17]
  • Protestantische Kirche (Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert, Kirchenschiff aus dem 18. Jahrhundert; Ausstattung aus dem 18. Jahrhundert, darunter denkmalgeschützte Orgel; Glasfenster von Joseph Ehrismann)
  • Kirche St. Laurentius (Saint-Laurent; neugotisch, frühes 20. Jahrhundert)
  • Cour des Boecklin („Boeckelshof“) mit Mikwe aus dem 18. Jahrhundert (Monument historique)[18]
  • Jüdischer Friedhof, 1797 angelegt
  • Rathaus (hôtel de ville), ehemalige Prachtvilla eines Großunternehmers (1890)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolf Riff (* 29. Juni 1850; † 15. Mai 1929 in Straßburg), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstags
  • René Louis Becker (* 7. November 1882; † 28. Januar 1956 in Dearborn, Michigan), Komponist, Organist und Pianist
  • Eduard Beck (* 29. April 1884; † 15. Dezember 1966), deutscher Heraldiker, Genealoge und Verwaltungsjurist
  • François Gangloff (* 11. Juli 1898; † 16. März 1979 in Straßburg), Turner
  • Marguerite Kuczynski (* 5. Dezember 1904; † 15. Januar 1998 in Berlin), Wirtschaftswissenschaftlerin und Übersetzerin
  • Jean Wendling (* 29. April 1934), Fußballnationalspieler

Personen, die vor Ort gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cerf Beer (* um 1726 in Medelsheim; † 7. Dezember 1793 in Straßburg), Vorkämpfer für die jüdische Emanzipation, heiratete nach Bischheim und lebte hier
  • David Sinzheim (* 16. November 1745 in Trier; † 11. Februar 1812 in Paris), Rabbiner in Straßburg, wirkte ab 1785 in Bischheim
  • Maximilien de Ring (* 27. Mai 1799 in Bonn; † 5. März 1873 in Bischheim), Archäologe, Historiker, Landschaftsmaler und Zeichner, starb in Bischheim
  • Jakob Ignatius Simonis (* 12. März 1831 in Ammerschweier; † 11. Februar 1903 in Oberbronn), katholischer Pfarrer in Bischheim, Professor und Reichstagsabgeordneter
  • Adolf Ury (* 14. Juni 1849 in Niederbronn; † 24. August 1915 in Straßburg), Oberrabbiner und Landtagsabgeordneter, besuchte in Bischheim die Jüdische Gemeindeschule
  • Johann Adam Rüppel (* 13. Januar 1864 in Weibersbrunn; † 1. Januar 1930 in Stockstadt am Main), Baumeister und Architekt, baute 1909/10 die Pfarrkirche in Bischheim
  • Dionysius Will (* 8. September 1867 in Landersheim; † 23. Juli 1912 in Hœnheim), katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstags, war Vikar in Bischheim
  • Otto Bender (* 17. Dezember 1897 in Eichtersheim; † 27. Mai 1988), Politiker (NSDAP), ab 1940 Chef der Zivilverwaltung in Bischheim
  • Cédric Stoll (* 6. April 1982 in Schiltigheim), Fußballspieler, spielte bei FC Soleil Bischheim
  • Ana Maria De Sá Fernandes (* 14. März 1987 in Vila Chã, Esposende), Fußballspielerin, spielte für Mars Bischheim
  • Jonathan Schmid (* 22. Juni 1990 in Straßburg), Fußballspieler, spielte für CS Mars 1905 Bischheim

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen Bischheim, Schiltigheim und Hönheim soll sich die Stelle befinden, wo 357 der römische Kaiser Julian die Alemannen schlug.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 113–120.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bischheim (France) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Band 2, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825,S. 372 (Google Books).
  2. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 30 (Google Books).
  3. Urkunden und Akten der Stadt Straßburg, herausgegeben mit Unterstützung der Landes- und der Stadtverwaltung. Verlag Karl J. Trübner, Strassburg 1879–1900. Teil I: Urkundenbuch der Stadt Straßburg; Band 4, 2. Hälfte (1888): Stadtrechte und Aufzeichnungen über bischöflich-städtische und bischöfliche Ämter, bearbeitet von Aloys Schulte und Georg Wolfram, S. 227, Ziffer [6] (Google Books).
  4. a b Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 100 (Google Books).
  5. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 205 (Google Books).
  6. a b c C. Stockert: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 34–35 (Google Books) und S. 78, Ziffer 32 (Google Books)
  7. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7, Ziffer II.1 (Google Books).
  8. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 205 (Google Books).
  9. a b Lexikoneintrag zu Bischheim, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 2, Leipzig/Wien 1905, S. 903 (Zeno.org).
  10. Joseph Lemann: Eintritt der Israeliten in die bürgerliche Gesellschaft der christlichen Staaten. Sutter, Rixheim 1888, S. 80, Abschnitt III (Google Books).
  11. Allerneueste Mannigfaltigkeiten – Eine gemeinnützige Wochenschrift. Erster Jahrgang, Berlin 1782, S. 167 (Google Books).
  12. Bischheim – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich (EHESS).
  13. a b c d e Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  14. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 6 (Google Books).
  15. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 5, Ziffer 54 (Google Books).
  16. Bischheim, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Bischheim (meyersgaz.org).
  17. Histoire (Memento des Originals vom 19. Dezember 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bischheim.alsace
  18. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Juli 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ville-bischheim.fr