Bou-Azzer-Mine

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Bou-Azzer-Mine
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Blick auf den Bergbau (2013)
Andere Namen Bou-Azzer Mine
Abbautechnik Untertagebau
Seltene Mineralien Fördern
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Managem
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Kobalt/Nickel
Abbau von Nickel
Geographische Lage
Koordinaten 30° 31′ 6″ N, 6° 54′ 40″ WKoordinaten: 30° 31′ 6″ N, 6° 54′ 40″ W
Bou-Azzer-Mine (Marokko)
Bou-Azzer-Mine (Marokko)
Lage Bou-Azzer-Mine
Provinz Ouarzazate
Staat Marokko

Die Bou-Azzer-Mine ist ein bedeutendes Kobalt-Nickel-Bergwerk im Süden Marokkos.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bergwerk befindet sich im Antiatlas in der Provinz Ouarzazate in einer Höhe von 1300 m bis 1400 m über dem Meeresspiegel[1], etwa 45 km (Luftlinie) südlich der Provinzhauptstadt Ouarzazate.

Die Mine liegt in unmittelbarer Nähe zur asphaltierten Landesstraße RR108, welche die Kleinstädte Taznakht im Westen und Agdz im Osten verbindet.[2]

Geologie und Mineralogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bergbau Bou-Azzer ist Teil eines ausgedehnten Kobalt-Nickel-Bergbaugebietes, welches sich auf einer Länge von 70–90 km von Nordwesten nach Südosten erstreckt. Die Lagerstätte befindet sich in präkambrischem Grundgebirge mit einer silikatisch-karbonatischen Decke.[3] Dort tritt die Vererzung im Kontaktbereich zu Serpentiniten des Bou-Azzer-Ophioliths auf.[4][5]

Bou-Azzer ist ein bekannter Mineral-Fundort, an dem bisher rund 180 anerkannte Mineralarten sowie verschiedene Varietäten und Mischkristalle wie unter anderem Biotit, Gersdorffit und Hibschit (Stand 2023) entdeckt wurden. Für vier Minerale gilt Bou-Azzer zudem als Typlokalität (erster Fundort), namentlich Irhtemit, Nickelaustinit und Wendwilsonit sowie der nach dessen Typlokalität benannte Bouazzerit.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die Bewohner der Region das markant violette Kobaltarsenat Erythrin als Rattengift und Insektizid benutzten, wurde zwischen 1928 und 1930 in Bou Azzer gezielt nach Kobalterz gesucht. Der aufgefundene Bergbaudistrikt wurde der Société minière de Bou-Azzer et de Guerara (SMAG) zugesprochen. Während des Zweiten Weltkrieges musste die Abbautätigkeit zwischen 1940 und 1943 eingestellt werden.[6]

Heute wird das Bergwerk als Untertagebergbau von der Compagnie de Tifnout Tighanimine (CTT), einer Tochtergesellschaft des Rohstoffkonzerns Managem betrieben.[7]

Umweltbelastung durch Arsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1999 schrieb El Houssaine Berdouzi auf Vorschlag (1995) seines Professors Jean-Claude Samama[8] seine Doktorarbeit Etude de la Dispersion des Polluants Mineraus Autour de la mine de Bou-Azzer[9] über die Arsenbelastung des Wadi Alougoum durch in der frühesten Mine abgebautes Kobaltarsenid (Modderit) als auch durch präkambrische Sedimente im Wadi. 2013 machte die marokkanische Zeitung Al Massa noch einmal darauf aufmerksam.[10] Celia Izoard erinnerte im Juli 2023 daran[11] wie auch an die zweifelhafte Arbeitssicherheit bei Subunternehmen und Gewerkschaftsfreiheit.[12]

Im November 2023 wurde das Thema der Arsenverseuchung von Umwelt und Menschen von zahlreichen deutschen Medien aufgegriffen, da BMW von Managem mit dem in der Bou-Azzer-Mine gewonnenen Kobalt beliefert wird. Experten vermuten deshalb, dass die dokumentierten Zustände in der Mine in Konflikt mit dem deutschen Lieferkettengesetz stehen könnten.[13][14][15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bou Azzer Mine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. OpenTopoMap; abgerufen am 17. November 2023
  2. Lage in OpenStreetMap; abgerufen am 17. November 2023
  3. a b Bou-Azzer-Mine. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 18. November 2023.
  4. Mohammed Bouabdellah, Lhou Maacha, Gilles Levresse and Omar Saddiqi: The Bou Azzer Co–Ni–Fe–As(±Au ± Ag) District of Central Anti-Atlas (Morocco): A Long-Lived Late Hercynian to Triassic Magmatic-Hydrothermal to Low-Sulphidation Epithermal System. In: M. Bouabdellah and J.F. Slack (Hrsg.): Mineral Deposits of North Africa, Mineral Resource Reviews. Springer International Publishing, 2016, S. 229–247, doi:10.1007/978-3-319-31733-5_8 (englisch, researchgate.net [abgerufen am 18. November 2023]).
  5. J.L. Bodinier, C. Dupuy, J. Dostal: Geochemistry of precambrian ophiolites from Bou Azzer, Morocco. In: Contrib. Miner. Petrol. Band 78, 1984, S. 43–50 (englisch, researchgate.net [abgerufen am 18. November 2023]).
  6. Ouarzazate 1928-1956 vom 15. August 2011: La mine de Bou-Azzer (frz.); abgerufen am 17. November 2023
  7. managemgroup.com: Bou-Azzer mine (engl.); abgerufen am 17. November 2023
  8. https://ensg.univ-lorraine.fr/deces-de-jean-claude-samama-directeur-de-lensg-de-1980-a-1985/
  9. https://web.archive.org/web/20230705085014/http://docnum.univ-lorraine.fr/public/INPL_T_1999_BERDOUZI_E_H.pdf
  10. https://web.archive.org/web/20231113144310/https://reporterre.net/IMG/pdf/enquet_el_mouden_almassae.pdf
  11. https://web.archive.org/web/20230705082120/https://reporterre.net/Au-Maroc-une-mine-de-cobalt-empoisonne-les-oasis
  12. https://web.archive.org/web/20230704082053/https://reporterre.net/Mines-au-Maroc-la-sinistre-realite-du-cobalt-responsable
  13. tagesschau.de vom 12. November 2023: Schwere Vorwürfe gegen BMW-Zulieferer; abgerufen am 17. November 2023
  14. taz.de vom 13. November 2023: BMW wegen Zulieferer in Bedrängnis; abgerufen am 17. November 2023
  15. zeitonline.de vom 13. November 2023: BMW prüft Vorwürfe gegen marokkanischen Kobaltzulieferer; abgerufen am 17. November 2023