Brasilianit

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Brasilianit
Brasilianitkristall aus Galilea, Minas Gerais, Brasilien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Bzl[1]

Chemische Formel NaAl3[(OH)2|PO4]2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.12
VII/B.12-010

8.BK.05
41.05.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch 2/m[2]
Raumgruppe P21/n[3]
Gitterparameter a = 11,233 Å; b = 10,142 Å; c = 7,097 Å
β = 97,37°[3][2]
Formeleinheiten Z = 4[3][2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5
Dichte (g/cm3) 2,98
Spaltbarkeit gut nach {010}
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig
Farbe farblos, weiß, gelblich, grünlichgelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,602
nβ = 1,609
nγ = 1,621 bis 1,623[4]
Doppelbrechung δ = 0,019 bis 0,021[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 71 bis 75°[4]

Brasilianit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung NaAl3[(OH)2|PO4]2[5] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende, kurzprismatische oder isometrische Kristalle, aber auch radialstrahlige, körnige oder massige Aggregate.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals wissenschaftlich beschrieben und als eigenständiges Mineral erkannt wurde der Brasilianit 1945 durch Pough and Henderson. Als Typlokalität gilt Conselheiro Pena bei Minas Gerais in Brasilien und nach diesem Fundort (Brasilien) wurde das Mineral auch benannt. Bekannt war der Brasilianit allerdings schon vorher, wurde aber irrtümlich für Chrysoberyll gehalten.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Brasilianit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Bøggildit, Cafarsit, Cirrolit und Lacroixit die „Kirrolith-Brasilianit-Gruppe“ mit der Systemnummer VII/B.12 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.12-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Brasilianit zusammen mit Augelith und Viitaniemiit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/B.12 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Brasilianit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen und dem Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 2 : 1, 2,5 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 8.BK.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Brasilianit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41.05.07 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brasilianit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 11,233 Å; b = 10,142 Å; c = 7,097 Å und β = 97.37°[9] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reiner Brasilianit ist farblos oder weiß. Er kann jedoch durch Fremdbeimengungen von gelblicher bis grünlichgelber Farbe sein.

Borsäure und Borax ätzen das Mineral an, Fluorwasserstoffsäure zerstört es.[10]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brasilianit bildet sich aus hydrothermalen Lösungen in phosphatereichen Zonen von Granit-Pegmatiten, kann aber auch metamorph in Sedimentgesteinen entstehen. Er tritt dabei in Paragenese mit verschiedenen Mineralen auf, so unter anderem mit Albit, Amblygonit, Apatiten, Augelith, Bertossait, Muskovit, Quarz, Mineralen der Turmalingruppe und Whitlockit.

Bisher konnte Brasilianit an 45 Fundorten nachgewiesen werden (Stand: 2009): Salta in Argentinien; East Gippsland Shire in Australien; Paraíba und Rio Grande do Norte in der nordöstlichen Region, Espírito Santo und Minas Gerais in der südöstlichen Region von Brasilien; Waidhaus in Deutschland; Ébreuil in Frankreich; bei Dawson in Kanada; Karibib in Namibia; Spittal an der Drau in Österreich; Gatumba in Ruanda; Zamora in Spanien; Richtersveld in Südafrika; Mähren in Tschechien; sowie in den US-amerikanischen Regionen Arizona, Connecticut, Maine, New Hampshire und South Dakota.[11]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Schmuckstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brasilianit wird ausschließlich zu Schmucksteinen verarbeitet, ist allerdings als relativ neues Schmuckmineral noch nicht sehr verbreitet. Da der Stein nur etwa die Härte von Glas besitzt, ist er gegenüber Beanspruchungen bei der Schmuckherstellung und beim Tragen empfindlich und kann als Arm- oder Fingerschmuck im täglichen Gebrauch leicht beschädigt werden.[10] Verwechslungsgefahr aufgrund seiner Farbe besteht unter anderem mit Amblygonit, Apatit, Chrysoberyll, Beryll und Topas.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Brazilianite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c Handbook of Mineralogy – Brazilianite (Mineraldatenblatt, englisch, PDF 64,4 kB)
  3. a b American Mineralogist Crystal Structure Database – Brazilianite (englisch, 1974)
  4. a b c Brazilianite bei mindat.org (englisch)
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
  6. Gerhard Niedermayr: Aus den Neuerwerbungen der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung – Brasilianit und Petalit aus Minas Gérais, Brasilien. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 76, 1972, S. 605–607 (zobodat.at [PDF; 1 MB]).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  9. American Mineralogist Crystal Structure Database – Brazilianite (englisch, 1974)
  10. a b Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler – Brasilianit (Memento des Originals vom 16. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.beyars.com
  11. Mindat – Localities for Brasilianite (englisch)
  12. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 206.