Wendwilsonit

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Wendwilsonit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1985-047[1]

IMA-Symbol

Wdw[2]

Chemische Formel Ca2Mg[AsO4]2·2H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/C.17
VII/C.17-090

8.CG.10
40.02.03.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[4]
Gitterparameter a = 5,81 Å; b = 12,91 Å; c = 5,62 Å
β = 107,4°[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Häufige Kristallflächen {011}, {111}, {010}, {110}[5]
Zwillingsbildung nach {100}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,52(8); berechnet: 3,57[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[5]
Bruch; Tenazität uneben
Farbe hellrosa bis rosenrot
Strichfarbe hellrosa
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,694[6]
nβ = 1,703[6]
nγ = 1,713[6]
Doppelbrechung δ = 0,019[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 87° (gemessen), 88° (berechnet)[6]

Wendwilsonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ca2Mg[AsO4]2·2H2O[3] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Magnesium-Arsenat.

Wendwilsonit ist das Magnesium-Analogon zu Roselith (Ca2Co[AsO4]2·2H2O[3]) und bildet mit diesem eine lückenlose Mischkristallreihe. In natürlich gewachsenen Wendwilsonitkristallen ist daher meist ein geringer Anteil Magnesium durch Cobalt vertreten (Substitution, Diadochie), was in der Formel mit in runden Klammern gesetzten Elementsymbolen ausgedrückt wird: Ca2(Mg,Co)[AsO4]2·2H2O[4]

Das Mineral entwickelt meist prismatische, nach der a-Achse gestreckte Kristalle bis etwa sechs Millimetern Länge mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Die Farbe der durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle schwankt je nach Höhe der Cobaltbeimengung zwischen Hell- und Dunkelrosa bis Rosenrot und wird umso dunkler, je mehr Magnesium durch Cobalt ersetzt ist.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Wendwilsonit im Bergbaubezirk Bou-Azzer etwa 30 Kilometer östlich von Taznakht in der Provinz Ouarzazate (Region Souss-Massa-Draâ) in Marokko sowie in der Sterling Mine bei Sterling Hill etwa einen Kilometer westlich von Ogdensburg im US-Bundesstaat New Jersey.

Beschrieben wurde das Mineral erstmals 1987 durch Pete J. Dunn, Bozidar Darko Sturman und Joseph A. Nelen, die es nach dem Autor und Herausgeber des „Mineralogical Record“ Wendell E. Wilson[7] benannten, um dessen Beiträge zur Mineralogie zu ehren.

Typmaterial des Minerals wird im Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada (Katalog-Nr. M42119) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA (Katalog-Nr. 136288) aufbewahrt.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Wendwilsonit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Anorthoroselith (ehemals Roselith-β, Roselith-Beta), Brandtit, Cassidyit, Collinsit, Fairfieldit, Gaitit, Hillit, Messelit, Parabrandtit, Roselith, Talmessit und Zinkroselith die „Fairfieldit-Roselith-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/C.17 bildete.

Die von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wendwilsonit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 1“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Brandtit, Roselith und Zinkroselith die „Roselithgruppe“ mit der System-Nr. 8.CG.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wendwilsonit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er in der „Roselith-Untergruppe (Monoklin: P21/c)“ mit der System-Nr. 40.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wendwilsonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 5,81 Å; b = 12,91 Å; c = 5,62 Å und β = 107,4° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wendwilsonit aus der Aghbar Mine, Aghbar, Bou Azer, Marokko (Sichtfeld 4 mm)

Wendwilsonit bildet sich als Sekundärmineral in cobalthaltigen hydrothermalen Mineral-Lagerstätten.

Neben seiner marokkanischen Typlokalität Bou Azer (Gruben- und Tagebau Aghbar, Gang Nr. 2) wo das Mineral in Paragenese mit Talmessit und Erythrin auftrat,[5] und seiner US-amerikanischen Typlokalität Sterling Mine, fand man das Mineral bisher nur noch in der Cobalt-Eisen-Lagerstätte Dashkasan im Rayon Daşkəsən von Aserbaidschan, der Mina Torrecillas im Bezirk Salar Grande in der chilenischen Provinz El Tamarugal (ehemals Provinz Iquique, Región de Tarapacá) sowie an der Hartkoppe (Steinbruch Fuchs) im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg und bei Schneeberg im sächsischen Erzgebirge in Deutschland.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pete J. Dunn, B. Darko Sturman, Joseph A. Nelen: Wendwilsonite, the Mg analogue of roselite, from Morocco, New Jersey, and Mexico, and new data on roselite. In: American Mineralogist Band 72 (1987), S. 217–221 (PDF 507,2 kB)
  • Uwe Kolitsch, Michel Fleck: Third update on compounds with kröhnkite-type chains: the crystal structure of wendwilsonite [Ca2Mg(AsO4)2·2H2O] and the new triclinic structure of synthetic AgSc(CrO4)2·2H2O and M2Cu(Cr2O7)2·2H2O (M= Rb, Cs). In: European Journal of Mineralogy. Band 18 (2006), S. 471–482 doi:10.1127/0935-1221/2006/0018-0471
  • Ray L. Frost, Ricardo Scholz, Andrés López, Fernanda Maria Belotti, Yunfei Xi: Structural characterization and vibrational spectroscopy of the arsenate mineral wendwilsonite. In: Spectrochimica Acta Part A-Molecular and Biomolecular Spectroscopy. Band 118 (2014), S. 737–743 doi:10.1016/j.saa.2013.09.048

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wendwilsonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c IMA/CNMNC List of Mineral Names; September 2015 (PDF 1,5 MB)
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 484.
  5. a b c d e f g Wendwilsonite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,2 kB)
  6. a b c d e Mindat - Wendwilsonite
  7. Homepage des Mineralogical Record
  8. Fundortliste für Wendwilsonit beim Mineralienatlas und bei Mindat